sich in gleichem Maße a u f die C ilia ta wie a u f die Suc to ria . Ohschon die S u c to ria beim
F ix ie re n ih r Ä ußeres im allgemeinen besser als die C ilia ta beibehalten, g ilt ab e r auch fü r
diese Gruppe die Meinung von F . H o lm : „Gerade bei S u c to ria h a lte ich systematische
A rb e iten a n k o n se rv ie rtem M a te ria l fü r ganz unmöglich.“
Die Be stimmungen a lle r Ciliata- und Sucto ria -Arten , die ich im B a ika lsee gefunden
habe, sin d an lebenden In d iv id u e n gemacht. Dabei w a r ich immer d a ra u f bedacht, die
F o rsch u n g s a rt, die häufig bei den In fu so rie n an g ew an d t wird, zu vermeiden, die Proben
e rs t na ch v ielen S tu n d en u n d zuweilen soga r m eh re re T age na ch d e r E n tn a hm e d urchzusehen,
in d e r Hoffnung, die In fu so rien k ö n n ten sich in der P ro b e v e rmehren. W enn diese
Methode m it g ro ß e r Vorsicht Verwendung finden k a n n bei In fu so rie n au s stehenden k le in
en Gewässern, so muß sie fü r so ein großes Wasserbecken, wie den B a ik a l, u n d besond
e rs seine pelagischen Teile, ganz ausgeschlossen se in, da d e r q u a n tita tiv e rind q u a lita tiv e
In fu so rien b e stan d solch ein e r au fb ew ah rten P ro b e g a r n ich t demjenigen d e r n a tü rlic h en
Bedingungen des Sees entsprechen wrürde. Die weit g rö ß te A nzahl d e r P ro b e n a n a ly s ie rten
w ir gleich, nachdem sie genommen waren. N u r dan n , wenn w ir am U fe r a rb e ite ten , wurden
u n s die pelagischen P ro b en au s dem offenen B a ik a l m it dem Schiffe zugestellt. Im W in te r
v e rstric h auch einige Zeit zwischen d e r Pro b e en tn ahm e bis zu r D u rch sich t derselben, aber
nié meh r a ls 114— 2 Stunden. Dab e i muß ab e r g ésagt werden, d aß in diesen F ä lle n d e r u n günstige
E influß des Stehenlassens u n s tre itig d u rch die Thermosflasche geschwächt wurde.
Die p lan k tisch èn u n d T ie feninfusorieü müssen zu a lle re rs t u n te r dem sta rk e n T em p e ra tu rwechsel
leiden, dem sie n a ch der E ntnahme im Gefäße u n te rw o rfen werden. Der. U n te rschied
in der T em p e ra tu r des Wassers u n d d e r L u ft is t wie im Sommer, so au ch im W in te
r d o rt seh r bedeutend.
Deshalb h a tte n w ir uns m it meh re ren Thermosflaschen je zu 1141 v e rso rg t; im W in te r
h a tte n w ir au ß e rd em noch eine Thermoskiste, die von in n en m it F ilz beschlagen wa r. Die
p lan k tisch en P ro b e n w u rd en gleich ha'ch E n tn a hm e in die Thermosflaschen g eschüttet, von
wo k leine Wassermengen zu r Analyse genommen wurden. Das ra sch e Abste rb en d e r I n fu
so rien au ß e r dem Thermos einerseits u n d das mehrstü n d ig e (nicht u n te r 3—4 S tu n d e n !
Leben d e r plan k tisch en In fu so rie n im Thermos an d e re rse its wiesen a u f die pösitive u n d
se h r wesentliche B e deutung dieser einfachen Methode fü r p rotistologisehe Forsch u n g en in
fre ie r N a tu r h in , w o rau f w ir au ch a n dieser Stelle au fm e rk sam machen wollen.
W ä h re n d u n se re r Arb e iten im W in te r schütte ten w ir in die Thermosflaschen, ehe die
Gammariden m it den a n ih n en h a ften d en In fu so rien h in e in kamen, Wasser von gleicher
T em p e ra tu r, wie die d e r Wasserschicht, ans d e r die P ro b e genommen wurde, u n d die w ir
g enau k an n ten . Im L ab o ra to rium (an unse rem S ta n d o rt in M a ritu j) w u rd en die Gammarid
e n aus den Thermosflaschen in A q u a rien gebracht, wo die T em p e ra tu r des Wa ssers bis
a u f 2 °— 4° e rw ä rm t wurde. In diesen Aqu a rien lebten die m it In fu so rien b ehafteten
Gammariden gewöhnlich bis 4 Tage, u n d ih r Leben konnte, wenn nötig, auch noch v e r lä
n g e rt werden, wenn m an ihn en au ß e r der T em p e ra tu r au ch noch die entsprechenden
Nahru n g s- u n d Sauerstoffbedingungen verschaffte.
A u ß e r dem u n b edingten Stu d ium des M a te ria ls an lebenden In d iv id u e n w u rd en alle
v o n u n s neuentdeckten A rten , sowie auch einige an d e re Formen, zum systematischen S tu dium
a n P rä p a ra te n u n te rsu ch t. Das F ix ie re n w urde se lb stv e rstän d lich an O rt u n d Stelle
vorgenommen, die ü b rig en Manip u la tio n en ab e r entweder a u f u n se re r Ba sis in M a ritu j
oder, na ch u n se re r Rück k eh r, in Moskau. Zum F ix ie re n b rau ch ten w ir Osmiumsäuredämpfe,
eine schwache Lösung des Flemmingschen Gemisches, des Sehaudinn-Gemisches
u n d P ik rin e s sig s äu re .
