u nm itte lb a r m it se iner b re itg ed rü ck ten oder v e rschm ä le rten Basalfläche a u f dem Kiemenb
la tt au fsitz t, sonde rn a u f einer d ünnen k u tik u lä re n P la tte , ü b e r d e ren S tru k tu r u n d
H e rk u n ft die Meinungen in der L ite r a tu r verschieden sind: S t e i n , B ü t s c h l i , P l a t e
u. a. nehmen an, daß diese P la tte ein Ab scheidungsprodukt der Basalfläche des Acine-
ten k ö rp e rs ist; E i s m o n d dagegen findet, d aß eine solche Abscheidung n ich t v o rh an d en
ist, sondern daß an d e r entsprechenden Stelle d e r Kieme, u n te r dem S u k to r, sich eine
m eh r oder weniger regelmäßige rin g fö rm ig e V e rtie fu n g bildet, die von ein e r Verdickung
d e r k u tik u lä re n Schicht derselben Kieme um k an te t wird. Bei den B a ik a lex em p la ren ist
diese P la tte ersten s zuweilen g u t u n te rsch e id b a r auch in den F ä llen , wo Dendrocometes
n ic h t a u f d e r Kieme aufsitzen, sonde rn z. B. a u f den Gliedmaßen selbst oder a u f S ta cheln,
u n d zweitens wird sie zuweilen m it dem S u k to r zusammen abgerissen.
F e rn e r beobachteten w ir d u rch au s k e inen U nterschied in d e r horizontalen oder v e r tik
a len V e rb re itu n g bei den von uns beschriebenen Modifikationen von D. paradoxus: die
typischen Fo rm en wie auch alle ih re Modifikationen werden a lle ro rten und in allen, d a r u
n te r auch in den g rö ß ten Tiefen angetroffen u n d dabei häufig a u f ein u n d demselben
W irtsex em p la r; speziell die typischen Fo rm en werden n ich t se lten in ein e r Tiefe von
1320 m gefunden.
Die E rn äh ru n g sw e ise ble ib t bis je tz t seh r wenig g e k lä rt u n d rä tse lh a ft. Obgleich
kein Zweifel besteht, daß die Arme von Dendrocometes keine andere Be stimmung haben,
als a u f diese oder jene Weise d e r Aufn ahme von N a h ru n g zu dienen, haben, soweit m ir
bek an n t, von allen zahlreichen U n te rsu ch e rn , die sich m it diesem origin e llen S u k to r b e fa
ß t haben, n u r W r z e s n i o w s k i (1877) u n d P l a t e (1886) die N ah ru n g sau fn ahm e beoba
chtet. W r z e s n i o w s k i beobachtete den F a n g u n d das Aussaugen von In fu so rien , doch
auch e r k o n sta tie rt, daß das Aussaugen so lan g sam v o r sich geht, daß nach zwei S tunden
das gefangene In fu so r sich noch immer zwischen den Zinken streckte. P l a t e v e rh ä lt sich
zu diesen Beobachtungen von W r z e s n i o w s k i skeptisch u n d meint, a u f G rund einer
experimentellen Kon tro lle derselben wie auch a u f Grund der S tru k tu r d e r extremen Teile
d e r Arme, daß Dendrocometes n ic h t im stan d e ist, leb h a ft sich umhertummelnde In fu so rie
n abzutöten u n d auszusaugen. P l a t e selbst ab e r gelang es in 2 F ä lle n zu beobachten,
wie kleine Amöben in den Bereich einiger völlig au sg e stre ck te r Zinken gelan g ten u n d von
diesen seh r schnell ausgesogen wurden. Viele an d e re F o rsch e r jedoch, d a ru n te r S t e i n
(1851) und B ü t s c h l i (1877) haben, tro tz ih re r d au e rn d en u n d so rg fä ltig en Beobachtungen,
ke in einziges Mal die N ah ru n g sau fn ahm e von Dendrocometes beobachtet, und
B ü t s c h l i , d e r die Voraussetzungen S t e i n s , d aß D. paradoxus sich d u rch Aufnahme
flüssiger Stoffe m itte lst se iner Arme e rn ä h r t, fü r p lausibe l h ä lt, bem e rk t dazu, daß e r sein
e rse its keine positiven Angaben in dieser F ra g e lie fe rn kan n .
Unsere Beobachtungen a n den baikalischen Dendrocometes geben uns ebenfalls kein
M a te ria l, das u n s zu irgendwelchen positiv en Schlüssen b e rechtigt. Trotzdem w ir eine
seh r g roße Menge von In d iv id u e n unte rsu ch ten , beobachteten w ir kein einziges Mal etwas,
was einem F an g , einem Aussaugen oder Einz iehen d e r Beute äh n lich gesehen h ä tte , selbst
bei einer üppigen Bevölke rung von leich t beweglichen In fu so rien und F lag e lla ten im um gebenden
Milieu. Die P ro tis te n stoßen ohne jeglichen Schaden m it den Zinken d e r Arme
von Dendrocometes zusammen. Dieselben neg a tiv en Ke sultate ergaben die Beobachtungen
au ch in bezug a u f die sessilen Infuso rien . Man k an n n ich t selten Peritrich en -K o lo n ien beobachten,
die sich so nahe an Dendrocometes angesiedelt haben, daß die Arme d e r Suk-
to rie n die Kolonien bedecken, die Köpfchen d e r In fu so rien ab e r zwischen den Endzweigen
d e r S u k to rien h e rv o rrag en u n d ihn en somit vollkommen zugänglich sind, u n d tro tz dem
w urde d u rch eine d e ra rtig e N a ch b a rs ch a ft das Wohlbefinden von P e ritric h e n keineswegs
gestört.
