Schließlich, d ritten s , k an n a u f solche F a k to re n hingewiesen werden, die in allen
Bezirken, wo Bursella vorkam, g leichlautende Mengenangaben aufweisen, sich jedoch
gleichzeitig in bedeutendem Maße vom offenen B a ik a l unterscheiden. H ie rh e r gehören:
höhere Sommertemp e ra tu ren , g rö ß e re r G ehalt a n aufgelösten u n d su sp en d ie rten o rg an ischen
Stoffen u n d g rö ß e re r Gehalt an SiCL in den Wa sse rn d e r e rw äh n ten Be zirke des
Sees im Vergleich m it den Wa sse rn des offenen Sees. Allem Ansehen na ch sind g erade
u n te r diesen F a k to re n die Zusammenhänge m it d e r V e rte ilu n g von Bursella im B a ik a lsee
zu suchen.
D e r letztere d e r au fgezählten F ak to ren , d e r S ilik a tg eh a lt des Wassers, is t in bezug
a u f die Mehrzahl d e r Hydrobionten, d a ru n te r auch d e r In fu so rien , g a r n ich t erforscht.
Auch im vorliegenden F a lle müssen w ir in bezug a u f Bursella uns m it d e r F e stste llu n g der
T a tsache begnügen, d aß ih r A u ftre te n m it d e r E rh ö h u n g des Gehalts a n S i0 2 im Wasser
einhergeht, ohne d a fü r irgendwelche E rk lä ru n g e n geben zu können.
Das Vorkommen des In fu so rs in g u t d u rchw ä rm te n Bezirken, d a s stä n d ig e F ehlen
desselben in den k a lte n Ba ik a lw a sse rn , sowie das A u ftre te n im offenen B a ik a l in den
E rw ä rm u n g sp e rio d en k ö nnte vielleicht A nlaß zu d e r V e rm u tu n g geben, d aß Bursella
eine Warm w a sse rfo rm is t u n d daß ih re h o rizontale und v e rtik a le V e rb re itu n g im B a ikalsee
d u rch den T em p e ra tu rfa k to r bestimmt wird. Doch d e r Hinweis von W. J . S c hmi d t
(1920) a u f das Vorkommen des In fu so rs in den ersten F rü h ja h rsm o n a te n , noch u n te r
Eis, in einem Wasserbecken in d e r Gegend von Bonn g e s ta tte t uns nicht, es zu diesen F o r men
zu zählen. V e rm u tlich ersch e in t Bursella als eine eu ry th e rm e Fo rm, u n d deswegen
mü ß ten die a n u n d fü r sich nied rig en T em p e ra tu ren des B a ik a lp e lag ia ls keinesfalls ein
Hin d e rn is fü r die A u sb re itu n g des In fu so rs in dieser Gegend des Baikalsees bilden.
N u r f ü r den d r itte n F a k to r, die im W a sse r aufgelöste organische Substanz , is t zu
vermu ten , d aß zwischen ihm und dem A u ftre te n von Bursella ein gesetzmäßiger Zusammenhang
besteht. I n diesem F a lle ziehen w ir die b e re its oben e rw äh n ten E ig e n a rten
d e r E rn ä h ru n g von Bursella in B e tra ch t, u n d zwar das F ehlen ein e r von au ß en a u fgenommenen
k ompakten N ah ru n g , u n d glauben, daß Bursella m it ih re r ä u ß e rs t schwach
entwickelten Wim p e rh ü lle u n d seh r d ü n n en P e llicu la au s dem umgehenden Milieu a u fgelöste
organische Substanzen aufzunehmen ve rm ag , wodurch ih re n symbiotischen H e lfe
rn eine gewisse Menge zusätzlicher, v o r allem stickstoffhaltiger Stoffe, zu g e fü h rt wird.
Von diesem S ta n d p u n k t aus ersch e in t das F eh len des In fu so rs im offenen B a ik a l vollkommen
g e re ch tfe rtig t, da dieses Gebiet einen seh r n ied rig en Gehalt von aufgelösten
o rganischen Substanzen a u f weist. V e rstän d lich is t auch sein A u ftre ten in diesen Gebieten
wäh ren d d e r k u rz fristig en Perio d en des Ansteigens d e r Oberflä chentempera turen, die
von einem erh ö h ten Gehalt a n organischen Substanz en bei a llgemeiner e rheblicher Zunahme
d e r Plank to nmen g e begleitet werden. Dies g ib t A nlaß zu d e r Ve rm u tu n g , daß
dieses eu ry th e rm e In fu so r im offenen B a ik a l auch bei gewöhnlichen nied rig en W a sse rtem
p e ra tu ren angetroffen werden k ö n n te , wenn aus irgendwelchen Gründen d e r Gehalt
d e r aufgelösten Stoffe sich in den W a sse rn dieses Gebietes als höher erwiese.
Zum Schluß brin g en w ir h ie r noch die Grenzen d e r physiko-chemischen H a u p tfa k toren
, bei denen Bursella spumosa im B a ika lsee vorkommt:
Tem p e ra tu r PH 0 2 mg/1 C02 mg/1
Bicarbonat
C02 mg/1
CaO mg/1 MgO mg/1 S i0 2 m /gl Oxydierbarke it
0 2mg/l
8,10—18,62 7,3—7,7 7,07—13,08 0,00—4,41 33,6—58,4 20,0—38,4 1,8—6,2 1,20—5,1 2,17—16,40
Unterordnung Ol ig o t r ich a Bütschli.
Farn. Ha l t e r id a e Claus.
