Obgleich w ir in bezug a u i die Ökologie dieser F o rm n u r ganz allgemeine Angaben
b rin g en k onnten, is t es trotzdem anzunehmen, daß dies In iu so r, gleich den ü b rig en dem
P e lag ia l des offenen Baikalsees an g ep aß ten T in tin n o id en , u n te r den Bedingungen des
B a ik a l a ls Ka ltwasser-stenotherme und polyoxybionte A r t erscheint.
Tintinnopsis pyriformis sp. nov. (Abb. 76)1);
Tintinnopsis formosa sp. nov. (Abb. 77).
A u ß e r den obenbeschriebenen Tintinnopsis-Arten, die ih re n Grundme rkma len na ch
a ls b e re its frü h e r bek an n te Süßwasser- oder Me ere sarten bestimmt wurden, von denen
sie sich häufig n u r d u rch k le in e ren Umfang u n terschieden, fanden w ir im Ba ika lsee zwei
Tintinnopsis-Formen vo r, die w ir n ic h t ohne weiteres zu ein e r d e r bestehenden A rte n der
Ga ttu n g zählen können. D a ab e r die S tru k tu r des K ö rp e rs dieser In fu so rien wie auch
ih re E n tw ic k lu n g v o n u n s genügend e rfo rsc h t sind u n d z u r V e rm u tu n g ve ran la ssen , daß
w ir es im vorliegenden F a ll m it ein e r A lte rss tu fe irg en d e in e r b e re its b ek an n ten F o rm
von Tintinnopsis zu tu n haben, sehen w ir u n s genötigt, sie n u r m it gewissem Vorb eh a lt
als se lbständige besondere A rte n abzusondern. H ie r die k u rzg e faß te Be schreibung dieser
Tintinnopsis pyriformis sp. nov.: K leine F o rm ; L änge des Gehäuses 50—55 ■ g rößte
B re ite am h in te re n D ritte l des Gehäuses 26^-30 |i. Die F o rm des Gehäuses is t kon stan t,
birn en fö rm ig , ungemein rege lmäß ig u n d symmetrisch. Das h in te re E n d e reg e lm äß ig ab geru
n d e t; n a ch v o rn e h in is t das Gehäuse gleichmäßig v e rschm ä le rt; d e r Durchmesser
der Mündung ü b e rsch re ite t n ic h t 10—12 [i. T. pyriformis ste h t d e r F o rm des Gehäuses
nach d e r T. nucula am nächsten. Die R ä n d e r d e r Mündung sin d g la tt. Das Gehäuse is t
dünnwandig, das se k u n d ä re Netzwerk w ird in F o rm von feinen L in ien angedeutet, die
u n reg e lm äß ig geformte W ab en v o n verschiedener Größe bilden. D ie -p rim ä re S tru k tu r
lä ß t sich n ich t u nterscheiden. Das Gehäuse is t re ich lich von ziemlich g ro ß en glanzenden
Kö rp e rch en von meh r oder minder reg e lm äß ig e r v ie re ck ig e r F o rm in k ru s tie rt. Die
F rem d k ö rp e r wie Diatomeen, v eg e ta tiv e Ü b e rre ste usw. können m u n bedeutender Anzahl
a u f d e r Oberfläche des Gehäuses, v o r allem in seinem h in te re n Teile, wahrgenommen
werden. Das Gehäuse is t farblos. - 1,4.
D e r K ö rp e r des In fu so rs is t lan g g e stre ck t b im fö rm ig u n d wird d u rch einen n ich t
lan g en Stie l a n d e r Mitte des h in te re n Gehäuseendes an geheftet. Die Z ahl d e r ad o ra len
W im p e rb lä tteh en b e trä g t 20 oder 22; die genaue Z ahl ließ sich n ic h t feststellen, d a sich
g rö ß ten te ils leere Gehäuse vorfan d en , bewohnte n u r selten vorkamen. Z w e i ovale K e rn e
ein e r im v orderen, d e r an d e re im h in te re n K ö rp e rd ritte l. Die einzige p u lsierende V a kuole
lieg t in d e r v o rd e re n K ö rp e rh ä lfte .
Diese F o rm wurde von m ir n u r einmal im P la n k to n der B u c h t Amandu am K ap
B a k la n ij (am 28. V I. 1928) in v e rtik a le n F än g en au s 50—25 m Tiefe gefunden. Das B a ik a lp
lan k to n aus dieser Tie fe e n th ä lt eine unbedeutende Beimischung ihm frem d e r Elemente
(einzeln au ftre ten d e Anabaena, Triarthra, Epistylis u .a .) , die sich m b e trä ch tlich e r A n zah
l in den oberen d u rchw ä rm te n Wasse rsch ich ten entwickelten. Die T em p e ra tu r der
Schicht, wo diese F o rm vork am , w a r 5,82—6,36°, 0 2mg/l = 11,33; pH = 7,5.