Als k lassischer W ir t fü r Dendrocometes ersch e in t nach den L ite ra tu ra n g a b e n Gammarus
pulex (s. alle oben z itie rte n V e rfa sser); auß e rd em wird D. paradoxus a u f Gammarus
putaneus ( C l a p a r e d e und L a c h m a n n , 1859) u n d Asellus aquaticus (v. U b i s c h ,
1913) angetroffen, u n d zwar a u f den Kiemen u n d se ltener a u f den Borsten d e r Füße.
Außerdem 1 ieg t ein Hinweis v o r üb e r das Vorkommen dieses S u k to rs a u f einem Filz aus
F ad en a lg en ( K o f o i d , 1894).
Die b aikalischen Gammariden, au f denen w ir D. paradoxus v orfanden, wa ren ä u ß e rst
zahlreich u n d m an n ig fa ltig . W ir w aren n a tü rlich e rw e ise n ic h t imstande u n d n ich t geneigt,
uns m it ein e r systematischen Definition derselben zu befassen, da bei dem a llbekan
n ten au ß e ro rd en tlich en R e ichtum d e r G am m a rid en fau n a des Baikalsees diese Aufgabe
n u r als vollkommen selbständige, spezielle gestellt werden kann.
S w a r c z e w s k i k o n s ta tie rt 65 b a ikalische Gammariden-Arten (aus dem Ma ter
ia l, das von D o r o g o s t a i s k y systematisch b e a rb e ite t wurde), a u f denen er Dendrocometes
wahrgenommen h a t. Angaben betreffs d e r physiko-chemischen Bedingungen w e rden
in d e r L ite ra tu r v e rm iß t. N u r bei K e i s e r , in se iner A rb e it ü b e r die S u k to rien der
Umgegend von Ba sel (1921), wird die V e rm u tu n g g e äu ß e rt, d aß fü r Dendrocometes
ein „hö h e re r Sauerstoffgehalt d e r Gewässer E x istenzbedingung sein mu ß “ . Wie bereits
oben erw äh n t, h ä lt sich D. paradoxus ta tsä ch lich in n e rh a lb sehr weiter Sauerstoff g ren zen
auf.
Familie Podophryidae Bütschli.
Podophrya fixa 0. F. M.
Dieses In fu so r wurde seh r häufig und in g ro ß e r Menge in d e r Nähe des Ufe rs in s tillen
kleinen Bu ch ten a u f lebenden u n d im Abste rben begriffenen Algen angetroffen. Es
w a r eine typische F o rm m it ru n d em K ö rp e r a u f einem d ünnen F üßchen, m it Tentakeln,
die a u f dem ganzen K ö rp e r v e rs tre u t waren, und deren Länge den Durchmesser des K ö rp
e rs n ich t überstieg. Oftmals wurden au ch Zysten dieses S u k to rs gefunden, die a u f der
Membran 5— 6 gebogene, qu e rv e rlau fen d e Ringe tru g en , welche fü r diese A r t c h a ra k te ristisch
sind. J u n iÄ A u g u s t 1926, 1927, 1928; bei 4— 19°.
Podophrya libera Perty.
W ie bekannt, lä ß t sich P. libera in freiem, n ic h t enzystiertem Z ustand n ich t leich t
von P. fixa u nterscheiden. Als das H au p tm e rkm a l, welches diese beiden A rte n von einan
d e r tre n n t, ersch e in t die S tru k tu r ih re r Zysten. W ir tra fe n P . libera in freiem wie auch
in en zystiertem Z ustande v o r, in letz te rem F a ll ließ das Vorhandense in von 8—16
schwach h e rv o rtre ten d en g la tte n S tre ifen k e inen Zweifel an ih re r Zugehörigkeit zu P .
libera. W u rd e J u n i—A u g u st 1926, 1927 u n d 1928 u n te r den gleichen V e rh ä ltn issen a n getroffen,
wie die vorhergehende F o rm ; bei 6,0—22,0°.
Die Fundbed in g u n g en von Podophrya libera u nd P. fixa fa lle n im Baik alsee fü r b e id e Suktorien allem Anschein
n ach ziemlich typisch a u s ; nach d en L ite ra tu ran g a b en leb e n b e id e Fo rm en auch in an d e re n Wa sserbe cken u n te r Algen,
au f D e trituspa rtike lchen, im Bewuchs ve rsch ied e n e r im W a sser befindlicher Gegenstände usw. Von d en g roßen Seen
w u rd e P. fixa an d e n Ufern d e s Ladoga-Sees ( S k o r i k o w , 1909), P. libera a n den Ufern des Balaton-Sees ( F r a n c e ,
1897) konstatiert. Beide S uktorien e rtrag e n , nach d en Angaben H o lm s (1925) fü r d ie Elbe-Mündung b e i Hamburg,
s tä rk e re Abwa sser u nd v e rh a lten sich zu r Strömung gleichgültig.