1927). Aus dem Nachstehenden is t zu ersehen, daß dies aneh fü r ein so riesiges Wasserbecken
wie d e r Ba ika lsee g ilt.
Die U rsache dieser so g e rin g en E rfo rs ch u n g d e r Infusorienökologie b e ru h t n a tü rlic h
in e rste r In stan z a n f den methodischen Schwierigkeiten, die sich bei d e r U n te rsu ch u n g diese
r G ruppe u n te r n a tü rlic h e n Lehensbedingungen bieten, wie au ch a u f d e r unumgang-
liehen Notwendigkeit, die F o rs ch u n g sa rb e it a n lebendem, fris ch entnommenem M a te ria l
au szuführen. ( H H B H N
Diese Schwierigkeiten sind jedoch, w ie w ir dies im K a p ite l üb e r die Methodik zu zeigen
v ersuchen, d u rch au s n ic h t so groß, wie gewöhnlich angenommen w ird ; d e ra rtig e oko-
logiseh-protistologische Fo rsch u n g en erwiesen sich z. B. a ls vollkommen d u rc h fü h rb a r
u n te r den V e rh ä ltn issen ein e r B a ika lexpedition, die ü b e r sehr bescheidene m a te rie lle H ilfsm
itte l v e rfü g te u n d in seh r ra u h e n N a tu rb ed in g u n g en zu a rb e iten h a tte .
Das Stu d ium d e r Infusorienökologie u n te r den Bedingungen eines n a tü rlic h e n W a sse rbeckens
k a n n gleich dem S tu d ium einer jed en an d e ren Organism en g ru p p e im allgemeinen
d re i Hauptwege einschlagen: den Weg der Monobiotik, d. h. der E rfo rs ch u n g d e r gegenseitig
en V e rh ä ltn isse zwischen dem einzelnen In d iv id u um oder der einzelnen A r t u n d der
Umwelt. E in e d e r a lle re rs ten S tufen d e ra rtig e r Forsch u n g en is t die F e stste llu n g d e r m a ximalen,
m in im a len u n d o p timalen Grenzen verschiedener F ak to ren , bei denen die gegebene
A r t in d e r N a tu r angetroffen w ird u n d die, beiläufig gesagt, sich sehr wesentlich
von den experimentellen Grenzen unte rsch e id en können; d a ra u f folgt, als E rg eb n is er
Ansammlung en tsprechender Angaben, die E in re ih u n g d e r vorliegenden M jk m irg en d eine
d e r in d e r Biologie angenommenen ökologischen O rg an ism en -G ru p p ie ru n g en : m die
eury- oder steno-, p h ile o d e r-p h o b eG ru p p e usw. Diesen W eg schlug zum Teil L .N o l a n d
ein in se iner A rb e it „F a c to rs influencing th e d istrib u tio n of fre sh w a te r c ilia ta (1928)*
die in d e r Pro tisto lo g ie als eine d e r e rsten A rb e iten dieser A r t zu b e tra ch ten ist.
