Börstchen am Bande, m it deren H ilfe die Zellen d e r Cyclotella sich zu Säulchen von 6—10
Stück v e reinigen; die zweite Alge h a t die Gestalt eines kleinen, sich s ta rk verzweigenden
Busches.
Diese beiden Algen werden von solchen In fu so rien wie Spathidiella bursa u n d hpathi-
dium campanella als N a h ru n g gebrau ch t; diese besitzen ein weitklaffendes Zytostom, das
z. B. ein DiMoferj/owhüschelchen vom beliebigen E nde einschlucken kan n . Cyclotella wurde
zuweilen auch in den Y e rdauungsvakuolen von Marituja u n d Prorodon garganellae gefunden.
. . . .
Was die D e tritu se rn ä h ru n g an b e trifft, so muß diese Quelle fü r die In fu so rien des
P elagialgebietes, im Gegensatz zu denen des Ufergebietes, eine sehr geringe Bedeutung
haben. Die Gewässer des Baikalsees en th a lten in d e r Kegel eine seh r geringe Menge von
suspendierten Stoffen u n d insbesondere von organischem T ry p to n . Davon zeugen die W e rte
fü r die D u rch sich tig k e it des Ba ika lw assers, die im offenen See bis 40 m e rre ic h t ( Sc ho -
s t o k o w i t s c h , 1924).
Die im W a sse r gelösten organischen Stoffe können im allgemeinen eine zweifache Bolle
in d e r In fu so rie n e rn ä h ru n g spielen: eine in d ire k te Bolle, wobei sie einen gün stig en Boden
fü r einige B a k te rien schaffen, u n d eine d irek te Bolle, als Quelle d e r osmotischen E rn ä h ru
n g fü r die In fu so rien selbst. F ü r die Gewässer des offenen Baika lsees is t die geringe;*
Menge gelöster o rg anischer Stoffe seh r ch a rak te ristisch . Im L au fe d e r Sommermonate
des J a h re s 1926 gin g die O x y d ie rb a rk e it im M a ritu jb e z irk e n ich t ü b e r 2,64 mg O2 p ro
1 L ite r hinaus, u n d zwar fü r das n ic h t filtrie rte W a sse r ( We r e s t s c h a g i n , 1927). Diese
N ahrungsquelle muß also, äh n lich wie die suspen d ie rten o rganischen Stoffe, eine sehr
besch rän k te Bedeutung fü r die E rn ä h ru n g d e r pelagischen In fu so rien haben.
U n te r den In fu so rien des P elagialgebietes kommt eine E e ih e von zoochlorellentragenden
Fo rm en vor. E in ig e von ihnen, wie z. B. Spathidium campanella, Didinium nasu-
tum, Strombidionopsis viridis, haben einen v o rtrefflich entwickelten V e rd a u u n g s a p p a ra t
und nehmen N ah ru n g von au ß en au f. F ü r die E rn ä h ru n g dieser F o rm e n spielen die Zoochlorellen
n u r die Bolle eines ergänzenden Elementes; in d e r T a t kommen sie z. B. bei
D. nasutum weitaus n ic h t bei allen In d iv id u e n im P la sm a vor.
E s g ib t ab e r auch zoochlorellentragende A rten , fü r welche die in tra z e llu lä re Sym biose
m it den Algen, wie es scheint, die Grundquelle d e r E rn ä h ru n g ist. Das sin d Lilii-
morpha viridis u n d Amphileptus trachelioides. Bei diesen F o rm e n haben w ir k e in einziges
Mal im P la sm a an d e re N ahrungseinschlüsse als die zahlreichen g rü n en u n d b rau n
gewordenen Zoochlorellen beobachtet. Bei Amphileptus trachelioides w urde k e in Mund gefunden;
bei Lilnmorpha viridis lä ß t e r sich m it Mühe feststellen, bei einigen In dividuen
k a n n er g a r n ich t nachgewiesen werden.
I n A n b e tra ch t d e r g en an n ten Be sonderheiten des biologischen u n d physikalisch-chemischen
Mediums sin d die In fu so rien des Pelag ia lg eb ie ts in ih re r Mehrzahl re in e P hyto-
planktonophagen; die Minde rzahl der A rten e rn ä h r t sich au ß e r von Algen noch von eim-
gen E lementen des Zooplanktons.
Diese q u a lita tiv e B e schränkung d e r Nahrungsquellen muß ih re rs e its begrenzend au f
die Arten g em e in sch a ft d e r In fu so rien dieses Gebietes wirk en ; sie is t in der T a t viel ä rm e r
als im Ufergebiet, das a n N a h ru n g sv o rrä te n q u a lita tiv u n d q u a n tita tiv v ie l re ich e r ist
(siehe A n h an g I I u n d S. 261).
