In fu so r verschlungen. Größtenteils finden dabei die langen Algen im K ö rp e r des In fu so rs
keinen P la tz u n d d an n lä ß t sich wahrnehmen, wie ein oder beide E nden nach auß en rag en
u n d dabei den K ö rp e r und die Hü lse durchbohren. Bei d au e rn d e r Beobachtung gelingt
es zuweilen, das weitere Schicksal d e r Synedra im K ö rp e r von Tintinnidium zu verfolgen;
nach e in e r v e rh ä ltn ism äß ig k urzen Zeitspanne, 10—15 Minuten, b eg in n t die Alge a llmählich
au s dem K ö rp e r des In fu so rs ausgestoßen zu werden und w ird schließlich meist
ganz herausgeworfen; manchmal wird dieses Ausschleudern n ich t zu E nd e g e fü h rt und
das E nd e der Alge bleibt sozusagen in d e r Gallertmasse des Gehäuses stecken; u n d in diesem
F a lle r a g t die Algenschale au s dem Gehäuse als A n h an g h e rv o r. Das P ro to p la sm a e rscheint
bei diesen Diatomeen b ereits z e rstö rt, u n d n u r im Z entrum g e lin g t es, den Re st der
Chromatophore wahrzunehmen. Da die Länge d e r «S'2/nedra-Schale 160 (J. erre ich en kan n ,
is t es möglich, daß diesen Anh än g en eine gewisse Rolle in bezug a u f die F ö rd e ru n g der
Schwebefähigkeit dieses eupelagialen In fu so rs zugeschrieben werden muß. F e rn e r is t die
Oberfläche des Gehäuses ste ts m it Re sten von Epichrysis melosirae bedeckt, ein e r sehr
k leinen Chrysomonade, die sich im W in te r- und F rü h ja h rs p la n k to n des Ba ika lsees ü ppig
entwickelt; von dieser Chrysomonade e rn ä h r t sich auch haup tsä ch lich die vorliegende
F o rm T. fluviatile. Wie die Diatomeenschalen können auch Epichrysis selbst dem Geh
äuse von au ß en an h a ften ; jedoch is t es vollkommen möglich, daß ih re Reste, wie auch ein
Teil d e r Diatomeenschalen, Fäces des Tie res darste llen , welche a u f d e r äu ß e ren Oberfläche
des Gehäuses übriggeblieben sind. Das In fu so r befindet sich in k o n sta n te r Bewegung, und
es gelang u n s nie zu beobachten, daß es sein Gehäuse an Algen u n d an d e ren fremden Geg
en ständen an h e fte t, wie dies von einigen V e rfa sse rn v e rs ic h e rt wird.
In bezug a u f den K ö rp e rb a u u n te rsch e id e t sich die vorliegende Rasse a u ß e r ih ren
g e rin g e ren Ausmaßen -Sj im g e streckten Z ustand ü b e rste ig t die K ö rp e rlä n g e des In fu sors
n u r ganz u n b e trä ch tlich die Länge des Gehäuses, sie is t 135 - S n i c h t von d e r ty p ischen
A r t T. fluviatile. Die Anzahl d e r ad o ra len Membranellen, die wahrsche inlich bei
Tintinnidium verschiedener F u n d o rte v a r iie r t (G. E n t z ju n . , 1909, g ib t bei In d iv id u e n
au s d e r Umgegend von B u d a p e st 18—20 an, G. E n t z s e n ., 1883, bei E x em p la ren aus
d e r Umgegend von Cluj 16; F a u r e - F r e m i e t , 1924, 12—14 bei T. fluviatile au s dem
Tale d e r Oise), b e läu ft sich bei beiden baikalischen Rassen a u f 12-—14.
A u ß e r d e r beschriebenen T. fluviatile fo rm a cylindrica wird im Ba ika lsee die gewöhnliche
A r t T. fluviatile (Abb. 63) angetroffen. Länge des Gehäuses im D u rch sch n itt
160 |a, B re ite 21 [/.. Das Gehäuse is t massiver als bei d e r e rsten F o rm ; seine W än d e sind
dicker u n d aus k om p ak te re r Gallerte au fg eb au t (es h an d e lt sich h ie r um erwachsene I n d
ividuen; bei den jungen weist die Gallerte ü b e rh a u p t eine flüssige Konsistenz auf). Das
Gehäuse wird im m ittle ren Teil seiner Länge durch die ch a rak te ristisch e Umbiegung
gekennzeichnet, die d e r Spezies T. fluviatile eigen ist. Die äu ß e re Oberfläche des Gehäuses
tr ä g t gewöhnlich in n ich t b e trä ch tlich e r Zahl feinere oder g röbere lichtbre chende K ö rn chen
von u n g leichmäßiger Fo rm. E s kommt wohl h in u n d wieder vor, daß die Hülsen
eingeklebte F rem d k ö rp e r enth a lten , d a ru n te r auch Schalen von Diatomeen; dies is t aber
n u r zu fällig u n d du rch au s fü r diese F o rm n ic h t so ch a rak te ristisch , wie fü r die oben
beschriebene Fo rm cylindrica oder das ihnen beiden nah e verwan d te T. semiciliatum.
Nach den Angaben vieler V e rfa sse r v a r iie r t T. fluviatile in bezug a u f die Ausmaße
d e r Hülse, die zwischen 100—300 schwanken, wie auch die F o rm des Gehäuses, die en tweder
reg e lm äß ig zy lindrisch oder meh r oder m in d e r ausgebogen sein kan n . Gewöhnlich
ab e r fehlen deutliche Hinweise d a ra u f, ob a lle diese Morphen gleichzeitig in ein e r P o p u la
tio n oder g e tre n n t a u f tre ten . W a s die baik a lisch en T. fluviatile an lan g t, so weisen
beide Rassen in bezug a u f ih re Merkmale g roße Konstanz u n d keine Ü bergangsstadien
u n te re in an d e r a u f und wurden von uns g e tre n n t in verschiedenen Regionen des B a ik a lsees
vorgefunden.
