V e rtre te r der m it den Scinciden ve rw an d ten Anelytropsiden, Feylinia polylepis von der
w e s tafrikanischen Inse l P rin c ip e h a t 28—30 S chuppenreihen ru n d um den K ö rp e r; die
k o n tin en ta len F o rm en dieser fußlosen Geschöpfe haben dagegen eine V a ria tio n sb re ite von
18 bis allerhöchstens 28.
In d e r F am ilie d e r L acertiden, besonders in d e r G a ttu n g Lacerta, is t das gleiche V e rh
a lten d e r Schuppenzahlen (hier zumeist die Bauchschildchen ausgenommen) weit v e rb
re ite t. W e t t s t e i n (in K ä m m e r e r , 1926, S. 291) h a t z. B. fü r Lacerta melisellensis
folgende Mittelwerte der Schuppenzahlen (in ein e r Querre ihe an d e r bre ite sten Stelle des
Rumpfes) berechnet, au s denen ih re Z unahme bei in su la ren Popu la tio n en n amentlich a u f
kleinsten, iso lie rt liegenden Klippen, sich au fs deutlichste ergibt:
$ ?
50
53
56
51
52
53 50
55 51
F estland u n d grö ß e re In se ln
(Brazza, Lesina, Meleda, Lussin)
K le in e re dalmatinische u n d istrische
Eilande
Melisello
Kamik
Pomo
E in e ganz ähnliche V a riationstendenz finden wir, wenn w ir Lacerta sicula eoerulea
vom F a rag lio n e hei C a p ri m it d e r festländischen Lacerta sicula sicula, Lacerta muralis
parkeri von S an Stefano m it d e r k o n tin en ta len Lacerta muralis nigriventris oder die
Ba le aren-Echsen m it den iberischen Mauereidechsen vergleichen. Bei d e r echten Filfola-
Eehse (Lacerta filfolensis filfolensis) t r i t t eine d e ra r tig s ta rk e V e rm eh ru n g u n d n amentlich
V e rk le in e ru n g d e r Küekenschuppen au f, daß sie die Körperoberfläche n ich t meh r bedecken,
sonde rn meh r oder weniger weite Zwischenräume freilassen. Seihst eine V e rm eh ru n g der
sonst im allgemeinen re c h t k o n stan ten Banchschildehen k a n n bei besonders a lte n In se lformen
d e r G a ttu n g Lacerta erfolgen. Diese E rs ch e in u n g H- sowie die V e rm eh ru n g einiger
an d e ren Schuppenzahlen — kommt re c h t deutlich hei den Kan a ren -E eh sen au s d e r Gal-
fofia-Gruppe zum A usdruck; bei d e r u n te n stehenden Tabelle is t zu beachten, daß Lacerta'
atlantica die östliche, also am län g sten m it dem K o n tin en t in Zusammenhang gestandene
K an a ren -G ru p p e bewohnt, die beiden an d e ren A rte n dagegen die westliche.
L . atlantica L . galloli L . simonyi
Z ah l d e r Dorsalschuppen in e in e r Qu e rre ih e 44—52 78—110 79— 100
Zahl d e r Ventralschildchen in e in e r Qu e rre ih e 8—10 10—14 16—20
Z ahl d e r Ventralschildchen in e in e r Längsreihe 26—30 29—31 33—36
Z ahl d e r Collarschildchen 6—10 7—12 10-^17
Von an d e ren L a certiden-Gattungen sei h ie r Ophisops erw äh n t: Ophisops elegans
schlueteri von d e r In se l C ype rn h a t im D u rch sch n itt höhere Schuppenzahlen a ls die drei
an d e ren a u f dem F e stlan d e lebenden Rassen dieser S p e c i e s .S c h l i e ß l i c h finden w ir ein
ganz ähnliches V e rh a lten bei den In se l-Ig u an id en u n d -Tejiden. Bekan n tlich hab en hei
den Tropidurus-F o rm en d e r Galapagos die Schuppenzahlen eine se h r hohe Varia tio n sb re ite :
u n d da is t n u n bemerkenswert, daß im allgemeinen g e rad e diejenigen Rassen, die die —
offenbar am län g sten iso lie rten — R a ndinseln bewohnen, wie Tropidurus pacificus von
Abigdon, die kle in sten u n d z ahlreichsten Schuppen haben. U n te r den T ejiden fä llt
n amentlich d e r schwarze Cnemidophorus lemniscatus nigricolor d ad u rch au f, daß bei
ihm die Dorsalschuppen z. T. d u rch g rö ß e re Zwischenräume g e tre n n t sind als bei d e r kontin
en ta len Stammform, also eine ganz ähnliche V a riationstendenz wie bei Lacerta filfolensis
filfolensis.
