
U n te r den Halsbandeehsen zeigt Lacerta sicula, je weiter m an nach Norden geht,
eine re c h t deutliche V e rm in d e ru n g d e r Schuppenzahlen, besonders d e r Dorsalsehuppen
m einer Querre ihe; in te re ss an t ist, daß diese V a riationstendenz offenbar au ch tro tz des
Insellebens beibehalten wird: so k o nnte W e t t s t e i n (in K ä m m e r e r , 1926, S. 272)
feststellen, daß a u f Sansego u n d allen E ilan d e n nördlich davon weniger als 60 ’Bückenschuppen
in einer Querre ihe Vorkommen, wäh ren d südlich dieser Inseln die Zahl 60 meist
ü b e rsch ritten wird, indem sie bis 72 h e ran ste ig t. Auch die Inselfo rmen d e r Iguaniden-
g a ttu n g Sauromalus v e rrin g e rn re c h t deutlich die Z ahl ih r e r Bumpfsehuppen. D e r fe stländische
Sauromalm ater h a t z. B. 1 5 ^ - 1 9 4 Schuppen zwischen d e r G u la rfa lte und der
Analöffnung; die 4 In selformen weisen dagegen folgende Zahlen au f: S. townsendi 154 bis
163, slevini 108—125, Hspidus 1 1 3 * 1 1 9 u n d varius 1 4 oB l5 6 . Es zeigen also bei diesen
Echsen die Schuppen eine deutliche Verg rö ß e ru n g , was bei den beiden le tz tg en an n ten F o r men
besonders a u ffä llig in E rs ch e in u n g tr itt, weil sie sich d u rch eine bedeutendere Gesamtgröße
v o r d e r k o n tin en ta len S tammform auszeichnen. Ähnliches kommt au ch b e i den
k le in e ren Ig u an id en , die in die V e rw an d tsch a ft von Uta stansburiana gehören, v o r; doch
g ib t es d a ru n te r Inselformen, die n ich t n u r eine V erg rö ß e ru n g d e r Schuppen gegenüber
d e r k o n tin en ta len Ausgangsform aufweisen (z. B. Uta martinensis, squamata), sondern
auch eine V e rk le in e ru n g u n d Verm eh ru n g (z. B. Uta nolascensis, stellata). U n te r den
Scinciden h a t die k o n tin en ta l-au stra lisch e Tiliqua scincoides 34—40 S chuppenreihen ru n d
um den K ö rp e r, ih re in su la re Verwan d te Tiliqua gigäs dagegen n u r 28—32; Eumeces la-
tiscutatus barbouri von dem k leinen Amami Oshima (Biukiu) zeigt ebenfalls eine V e rm in d
e ru n g d e r Schuppenreihen (22) gegenüber d e r jap an is ch en Nominatform (24— 28).
Von Schlangen sei die äthiopische Natrix olivácea erw äh n t, die sich a u f d e r o sta frik an ischen
In se l Pemba, soweit bishe r bekannt, n u r d u rch 15 S chuppenreihen auszeichnet, w äh ren
d a u f dem a frik an is ch en K o n tin en t ih re Z ahl zwischen 17 u n d 19 schwankt. Auch der
schwarze Notechis scutatus von d e r Chappell-Insel h a t nach K e l l a w a y & T h o m s o n
(1932) n u r 17 Sehuppenreihen gegen 19 a u f dem gegenüberliegenden F estlande . Beme rk
enswert is t fe rn e r, daß die Chappell-Sehlange auch in d e r Kopfbeschilderung eine re c h t
deutliche Neigung z u r Büekbildung gewisser Elemente (In te rn a s a lia , S u p ra lab ia lia , Tem-
p o ralia) aufweist, V a ria tio n en , die a u f dem F e stlan d e bei dieser A r t höchst selten oder g a r
n ic h t beoachtet werden.
Genau wie die Beschuppungselemente v e rh a lte n sich au ch die P ra e a n a l- u n d Femoral-
p oren d e r Inseleidechsen, indem es au ch h ie r entweder zu ein e r V e rm eh ru n g oder aber
e in e r V e rm in d e ru n g d e r p o ren trag en d en Schuppen kommt. In s E x trem v e rm e h rt sind die
P ra e a n a lp o re n bei dem außergewöhnlich klein- u n d vielschuppigen Eiesengecko Rhaco-
dactylus leachianus von Neukaledonien: bei diesem Geschöpf liegen die P ra e a n a lp o re n in
3 5 Reihen; B o u x (1913, S. 96) k onnte bei einem g roßen E x em p la r n ich t weniger als
130 P o re n zählen. E in e E rh ö h u n g der F emoralporenzahlen beobachten w ir bei manchen
mselbewohnenden L aeertid en , fe rn e r bei gewissen nord am e rik an isch en Ig u an id en , so z. B.
bei den in su la re n P o pulationen von Ctenosaura und Sceloporus. Dagegen zeigt eine leichte
V e rm in d e ru n g dieser P o renschuppen Cnemidophorus tessellatus multiscutatus von den
Cerros- u n d Nativ id ad -In se ln : diese Echse besitz t nämlich n u r 16—22 F emoralporen, ih re
k o n tin en ta le S tammform (C. tessellatus stejnegeri) ab e r 19-.- 25. Diese Übe rsich t sei
m it d e r B eme rkung abgeschlossen, daß bei d e r a u f den Solomonen lebenden Scinciden-
g a ttu n g Pediporus, die m it dem p apuanischen Tribolonotus re c h t n ah e v e rw an d t ist, sich
soga r a u f den F u ß flä ehen (der Männchen) besondere P o re n ausgebildet haben, die sonst
von k e in e r an d e ren E ide ch sen g a ttu n g b ek an n t sind.