Die erste Rasse, T. fluviatile fo rm a cylindrica, w ird ausschließlich im P e lag ia l des
offenen Baikalsees angetroffen, sowie in den Teilen des Sees, d eren Bedingungen denjenigen
des offenen Sees gleichen, wie z. B. in d e r E in fa h r t in die B u c h t K u ltu k , in der
B a rg u sin -B a i in d e r Nähe d e r Ba rgu sin isch en Enge usw.
Die E n tw ick lu n g dieser F o rm im P e la g ia l des offenen Baikalsees is t vorwiegend den
k a lten Ja h re s z e iten angep aß t. Im W in te rp lan k to n , u n te r dem Eise, (die Beobachtungen
sin d v o r allem im Rayon von M a ritu j vorgenommen worden) entwickelt sich fo rma
cylindrica in seh r g ro ß e r Menge. Die v e rtik a le n F än g e u n te r dem E ise zeigen, daß
T. fluviatile im W in te r von der Oberfläche an bis zu bedeutenden Tiefen h in ab v e rb re ite t
ist, allmäh lich m it d e r Tiefe ab nimmt, wie auch die Gesamtmenge des P lan k to n s, jedoch
in P ro b en au s 200—100 m w ird das In fu so r noch in seh r m e rk lich e r Zahl angetroffen.
Das hydrologische W in te rreg im e des Baikalsees is t d u rch b e trä ch tlich e Konstanz
gekennzeichnet; um eine V orstellung ü b e r die A u fen thaltsbedingungen von T. fluviatile
f. cylindrica während dieser Ja h re s z e it zu geben, b rin g en w ir die hydrologischen A n g a ben
au s den Tagebüchern d e r E x p ed itio n aus dem R ayon M a ritu j fü r J a n . 1927, als das
E is eben gefroren, und fü r A p ril 1927 v o r der Be fre iu n g des Sees vom Eise. Die linke
Ziffernreihe bezieht sich a u f den 2 1 . I., die rechte a u f den 4. IV.
T ab e lle XVII.
Marituj
2 1 .1. 27
4. IV!
Tiefe
in m
Tintinnici,
fluviatile f.
cylindrica
T em p e ratu r 0 2 mg/1 fre ie 0 2mg/l
Bic arbon.
C02 mg/1 CaO mg/1 MgOmg/1
Oxydierbark.
0 2 mg/1
0
25
50
100
200
viel
zieml. viel
wenig
wenig
0,00—0,08
0,27—0,25
1,62—1,32
3,12—2,98
2,58—3,41
12,21—14,25
12,79—13,28
12,43— ?
12,05—11,57
11,37—11,58
3,08—3,08
3,85—3,12
4 .2 4 -4 ,3 3
4.24—4,27
4 ,3 4 -4 ,6 2
57.04—55,44
57.04—55,44
57.04—55,44
57.04—55,44
57.04—55,44
24,60—24,00
25,20—23,40
26.00—24,40
26.00—24,00
26.00—23,40
3.35—4,21
3 .3 5 -4 ,2 1
4.32— 1,21
4.32—4,32
1,62— 4,32
1,51—2,78
1.37—1,55
1.37—1,58
1.37—1,55
1,45—1,55
Vgl. Anm. zu Tab. XIV au f S. 86.
Wie aus vorliegender Tabelle e rsichtlich, sind die hydrologischen G ru n d fak to ren in
tem p o rä re r H in sic h t wie auch der V e rtik a le nach seh r wenigen Schwankungen u n te rw o rfen;
wäh ren d d e r W in te rsa iso n v e rb le ib t T. fluviatile f. cylindrica, wie auch an d e re Bion-
ten, u n te r ä u ß e rs t k o n stan ten Bedingungen. E s is t zu verzeichnen, d aß das In fu so r auch
u n te r dem E ise in bezug a u f CLPolyoxytrophie-Bedingungen a u f sucht. Als eine d e r H a u p tnahrung
sq u e llen fü r Tintinnidium ersch e in t zu dieser Ja h re s z e it Epichrysis, die in g ro ß e r
Anzahl in Win te r- u n d F rü h ja h rsp la n k to n a u f tr itt; auß e rd em e rn ä h r t sich das In fu so r,
wie lie re its oben erw äh n t, von den Diatomeen Synedra u n d Melosira, u n d es e rsche int die
V e rm u tu n g b e rechtigt, d aß die v e rtik a le V e rb re itu n g des In fu so rs im W in te r v o r allem
d u rch die V e rte ilu n g des P h y to p lan k to n s bestimmt wird, das am reich sten in den Schichten
von 1— 50 m Tiefe ersch e in t und sehr a llm äh lich m it d e r Tiefe abnimmt.
Im F rü h ja h rsp la n k to n , nach Schwund d e r Eisdecke, d. h. u n g e fäh r von E nd e A p ril—
A n fan g Mai bis Mitte, E nd e J u n i w ird Tintinnidium b e re its in g e rin g e re r u n d dabei von
T ag zu T ag abnehmender Z ahl gefunden. Außerdem wird in dei* v e rtik a le n V e rb re itu n g
des In fu so rs schon keine d e ra r tig gleichmäßige Abnahme von d e r Oberfläche zu r Tiefe