dicke Cuticula, ovoider, nieren- oder b an d fö rm ig e r Makronukleus, 3—5 Mikronuklei. Die
Embryonen sind bei beiden A rte n identisch. B e festigt sich a u f Wasserpflanzen, vorwiegend
a u f Lemna. E n t z , d e r in se iner A b h an d lu n g ü b e r die P ro tis te n des Platten-See s
d e r F ra g e ü b e r die Identifizierung dieser beiden A rte n große A u fm e rk sam k e it gewidmet
h a t, n e ig t zu d e r Meinung, daß d e r Untersch ied in d e r Morphologie d e r Verschiedenheit
ih re r Aufenth a ltsb ed in g u n g en zuzuschreiben ist: die k le in e re A r t T. cyclopum m it ihrem
k u rz en S tie l h e fte t sich a n den sich u n u n te rb ro ch e n bewegenden v o rd e re n Anten n en u n d
Gliedmaßen d e r Crusta ceen an , u n d deswegen is t ih re N ah ru n g sau fn ahm e Z ufälligkeiten
ausgesetzt; die g rößere und langstielige T. lemnarum h ä lt sich a u f schwimmenden P fla n zen
a u f und is t von leich t zugänglicher u n d re ich lich e r Beute umgeben. C o 11 i n meint,
daß m an jede dieser Formen, bevor sie einem experimentellen biologischen u n d morphologischen
S tu d ium unterzogen worden ist, als se lbständige F o rm b e tra ch ten soll.
A u f Grund d e r D u rch sich t eines um fan g re ich en M a te ria ls au s dem B a ika lsee kommen
w ir zu dem E ntsch lu ß , beide Tokophrya-A rten als se lbständige A rte n zu betra ch ten .
Die Grundmerkmale der b a ikalischen Form en , die w ir zu Tokophrya cyclopum CI.
u. L a c h , stellen, sind folgende: D e r K ö rp e r is t me ist h e rzförmig, se ltener ab g e ru n d e t
oder oval, gewöhnlich von zwei gegenüberliegenden Seiten schwach kompromiert, so daß
d e r Q u erschnitt elliptisch ersche int. Die A usmaße des K ö rp e rs schwanken ziemlich
be trä ch tlich , ü b ersteigen jedoch gewöhnlich d e r L änge nach nie 70 p-, d e r B re ite nach nie
60—90 [a. Zwei Büschel von 10—15 geraden, geknöpften T entak e ln stehen am V o rd e rende
des K ö rp e rs , o ft a u f zwei buckelförmigen E rh ebungen. Tokophrya-E x em p la re m it
meh r a ls zwei B ünde ln w u rd en von uns ke inm a l angetroffen. D e r Stiel is t kurz , ziemlich
dick, seine L änge ü b e rste ig t die Länge des K ö rp e rs nich t, is t gewöhnlich k ü rz e r als
diese. Au f dem S tie l is t eine k la r ausgesprochene L än g ss tre ifu n g sich tb a r. An d e r A nheftungsste
lle a n die U n te rlag e bildet d e r Stie l eine n ic h t große, kre isfö rm ig e Basalscheibe.
Im oberen Teil des Stiels sind ro se tten fö rm ig Skelettstäbchen angeordnet, die den Stiel
m it dem K ö rp e r des In fu so rs verbinden. Diese „forma tio n su p ra s ty la ire “ is t bei den
meisten erwachsenen In d iv id u e n g u t ausgebildet, u n d somit n ä h e rn sich die b aikalischen
T. cyclopum am meisten denjenigen Form en , die von Co 11 i n a ls v a r .actinostylabeschrieben
worden sind. D e r Makronukleus is t entweder ru n d oder ein wenig oval u n d lieg t
gewöhnlich in d e r u n te ren K ö rp e rh ä lfte . E in ru n d e r Mikronukleus is t n ic h t bei allen
In d iv id u e n b emerkbar. E in e pulsie ren d e Vakuole is t a u f dem Vorderende, z e n tra l u n d
seh r n ah zu r Körperobe rfläche gelegen; sie p u ls ie rt lm a l in 43 Sekunden bei 12 .
