Wimperscheibe is t h e r v o r stehend, d e r horizontale, pe ristom a le R a n d zu einem kleinen
W a ll verd ick t, n ic h t ausgebogen. Cilienkranz p ra c h tv o ll entwickelt; die Cilien sind sehr
lan g u n d v o r allem ä u ß e rs t d ich t u n d h ab en die F o rm eines k ompakten F ä ch e rs. D e r K e rn
is t n ich t groß, gebogen, lieg t in der oberen K ö rp e rh ä lfte . E in e p u lsierende Vakuole. Der
Stiel is t seh r dün n , 4—5mal län g e r als d e r K ö rp e r, d e r ax ia le Muskel is t n u r im obersten
Teil des Stieles u n te rsch e id b a r, d e r ja au ch n u r k o n tra k til ist, weiter u n te n fe h lt dem
Stiel d e r Muskel; e r is t n ic h t meh r k o n tra k til, is t ä u ß e rs t d urchsichtig. Be i K o n trak tio n
w indet sich d e r obere Teil des Stieles n ic h t sp ira lfö rm ig , sonde rn b ild e t kleine Zickzacke,
wobei e r sich an d e r Übergangsstelle in den mu ske lfreien Teil umbiegt, was eine Senkung
des Köpfchens h e rv o rru ft.
Vorticella conesoma k am n u r einmal, d a fü r a b e r in g ro ß e r A nzahl vo r, u n d zwar au f
den Kolonien des R o ta to rs Conochilus im P lan k to n d e r g u t d u rchw ä rm te n Bogutschan-
schen B u ch t am 24. V II. 1928, deren ü p piges P la n k to n k e inen speziell baikalischen, sond
e rn einen gewöhnlichen See-Teichcharakte r tru g . Die phvsiko-chemischen Bedingungen
w a ren folgende:
S t 5764 Temperatur 0 2 mg/1 C02 mg/1
C02 bicarb.
mg/1 PH CaO mg/1 MgO mg/1
Oxydierbark.
0 2 mg/1
14,40° 12,24 1,20 34,0 7,4 20,1 2,3 2,62
Vorticella pelagica sp. nov. (Abb. 99).
Ä u ß e rs t anm u tig e kleine Vorticelle, seh r d urchsichtig, m it schwach b läu lich e r S ch a ttie
ru n g . Die Körperobe rfläche is t g la tt. Die Länge des K ö rp e rs n ic h t meh r als 40 [-*•, meist
30 ¡a. Der K ö rp e r g le ich t einem Glöckchen, is t n a ch vorn e h in s ta rk v e rb re ite rt, im h in te
re n Teil bedeutend verschm ä le rt. Die K ö rp e rs e iten sin d konvex. Die Wimperscheibe ist
wenig hervorstehend, e in wenig zu r Längsachse des K ö rp e rs geneigt, seh r g u t entwickelt
u n d h a t im Durchmesser bis 70 [*. D e r p e ristom a le R a n d is t b re it nach au ß en ausgebogen.
Das um fangreiche Ve stibulum öffnet sich in ein en b re ite n Schlund. E in e p u lsierende V a kuole.
D e r K e rn is t langgestreckt, gebogen, re ich t von d e r Wimperscheibe b e inahe zum
h in te ren Körperende. D e r Stie l is t d ü n n u n d durchweg bei allen E x em p la ren seh r kurz,
üb e rste ig t nie die K ö rp e rlän g e , is t gewöhnlich soga r k ü rz e r als d e r K ö rp e r (bis 30 (/.)•
Von a llen bekan n ten Vorticella-Arten ste h t diese F o rm am näch sten d e r V. appuntata
F r o m m e n t a l , u n te rsch e id e t sich jedoch von le tz te re r A r t v o r allem d u rch die S tru k tu
r des Stieles, dessen Axialmuske l bei V. appuntata nach F r o m m e n t a l is t „constitué
p a r de p e tite s perle s v e rte s trè s b rilla n te s “ ; la u t d e r Beschreibung E . P e n a r d s is t der
eigentliche a x ia le Muskel bei dieser F o rm von n o rm a le r S tru k tu r, n u r is t e r „ trè s pâle
et in d istin c t, g a rn i su r to u te sa longeur d ’une lig n e de perle s b rillan te s , se rrées en chapelet.“
Bei u n se re r F o rm ab e r is t d e r ax ia le Muskel von gewöhnlicher S tru k tu r u n d vollkommen
g u t untersch e id b a r.
E s sei h ie r noch d a ra u f hingewiesen, daß V . pelagica, im Gegensatz zu den übrigen
Vo rticellinen, durch schwache S en sib ilitä t gekennzeichnet wird: ih r K ö rp e r, wie au ch ih r
Stie l k o n tra h ie rt sich seh r selten; das In fu so r re a g ie r t z. B. se h r schwach a u f die Bedeckung
m it dem Deckgläschen, a u f die Versetzung au s einem T ropfen in den andere
n usw.