Zum F ä rb e n von T o ta lp rä p a ra te n u n d S ch n itten (Schnitte wurden gemacht von Bur-
seilaspumosa, AmphUc pt tis trachelioides, Ophryoglenaatra, Marita ja pelagica und Dactyl-
ophrya Collinü) w u rd e alkoholisches B o rax -K a rm in , A la u n k a rm in u n d E isen h äm a to x y lin
nach H e i d e n h a i n gebrau ch t. W ir v e rw an d ten au ch Opalblau nach B r e s s l a u ; diese
vorzügliche Methode eines gleichzeitigen F ix ie re n s Bld - F ä rb e n s k onnte n u r wenig bei I n fu
so rien m it de rb v ak u o lisie rtem P la sm a verwen d e t werden, wie z. B. Bursella spumosa,
Amphileptus trachelioides, Prorodon tnorula, sowie auch bei empfindlicheren pelagischen
In fu so rien , wie z.B. bei Lilnmorphaviridis, Cyclotrichiumviride u n d e inigen a n d e ren .B e i
den meisten ü b rig en F o rm e n e rh ie lten w ir bei dieser Methode g u te Ergebnisse. Z u r Vital
fä rb n n g b rau ch t ihan s ta rk v e rd ü n n te s N’o utra lro tU 1 T ro p fen 1 BSger N eu tra lro tlö su n g
w urde m it 1 cm8 W a sse r gemischt.
So liegen also dein biologischen u n d systematischen Teile dieser U n te rsu ch u n g v o r
allem d iejenigen Angaben zugrunde, welche bei der B e a rb e itu n g der n ic h t fix ie rten p la n k tischen
u n d bentischen P ro b e n e rh a lte n wu rd en ; die Anzahl d e r P roben, die w ir im V e rlau
fe d e r J a h r e 1020—28 durehgesehen haben, war-¡lehr groß u n d b e lä u ft sich bis au f
tausend.
Außerdem h ab e ich noch, zu r V e rv o llstän d ig u n g meines M a te ria ls fü r die wage-
re ch te u n d senkrechte V e rte ilu n g einiger b estimmter Infuso rien fo rm en , in Moskau eine
b e trä ch tlich e Anzahl, von in F o rm a lin fix ie rten P lan k to n p ro b e n u n te rsu ch t. Diese P ro b en
w u rd en von d e r E x p ed itio n im V e rlau fe d e r Zeit gesammelt, gjfiä ic h selbst a n den A rb e ite
n n ic h t teiln ahm: die Sommerproben v o n 192.5 u n d die Wintferproben v o n 1926 u n d 1927,
sowie auch diejenigen P ro b en , die von einem Sonderausschüsse d e r E x p ed itio n u n te r der
L e itu n g von P ro f. K. M e y e r im n ördlichen B a ik a l 1926 u n d im Maloje More 1927 genommen
wurden. An diesen Orten hab en w ir au ch gearb e ite t, ab e r n u r zu an d e ren J a h re s zeiten.
In den fix ie rten P ro b e n ließen sich n a tü rlic h n u r wenige In fu so rie n a rte n m it Bestim
m th e it feststellen, u n d zwar n u r u n te r der Bedingung, daß sie v o rh e r in lebendem Zustan
d e u n d sodann im fix ie rten v e rg lich en wurden. Es sei a u f einige In fu so rie n a rte n h in gewiesen,
die hach einem solchen Vergleiche in den P lan k to n -F o rm a lin p ro b en e rk a n n t werden
können. Solche sind: Marituja pelagica, die gewöhnlich beim F ix ie re n in F o rm a lin so
äüssieht, wie es a u f Abb. 29 angegeben ist, auß e rd em sehr k en n tlich w ird d u rch die S tra h len
brechung d e r Triehozysten u n d den ä u ß e rst ch a rak te ristisch e n K e rn ; sodann folgt Am-
phileptus trachelioides, welcher sieh d u rch seinen ro sen k ran z a rtig en K e rn u n d die im h in te
ren K ö rp e rd ritte l angesammelten Zoochlorellen u nterscheidet; Didinium nasutum durch
sein vo rd e re s Kö rp e ren d e u n d die sich zuweilen e rh a lten d en zwei Wim p e rk rän z e ; Prorodon
garganellae d u rch seinen enormen Schl und; von den pelagischen S u c to ria sin d es:
Mucophrya pelagica, durch die schleimige den K ö rp e r u m h ® ende H a u t, Staurophrya ele-
gans u n d Sphaerophrya melosirae ih rem Ä u ß e ren naeh, das sich beim F ix ie re n seh r g u t
e rh ä lt, ln den F o rm a lin p ro b en e rh a lte n sich fre ilich auch die Gehäuse d e r T intinnoiden,
deren w ir im B a ik a l 15 A rte n gefunden haben, sowie au ch ch a rak te ristisch e Z ysten der
pelagischen Suctoria . Wie w ir w e ite rh in sehen werden, spielen viele d e r g en an n ten F o r men
eine wesentliche Rolle im Ba ika lp lan k to n .