gestellt h a t, b rauche ich h ie r n u r einige wenige Beispiele zu nennen. So ist Lacerta mura-
lis columbretensis a u f den Columbretes (Golf von Valencia) g rö ß e r (Kopf + Rumpf: 69 mm)
a ls die kon tin en ta le L. muralis liolepis (Kopf + Rumpf n ich t über 60), von d e r sie ohne
jeden Zweifel abstammt. E in e in su la re Riesenform is t auch Lacerta lilfordi tagomagensis,
die m it 81 mm fü r Kopf + Rumpf (nach L. M ü l l e r 1927a, S. 268) ih re a u f Ibiza lebende
S tammform nich t unwesentlich ü b e rtrifft; auch Lacerta lilfordi kochi von Cunillera (Pi-
tyusen) is t g rö ß e r als letztere. B e k an n t ist fe rn e r die bedeutende Größe d e r Filfola-
Eidechse (Lacerta filfolensis filfolensis) von d e r kleinen Filfo la -Klip p e bei Ma lta , die sehr
wesentlich g rö ß e r —- im D u rch sch n itt um 20 mm fü r Kopf- und Rumpflänge allein — als
die Malta-Eidechse (L. filfolensis maltensis) ist. Au f den dalmatinischen E ilan d e n fä llt
au f, daß die a u f Inse ln re ch t weit v e rb re ite te Lacerta melisellensis lissana du rch sch n ittlich
g rö ß e r ist als die kon tin en ta le Lacerta melisellensis fiumana. Aus diesem F o rm e n kreise
sind a ls Be ispiele fü r Riesenrassen vor allem die schwarze Lacerta melisellensis
galvagnii vom Scoglio K am ik und L. melisellensis gigas von d e r kleinen Felsk lip p e Mali
P a r s a n j bei Lissa zu nennen.
Ganz wie die bishe r besprochenen E ide chsengruppen zeigen schließlich auch die
Glattechsen oder Scinciden die gleiche Tendenz zum Riesenwuchs a u f Inseln. S ehr große
Re likten formen haben w ir b ereits e rw äh n t (S. 62); d a ru n te r is t Riopa bocourti von Neu-
kaledonien m it 565 mm Gesamtlänge die g ewaltigste A r t der ganzen Gruppe d e r Lygoso-
men; auch die gleichfalls d o rt und a u f den L oyalty-Inseln lebende Riopa garnieri is t m it
üb e r 400 mm Gesamtlänge ein R iesentier. Selbst die kleine Glattechse Ablepharus boutonii
zeigt a u f nich t wenigen Inseln eine deutliche Tendenz zu r Größenzunahme. Die extremste
Rasse in dieser Beziehung ste llt Ablepharus boutonii nigropunctatus von den Bonin-Inseln
d a r; die Kopf + Rumpf-Länge dieses Tie res e rre ic h t 54 mm, während bei den meisten a n deren
Rassen dieses Maß zwischen 39 und 45 mm schwankt. Auf den südlichen Riukiu-
Inseln lebt Eumeces kishinouyei, d e r v o r dem k o n tin en ta len Eumeces chinensis, von dem
er sich ableitet, sich ebenfalls d urch bedeutendere Dimensionen auszeichnet. Auch der
ausgestorbene Didosaurus mauritianus von M au ritiu s w a r offenbar ein sehr g ro ß e r
Inselskink.
Im Gegensatz zu den Eidechsen scheint bei den Inselschlangen eine Neigung zum
Riesenwuchs weit weniger au sg ep rä g t zu sein. Mir sind in d e r H au ptsache n u r einige Be ispiele
fü r die Verm eh ru n g d e r V en tra lsch ild e r bei einigen Inselschlangen bekannt, die an
an d e re r Stelle (S. 77) m itg e te ilt werden: ob ab e r d am it auch in allen F ä llen eine Größenzunahme
in K o rre la tio n steht, is t leid e r n ich t m it S ich e rh e it zu sagen (eine d e ra rtig e K o rre
la tio n besteht jedoch offenbar ausnahmslos zwischen der E rh ö h u n g d e r Anzahl d e r Sub-
caudalia-Schilder und d e r Zunahme der Schwanzlänge). Im m e rh in sei erw äh n t, daß die
schwarze G iftn a tte r Notechis scutatus niger a u f der au s tra lisch en Kangaroo-Insel m it
184 V en tra lia u n d 45 Subcau d a lia nach K i n g h o r n (1929, S. 148) eine Gesamtlänge von
6 F u ß erre icht, während fü r den k ontinentalen Notechis scutatus scutatus d e r gleiche
A u to r 128— 136 V en tra lia und 30—35 Su b c au d a lia sowie eine Länge von n u r 5,6 Fu ß
an g ib t. Ähnliches berich te t K e l l a w a y (1932, S. 54) von d e r gleichen Schlange a u f der
Chappell-Insel in d e r Ba ss-Straße, wo die T ie re reichlich F u tte r in Gestalt von Puffinus
tenuirostris, einem Sturmvogel, und wenig F einde haben.
