F r e m i e t , 1924) gefunden. E s e x is tie rt n u r ein Hinweis a u f das Vorkommen dieses
In fu so rs in meh r stag n ie ren d en Gewässern, u n d zwar am Damm beim Schüssen am Bodensee
( We t z e 1, 1928).
Dinophrya lieberkühnii B ü t s c h I i (Abb. 23).
Kö rp e rlä n g e 60 H-, B re ite im g rö ß ten Durchmesser 40 M-, d. h. diese A r t besitz t im B a ikalsee
eine m eh r ab g erundete u n d b re ite K ö rp e rfo rm im Vergleich m it den g e streckteren
F o rm e n von D. lieberkühnii, die bei B l i t s c h l i , S c h e w i a k o f f und R o u x angegeben
sind. Die p u lsierende Vakuole is t a n d e r Seite gelegen. Das kegelförmig zugespitzte h in te
re Kö rp e ren d e des In fu so rs k a n n k o n tra h ie rt werden; a u f ihm tre te n deutlich dünne
Myoneme h ervor. Das In fu so r bewegt sich blitzschnell, von Zeit zu Zeit h ä lt es an, und
nachdem e rst das H in te r ende festgesetzt ist, d re h t es sich a u f demselben wie ein Kreisel;
d a ra u f e rfolgt eine schnelle V e rk ü rz u n g des In fu so rs d u rch Zusammenziehung des h in te ren
Kegels, ein Losreißen von se iner H a ftste lle u n d ein rap id e s Verschwinden aus dem
Gesichtsfeld. Der K ö rp e r is t du rch sich tig u n d farblos.
D. lieberkühnii w urde in g ro ß e r A nzahl in den Sommermonaten 1926, 1927 u n d 1928
u n te r g rü n en u n d b ereits g eb räu n ten Algenfladen, die sich vom U fe r losgerissen h a tte n
un d bei stillem W e tte r im offenen Ba ika lsee herumschwammen, v orgefunden; die meisten
E x em p la re w aren an g e fü llt m it b räu n lich g e fä rb te n F lag e lla ten , wahrsche inlich Gleno-
dinium, die in den Algenfladen reichlich v e rtre te n waren. D. lieberkühnii wurde bei 7— 13°
angetroffen.
Die sp ä rlich en L ite ra tu ra n g a b e n ch a ra k te ris ie re n dieses In fu so r a ls eine F o rm , die
vorwiegend seh r re in en Gewässern eigen is t ( S c h e w i a k o f f , 1893; R o u x , 1901; F a u r e -
F r e m i e t , 1924 u .a .). F a u r e - F r e m i e t h ä lt es fü r eine vorwiegend p lan k tisch e Fo rm.
E s liegen jedoch Hinweise vo r, daß die A r t au ch bei ziemlich anseh n lich e r n a tü rlic h e r
Ve ru n re in ig u n g v orkommt (We t z e l , 1928 u .a .). Im allgemeinen is t die Ökologie dieses
In fu so rs noch ä u ß e rs t u n zureichend g ek lä rt.
Cyclotrichium viride sp. nov. (Abb. 21).
V e rtre te r der G a ttu n g Cyclotrichium w a ren b ish e r n u r fü r das Meer bekannt. Diese
G a ttu n g w urde e rs t von M e u n i e r (1910) fü r die F o rm aufge ste llt, die von ihm im P la n k ton
des Barents-Meeres gefunden u n d wegen d e r eig en a rtig en F o rm des K ernes, d e r einem
n ich t geschlossenen Rin g gleicht, Cyclotrichium cyclokaryon g e n an n t wurde. 1924 beschrieb
F a u r e - F r e m i e t noch 3 neue Cyclotrichium-A rten : C. gigas, C. sphaericum und
und C. ovum, die ebenfalls zu p lanktischen, m a rin en A rte n g ehören (Atlan tisch e r Ozean).
J e tz t sind von m ir im B a ika lsee zwei neue Formen dieser In fu so rien gefunden worden,
die sich sehr g u t zu r Ga ttu n g Cyclotrichium ste llen lassen und von m ir C. viride und
C. brunneum b en an n t wurden.
Die H au p tm e rkm a le von C. viride sind folgende: Der K ö rp e r h a t die F o rm eines
Rotationsellipsoids, is t jedoch zu unbedeutenden Deforma tionen fäh ig und n im m t entweder
eine kugelige F o rm an, oder eine von vo rn nach h in ten ab geplattete. Der län g ste D u rch messer
(Querschnitt) is t 95 1*, d e r kürzeste (die H au p ta ch se des Körpers) 75
Der Wimp e rman te l feh lt a u f dem vord e ren K ö rp e rv ie rte l; au f dem ü b rig en K ö rp e r
sind sehr kurze, feine W imperchen u n te rsch e id b a r, die in dichten Me ridio n a lre ih en a n geo
rd n e t sind, die am h in te ren K ö rp e rp o l zusammenlaufen. Im vord e ren K ö rp e rv ie rte l
verd ick en sich die Wim p e rch en stre ifen und nehmen die F o rm dicker, k u rz e r Stäbchen an,
die s ta rk lichtbre chend sind. Sie tra g e n Reihen seh r lan g e r Wimp e rn , bis 40 I* Länge, die
dank ih re r dichten A n o rd n u n g län g s d e r S tre ifen bei d e r g esamten Bewegung den E in d
ru ck von Membranellen machen. Diese langen W im p e rn bilden einen m ächtigen Wimp
e rn k ra n z , d e r fü r die ganze G a ttu n g Cyclotrichium ä u ß e rs t ch a rak te ristisch ist. A u ß e rdem
is t nah e dem H in te r ende, se itlich eine qu e r v e rlau fen d e Re ihe von W im p e rn zu v e r zeichnen,
die eine kurz e F ra n s e bilden und län g e r erscheinen als a u f dem ü b rig en K örper.
