H au p tm an g e l d e r Ba tometermethode d a rin , daß m it ein e r se h r g e rin g en Wassermenge
o p e rie rt werden muß, d a die E n tn a hm e m eh re re r Wasse rp ro b en m it dem Ba tome te r aus
ein u n d derselben Tiefe seh r z e itraubend w ä re u n d v ie l Mühe machen würde. Das wä re
noch schwieriger u n te r den u n g ünstigen A rb eitsbedingungen d e r B a ika lexpedition. Auch
b ra u c h t man zum Z en trifu g ie ren re c h t v ie l Zeit, namen tlich wenn das P la n k to n a rm ist.
I n Be treff d e r pelagischen In fu so rien des Baikalsees, die gewöhnlich m seh r kaltem
W a sse r leben u n d seh r e m p f i n d l i c h gegen T em p e ra tu rschw an k u n g en sind, h a t diese Methode
noch einen Mangel: heim Z en trifu g ie ren u n d d e r D u rch sich t d e r P ro b e n h e i warmem
W e tte r erwä rmen sich die gerin g en Wassermengen in den P ro b ie rrö h rc h en u n d a u f der
G la sp la tte rasch, u n d die In fu so rien ste rb en schnell ah. Den Tod d e r In fu so rien schreiben
w ir g e rad e dem Umstande zu, da die Beobachtungen a n d e re r A u to ren ( B ü t t n e r 1909,
L o h m a n n 1911, N a u m a n n 1923) gezeigt haben, d aß die M ik ro p lan k te r u n te r dem
Z en trifu g ie ren selbst n ic h t so besonders leiden. A u f G rund dieser Nachteile, die sich u n te r
den Bedingungen, u n te r welchen u n se re B a ik a lex p ed itio n a rb e iten mußte, besonders fü h lb
a r machten, k o n n te die Ba tometer- u n d Z entrifugalmethode n ic h t zu o ft an g ew an d t wer-
den u n d d iente n u r als Hilfsmethode.
Als gleiches H ilfsm itte l d iente auch das F iltrie re n von Wasserprohen, die m it dem
B a tometer oder m it Schöpfgefäßen entnommen waren, d u rch Membranfilter.
Die U ltra filtra tio n , d e ren m an sieh schon se it langem in der Chemie u n d Bakte riologie
bedient, is t se it kurzem von K o l k w i t z 1) (1924) in die planktologisehe Methodik a u fgenommen,
wozu er den F iltr ie r a p p a r a t k o n stru ie rte , d e r d an n von d e r F irm a P . A ' t -
m a n n an g e fe rtig t wurde. Diesen A p p a ra t n ü tz ten w ir vorzugsweise fü r q u a lita tiv e A n a lysen
u n d n u r v ie l se ltener fü r q u a n tita tiv e Be stimmungen aus. Nach u n se ren E rfa h ru n g e n
h a t der A p p a ra t folgende Vorzüge:
1 einfache Han d h ab u n g , was d u rch die E in fa c h h e it se iner K o n s tru k tio n b ed in g t ist
u n d die Möglichkeit gib t, zu jed e r Zeit die F iltra tio n entweder zu u n te rb re c h en oder zu ver-
langsamen;
2. ein jedenfalls g rö ß e re r q u a lita tiv e r F a n g im Vergleich zu den b ish e r angewandten
Methoden, besonders im Vergleich zum Netzfange;
3. g e rin g e re Beschädigung der z a rte n F ormen, wie z. B. Burselia spumosa, Prdror
don morula, Liliimorpha viridis u .a .m ., im Vergleich zu dem Z en trifu g ie ren u n d endlich
4. die B illig k e it des A p p a ra ts u n d
5. seine T ran sp o rtfäh ig k e it, was besonders bei E xp ed itio n en u n d E x k u rs io n en von
W e rt ist.
An d ie se r Ste lle sei b eme rkt, d aß w ir d iesen A p p a ra t etwa s a n d e rs h an d h ab ten , als e s von H. U t e r m ö h l in
seinem in te re s sa n ten kritisch-methodologisehen A rtik e l (1927) v e rm e rk t ist. Das Wa sser, welches in s o b e re Ge äß des
A p p a ra ts geschütte t wu rd e, w u rd e nicht ganz b is zu E n d e filtrie rt, w ie das d e r gen an n te F orsche r machte d ie F iltia tio n
w u rd e en tw e d er e in g e ste llt o der verlangsamt, in d em w ir d e n S eiten h ah n öHneten, solange Uber dem F ilte r noch eine
Wasserschicht von I cm blieb. Sodann w u rd e d ie ab filtrie rte P ro b e vorsichtig m it e in e r P ip e tte gesammelt, wobei das
F ilte r nich t b e rü h rt w e rd en d u rfte , u n d auf e in Uhrgla s o d e r e in e Z äh lp latte gebracht, je nachdem d ie P ro b e quantitativ
o der qualitativ b e a rb e ite t w e rd e n sollte. Bei d ie se r Arbeitsme thode w u rd e n d ie In fu so rien durch d en F iltra tio n sp to zeß
nich t wesentlich beschädigt.
