Dileptus anser O.F.M.
W u rd e ausschließlich als U fe r fo rm angetroffen, u n te r v e rsch ied e n a rtig en Algen, je doch
vorwiegend u n te r ahsterbenden Ulothrix, Tetraspora, in stagn ie ren d em W a sse r m it
ü p p ig e r P ro tis ten -B ev ö lk e ru n g , die diesem Rau b in fu so r a ls N a h ru n g dienen. D. anser
g eh ö rt zu d e r Zahl d e r n ic h t z ahlreichen In fu so rien der U fe rgemeinschaft des Baikalsees,
die imstan d e sind, a n irg en d welchen besonders geschützten Stellen, wo tro tz d e r H e rb sts
tü rm e Re ste von Algen e rh a lte n gehliehen sind, au ch den W in te r zu überleben. So fa n den
w ir ih n z. B. in S p a lten zwischen den B a lk en des a lte n Damms bei M a ritu j; u n te r
diesen Bedingungen b estand die N a h ru n g des In fu so rs au s Vorticella-K.öpfchen. Die T emp
e ra tu rg ren z en des D. anser im Ba ika lsee sind ä u ß e rs t weit: gegen 0 22 . D. anser g ehört
zu den eu ry th e rm en Formen.
L. R o s s o l im o (1923) g ib t D.a n s e r fü r d ie Tschiwyrkui-Bai an, wo sich d ie se Form u n te r d e n bodenbedeckenden
Algen aufhält.
Die Fundbed in g u n g en d ieses In fu so rs im Baikalsee s in d fü r dasse lb e ziemlich typisch, u n d d en L ite ra tu ran g a b en
nach is t se in e ökologische Amplitude ziemlich en g u n d b e sc h rän k t sich au f k le in e verwachsene u nd d e r Ve rsumpfung
u n te rlieg e n d e Wa sserbe cken ( Z a c h a r i a s , 1903; L e v a n d e r , 1894; G o d e t , 1901; D a l l a T o r r e , 1896; S c h l e n k e r ,
1908; W e t z e l , 1928, u n d v iele an d e re ), w ie auch a u f versump fte Uferreg io n en von F lü ssen u n d Seen: Gr. P lö n e r See
( Z a c h a r i a s , 1894), Lac Gris (M o n t i, 1924), Lac d ’Annecy ( L e R o u x , 1906), Ladoga-See ( S k o r i k ow, 1909) u. a . ; n u r
e in Hinwe is zeugt von d em Vorkommen d ie se r Form als P lanktonform, u n d zwar d e r Hinwe is a u f d en Moritzburger
Großteich b e i Dresden in d en Win termo n a ten ( T h a l lw i t z , 1906).
C. Hypostomata Schewiakoff.
Fam. Nassulidae Schouteden.
Nassula aurea Ehrenberg.
W u rd e im P la n k to n se ichter Teile d e r B a rg u sin -B a i angetroffen, die g u t d u rch w
ä rm t u n d von dem h ä r te re n u n d w ä rm e ren W a sse r des Ba rgusinflusses beeinflußt waren,
u n d zwar an folgenden Stellen: in Massen im Oberfläehenplankton V?. m vom U fe r; zwischen
den Orten T scherny u n d Cholodjanka, ü b e r ein e r Tiefe von 4 m, hei ein e r Oberflä
ch en tem p e ra tu r von 18,62°, am 5. V I I. 1928; fe rn e r in 4 km von d e r O rtsch a ft Ustj-B a r-
g usin in NW-Richtung, im Oberflächenplankton, ü b e r e in e r Tiefe von 9 m hei ein e r Oberflä
ch en tem p e ra tu r von 15,3°, am 8. V I I. 1928. Außerdem in g e rin g e r A n z ah l von E xemp
la re n im Oberfläehenplankton der Bucht in d e r Näh e des Flusses Makarowa (n o rdw e s tj
liches U fe r d e r Ba rgusin-Bucht) ü b e r einer Tiefe von 9 m, Oberflä chentempera tur 12,4°
am 7. V I I. 1928. Als N ah ru n g dienten Synedra, Synura uvella, Anabaena u n d andere
Algen.
In d e r L ite ra tu r finden w ir Hinwe ise a u f d a s Vorkommen v on N. aurea in k le in en Wa sserbe cken, u n d zwar in
k leinen, stag n ieren d en , v erwac h sen en We ih e rn Au stra lien s ( S c h e w i a k o f f , 1893), in k le in en Wa sserbe cken in d e r Umgebung
von Genf (R o u x , 1901), in Gebirgsmooren d e r Schweiz (M e rm o d , 1914), w ie auch im Ufergebie t g ro ß e r Teiche
u n d S een : im Un terp o cern itz er Teich in Böhmen, u n te r Bruchstücken von Binsen (Ö v e c , 1897), in d e r Ufergegend des
Großen P lö n e r Sees ( Z a c h a r i a s , 1903) u n d d e s Lago Maggiore ( A n d r é , 1912).
Es b es teh t dagegen n u r e i n Hinwe is a u f d a s Vorfinden von N. aurea im P la n k to n : W. M. R y l o w (1923) e rw äh n t
d ies In fu so r b ei Beschreibung d e s S ommerplanktons e in e r d e r nich t tiefen , schwach durchflossenen Teiche von P eterhof
d e s Gouv. Len in g rad (Cristatella-Teich).
Nassula aurea k a n n somit zu den euryto p en u n d eu ry th e rm en In fu so rien gerechnet
werden, die sich sowohl in k leinen Wasserbecken von verschiedenem T y pus u n d im U fe rgebiet
g ro ß e r Seen au fh a lten , als auch im P la n k to n d e r Teiche u n d seichten Teile g ro ß e r
Seen in a llen Ja h re s z e ite n v o rgefunden werden.
