Vorgelegen haben. Diese Unzulänglichkeiten veranlassten G. Haller, für die: hierhergehörenden
Formen, von denen er zwei in der Schweiz aufgefunden, ein neues Geschlecht unter dem Namen
Forelia zu schaffen, ein Vorgehen, das jedoch nicht den Beifall späterer Hydrachnidologen, wie
Koenike, Barrois et Moniez gefunden hat, da dieselben mit Recht annehmen, dass die von Haller
in Wort und Bild niedergelegten Charakteristica sehr wohl auf einen Vertreter der Kochschen
Gattung Acercus, nämlich auf Acercus (Tiphys) latipes bezogen werden können. Dem'(besetze der
Prioritä t entsprechend ist man also zur alten Benennung zurückgekehrt.
Der länglichrunde oder eiförmige Körper ist weichhäutig, doch zeigt das Unterhautzellengewebe,
die Matrix der Cuticula, mehr oder weniger Neigung, besonders bei den Männchen, auf
Rücken und Bauch Panzerbildung hervorzurufen. Palpen und Füsse sind massig lang, dabei aber
kräftig gebaut. Das letzte Fusspaar des Männchens hat in seinen drei letzten Gliedern eine ähnliche
Umgestaltung erfahren wie bei Pionacercus. Gewöhnlich wird das Endglied gesperrt nach
auswärts und oben getragen. Schwimmhaare finden sich bei beiden Geschlechtern nur an den drei
letzten Extremitätenpaaren. Die drei vorderen Hüftplattenpaare sind lang und schmal und ziehen
sieh weit nach innen und hinten. Das vierte P a a r, dem dritten seitlich angelagert und mit
diesem jederseits gemeinschaftlich eine hintere Innenecke bildend, ist ungleich grösser und nach
hinten jederseits in eine mehr oder minder lange, aber deutliche Spitze ausgezogen. (Beim Männchen
sind sämtliche Epimeren eng zusammengerückt und zu einem Bauchschilde verschmolzen, dessen
einzelne Teile nach innen zu ohne deutliche Grenze in ein hinter dem Maxillarorgan gelegenes
Sternalstück übergehen.) In der dadurch gebildeten Bucht liegt der Geschlechtshof, der auf jeder
Seite von zahlreichen, auf Chitinplatten liegenden Geschlechtsnäpfen begrenzt wird. Zwei deutsche,
auch in Sachsen vorkommende Arten.
A. 1. Das Weibchen mit s c h l a n k e n Endgliedern am ersten und zweiten Fusse; Körperhaut
liniiertj Geschlechtsplatten mit 18—23 Näpfen; Körperlänge 0,8—1,0 mm.
Acercus liliaceus Müller.
Das Weibchen mit nur w e n ig verdickten Endgliedern am ersten und zweiten
Fusse; m i t zw e i C h i t i n s c h i l d c h e n hinter den Augen und s tark entwickelten
Drüsenhöfen auf dem Rücken;. Körper haut lin iie rt; Grösse 0,88 mm
Acercus cetratus Koenike.
Das Weibchen mit a u f f a l l e n d kolbig verdickten Endgliedern am ersten und
zweiten Fusse; Vorderbeine sehr k u r z ..................................... ." . . 2.
2. Haut deutlich l in i i e r t ................................................................................................................. 3.
Haut mehr oder weniger deutlich facettiert; Geschlechtsplatten schief nach
aussen und hinten gerichtet, schmal, mit 12—15 Näpfen, davon einer entfernt von
den ändern auf der vordem Spitze einer jeden Pla tte gelegen; Grösse 0 ,7 -0 ,8 mm
Acercus hrevipes Piersig.
3. Vor der stumpfen Vorderspitze der Geschlechtsplatten je ein, gewöhnlich drei
Härchen tragender Chitinfleck; Grösse- 0,7 mm . . . . Acercus cassidiformis Haller.
Haarplättchen mit den Vorderspitzen der Geschlechtsplatten vereinigt; Innenrand
einer jeden Napfplatte unregelmässig und stark ausgebuchtet; Grösse 1,0 mm
Acercus triangularis Piersig.