Die zweite F o rm Tintinnopsis formosa sp .n o v . wird d u rch folgende Merkmale gekennzeichnet:
das Gehäuse ä u ß e rs t langgezogen, schmal, die Gesamtlänge 65 |i. Durchmesser
d e r Mündung 10—12 Ii. Von d e r Mündung gegen das h in te re E n d e v e rb re ite r t sich das Gehäuse
a llmählich, u n d am A n fan g des h in te ren D ritte ls e rre ic h t es seine maximale B re ite von
25 (*. Danach v e rschm ä le rt es sich sta rk , u n d sein H in te ren d e is t k u rz u n d sc h a rf zugespitz
t. Das Gehäuse is t dünnwandig, ä u ß e rs t z a r t u n d farblos. Die se k u n d ä re S tru k tu r
lä ß t sich n u r hei einigen E x em p la ren unterscheiden, ih re L inien sind k aum angedeutet.
Die p rim ä re S tru k tu r is t n ich t sich tb a r. Das Gehäuse is t s ta rk von kleinen glänzenden
Kö rp e rch en un reg e lm äß ig e r F o rm in k ru s tie rt; au ß e rd em werden ste ts a u f se iner Oberfläche
verschiedene F rem d k ö rp e r wahrgenommen: Schalen von Algen, v eg e ta tiv e Üb e rre
ste u n d einfache Detritusklümpchen.
Die Expeditionsbedingungen g e s ta tte te n es le id e r n ich t an dem Tage, wo die beschriebene
Tintinnopsis-Art in den n ic h t fixie rten P ro b en vorgefunden wurde, die lebenden
In d iv id u e n ein e r g enauen U n te rsu ch u n g zu u n terziehen. Deswegen lä ß t sich in bezug au f
die S tru k tu r des Tieres selbst n u r folgendes feststellen: d e r K ö rp e r is t langgezogen,
schmal, m it einem sehr langen u n d d ünnen S tie l an dem h in te re n zugespitzten E n d e des
Gehäuses angeheftet, bei e inigen E x em p la ren jedoch an d e r Seitenwand des h in te ren
Endes. Zwei ru n d e Makronuklei. E in e p u lsierende Vakuole im v o rd e ren K ö rp e rte il. Von
den schon bekan n ten T intinnoideen-Arten s te h t T. formosa sp. nov. d e r von M e u n i e r
(1910) au s dem Barents-Meer beschriebenen T. angusta am nächsten.
Diese Tintinnopsis-A rt w urde n u r einmal in g e rin g e r Anzahl (am 10. V II. 1928) im
Oberflächenplankton d e r Ba rgusin-B ucht, am N ishne je Isgolowje des Sw ja to i Noss bei
6 ,8 ° C T em p e ra tu r d e r Wasseroberfläche angetroffen; im P lan k to n h e rrs ch ten typische
Ba ika le lemente vor, zu denen sich in g e rin g e r Anzahl auch gewöhnliche Seeformen (Rota-
to rie n u n d Cladoceren) gesellten.
Tintinnopsis lacustris Entz sen.
forma laevis Entz jun. (78, 79), forma reticulata Entz jun. (Abh. 80)
•(■==■ Codonel/a cratera (Leidy) Vorce-Kofoid.
G. E n t z j u n . (1909) u n te rsch e id e t bei T. lacustris 2 Grundformen: bei d e r einen ist
d e r h in te re v e rb re ite rte Teil des Gehäuses, das sogenannte Wohnfach, von gleichmäßig
ab g e ru n d e te r Fo rm, die W än d e des Gehäuses weisen keine spezielle S tru k tu r au f, die zwei
K e rn e des Tie res schmiegen sich eng an e in an d e r u n d sind sche in b a r zu einem E inz elk
e rn verschmolzen; dies is t T. lacustris f. laevis. Die zweite F o rm h a t ein drei- oder fü n feckiges
Wohnfach m it zugespitztem Ende, welches sich eventuell in ein Hörnchen fo rtsetzt.
Die W an d der Schale h a t eine deutlich ausgesprochene re tik u lie rte S tru k tu r ; das
T ie r h a t zwei bohnenförmige, vo n e in an d e r en tfe rn te K erne. Diese zweite F o rm nen n t
G. E n t z T. lacustris fo rma reticulata u n d identifizie rt sie m it d e r V a r ie tä t acuminata, die
I m h o f f fü r den Lago di Como (1886) an g ib t, wie au ch m it d e r von Z a c h a r i a s fü r denselben
See angegebenen V a r ie tä t lariana (1905). Es is t jedoch d a ra u f hinzuweisen, daß
die Ausmaße d e r le tz te ren A r t (100—120 (*) diejenigen d e r fo rm a reticulata (40—80 |x)
ums doppelte übersteigen.
Beide F ormen, laevis u n d reticulata, können p a ra lle l v a riie ren , u n d zwar aus folgenden
Gründen: A lte r, Wachstum, Teilung, K o n ju g a tio n usw., u n d es lieg t die Möglichkeit
vor, d aß einige von diesen Modifikationen eben als se lbständige A rten beschrieben w u rden,
z. B. T. Entzii D a d a y , T. eupelagica R u s s k i u. a. Beide V a rie tä te n w urden in
verschiedenen Wasserbecken vorgefunden, fo rm a laevis in d e r Nähe von B u d ap e st und
fo rma reticulata in Jül-Sö (Dänemark). F e rn e r v e r tr itt G. E n t z den S tan d p u n k t, daß
üb e r die F ra g e , ob diese beiden Fo rm en n u r V a rie tä te n (Lokalformen) ein e r u n d dersel