4. Färbung und Zeichnung.
Unsere Kenntnisse von d e r n a tü rlic h en F ä r b u n g und Z e i c h n u n g seh r vie le r
fremdlän d isch e r K rie ch tie re sind zum T e il seh r m angelhaft. Im Gegensatz zu mammolo-
gischem, ornithologisehem oder entomologischem M a te ria l lie fe rn nämlich herpetologisehe
Sammlungen u n se re r Museen fü r F ä rb u n g s- u n d Z eichnungsstudien zumeist leider n u r
einen re c h t lü ckenhaften Stoff: lä ß t sich doch b e i K rie ch tie re n (und Lurchen) d u rch kein
K o n se rv ie ru n g sm itte l ih r e n a tü rlic h e F ä rb u n g , ja o ft n ich t einmal ih re Zeichnung so e rh
a lten , wie sie fü r d a s lebende T ie r c h a ra k te ristisc h w a r, Dah e r is t au ch bishe r kaum
möglich gewesen, a u f Grund fe in ste r F ä rb u n g su n te rs c h ie d e -B m it denen z. B. ornitholo-
gische u n d mammologische: ¡Systematiker a rb e ite n — bei K rie ch tie re n nied e rste systematische
K a teg o rien zu unterscheiden. Als Ba ssenmerkmal spie lt bei Bep tilien d ie§ |- gegenüb
e r den Konservierungsflüssigkeiten w id e r s ta n d s fä h ig e re jM z e ic h n u n g eine etwas g rö ß
e re Bolle, obwohl au ch ih re systematische Bedeutung, n amentlich d urch den bei E ide chsen
weit v e rb re ite ten physiologischen Zeiehnungswechsel n a tü rlic h n ich t so gro ß sein k an n
wie in an d e ren W irb e ltie rg ru p p en . Trotzdem sind ab e r u n te r den K rie ch tie re n g erade a u f
G rund d e r F ä rb u n g u n d Zeichnung doch schon re c h t zahlreiche In selformen beschrieben
worden: denn d u rch ein re c h t eigentümliches V e rh a lten des P igments, n amentlich des
Melanins, zeigen viele inselbewohnende K rie c h tie re so bezeichnende und au ffä llig e V a ria
tio n s ric h tu n g e n , daß sie selbst noch am k o n se rv ie rten Museumsma te rial re c h t deutlich
in E rsch e in u n g tre ten .
^ Im allgemeinen pflegen F ä rb u n g u n d Zeichnung du rch au s n ic h t immer p a ra lle l zu
v a riie re n ; vie lm eh r sind beide ganz u n ab h än g ig v o neinander, u n d in manchen F ä llen
können sich F ä rb u n g u n d Zeichnung soga r völlig entgegengesetzt v e rh a lten . W a s zunächst
die F ä r b u n g also die G rundfarbe, von d e r sich die dunk le ren oder helleren Zeichnungselemente
meh r oder weniger sc h a rf abzuheben p f l e g e nM J anbelangt, so k a n n sie
i ic h bei Inselfo rmen aufhellen oder ve rd u n k e ln . W äh ren d n u n eine A u fhellung d e r Grundfa
rb e bei In se lk rie eh tie re n re c h t se lten zu beobachten ist, s te llt ih r Dunkelwerden eine
ü b e rau s ch a rak te ristisch e In se lv a ria tio n d a r u n d is t bei den verschiedensten Beptilien-
g ru p p e n v e rb re ite t, wie noch weiter u n ten an. v ie len Beispielen gezeigt werden soll. A u ß e r
dieser V e rd ü ste ru n g d e r G ru n d fa rb e wird ab e r bisweilen bei In selformen eine meh r oder
weniger s ta rk e Ä n d e ru n g des Farb to n e s, die m it einem Grellerwerden verbu n d en sein
k an n , beobachtet: die F a rb e n werden d an n leuchtender, wesentlich a u ffä llig e r als bei
ih re n k o n tin en ta len V ik a ria n te n ; so zeichnen sich z. B. die Eidechsen a u f kleinen Tnseln
die im Süden d e r Ostkiiste Ibizas (Pityusen) v o rg e lag e rt sind, wie Ma lvin G rande, Ma lvin
Pequeno, Bedonda, La Grossa, d urch ih re leuchtend g rü n e n Bückenseiten und ziegelroten
Bäuche - so Lacerta lilfordi grossae H besonders aus, w orauf L. M ü l l e r (1929,
S. 297) aufm e rk sam gemacht h a t. Oder es t r it t eine re c h t inten siv e B lau fä rb u n g s ta tt der
g rau en , b rau n en oder g rü n e n F a rb tö n e au f, auch ohne daß d e r u rsp rü n g lich e Hellig k e itsw
e rt eine wesentliche Ä n d e ru n g e rfä h rt: die kornblumenblaue Lacerta sicula coeruleo-coe-
rulescens vom m ittle re n F a raglione-Felsen bei Cap ri is t ein Beispiel d afür.
Wesentlich m an n ig fa ltig e r sind ab e r die V a ria tio n en d e r Z e i c h n u n g . Da können
zunächst die einzelnen Zeichnungselemente zu r A usbildung seh r v e rsch ied e n a rtig e r Muster
neigen: zu ein e r longitu d in a len oder tran sv e rsa le n S tre ifu n g oder Bänd e ru n g , zu meh r