Weder ein Mund, noch ein S ch lu n d a p p a ra t k o nnte bei C. viride entdeckt werden. E r w
äh n t sei noch, d aß im P la sm a von C. viride k e in einziges Mal Nah ru n g se in lag e ru n g en
fe stgestellt wurden, tro tz d e r D u rch sich t ein e r g ro ß en Anzahl von In d iv id u en . Beme rkensw
e rt ist, d aß zwei von den oben erwäh n ten v ie r Cyclotrichium-A rten , u n d zwar C. gigas
u n d C. sphaericum auch kein Zytostom a u f weisen; desgleichen feh lt dasselbe w ahrsche inlich
auch bei e in e r an d e ren neuen A r t des Baika lsees ——■ C. brunneum. Das Zytoplasma ist
vollkommen v ak u o lisie rt, d e r Durchmesser d e r W aben ü b e rste ig t keinesfalls 8— 10 V. Im
P la sm a a lle r In d iv id u e n — ohne Ausnahme — sin d z ahlreiche Zoochlorellen eingelagert,
die dem In fu so r eine gre lle g rü n e F ä rb u n g v e rleihen; d e r ganze K ö rp e r is t von Zoochlore
llen an g e fü llt, m it Ausnahme des h in te rsten Endes, wo die p ulsierende Vakuole lieg t und
welches deswegen u n g e fä rb t bleibt. Die P e llicu la is t ä u ß e rs t dünn. Gerade deswegen, wie
auch wegen d e r schaumigen S tru k tu r des Plasmas, k a n n C. viride ä u ß e rs t leich t beschäd
ig t werden, p la tz t leich t u n d lä ß t sich sehr schwer beobachten. Der K e rn is t oval, ist im
Z en trum gelegen, m it se iner Längsachse qu e r zum K ö rp e r.
C. viride bewegt sich m it unglau b lich e r Schnelligkeit u n d ro tie rt dabei um seine Achse.
Von den b ish e r b ek an n ten 4 A rte n Cyclotrichium n ä h e rt sich die vorliegende A r t am
meisten dem C.gigas F a u r e - F r e m i e t s , unte rsch e id e t sich ab e r von diesem d u rch eine
gänzlich verschiedene F o rm des K ernes, das Vorhandense in von Zoochlorellen, viel g e rin gere
Ausmaße u n d an d e re K ö rp e rfo rm .
C. viride ersch e in t gleich an d e ren A rte n se iner G a ttu n g als p lanktische s In fu so r.
Die ökologische Am p litu d e dieses In fu so rs im Ba ika lsee is t ziemlich groß. E in e rse its
w ird C. viride in seichten, g u t d u rchw ä rm te n Buchten angetroffen, wie z. B. in d e r Bogu-
tsc h an sk a ja , in den Senogda-, S aworotnaja-B uchten, in den seichten Teilen d e r B a rgusin-
Ba i, im Gebiet des Selenginschen Seichtwassers, in d e r Bucht P row a l u n d endlich soga r im
P la n k to n des A ngarskij-Ssor, in seinem östlichen Teil, 2,5 km von d e r m ittle re n Mündung
de r A n g a ra , d. h. u n te r Bedingungen, die den normalen Bedingungen n ic h t tie fe r Seen
un d Seen-Teiche nah e oder soga r m it ih n en identisch sind.
Diesen Bedingungen entsprechend schließt die p lan k tisch e Gemeinschaft, d e r C. viride
in diesen Ba ik a lreg io n en angeh ö rt, die v e rb re ite te n See-Teichformen von In fu so rien ein:
Vorticella monilata, Zoothamnium limneticum, Epistylis rotans u. a.; die baikalischen
p lan k tisch en E lemente bleiben h ie r jedoch in d e r Regel aus.
E s is t bemerkenswert, daß C. viride als N ah ru n g fü r einige Mikro- u n d Mesoplank-
te r dient; w ir beobachteten mehrmals, daß R o ta to rien d e r G a ttu n g Synchaeta, fe rn e r
Leptodora Kindtii ih re n D a rm k an a l m it diesem In fu so r vollstopften.
In diesen Regionen, die v o r allem durch hohe S om m e rtem p e ra tu r des Wassers c h a ra k te
r is ie r t werden, w ird C. viride am häufigsten angetroffen u n d e rre ic h t h ie r die maximale
Entwickl ung, so daß die Bedingungen dieser Gegenden als die g ü n stig sten fü r die A r t zu
b e tra ch ten sind. In einigen F ä lle n wurde eine so in ten siv e E n tw ick lu n g dieser F o rm kons
ta tie r t, daß das Wasser d u rch sie eine k la re g rü n e F ä rb u n g bekam. E in d e ra rtig e s „B lü h
en “ des Wassers d u rch die Anwesenheit von C. viride v erzeichneten w ir z. B. am 25. V II.
1928 in d e r Bucht Senogda bei einer Ob erflä chentempera tur des Wassers von 15,70°.
Zoologica Heft 83. 6