An d e re rse its v e rm ag sich C. viride auch im P e lag ia l des offenen Baikalsees zu e n twickeln,
jedoch n u r dan n , wenn ganz bestimmte Bedingungen vorliegen: dies In fu so r wird
in d e r Regel im Ba ika lsee nie bei n ied rig en W a s se rtem p e ra tu ren angetroffen; es e rsche int
in den oberen, ziemlich s ta rk d u rchw ä rm te n Wasserschichten, und zwar n u r in Zeiten, wo
stilles, heißes W e tte r h e rrs ch t. In den oberen Schichten t r i t t d an n auch eine Re ihe a n d
e re r Fo rm en auf, die gewöhnlich im offenen B a ika lsee n ic h t angetroffen werden, z. B.
Bosmina, Asplancha, Burselia spumosa, Anabaena u. a. Gewöhnlich h a lten diese P erioden
stille r W itte ru n g im B a ika lsee n ic h t lan g e an, u n d nach dem ersten sta rk e n Wind, d e r die
Wasserschichten d u rchmischt, verschwinde t diese ganze, dem P e la g ia l wenig eigene Bevölk
e ru n g , d a ru n te r auch C. viride, au s dem P lan k to n . Das A u ftre te n dieser A r t im offenen B a ik
a l wurde z.B . k o n s ta tie rt am 3 1 .V II. 1928 gegenüber dem K ap M a la ja Kossa bei 12,20°
O b e rflä chentempera tur, am 7. V II. 1928 bei d e r E in f a h r t in die B u ch t An g a üb e r 100 m
Tiefe bei 14,52° Ob e rflä chentempera tur usw. Schließlich e rsche int fü r C. viride ziemlich
c h a rak te ristisch sein Vorkommen im P lan k to n offener Buchten, die m it dem offenen B a ikal
u n g eh in d e rt kommunizieren, wäh ren d es gleichzeitig im P lan k to n des offenen B a ik a l
fehlt. In diesen F ä llen haben w ir es wiederum m it d u rchw ä rm te n oberen Schichten der
B u ch t u n d zugleich m it n ied rig en T em p e ra tu ren im offenen See zu tu n . So w urde z. B. im
P lan k to n d e r B u c h t Dawscha am 14. V II. 1928 bei 9,70° O berflä chentempera tur Cyclotri-
chium in ziemlich b e trä ch tlich e r Anzahl angetroffen, wobei sich das In fu so r beinahe dem
U fe r n äh e rte , während in n ich t großem Ab stan d von d e r Bucht, im offenen See, hei 4,50
das In fu so r gänzlich au s dem P lan k to n verschwindet. Dasselbe w urde am 15. V II. 1928 in
d e r Bucht I rin d a bei 12,40° W a s se rtem p e ra tu r der Bucht u n d 4,05° Ob e rflä chentempera tur
im offenen See beobachtet.
Somit t r i t t der Z usammenhang zwischen der h orizontalen und v e rtik a le n V e rb re itu n g
von Cy clotrichvum im Ba ika lsee u n d den T em p e ra tu rfa k to re n deutlich zutage. Allem
Anschein nach k an n dieses p lan k tisch e In fu so r zu den stenothe rmen W armwasserformen
g erechnet werden.
Zum Schluß brin g en w ir noch die Grenzen d e r hydrologischen G ru n d fak to ren , bei
denen C. viride im Ba ika lsee v o rgefunden wurde:
T em p e ratu r Ph | O.mg/1 | CO, mg/1 C02 bicarb. mg/1 CaO mg/1 | MgOmg/1 1 S i0 2 mg/1 Oxydierbark. 0 2 mg/1
10,85—19,10° 1 E I S 7,8—7,6 7,96—12,81 0,00—2,96
mm |B M 1
34,0—50,1 20,1—26,60 2,3—6,2 1,20—3,68 1,24—4,38
Cyclotrichium brunneum sp. nov. (Abb. 22).
Der K ö rp e r h a t die F o rm eines Rotationsellipsoids, das von beiden Seiten ab g ep la tte t
e rsch e in t und im Q u e rsch n itt eine E llipse ergibt. Der längste Querdurchmesser m iß t 125 M-,
d e r kürzeste 80 M-, die H au p ta ch se des K ö rp e rs 105— 100 P. Das h in te re Kö rp e ren d e ist
ein wenig ausgezogen und ab g erundet. Die W im p e rre ih en sind n u r in den 3 h in te ren
K ö rp e rv ie rte ln vorhan d en und v e rlau fe n in meridiona le r Rich tu n g . Die Wimp e rn sind
ziemlich lan g und dicht. An d e r u n te ren Grenze des vord e ren K ö rp e rv ie rte ls ste h t ein
K ran z lan g e r und d ich te r Wimpern, das G a ttungsme rkmal von Cyclotrichium. Diese Wimp
e rn sitzen a u f v e rd ick ten k u tik u lä re n S tre ifen in F o rm von kurzen L än g sre ih en auf.
Bei gesamte r Bewegung m a ch t jede dieser kurzen Reihen den E in d ru ck ein e r Membranelle.