Nassuta ambigua St.
Die im Ba ika lsee beobachteten T ie re u n te rsch ied en sich von den typischen N. ambigua
d u rch das Vorhandense in eines goldiggelben Fleckens im vord e ren K ö rp e rte il, a u f der
lin k en Seite. Die ü b rig en Merkmale: K ö rp e r län g e bis 100 p-; K ö rp e r ellipsoidförmig, an
beiden E n d en g leichmäßig ab g e ru n d e t; Mund in d e r vord e ren K ö rp e rh ä lfte , Schlund g la tt,
ohne Stäbchen, die k o n tra k tile Vakuole median gelegen. Der ellipsoide K e rn is t in der
h in te ren H ä lfte gelegen. Nach allen diesen M erkmalen en tsprachen u n se re In fu so rien vollkommen
d e r g en an n ten A rt. Bei d e r Mehrzahl d e r In d iv id u e n is t d e r K ö rp e r b räu n lich ro
t g e fä rb t; farblose In d iv id u e n k amen in E inz elexemplaren vor.
Die N. ambigua k am in m äß ig e r Z ahl a n den U fe rn m itten u n te r den Algen Ulothrix
u n d Tetraspora vor. Sie wurde bei ein e r T em p e ra tu r von 10— 14° beobachtet. Nach den
seh r sp ä rlich en L ite ra tu ra n g a b e n kommt die N. ambigua vornehmlich in kleinen sta g n
ieren d en Becken v o r ( St e i n, C l a p a r e d e , Z a c h a r i a s , 1902—03; S c h e w i a k o f f ,
1893 u. a.).
Nassula gutturata G a j e w s k a j a (Abb. 33).
E in e neue Nassula-A r t au s dem Baikalsee, k u rz von m ir in einer vorläufigen M itte ilu
n g im J a h r e 1927 beschrieben.
T ie r von m ittle re r Größe, bis 100 lan g u n d 70 [>■ bre it. Der K ö rp e r is t eiförmig, an
beiden E n d en g leichmäßig zugespitzt. Der v o rd e re K ö rp e rte il is t ein wenig verschm ä le rt
u n d von lin k s eingebogen. Die kurzen, dichten W im p e rn sind in L än g sre ih en angeordnet,
die am h in te ren Pole zusammenlaufen. A u f dem v o rd e ren E nd e d e r v en tra len Seite umfassen
die W im p e rre ih en die Mundöffnung, n ä h e rn sich ein an d e r u n d bilden einen W in kel.
Die ad o ra le W im p e rre ih e fehlt, ebenso auch der Pigmentfleck. Das Vestibulum, das
bei allen an d e ren Nassula-A rte n v o rgefunden wird, feh lt hie r, u n d die Mundöffnung ist
ganz oberflächlich im v o rd e re n K ö rp e rv ie rte l re ch ts gelegen. Der S ch lu n d a p p a ra t ist bei
N. gutturata seh r g u t entwickelt. D e r zuweilen 60 (a erre ichende, seh r lan g e Schlund zieht
sich nach lin k s u n d rü ckw ä rts, wobei e r etwas nach der d orsalen Seite zu abgelenkt ist;
se in H in te ren d e re ic h t bis zum h in te ren K ö rp e rv ie rte l. D e r Schlund is t tric h te rfö rm ig , in
dem vord e ren kolbenförmig angeschwollenen Teil b e trä g t se in Durchmesser 14 (¿. Die A n zahl
d e r Schlundstäbchen e rre ic h t zuweilen 20; sie sin d dick, seh r s ta rk lichtbre chend
u n d v e rlau fe n län g s dem g rö ß ten Teil des Schlundes, ohne einzubiegen, u n d n u r im h in te
re n v e ren g e rten Teil des Schlundes winden sie sich sc h rau b e n a rtig . D e r Schlund weist
a n seinem V order ende einen ziemlich b re iten , g u t bem e rk b a ren P la sm ak rag en auf. An der
Ba sis der kolb en a rtig en Anschwellung kommt jedoch ein homogener, s ta rk lichtbre chender
R in g zum Vorschein. Die sehr feinen u n d in g e rin g e r Z ahl v e rtre ten e n T richozyten liegen
im E k to p la sm a v e rstreu t. Im P la sm a w ird eine b e trä ch tlich e A nzahl von Fetteinschlüssen
vorgefunden. Die pulsie ren d e Vakuole lieg t im m ittle re n K ö rp e rte il, rechts. Sie h a t einen
b e trä ch tlich en Um fan g u n d is t von sek u n d ä ren kleinen Vakuolen um rin g t. Das Z ytop ro k t
lieg t im A n fan g des h in te ren K ö rp e rv ie rte ls , a n d e r v en tra len Seite, rechts. D e r k ugelförmige
Makronukleus u n d gleichförmige Mikronukleus liegen im h in te ren K ö rp e r d ritte l.
Das In fu so r is t ziemlich d u rchsichtig, hellgelb g e fä rb t.
N. gutturata wurde zum e rsten Male a n den U fe rn von M a ritu j u n te r den U fera lgen
Ulothrix u n d Tetraspora im J u n i 1926 bei 6° gefunden. D anach w urde das In fu so r
1927 u n g e fäh r u n te r den gleichen Bedingungen a n d e r L andzunge K o b y lja Golowa a n getroffen
bei 16°, u n d schließlich im J u li 1928 in d e r B a i T schiwyrkui, in d e r Bucht Fer-
Zoologica. Heft 83. 9