Aber nicht n ur von Reptilien allein ist insularer Riesenwuchs bekannt, sondern auch
von zwei anderen Wirbeltierklassen. So namentlich von der Vogelwelt; besonders unter
den ausgestorbenen bzw. ausgerotteten Vögeln gibt es eine ganze Reihe insularer Riesenformen,
wie Aepyornis, Dinornis, Cnemiortiis, Raphus, Lophopsittacus usw. Aber
auch viele rezente V ogelarten bilden a u f kleinen In se ln besondere Rassen aus, die sich
nich t selten d urch eine b e trä ch tlich e re Größe v o r ih re n a u f dem P e stlan d e oder grö ß e ren
Inseln lebenden Ausgangsformen auszeichnen, eine Tatsache, die in vielen F ä llen a u f die
B e r gm a n n s c h e Regel, d. h. au f die generelle E rscheinung, daß Homöotherme in k ä lte
ren Gegenden bedeutendere Ausmaße e rre ic h en als in w ärmeren (vgl. S. 167), zu rü ck zufü
h ren ist. U n te r den S äu g e rn scheinen dagegen in su la re Riesen re c h t selten’ zu sein.
Ich erwähne h ie r als Beispiele den e rst in histo risch e r Zeit ausgestorbenen P fe ifhasen
Prolagus corsicanus, d e r a u f dem kleinen sa rdischen E ila n d T av o la ra in einer weit grö ß e re
n Rasse gelebt h a t als a u f K o rsik a oder g a r a u f S a rd in ie n (D e h a u t 1920, S. 36); fe rn
e r die eigentümliche fossile Antilope Myotragus balearicus, die a u f Menorka b e trä c h tlichere
Dimensionen zeigte als a u f der grö ß e ren In se l Ma llorka; endlich Leithia meliten-
sis, einen fossilen Riesenbilch von Ma lta , also von d e r gleichen Insel, a u f d e r sich wunderlicherweise
auch die bek an n te Zwergform des E le fan ten ausgebildet h a t. BP We it h ä u figer
als Riesenrassen sind nämlich u n te r den inselbewohnenden Säu g e rn Zwergrassen.
Man k a n n vielleicht soga r sagen, daß die meisten In se lsäu g e r — fa lls sie sieh in d e r Größe
von d e r festländischen A usgangsform ü b e rh a u p t u n terscheiden lassen — k le in e r sind als
die entsprechenden k o n tin en ta len Formen. Dabei muß alle rd in g s b eachtet werden, daß in
manchen F ä llen In se ls äu g e r n u r scheinbare Zwergformen rep rä sen tie ren , indem schon ih re
n ä ch stv e rw an d ten festländischen Küstenformen, von denen sie abstammen, sieh durch eine
g e rin g e re Größe auszeichnen, was z. B. An t o n i u s (1914,S. (21)) m it Re cht betont h a t. Sog
a r schon a u f ganz jungen, a llu v ia len Inseln k ö nnen S äu g e r eine deutliche Tendenz zum
Zwergwuchs zeigen: so sind z. B. die meisten S ä u g e ra rte n d e r Inse l Mexiana im Amazonas
Delta n ich t unwesentlich k le in e r als a u f dem Festlande.
Da n u n in su la re r Zwergwuchs n ich t n u r von In se lsäu g e rn bek an n t ist, sonde rn auch
von anderen T ie rg ru p p en , wie Schwanzlurchen (z. B. die Zwergrasse von Cynops pyrrho-
gaster a u f d e r In se l Ik i) u n d Mollusken (z. B. Zwergformen von Landschnecken a u f d a lmatin
isch en Inseln), so e rh eb t sich die F ra g e , ob auch bei inselbewohnenden Krie ch tie ren ,
besonders Eidechsen, die doch eine so ausgesprochene Neigung zum Riesenwuchs zeigen,
in su la re Z w e r g f o r m e n ü b e rh a u p t Vorkommen. Das is t n u n tatsä ch lich der Fall. Wiederum
sind es m ed ite rran e Inseleehsen, die d a fü r einige re c h t bezeichnende Belege ab geben,
wie schon K ä m m e r e r bei den dalma tin isch en L azerten bemerkt h a t. So ist
z. B. die a u f d e r Oberseite tiefblausehwarze, a u f der Unte rse ite dunkel u ltram a rin b la u e
Lacerta lilfordi jordansi (Insel La G u a rd ia bei Mallorka, Ba le aren) m it 66 mm Kopf +
Rumpf-Länge eine solche in su la re Zwergrasse; auch Lacerta lilfordi planae (Plana, n ö rd lich
von Conejera, Ba le aren) is t au ffa llen d klein; eine andere, re c h t extreme Zwergrasse
aus dem gleichen Form en k re ise lebt a u f Nitge an d e r Nordkiiste Menorkas. Ganz ähnliche
Beispiele k a n n man n u n au s fa s t allen Eide ehsenfamilien an fü h ren , die zu c h a ra k te ris tischen
In se ltie ren gehören. Aus d e r F am ilie d e r Haftz eh e r sei erw äh n t, daß Phelsuma
madagascariensis abbotti au f A ld ab ra eine Gesamtlänge von höchstens 127 mm erre icht,
wahrend die p rachtvolle Nominatform von Mad ag a sk a r ü b e r 200 mm lan g wird. E in a n dere
r Haftz eh e r, Geckolepis typica, is t a u f d e r Insel St. Ma rie deutlich kleiner als au f
M adagaska r ( B o e t t g e r 1913, S. 321). Von Ig u an id en wird Dipso-saurus dorsalis a u f dem
F e stlan d e 135 (Kopf + Rumpf) bzw. 265 (Schwanz) mm lang; die beiden In selformen
Dipso-saurus carmenensis von den Carmen- und Coronado-Inseln und D. catalinensis von
dem S a n ta C a ta lin a -E ilan d im Golfe von K a lifo rn ien sind kleiner: e rste re h a t eine Kopf