Halteria grandinella 0. F. M.
Ü b e ra ll an den Ufe rn , vorwiegend in kleinen B uchten an d e r Grenzlinie des W a ssers,
u n te r lebenden u n d absterbenden Ulothrix und Tetraspora; häufig; bei t 6—19°
angetroffen.
In d e r L ite ra tu r gilt, d aß II. grandinella sich vorwiegend in k lein en s tag n ieren d en , verwachsenen Wasserbecken,
Gräb en usw. au fh ä lt ( D a l l a T o r r e , 1891; S c h e w i a k o f f , 1893; L e v a n d e r , 1894; R o u x , 1901; S c h l e n k e r ,
1908; M e r m o d , 1914, u. v ie le a.), fe rn e r in Torfmooren (M e r m o d , 1914; S k a d o w s k y , 1926, b e i t = 22—31° u nd
Pjj 4,38—6,5); oder sie w ird als Ufe r form ve rsch ied e n e r F lüsse un d Seen b e tra ch te t (Kl. Balaton-See, F r a n e é , 1897;
Lac d’Annecy, L e R o u x , 1907; Tschiwyrkui-Bai, R o s s o l i m o, 1923; Wisconsin-See, N o l a n d , 1925, b e i t = 2,5—32,0°
u nd Pu 6,5—9,8; Fl. Donetz, F a d e j e w , 1926; Bodensee, W e t z e l , 1928, u .a .) . Es liegen a b e r auch, zwar geringe , Hinwe
ise a u f das Vorkommen von H. grandinella als pelagische F o rm vor, u nd zwar: im Oberflächenplankton d e s Lago
Maggiore u nd d e s Lac Léman ( A n d r é , 1914) u n d in Wasserbecken d e r Umgegend von P a ris ( F a u r é - F r e m i e t ,
1925).
Dieses In fu so r k a n n zu den Gruppen d e r eu ry th e rm en , eury io n en und eury to p en
Organismen g ezählt werden.
Strombidium turbo CI. et Lach.
Ziemlich häufig a n den U fe rn , m itten u n te r lebenden u n d absterbenden Algen Uloth
rix und Tetraspora. Abgesehen davon in g e rin g e r Menge im P la n k to n d e r B u ch t der
L andzunge Z aworotnyi, bei ein e r Oberflä chentempera tur von 10,35° am 3. V III . 1928
u n d im P la n k to n d e r T schiwyrkui-B ai m itten u n te r höheren Wasserpflanzen. In diesem
le tz te ren w urde S. turbo schon f rü h e r von L. R o s s o l im o (1923) gefunden, die allgemein
en T empera tu rg ren z en , bei welchen das S. turbo im Ba ika lsee gefunden wurde, betragen
4— 16°.
Im Schrifttum Wird s ie vornehmlich fü r k le in e Bassins, P fü tzen (C la p . e t L a c h .; R o u x , 1901; S c h l e n k e r , 1908;
H e n d e r s o n , 1906; M e r e s c h k o w s k y , 1879, u. a.) angegeben, sowie fü r d ie Uferzone g ro ß e r S een : E rie ( J e n -
n i n g s , 1901), West Swin Lake ( K o f o i d , 1896), Onega-See ( M e r e s c h k o w s k y , 1879), Gr. P lö n e r S ee ( Z a c h a r
i a s , 1893), Maggia-Fluß ( A n d r é , 1912). Es lieg en einz elne Hinwe ise au f d a s Vorkommen im Pla n k to n des P elagial-
gebie te s d e s Lac Léman (Genfe r See) ( A n d r é , 1914) vor. Diese s In fu so r w ird in a llen J ah re sz e ite n angegeben.
Strombidium viride St.
Dieses In fu so r kommt, ebenso wie die v o rhergehende F o rm , a n den U fe rn v o r; es
w ird se lten angetroffen. Abgesehen d avon w u rd e es in g e rin g e r Z ahl im oberflächlichen
W in te rp lan k to n u n te r dem Eis, im M a ritu jb e z irk , im März 1928 gefunden. Die allgemein
en T empera tu rg ren z en , bei welchen es im B a ika lsee g efunden wurde, sind ^ 0—-14°.
L ite ra tu ra ngaben s in d ziemlich sp ä rlic h : d a s In fu so r w ird fü r k le in e Becken u n d Pfützen ( R o u x , 1901; H e n d
e r s o n , 1906; T h i e b a u d , 1907) u n d fü r d a s Plan k to n d e r Teiche ( T h a l l w i t z , 1906; F a u r é - F r e m i e t , 1924),
fü r den Donetz-Fluß ( F a d e j e w , 1926) angegeben.
Strombidionopsis setigera Stokes.
Dies seltene In fu so r, welches 1888 von S t o k e s in Süßwasserhecken von Am e rik a
beschrieben worden ist, w a r bis vor kurzem in E u ro p a noch n ich t bekannt. J . R o u x
(1901) w a r d e r erste, d e r es in den re in en stehenden Wasserbecken in d e r Schweiz fan d
u n d diese F o rm d e r G a ttu n g Tintinnidium zuschrieb. Sodann fan d es F a u r é - F r e m i e t
(1925) im P lan k to n d e r re in en stehenden Wasserbecken in d e r Umgegend von P a ris ; er
bezog es von neuem, u n d zwar m it vollem Recht, zu r G a ttu n g Strombidionopsis, weil diese
F o rm kein Gehäuse h a t, und weil se in P e ristomfe ld von einem geschlossenen K reise von
ado ra len W im p e rp lä ttch en umgehen ist.