h inab, wie dies u n te r dem E ise d e r F a ll, beobachtet. Das B ild d e r v e rtik a le n V e rb re itu n g
is t im F rü h ja h r bedeutend b u n te r u n d n a tü rlic h e rw e is e weniger k la r.
Im offenen B a ik a l, in der Gegend von M a ritu j, fehlte Mitte J u n i (9.—23.) 1928 T. flu-
viatile in den Oberflächenschichten gänzlich; h ie r wurden gewöhnlich n u r die leeren
Gehäuse, u n d zwar in ziemlich b e trä ch tlich e r Anzahl, gefunden. Maxima l k o n z en trie rt
erschien das In fu so r in Schichten von 50—100 m, besonders von 100—200 m, so daß
seine v e rtik a le V e rte ilu n g während dieser P e rio d e in entgegengesetzter R ich tu n g verlief
z u r allgemeinen V e rte ilu n g des ü b rig en P lan k to n s, das in den oberen Schichten re ich licher,
bei 100—200 m Tiefe jedoch sp ä rlich e r war.
Dagegen w urde Tintinnidium a u f dem gegenüberliegenden östlichen Ufe r, zwischen
K a p U tu lik u n d dem T elegrap h en k ap (21. VI.) ausschließlich im oberflächlichen, sehr
ü ppigen P la n k to n angetroffen, wäh ren d es in den tie fe ren Schichten ganz fehlte. Schließlich
k am es im n ördlichen Teil d e r Bucht K u ltu k , deren Bedingungen sich denjenigen des
offenen Baikalsees n äh e rn , zu r selben Zeit (22. VI.) in ziemlich b e trä ch tlich en Mengen v o r
in d e r gesamten Wasserschicht von der Oberfläche bis 50 m Tiefe. Das P la n k to n w a r in
dieser Schicht, besonders zwischen 25 u n d 50 m, seh r reich, tie fe r a ls 50 m wurde es plötzlich
ä u ß e rs t sp ä rlich . T ie fer als 50 m k am auch Tintinnidium n ie vor.
Wenn w ir u n s d e r B e tra ch tu n g d e r hydrologischen Angaben der bezeichneten Stellen
zuwenden (s. Tagebuch d. E xped. 1927-^28), so können w ir keine wesentlichen U n te rschiede
zwischen ihn en k o n sta tie ren ; in bezug a u f das T em p e ra tu rreg im e z. B. tra fe n w ir
in allen Gegenden das allgemeine B ild d e r F rü h ja h rsh om o th e rm ie .
Somit is t d e r G rund d e r b u n ten v e rtik a le n V e rte ilu n g von Tintinnidium im F rü h ja
h rsp la n k to n des südlichen Baika lsees weder a u f das hydrologische Regime, noch a u f die
V e rte ilu n g des ü b rig en P lan k to n s zurück zu fü h ren . E s is t möglich, daß die v e rtik a le V e rte
ilu n g dieser seh r empfindlichen F o rm in diesen F ä llen d urch den F a k to r d e r Wellenbewegung
b edingt wird. In d e r Gegend von M a ritu j, a u f dem westlichen Ufe r, wehten im
J u n i ziemlich häufig „lokale“ Winde, die eine kle in e Wellenbewegung h e rv o rrie fen , w äh ren
d a u f dem gegenüberliegenden östlichen U fe r u n d in d e r B u ch t K u ltu k die W itte ru n g
ä u ß e rs t still, windlos wa r. V e rm u tlich v e r trä g t diese ä u ß e rs t empfindliche F o rm die W e llenbewegung
schlecht, u n d deswegen s in k t sie wäh ren d u n ru h ig e r W itte ru n g in die tie fe re
n Schichten, obgleich die N a h ru n g h ie r weniger re ich ist. Diese V e rm u tu n g wird
gewissermaßen d urch Beobachtungen e in ig e r F o rsch e r u n d meine eigenen U n te rsuchungen
d e r außero rd en tlich en S en sib ilitä t von T. fluviatile b e k rä ftig t; soga r schwache E rs c h ü tte ru
n g en zwingen die In fu so rien , ih r Gehäuse zu verlassen, wonach sie, nachdem sie kurz e
Zeit geschwommen sind, jäh lin g s zug ru n d e gehen. G. E n t z (1909), d e r a u f diese E rs ch e inungen
hinweist, bemerkt, daß es ihm nie gelungen sei, wahrzunehmen, daß T. fluviatile
sich ein neues Gehäuse aufbaue.
In den Sommermonaten, von E nd e J u n i an, im J u li, A u g u st u n d September w urde
Tintinnidium im allgemeinen n ich t seh r oft gefunden, viel se ltener als Marituja, Muco-
phrya u. a. Formen. Möglicherweise ste h t diese im V e rh ä ltn is zum W in te r weniger bedeutende
E ntw ick lu n g von Tintinnidium im Sommerplankton in nächstem Zusammenhang
m it dem fa s t gänzlichen Verschwinden von Epichrysis: diese N a h ru n g k a n n n ic h t in vollem
Maße d urch die groben Diatomeen des Sommerplanktons e rsetzt werden.