B. 1. Das Männchen mit auffallenden P a nz erbildungen..................................................... . 2.
Das Männchen ohne ins Auge fallende Hautverhärtungen; Endglied des letzten
Fusses auf der basalen Verdickung der konkaven Seite mit drei, stumpf endigenden,
schief nach hinten gerichteten Dornborsten und mit einer Borstenreihe (7, selten
8 Haare) auf der d i s t a l e n Hälfte der K o n k a v i t ä t . . Acercus liliaceus Müller.
■ Hficken mit e in em p o rö s e n S c h ild e in d e r A u g e n g e g e n d , ähnlich wie
innerhalb der Gattung Hydryphantes Koch; Muskelansatzstellen und Drüsenmün-
j||u n g en durch grosse chitinöse Höfe gekennzeichnet; Endglied des Hinterfusses auf der
basalen Verdickung mit zw e i s t a r k e n , nach vorn gerichteten und zw e i g le ic h -
l a n g e n d ü n n e r e n Dornborsten; ausserdem mit s ie b e n sehr kurzen Dornborsten
auf der k o n v e x e n Seite; Genitalplatten und Aussenseiten des Epimeralgebiets
von einem porösen Chitinrande umsäumt; Grösse 0,6 mm . Acercus cetratus Koenike.
Mit grösser poröser Rücken- und Bauchplatte; Endglied des Hinterfusses auf
der basalen Verdickung mit zw e i g e b o g e n e n , s t a r k e n , n a c h v o r n g e r i c h t
e t e n Dornborsten, einer undeutlich wahrnehmbaren dünneren, rechtwinklig abstehenden
dritten in der Vertiefung und fünf bis sieben kurzen Börstchen auf der
konvexen Seite; Grösse 0 , 5 5 m m ......................■ . . . Acercus cassidiformis Haller.
1. Acercus liliaceus Müller.
Syn. 178$^. Hydrachna liliacea Müller, Hydrachnae quas in aquis Daniae palust. etc., pag. 66 bis
.67, tab. IX, Fig. 5 u. 6.
1835- 41. Tiphys latipes Koch, Deutschi. Crust., Myriap. und Arachniden, Heft 10, Fig. 22.
1842. Acercus latipes Koch, Übersicht des Arachnidensystems, Heft 3, pag. 24. (Diplodontus
latipes, Taf. HI, Fig. 12.). ..
1885, Acercus latipes Koenike, Einige neubenannte Hydrachniden. Abh. d. naturw. Vereins
zu Bremen, pag. 215, Anm. 1 u. 2.
1885. Nesaea latipes Neuman, Om Hydrachnider anträffade vid Frederiksdal pä Seland:
Kongl. Vetenskap-och Vitterhets Samhällets. Göteborg. Handlingar, Bd. XX, pag. 7.
1887. Acereus latipes R. Moniez, Feuille des Jeunes Naturalistes: Le lac de G&rardmer;
Entomostracös et Hydrachnides, pag, 164, Anm. 2.
1887. Acercus latipes Barrois et Moniez, Catalogue des Hydrachnides, pag. 13, Anm. 1 und
pag. 14—15.
1893. Acercus latipes Koenike, Hydrachnologische Berichtigungen: Zool. Anzeiger No. 410,
(zweites Larvenstadium).
1893. Acercus latipes Piersig, Beiträge zur Hydrachnideiikunde: Zool. Anzeiger No. 431,
S. 395 (1. Larve).
W e ib c h e n :
G r ö s s e : Der Körper erreicht eine durchschnittliche Länge von 0,8—1,0 mm und eine Breite
von 0,6—0,7 mm. Letztere liegt ungefähr in der Höhe der Hinterrandsspitzen der letzten Epimeren.
G e s t a l t : Bei Rücken- oder Bauchlage stellt sich der Körperumriss als ein Eirund dar,
das gewöhnlich zwischen den Augen eine geringe Abstumpfung und am Hinterende schwache
seitliche Einbuchtungen aufweist. Der Rücken, dessen stärkste Wölbung über dem Geschlechtsfelde
liegt (Höhe 0,45 mm), sinkt nach vorn zu sattelförmig ein, sodass in dieser Richtung dorso-
vcntral eine starke Verjüngung des Körpers eintritt.