Den Weg d e r Zönobiotik: er besteht in d e r E rfo rs ch u n g v erschiedener In fu so rie n gemeinschaften
in ih ren gegenseitigen Beziehungen zu den entsprechenden Biotopen. Das
S tu d ium der In fu soriengeme inschaften, welche m it Biotopen verbu n d en J |n d , die n ich t
um fan g re ich s i n d f j e h jedoch g u t ch a ra k te ris ie re n lassen, z. B. m it Fau lsch lamm, T o r -
mooren, Bewachsungen usw., ersch e in t in methodischer H in sic h t im A n fan g sstad ium der
A rb e it in dieser R ich tu n g v ie l p ro d u k tiv e r. E in e d e r e rsten Arb e iten au f diesem g | g g g j g
die A b h andlung A. W e t z e l s „Der F aulschlamm u n d seine z ilia ten L e itformen (1928),
Oder, zum Schluß, den Weg d e r Holobiotik, die das Gesamtlehen der Infusorien im
Wasserbecken a ls in ein e r E in h e it „hö h e re r Ordnung“ erfo rsch t: ih re h o rizontale u n d v e r tik
a le V erteilung, ih re saisonmäßige Abwechslung, ih re biozönotischen Gruppie ru n g en , die
E ig e n a rtig k e iten ih re s A rtenbestande s usw. in gegenseitigem Zusammenhang m it den Bedingungen
d e r lebenden u n d to ten Umwelt, in die die In fu so rien des v orliegenden W a s se rbeckens
als ein e r d e r gegenseitig wirk en d en Teile der Gesamtheit e in g e re ih t sind. I n der
vorliegenden Ab h an d lu n g ü b e r die Ökologie d e r B a ik a lin fu so rien habe ich vorwiegend
diesen Weg gewählt. „
F ü r die e rsten Versuche dieser le tz te ren protistologischen F o rschungen b ieten große
Vorzüge u n d großes In te re s se um fan g re ich e Wasserbecken m it deutlich au sg ep räg tem Pe-
lag ia l, B e n th a l und L ito ra l, m it einzelnen umfangreichen k o n tra stie ren d en B e zirken u . a. m.,
d a einige wich tig ste ökologische Grundgesetzmäßigke iten in diesen Wasserbecken deu tlich
e r u n d au g en fä llig e r zutage tre te n können. U n d wenn, im allgemeinen, d e r Ba ika lsee
den S y stem a tik e r, Morphologen u n d Biogeographen v o r allem d urch die Ausschließlichkeit
se iner bis a u f 75% endemischen Bevölke rung anzieht, so ersch e in t fü r den Protistologen,
in A n b e tra ch t d e r a llb ek an n ten Kosmopolität d e r In fu so rien , diese Seite d e r F o rsch u n g am
wenigsten v e rsprechend; d a fü r a b e r b ie te t d e r B a ika lsee vom oben e rw äh n ten ökologisch-
protistologischen S ta n d p u n k t aus, dan k seinem rie sig en P e lag ia l, seinen Tiefen u n d der
M a n n ig fa ltig k e it d e r Bedingungen se iner verschiedenen Be zirke ein au ß e rordentliche s
In teresse .
Diese E rw äg u n g en v e ra n la ß te n mich, m it g ro ß e r D an k b a rk e it u n d Be re itw illig k e it
de r A u ffo rd e ru n g des L e ite rs d e r B a ik a lex p ed itio n bei d e r Akademie d e r Wissenschaften
d e r USSR., G. J . W e r e s t s c h a g i n , Folge zu leisten u n d an den A rb e iten d e r E x p ed itio n
a ls Hydrobiologe - Pro tisto lo g e teilzunehmen. Die vorliegende A b h andlung ste llt somit
einen Versuch d a r, d u rch die Anwendung hydrobiologischer Methoden in d e r P ro tis te n forschung
a u ß e r morphologischen, systematischen u n d ökologischen Angaben fü r einzelne
A rte n noch einige Hauptmomente au s dem allgemeinen Bilde des In fusorienlebens im B a ikalsee
zu geben, n a tü rlic h n u r ganz an n äh e rn d .
Diese F o rsch u n g sa rb e it w ürde n a tü rlic h in ih rem vorliegenden Umfange n ic h t zus
tan d e gekommen se in ohne die a k tiv e M ita rb e it meiner F re u n d e u n d Schüler S. J . S e n i -
l owa , die m it m ir in den Sommermonaten 1926, 1927 u n d 1928 g e a rb e ite t h a t, u n d G. D.
G o n t s c h a r o w , d e r m ir bei meinen W in te ra rb e ite n Be ihilfe geleiste t h a t. Ich b rin g e
ihn en h ie rm it meinen au fric h tig s te n D an k d a r.
H e r rn P ro f. K. J . M e y e r b in ich zu ganz besonderem D anke v e rpflichtet, d a e r m ir
zu r Zeit se iner L e itu n g d e r E x p ed itio n 1928 d u rch sein freund lich e s Entgegenkommen die
Möglichkeit gab, meine Aufgabe v o llstän d ig e r zu erfüllen.
Moskau, P etrowskoje—Rasumowskoje.
In s titu t fü r Fisch e re i, Hydrobiologisches Kab in e tt.