Zu Tokophrya lemnarum zählen w ir die F ormen, die folgende Grundmerkmale a u f weisen:
D e r K ö rp e r is t kugelig oder oval bis ei- u n d b im fö rm ig , is t sehr schwach von
zwei entgegengesetzten Seiten komp rim ie rt. Die L änge u n d B re ite erre ich en 120 140 (*.
Wie auch bei d e r v o rhergehenden A r t sin d die T entak e ln in zwei Bündeln, zu 10 15,
zuweilen zu 18 Stück im Bünde l v e re in t u n d liegen a u f dem V o rd e r ende; die b uckelförmigen
E rh eb u n g en sind jedoch bei dieser A r t seh r schwach ausgesprochen oder fehlen
h äufiger ganz. Der Stie l is t dünn, lan g , s te h t d e r K ö rp e rlä n g e n ic h t nach, ü b e rste ig t sie
vielmehr me ist meh r als zweimal; es werden n ic h t se lten In d iv id u e n angetroffen, bei denen
bei ein e r K ö rp e rlän g e z. B. von 112^-115 [a d e r Stiel 310 [/. lan g sein kan n . Im oberen
Teil is t d e r Stie l plötzlich s ta rk tric h te rfö rm ig erw e ite rt. In diesem Teil is t die L ängsstre
ifu n g am deutlichsten au sgedrückt, gegen das u n te re E nd e jedoch wird sie allmählich
weniger b emerkbar. Das u n te re E nd e bild e t gewöhnlich eine g u t entwickelte, kreisförmige,
flache Basalscheibe, deren A u ß en rän d e r zuweilen üb e r das S u b s tra t erhoben erscheinen.
Diese Scheibe k a n n im Durchmesser bis 70 p. erre ich en u n d tr ä g t deutlich ausgesprochene
konzentrische Ringe. Der Stiel is t gewöhnlich dan k d e r Schwere des K ö rp e rs m eh r oder
m in d e r gebogen. Der Makronukleus is t von ge stre ck t o valer F orm, m it se iner langen
Achse d e r K ö rp e rb re ite na ch z en tra l angeordnet; a u f ihm tr itt, manchmal auch im lebenden
Z ustand, eine deutliche L än g ss tre ifu n g h e rv o r. 2— 4 Mikronuklei. Die pulsierende
Vakuole lieg t in d e r Mitte des v o rd e re n Körperendes.
In bezug a u f die W ah l d e r Aufenth a ltsb ed in g u n g en k onnten w ir zwischen beiden b a ikalischen
A rten d u rch au s k einen wesentlichen U nterschied feststellen; T. cyclopum und
T. lemnarum sind im Ba ika lsee seh r v e rb re ite t: beide A rte n wurden von uns m it wenigen
Ausnahmen a u f allen denjenigen Gammariden-Exemplaren, zweifellos verschiedener
A rten , angetroffen, die in bezug a u f die sie besiedelnde In fu so rien -E p ifau n a u n te rsu ch t
wurden. Die höhere W a s servegetation ab e r, die n u r in wenigen Be zirken des Sees m it v e r än
d e rten , n ich t b a ikalischen Bedingungen vorkommt, k onnte leider, der E x p ed itio n sbedingungen
u n se re r A rb e it wegen, zu u n se ren U n te rsuchungen n ich t herangezogen
werden.
Beide A rte n werden zuweilen a u f einem und demselben W irt, a u f verschiedenen K ö rperte
ilen , wahrgenommen, u n d zwar: a u f den Antennen, a u f den Kiemen, den Gliedmaßen
selbst wie auch a u f d e r Oberfläche des Panzers, wobei beide A rten bei ih re r Ansiedlung
d u rch au s keine Verschiedenheiten zeigen. Beide vorliegenden Tokophrya-A rten sind im
B a ika lsee d e r V e rtik a le nach von d e r K ü s te a n bis zu den max ima len Tie fen v e rb re ite t, aus
denen P ro b en vorliegen, d. h. bis 1324 m. Bei d e r Be fö rd e ru n g a n das Tageslicht und sofortigem
T ra n sp o rt in ein e r Thermosflasche zeigten die T okophryen g a r keine Ve rän d e ru
n g u n d kö n n ten v e rm u tlich auch fe rn e r unbegrenzte Zeit im A q u a rium fortex istie ren .