Wa s die v e rtik a le V e rte ilu n g dieser F o rm wäh ren d d e r Sommermonate a n lan g t, so
k a n n n u r die kombin ie rte Anwendung d e r Methodik ho rizo n ta le r F än g e au s verschiedenen
Tie fen m it v e rtik a le n fra k tio n ie rte n F än g en ein genaueres u n d erschöpfenderes Bild
ih r e r V e rte ilu n g u n d d e rjen ig en a n d e re r P lan ktonbewohner des Sees lie fe rn ; jedoch weisen
auch h ie r die k om binierten Angaben der oberflächlichen h orizontalen u n d v e rtik a len
fra k tio n ie rte n F änge, ü b e r die w ir v erfügen, k la r g enug a u f die ausschlaggebende Bedeutu
n g des T em p e ra tu rfa k to rs in d e r v e rtik a le n (und horizontalen) V e rte ilu n g von Tintinnidium
im Ba ika lsee h in , a u f die S tenothermie dieser Fo rm. Be i nied rig en T em p e ra tu ren
d e r Oberflächenschicht geh t seine V e rte ilu n g — wie dies auch im W in te r beobachtet wird
— von d e r Oberfläche a n in v e rtik a le r R ich tu n g v o r sich. In allen F ä llen , wo die Oberflächenschichten,
wenn auch n u r bis 7,67°, e rw ä rm t waren, wie z. B. am K ap Saworotnyi
am 8 . V I II. 1928, feh lt die F o rm in diesen Schichten u n d t r i t t n u r in den tie fe r liegenden
k a lte n Schichten auf, selbst wenn diese letz te ren n ich t so re ich a n Lebewesen sind, wie
z .B . am Isgolowje des Sw ja to i Noss am 10. V II. Die Tie fen jedoch, welche T. fluviatile e r re
ich t, stehen ziemlich k la r in d ire k te r A b h än g ig k e it von d e r V e rb re itu n g u n d Gesamtmenge
des P h y to p lan k to n s, welches die N ahrungsquelle dieses In fu so rs bildet.
Die nachstehende Tabelle X V I I I lie fe rt einige zu r E rlä u te ru n g des Gesagten dienende
Belege d e r v e rtik a len V e rte ilu n g von T. fluviatile f. cylindrica wäh ren d d e r Sommermonate
im Vergleich m it d e r V e rtik a le d e r T em p e ra tu r u n d d e r Gesamtmenge des
Plank to n s.
Tabe lle X VIII.
F u n d o rt u n d Datum
T ie fe
in m
Tin tin n id ium
fluv. f. cyl.
Ge samtmenge
des
Planktons
Temp
e r a i
F u n d o rt u n d Datum
Tiefe
in m
T in tin n id ium
fluv. f. cyl.
Ge samtmenge
des
P lanktons
Temp
e r a i
Bargusin-Bai, Kap Sw. Gegenüber d em Kap 0 viel mäßig 5,02
Noss. 10. V II. 1928 0 fehlt reich 16,5 Elochin 2. V III. 1928 25 ziemlich viel mäßig 4,54
10 wenig mäßig 5,40 50 fehlt spärlich
25 viel mäßig 4,70 100 fe h lt spärlich
50 ziemlich viel mäßig 4,10
100 . 3,32 Gegenüber dem Kap 0 einzeln re ich 7,67
Saworotny 3. V I lt;i9 2 8 25 ziemlich viel mäßig 4,70
Gegenüber d e r Bucht 0 ziemlich viel mäßig 4,50 50 fehlt
Dawscha 14. VII. 1928 25 m äß ic
50 wenig mäßig 3,87 Gegenüber d em Kap 0 fe h lt re ich 11,60
100 wenig spärlich 3,80
Pokoiniki 25 wenig mäßig 4,32
50 ziemlich v iel mäßig 3,39
100 wenig spärlich 3,84
Vgl. Anm. zu Tab. XIV a u f S. 86.
W ir können den K re is der jäh rlic h en V e rb re itu n g von Tintinnidium fluviatile f. cylindrica
n ich t schließen, d a uns keine Beobachtungen au s den Herbstmonaten, v o r dem
G efrie ren des Eises, zu r V e rfü g u n g stehen.
Wenn w ir u n s je tz t den extremen Grenzen d e r grundlegenden hydrologischen F a k to
ren zuwenden, die das Vorkommen d ie se r A r t im Ba ika lsee 1928 begleiteten, so ergeben
sich folgende Ziffern:
Tempe ratur PH 0 2mg/l C02 mg/1 | m g /l J * 0 » « / 1 . MgO mg/1 S i0 2 mg/1
Oxydierbarke it
mg Oa/1