W ir tra fe n F . pelagica im B a ika lsee entweder a u f Melosira binderana und M. bai-
calensis oder, seltener, a u f Synedra acus v. delicatissima. W äh ren d V. pelagica somit als
pa ssiv -p lan k tisch e r Organismus a u f tritt, g eh ö rt sie zu den re in pelagischen F ormen. Dies
In fu so r kommt nie in d e r K ü sten reg io n , in seichten, abgeschlossenen, d u rchw ä rm te n
Bu ch ten vor, es is t den Regionen des Baikalsees an g ep aß t, die ein k la r ausgesprochenes
P e la g ia l aufweisen. Am häufigsten u n d in g rö ß te r Z ahl w ird es im offenen Baikalsee, sein
e r ganzen L änge nach von Norden n a ch Süden angetroffen. In dieser Region h ä lt sich
das In fu so r in ein e r bis 50 m tie fen S ch ich t a u f u n d is t von uns n u r in den Sommermonaten
gefunden worden. F e rn e r tra fe n w ir es im P la n k to n der B a rgusinischen Bucht, in den
a n den m ittle re n B a ik a l angrenzenden Bezirken, die ein ihm v e rw an d te s Regime a u fweisen,
sodann in einigen na ch dem See we it geöffneten Buchten, wie z. B. d e r Pestscha-
n a ja , Dawscha u. a. D a das In fu so r a n Melosira gebunden ist, folgt es na tü rlich e rw e ise
bei se iner v e rtik a len V e rb re itu n g dieser Alge nach: z. B. bei bedeutender Du rchw ä rm u n g
d e r oberen Wasserschichten s in k t es zusammen m it Melosira in die tie fe r liegenden k a lten
Schichten, wie dies am 10. V II. 1928 in d e r B a rgusinschen Bucht am Nishne je Isgolowje
des Swjatoi Noss (St. 368/2), am 20. V II. in Bucht Sam d ak a usw. beobachtet wurde.
Trotz ih re r weiten V e rb re itu n g im Ba ik a lse e e rre ic h t V. pelagica keine irgendwie
wesentliche E n tw ick lu n g u n d sp ie lt im P la n k to n des Sees keine wesentliche Rolle. Die
In fu so rien sitzen a u f Melosira gewöhnlich n u r in einem E x em p la r, zudem is t eine beträ
ch tlic h e Anzahl von Melosira-Fäden gänzlich fre i von ihnen.
Die Grenzen d e r hydrologischen G ru n d fak to ren , die das Vorkommen von V. pelagica
im B a ika lsee begleiteten, sind folgende:
Temperatur 0 2 mg/1 CaO mg/1 MgO mg/1
C02 mg/1
Bicarb. PH
Oxydierbark.
0 2 mg/1
3,50—7,80 11,57—12,83 21,0—26,20 3,50—5,08 39,4—49,0 w -7,6 1,76—2,78
Allem Anschein nach is t F . pelagica zu d e r Gruppe d e r eupelagischen, stenoxyge-
nen u n d stenothe rmen K a ltw a sse rin fu so rien zu zählen.
Vorticella longitridia sp. nov. (Abb. 100).
Das U ntersche idungsmerkma l dieser k le in en Vorticelline is t die mächtige E ntw ick lu
n g d e r ad o ra len Wimperzone. Be i ein e r K ö rp e r län g e von 30 [/■ e rre ichen die W im p e rn
eine L änge von ca. 25—30 ¡¿. Gewöhnlich b e trä g t ab e r die Wim p e rlän g e bei den Vorticellinen,
wie bekannt, im Mittel n u r 1U—spta d e r gesamten Körp e rlän g e . Die u n dulierende
Membran is t ebenfalls seh r g u t ausgebildet. K ö rp e r glockenförmig, Durchmesser des obere
n Teils 30 ja. P e ristom ra n d m äß ig umgeschlagen. Wimperscheibe seh r konvex. P la sm a
von schwach gelblichem Ton. Cuticula fe in gestrich e lt. Der Stiel is t in d e r Mehrzahl der
F ä lle 3mal so lan g wie d e r K ö rp e r, dünn. K e rn hufeisenförmig. P u lsie ren d e Vakuole am
An fan g ste il des Vestibulum.
Vorticella longitricha w urde in ziemlich b edeutender Menge an den Gammariden gefunden,
die aus ein e r Tiefe von 294 und 1175 m (März 1928) gefangen wurden. Die I n fusorien
saßen in kleinen Kolonien a n d e r Innen se ite d e r Gammarid en ex tremitä ten , gewöhnlich
a n der Dornenbasis.