Wie bei d e r voraufgehenden A r t wurde weder ein Mund, noch ein Schlund festgestellt,
desgleichen fehlen die Nahrung se in lag e ru n g en im Plasma. Das Cytoplasma ist
ä u ß e rs t d urchsichtig, fe inkörnig, n ich t v ak u o lisie rt und h a t eine p ra ch tv o lle bräun lich e
F ä rb u n g . D e r Makronucleus is t ru n d , im Zentrum des K ö rp e rs gelegen. E in e p ulsierende
Vakuole am h in te ren Körperende. Das In fu so r bewegt sich schnell, u n u n terbrochen, dabei
um seine Achse rotie rend.
C. brunneum is t a ls ein re in p lanktische s In fu so r zu b e tra ch ten . Es g eh ö rt zu den im
Ba ika lsee selten vorkommenden F ormen und w urde im L au fe u n se re r d re ijäh rig en
Arbeitsperiode in sge samt n u r an zwei Stellen beobachtet: vom 21r^-23. V II. 1928 bei der
A u s fa h rt au s d e r B u ch t A ja ja , u n d zwar in rie sig e r Anzahl im Oberflächenplankton bei
8,10— 12,70° Oberflä chentempera tur, und fe rn e r ebenfalls in b e trä ch tlich en Mengen am
7. V I I I . 1928 bei d e r E in fa h r t in die Bucht A n g a üb e r einer Tiefe von 100 m bei 14,52°
Oberflä chentempera tur, übrigens zusammen m it Cyclotrichium viride. In beiden F ä llen
en th ie lt das Oberflächenplankton a u ß e r re in b aikalischen Fo rm en eine nich t b e trä c h tliche
Beimischung „n ich t b aikalischer Elemente“ : Anabaena, Stentor roeselii, Anuraea,
Synchaeta u. a. In tie fe r liegenden, k a lten Schichten, die von einem re in baikalischen
P lan k to n bevölkert waren, blieb C. brunneum weg.
Familie S p a th id i id a e Kahl.
Spathidium spatula 0. F. M.
Dieses In fu so r t r i t t gewöhnlich wäh ren d lange an h a lten d e r stille r W itte ru n g in k le inen
Buchten, ganz in der U fe rn ä h e auf, wo in s ta rk durchwä rmtem, abgestandenem
Wasser sich allmäh lich faulende Algen, v o r allem Ulothrix u n d Tetraspora, anhäu fen . Bei
d e r sta rk e n B ran d u n g , die die Existenzbedingungen schroff ä n d e rt, z e rstre u t sich die
ganze mikroskopische Bevölke rung dieser Gemeinschaft sich zersetzender Algen, m it ihnen
auch dieses In fu so r und verschwinde t gänzlich. Als N a h ru n g dienen winzige P ro tis ten ,
Algenreste. Alle ro rten , Sommermonate 1926—28; T em p e ra tu r 10—19°.
Die F u n d b edingungen dieses In fu so rs an den Gestaden des Baika lsees sind ziemlich
ty p isch fü r dasselbe; la u t den L ite ra tu ra n g a b e n zieht Sp. spatula Gewässer vo r, die reich
an faulen d en organischen Substanz en sind: kleine Wasserbecken, a u f deren Grund sich
faulendes L au b ansamme lt (Ka h l , 1926), v e rsumpftes A ltwasser ( We t z e l , 1928), T o rfmoore
( S c h l e n k e r , 1908; Me rm o d , 1914) u .a .m .
Spathidium campanella sp. nov. (Abb. 24).
K ö rp e rlä n g e 110 P, B re ite 110 I*. D e r K ö rp e r gleicht einem Glöckchen; im v orderen
Teil is t e r ab g ep la tte t, in d e r Mitte jedoch k o lb en a rtig aufgetrieben, h in ten ziemlich s ta rk
v e ren g e rt u n d abgerundet. Längs des ganzen V o rd e rran d e s zieht sich ein spa ltenförmiges
Zytostom, das einem B isk u it gleicht; in d e r Mitte is t die Mundspalte eingeengt, a n den
E n den v e rb re ite r t und abgerundet. Die Mundspalte is t schwach k o n tra k til. In ruhigem,
n ich t k o n trah ie rtem Z ustand sind die Rän d e r des Zytostoms schwach na ch au ß en au sgebogen,
bilden um den Mund h e rum eine A r t rin g fö rm ig e L ip p e und sind von einer ziemlich
dicken, s ta rk lichtbre chenden K a n te in F o rm eines Wa lls umgeben. W äh ren d der
K o n trak tio n jedoch senkt sich d e r m ittle re eingeengte Teil d e r Mundspalte nach unten,
die e rw e ite rte n E nden jedoch ziehen sich zusammen und erheben sich, indem sie sich ein
wenig nach inn en einbiegen. Die sta rk e n W im p e rn umgeben das Zytostom in F o rm eines
K ranzes; sie sitzen u n te r d e r Mundkante und erre ich en zuweilen 50 p-. Der W im p e rap p a r
a t a u f dem ganzen ü b rig en K ö rp e r is t schwach entwickelt. Die W im p e rn sind sehr dünn,
k u rz und kaum u n te rsch e id b a r. Die W im p e rstre ifen v e rlau fe n in weit v o n einander abste henden
p a ra lle len Reihen län g s des Kö rp e rs. Das Zytoplasma is t homogen u n d seh r d u rch