Die allgemeinen T empera tu rg ren z en , in denen beide A rten im Ba ika lsee vorkamen, b e tru gen
0—17°.
Laut den Literaturangaben weist T okophrya cyclopum in bezug auf die Wahl des Wirts eine sehr geringe Spezifität
auf: sie wird auf verschiedenen Cyclops-Arten gefunden: auf Cyclops quadricornis, C. phaleralus, C. fuscus, C. albidus,
C. viridis, C. fimbrialus, C. slrenuus, C. biselosus, C. serrulatus u. a. (viele alte Autoren, von den moderneren: Co 11 in ,
1912; D a d a y , 1911; K o f o i d, 1908; S c h r o e d e r , 1914; Vo i g t , 1902; T h a l lw i t z , 1906; T h i e b a u d und F a v r e ,
1907; Z s c h o k k e , 1911; F r a n c e , 1897; K e i s e r , 1921 u. a.), auf Diaplomus graciloides ( T h a l lwi t z , 1903), auf
Gammarus p u le x und G. p u la n eu s ( St eck, 1893; F e h lm a n n , 1911; K e i s e r , 1921 u. a.), auf Ostrakoden (Col -
l in, 1911), auf Milben: Hydrobates albinus, H. micromaculalus ( F e h lm a n n , 1911; Da d a y , 1908), auf Dipteren- und
Phryganiden-Larven ( F e h lm a n n , 1911) und endlich auf verschiedenen Wasserpflanzen, darunter auf L emn a (Mo-
n i e z , 1889; F e h l m a n n , 1911 u. a.). Übrigens bezweifelt A. K e i s e r (1921) das Vorkommen von T. cy clopum auf
Pflanzen; er meint, daß es sich in diesen Fällen um Tokophrya lemn a rum gehandelt hat.
Was diese letztere Art betrifft, so wird sie tatsächlich meist auf Wasserpflanzen konstatiert, am häufigsten auf den
L emna-Wurzeln. Es liegen jedoch Hinweise auf ihr Vorkommen auf Cyclops, Chironomiden- und Phryganiden-Larven
vor ( S t e i n , Ke n t , C o l l i n , 1911, u. a .) ; sie wird auch in dein Bewuchs auf verschiedenen unterseeischen Gegenständen
festgestellt ( Holm, 1925).
Beide T okophrya-Arten sind, zusammen mit ihren Wirten, vorwiegend für kleine Wasserbecken vom Teichtypus,
und zwar für alle Jahreszeiten, verzeichnet. Von den großen Seen .ist T. cy clopum angegeben: für den Ladoga-See ( S k o ri -
kow, 1909) und für den Balaton-See ( F r a n c s , 1897). Über T. lemn a rum schreibt H o lm (1925), daß diese Form
„selbst schwache Abwasser meidet und ruhiges Wasser benötigt (Elbe bei Hamburg)“.
Tokophrya ornata sp. nov. (Abb. 132).
K ö rp e rlä n g e 30—35 p-, maximale B re ite (im vord e ren Teil) 45 [/.. D e r K ö rp e r h a t
die F o rm ein e r Bischofsmitra: im oberen (vorderen), e rw e ite rte n Teil sind ziemlich deu tlich
zwei breit-ab g e ru n d e te Hügelerhöhungen angedeutet, die durch einen n ich t tiefen
Scheitel g e tre n n t sind. A u f diesen E rh ö h u n g en sind zwei Bünde l g eknöpfter, n ic h t sehr
dü n n e r, a b e r biegsamer T entak e ln angeordnet, deren Länge die K ö rp e rlä n g e ü b e rtrifft.