Aber n ich t n u r bei Eidechsen m a ch t sich diese V a riationstendenz geltend, sondern
au ch bei manchen Inselschlangen, wo sie a lle rd in g s weniger deutlich in E rsch e in u n g tr itt.
E in ig e Belege seien auch au s dieser R e p tilien g ru p p e zusammengestellt. Von Boiden h a t
Epicrates monensis von d e r k leinen westindischen Mona-Insel 38—43 Schuppenreihen,
während die S tammform E. fordii a u f H a iti n u r 33—37 aufweist. Bei dem kontin en ta len
Tropidophis paucisquamis is t die Z ahl d e r Schuppenreihen (nach S t u l l , 1928, S. 6 und
A m a r a l , 1930, S. 16) 21—23; bei den in su la ren Fo rm en dagegen (Tropidophis macüla-
tus u n d Verwandten), die offenbar von T. paucisquamis abzuleiten sind, b e trä g t sie 25—29.
Ganz ähnlich v e rh ä lt sich d e r ebenfalls k o n tin en ta le Tropidophis taczanowskyi zu seinen
v erm u tlich en Ve rwandten, den inselbewohnenden T. semicinctus u n d melanurus. U n te r
den echten N a tte rn f ä llt Sibynophis mayottensis von den Komoren d ad u rch au f, daß
diese kleine Schlange 19 Schuppenreihen h a t, s ta tt 17 wie die madagassischen A rte n diese
r Gattung. Die melanistische Pseudaspis cana von d e r Robbeninsel hei K a p s ta d t scheint
immer 31 S chuppenreihen zu haben, eine Anzahl, die n u r als P lu s Variante bei fe stlän d ischen
E x em p la ren v orkommt (vgl. G ü n t h e r , 1872, S. 837). Unsere W ü rfe ln a tte r (Na-
tr ix tessellata) zeigt a u f d e r Schlangeninsel im Schwarzen Meere gelegentlich 21 S chuppenre
ih en s ta tt 19.
Auch die Z ahl d e r Bauchschilder (V entra lia) u n d U n te r schwanzschilder (Subcauda-
lia) k a n n sich hei manchen Schlangen, die a u f In se ln leben, erhöhen. Die Verm eh ru n g der
Su h c au d a lia hei Inselschlangen e rh e llt aus folgendem Beispiel:
N a lrix tigrina ligrina (Japan) 66—85 Subcaudalia
„ „ lateralis (Kontinent) 53—64 „
„ v ib a ka ri v ib a k a ri (Japan) 63—83 „
„ „ r u th v en i (Kontinent) 55—65 „ .
F ü r die E rh ö h u n g d e r V en tra lia - und Subcaudalia-Zahlen seien folgende In selschlangen
aus den Verschiedensten Gebieten k u rz genannt:
Ven tralia Subcaudalia
P hilothamnus semivariegatus thomensis, In s e l St. Thomé 207—220 163—175
» . . semivariegatus, kon tin en tales A frika 169—207 112—155
Gastropyxis smaragdina principis, In se l P rin cip e 185—191 170—177
» >, smaragdina, kon tin en tales Afrika 150—174 140—172
Leimadophis parvifrons alleni, La Gonave-Insel 158—164 130
» „ tortuganus, T o rtu g a -In sel (Antillen) 169 133
parvifrons
„ „ protenus > a lle d re i F o rm en von Haiti 142—163 110—132
■ „ niger, J
Notechis scutalus niger, Kangaroo-Insel 184 45
„ „ scutatus, kon tin en tales Austra lien 128—136 30—35
Oalliophis swinhoei, Formosa 219—240 34—41
„ macclellandii, kon tin en tales Ostasien 182—231 25—36
In den e inleitenden Beme rkungen zu diesem K a p ite l w u rd e schon k u rz d a ra u f h in gewiesen,
daß a b e r n ich t ausschließlich eine Verm eh ru n g d e r Schuppen oder Schilder,
sonde rn auch die entgegengesetzte Tendenz - 9 also zu r V e r r i n g e r u n g d e r Schuppenzahlen
— hei Insel-Eidechsen u n d -Schlangen zu beobachten ist. E in Beispiel (Ablepharus
boutönii gloriosus u n d rutilus) fü r diese, a u f In se ln im m e rh in seltene V a ria tio n srich tu n g
wurde schon g e n an n t (S. 74); n u nm eh r sollen noch e inige weitere Belege k u rz e rö rte rt
werden.