E in H au p tm an g e l des K o l k w i t z sehen A p p a ra ts is t das langsame F iltrie re n ,
ohschon es weniger Zeit b e an sp ru c h t als das Z en trifu g ie ren ein e r gleichen W a s se ri)
Gleichzeitig b esch rieb N. G im e s i (1924) e in e n Mikrofiltrationsappa rat, „d ie Mikrofiltrationspumpe“ , d ie a b e r
k om p liz ie rte r u n d te u e re r ist. L e id e r k o n n ten w ir diesen A p p a ra t b ei u n s e r e r A rb eit nich t benützen.
menge: zum F iltrie re n von 100 cm3 W a sse r benötigt man 6—10 Minuten, zum Z en trifu g ie r
e n derselben Wassermenge hingegen b rau ch ten w ir im Mittel von 15—20 M in. A u ß e r dem
Z e itv e rlu s t b ra ch te das langsame F iltrie re n noch den Nachteil fü r uns mit, d aß das la n g sam
ahlaufende W a sse r sich zu ra sch e rw ä rm te u n d einige In fu so rie n a rte n dabei zu Grunde
gingen. Die Be schleunigung des F iltrie re n s d u rch V e rrin g e ru n g des Druckes im Gefäße,
welches das F iltr a t au fn im m t, is t au ch n ich t wünschenswert, da bei in ten siv e rem A u fsaugen
des Wassers die A nzahl d e r p latzenden In fu so rien ganz au ffa llen d ste ig t u n d die
F ilte r ra sch v e rsto p ft werden u n d ih re Schwammigkeit verlieren.
Da w ir n u n h au p tsä ch lich q u a lita tiv e Forsch u n g en d e r In fu so rien im Auge h a tten ,
schien es uns sa chgemäßer, die F iltra tio n durch V e rg rö ß e ru n g d e r filtrie ren d en F lä ch e zu
beschleunigen, sowie au ch d u rch die E rw e ite ru n g d e r P o re n um 2—4mal; bei den K o l k w
i t z sehen Membranfiltern ist! d e r filtrie ren d e Durchmesser gleich 7 mm, die P o ren g rö ß e
derjen ig en F ilte r, deren w ir u n s bedienten, w a r gleich 2 9.
Die K o l k w i t z - K am m e r b rau ch ten w ir n u r zum Zählen von Ma ssenplanktonformen;
deshalb n ahmen w ir kein e T ota lz ählung d e r ganzen K am m e r vo r, sonde rn
besch rän k ten uns a u f —10 F e ld e r. Wie in d e r Kammer, so auch a u f d e r Z äh lp la tte
w u rd en die schwaehbeweglichen F o rm e n in lebendem Z ustande gezählt; die seh r beweglichen
hingegen w u rd en d u rch den Zusatz eines T ropfens l l | OsOi-Lösung u n te r dem Deckg
la s d e r K am m e r fix ie rt u n d na ch 10 M in. im Niederschlage a u f dem Boden d e r Kammer
gezählt. Das Zählen in d e r K am m e r w urde g e rad e ebenso vorgenommen, wie a u f d e r Zählp
la tte .
Wie schon gesagt, k onnten w ir von den Bentosinfusorien n u r M a te ria l aus d e r Gruppe
d e r a u f Bodengamma riden u n d W ü rm e rn festsitzenden In fu so rien haben.
Die U fe rg am m a rid en u n d W ü rm e r n ahmen w ir einfach m it den H än d en u n d Netzen
h e rau s. Aus tie fe ren Schichten v erscha fften w ir u n s das M a te ria l hei dem häufigen Dred-
schen, welches je n a ch d e r Bodenbeschaffenheit entweder m it d e r Dredsehe von D o r o g o -
s t a i s k y (eine Dredsehe m it ovalem Rahmen) oder Schneidedredschen, m it einem Sigsby-
T ra ll u. dgl. vorgenommen wurde. M a te ria l au s den P roben, die m it dem P e t e r s e n s e h e n
Bodenschöpfer entnommen waren, sta n d u n s n u r in seh r g e rin g en Mengen u n d selten zu r
Verfügung. Im Ve rlau fe des W in te rs holten w ir die B odengamma riden m it F a llen und
se ltener m it Bodenschöpfern h e rau s. Die F a lle n b estanden entweder au s k le in en m it
Löchern versehenen Blechbüchsen, in die Fische, Fleisch, B ro t oder dgl, gelegt wurden,
oder ans einem Stü ck grohlöcherigen Netzes, in welches eins von den oben e rw äh n ten N ah ru
n g sm itte ln eingewiekelt wurde, oder das Netz w urde dick m it T eig bestrichen, leicht
zusammengerollt u n d m it einem Bind fad en zusammengebunden. Die F a lle w urde an dem
E nd e eines d ü nnen S tah ltau e s befestigt, oder w ir banden sie, wenn sie a n flacheren Stellen
aufg e ste llt wurden, a n einen D ra h t, senkten sie bis zu r b e re its abgemessenen Tiefe und
befestigten das obere E nd e des Taues im Eise. Die g rö ß te Anzahl u n d die g rö ß te Mannigfa
ltig k e it an Gammariden e rh ie lten w ir in den m it T eig b estrichenen F a llen : es k am vor,
daß w ir in den in n e ren Netzschichten ü b e r h u n d e rt K ru sta z e en vorfan d en . Infuso rien -
E pibion ten -Ma te ria l h a tte n w ir au s den verschiedensten Tiefenschichten, vom U fe r bis au f
1321 m, d. h. fa s t bis zu r g rö ß ten Tiefe des Ba ika ls.
Das Stu d ium des Ma te ria ls in vivo is t, wie w ir wissen, eine unumgängliche Bedingun
g zu r w irk lic h rich tig e n systematischen Be stimmung hei den Infuso rien . Das bezieht