Infusoriengemeinschaft des Pelagialgebietes des Hauptbaikalsees, des Pelagialgebietes
der offenen Buchten und der großen tiefen Buchten.
b) B e i h o h e n W a s s e r t e m p e r a t u r e n .
W äh ren d d e r gewöhnlich k u rzd au e rn d en Perio d en der E rw ä rm u n g d e r oberflächlichen
Wassersehichten des P elagialgebietes üb e r 8°— 10° verschwinde t die ganze Gemeinsc
h a ft der In fu so rien , die an die n ied rig en T em p e ra tu ren an g ep aß t sind, b einahe spurlos;
sie wird ra s c h d u rch eine ganz an d e re In fu soriengeme inschaft ersetzt, zu der folgende
F o rm en gehören:
Am p h ilep tu s trachelioides Z a c h . Microthorax pusillu s E n g 1 m.
Aske n a sia h um ile sp. nov. My cterothrix tuamotensis B a 1 b.
Burselia spumosa S c h m i d t Staurophrya elegans Z a c h .
Cyclotrichium vir id e sp. nov. Slenlor ro e se lii S t.
D id in ium n a su tum S t. Vorticella monilata T a t e m
Epislylis rotans S v e c. Zoo th am n ium limn elicum S v e c.
Euplotes harpa S t.
Aus dieser L iste können w ir ersehen, daß dieser Komplex nach den ih n bildenden
A rte n sich sc h a rf von d e r Infuso rien g eme in sch a ft u n terscheidet, die in demselben Gebiete
bei n ied rig en W a s se rtem p e ra tu ren lebt. F ü r beide Gemeinschaften sind n u r 3 A rten gemeinsam:
Didinium nasutum, Amphileptus trachelioides u n d Staurophrya elegans, die als
eu ry th e rm e A rte n im P e lag ia lg eb ie t des Sees bei jed e r beliebigen T em p e ra tu r e rh a lten
bleiben. Ebenso sc h a rf u n te rsch e id e t sich diese Gemeinschaft von d e r des Ufergebiets: fü r
beide sind n u r zwei A rte n gemeinsam: dieselbe A r t Didinium nasutum u n d Euplotes
harpa, eine polytope Form.
E in anderes Bild b ie te t der Vergleich d e r in B-ede stehenden Gemeinschaft m it der
Gemeinschaft der pelagischen Infuso rien , die in geschlossenen B uchten u n d in kleinen
Buchten Vorkommen (s. S. 245): von den 13 oben g en an n ten A rte n is t die überwiegende
Mehrzahl, nämlich 11 A rten , u n d u n te r ihnen a lle leitenden F ormen, gemeinsam fü r
beide In fusoriengeme inschaften. N u r zwei A rten : E. harpa und die selten vorkommende
Askenasia humile wurden bis je tz t in den kleinen B uchten n ic h t gefunden. Die In fu so rien gemeinschaft
d e r kleinen B uchten z äh lt aber, abgesehen von diesen gemeinsamen F o r men,
noch eine ganze Re ihe von Formen, welche im P e lag ia lg eb ie t des Baikalsees n ich t
Vorkommen (siehe A n h an g I u n d S. 251); außerdem erre ich en die gemeinsamen A rte n diese
r Gemeinschaften, wie z. B. Vorticella monilata, Epistylis rotans, Zoothamnium lim-
neticum, Stentor roeselii, im P elagialgebiete des Baikalsees n ic h t die ü p p ig e E ntw icklung,
welche bei ih n en in den seichten, g u t d u rchw ä rm ten B uchten beobachtet wird. Nach ih re r
Artenzusammensetzung s te llt also diese In fusoriengeme inschaft d e r e rw ä rm te n oberflächlichen
Wasserschicht des P elagialgebietes gleichsam eine q u a n tita tiv u n d q u a lita tiv v e ra
rm te In fu soriengeme inschaft d e r geschlossenen B uchten u n d seichten B uchten da r.
Die U rsachen dieser Ä h n lich k e it werden w ir weiter u n ten besprechen.
Ähnlich wie diese letzte Gemeinschaft u n d im Gegensatz zu r eig en a rtig en In fu so rien gemeinschaft
des Pelagialgebietes bei nied rig en T em p e ra tu ren is t d e r in Rede stehende
Infusorienkomplex n ic h t e ig en a rtig nach den ih n zusammensetzenden A rten . In ihm kommen
n u r zwei neue A rte n vor. Alle üb rig en Fo rm en sind gewöhnlich fü r das pelagische
P lan k to n d e r Seen u n d soga r der Teiche des g em äßigten Types (Gr. Plöner-See, Unter-
potzernitzer-Teich, Peterhofer-Teiche u .a .).
Zoologica. Heft 83. 31