
Stück ab b rich t, das d an n aufgefressen wird. D ah e r is t n ich t u nwahrsche inlich, d aß die
gleichen Vögel auch den Schwanzenden d e r N a tte rn nachstellen.
Zu der von K ä m m e r e r (1926, S. 207) a u f kleinen E ilan d e n des A d ria tisch en Meere
s beobachteten E in sch rän k u n g d e r Autotomie des Eidechsenschwanzes k a n n ich bemerken,
daß ich etwas Ähnliches bei d e r eigentümlich dickschwänzigen Rasse von Ablepharus
boutonii caudatus festgestellt habe. W äh ren d nämlich bei den weitaus meisten E x em p la ren
von Ablepharus boutonii, die ich in den Sammlungen gesehen habe, d e r Schwanz abgebrochen
oder re g e n e rie rt wa r, zeigt von 9 ad u lten Stücken dieser In se lra sse k e in einziges
einen verle tz ten Schwanz, u n d n u r 3 E x em p la re haben eine re g en e rie rte Schwanzspitze.
Es is t also seh r wohl möglich, daß eine hohe Autotomie fäh ig k e it des Schwanzes fü r die
E idechsen v ie le r In se ln keine so ausgesprochen nützliche E ig e n sch a ft d a rs te llt wie au f
dem Festlan d e ; wenn es auch d u rch au s zweckmäßig ist, daß d e r Eidechsenschwanz bei
der Bedrohung d u rch einen Verfolge r, d e r nach dem Leben d e r Eidechse tra c h te t, leicht
au to tom ie rt, so kommt es ja bei gegenseitigen K äm p fen doch n ic h t so se h r d a ra u f an den
Schwanz ra sch zu v e rlie ren , sondern es is t im Gegenteil weit v o rte ilh a fte r ih n möglichst
lange zu behalten, u n d zwar n ich t n u r au s lokomotorischen, sonde rn au ch au s e rn ä h ru n g s biologischen
Gründen (s. S. 104). Man k a n n d a h e r das A u ftre te n ein e r Neigung z u r R e d
uktion d e r Schwanzautotomie bei Inselechsen vom se lektionistischen S tan d p u n k te schon
v e rsteh en .
C. Der Formenwandel der Insel-Reptilien.
I. Insulare Variationen und die Richtung der Variabilität.
A u f welche Ursa ch en die o ft so eigentümliche V e rb re itu n g d e r In se lrep tilie n sowie
die Zusammensetzung ih r e r P o p u la tio n en zu rü ck zu fü h ren ist, wurde in den v o rhergehenden
K a p ite ln e rö rte rt; au ch die V a ria tio n en inselbewohnender K rie c h tie re sind bereits
besprochen worden. So g u t wie ganz u n b e rü ck sich tig t is t ab e r bishe r die ü b e rau s b edeutsame
F ra g e nach den F a k to re n geblieben, die bei d e r E rz eu g u n g d e r in su la re n V a ria tio nen
wirk sam sin d u n d so z u r V e rän d e ru n g des A rtb ild e s fü h ren . Zwar g ib t es b ek anntlich
seh r zahlreiche E ilan d e , deren Bewohner au s d e r Klasse d e r K rie c h tie re n ich t die gerin
g ste Divergenz — in morphologischer oder ökologischer Beziehung — gegenüber ihren
V e rwandten vom F e stlan d e erk en n en lassen; wie ab e r a n z ahlreichen Beispielen gezeigt
werden konnte, zeichnen sich a u f mindestens, ebenso vielen, n amentlich ä lte re n E ilan d e n
die R e p tilien d u rch m an n ig fa ltig e , re c h t bezeichnende Merkmale aus, die a u f dem F e stlan
d e n u r ganz vere in z e lt au ftre ten . Soweit sie re in ökologischer N a tu r sind, vermögen
w ir sie me ist ohne weiteres zu verstehen: denn sie finden in den besonderen E x isten z bedingungen,
soweit sie in d e r Zusammensetzung der in su la re n Biozönosen zum Ausd ru ck
kommen, ih re E rk lä ru n g . W e it weniger v e rstän d lich is t ab e r die E n ts teh u n g d e r morphologischen
In se lv a ria tio n en ; u n d g e rad e dieser F ra g e , dem eigentlichen deszendenzth
eoretisch bedeutungsvollen „ I n s e l p r o b l e m “ soll n u n d e r letzte Teil v orliegender Abh
an d lu n g gewidmet sein. Z uvor ab e r sei noch k u rz eine allgemeine C h a ra k te ristik d e r in su
la re n V a r ia b ilitä t bei K rie ch tie re n gegeben.
D aß es keine stren g spezifischen In se lv a ria tio n e n bei R e p tilien gibt, wurde schon a u f
S. 61 k u rz festgestellt. So kennen w ir n a tü rlic h auch vom F e stlan d e u n te r den K rie ch tie
ren Riesen- und Zwergformen in n e rh a lb e in e r G a ttu n g (z. B. die rie sig e Lacerta lepida
u n d die zwerghafte L. andreänszkyi); au ch p lump gebaute, schwerfällige Geschöpfe (z. B.
Heloderma, Trachydosaurus) kommen u n te r den k o n tin en ta len Eidechsen vor. J a selbst
eine ganz au ffa llen d e V e rm eh ru n g d e r Schuppen lä ß t sich bei manchen festländischen
Echsen beobachten: so b e trä g t z. B. die Z ahl d e r Schuppen ru n d um den K ö rp e r bei Chal-
cides polylepis von Marokko 34—40, wäh ren d sie sonst in n e rh a lb des Chalcides ocellatus-
Formenkreises, von dem au ch Chalcides polylepis abstammt, n u r zwischen 24 u n d 32
schwankt u n d höchst selten einmal 34 e rre ich t. Auch bei Eumeces schneiderii algeriensis,
d e r ebenfalls das nordwestlichste A frik a bewohnt, ist die Zahl d e r Schuppen m e rkw ü rd igerweise
höh e r a ls bei den üb rig en Rassen dieser n o rdafrikanisch-westasiatischen E ide chsen
a rt. Re cht bezeichnende „Inse lme rkma le “ zeigt schließlich auch Lacerta jayakari vom
o sta rabischen Muscat-Massiv: dieses T ie r is t nämlich n ich t n u r u n te r allen M au e reidechsen
(im weitesten Sinne) eine Riesenform, sonde rn h a t au ch besonders k leine und