H ü f t p l a t t e n : Das in vier Gruppen gesonderte Hüftplattengebiet nimmt die vordere
Hälfte der BaucMäclie ein und ist von dem etwas nacli vorn überragenden Stirnteil des Körpers
durch eine flache Einbuchtung getrennt. Sämtliche Epimeren lassen auf ihrer Oberfläche und
besonders an den verdickten Rändern entlang zahlreiche Borsten erkennen (Tafel 44, Fig. 130 a).
B e in e : Die Füsse haben in ihrer Reihenfolge von vorn nach hinten eine Länge von
1,264 mm, 1,664 mm, 1,776 mm und 2,288 mm. Ih re Glieder sind durchweg mit einer grossen
Zahl von kürzeren und längeren stacheligen Borsten besetzt, die sich besonders auf der Oberund
Unterseite häufen. Auf der Beugseite stehen ebenfalls reihenweise Borsten, die nach dem
distalen Ende zu immer deutlicher eine ziemlich grobe Fiederung zur Schau tragen. Der Rand
der äusseren Gliedenden wird kranzförmig von kräftigen, fast fiederteilig geschlitzten Borsten
umgeben, die auf beiden Seiten nach der Streckseite hinziehend, allmählich an Länge abnehmen
und schliesslich in kurze, lanzettähnliche Chitinstacheln übergehen. . Ausserdem kennzeichnen sich
das vierte und fünfte Glied des zweiten und dritten, und das dritte, vierte und fünfte Glied des
letzten Fusses durch den Besitz langer Schwimmhaare, die längs der Beugseite mehr oder weniger
lange Reihen bilden. Das Endglied jedes Beines ist mit zwei sichelförmigen Krallen bewehrt.
G e s c h l e c h t s h o f : Hinter dem vierten Epimerenpaare und zwar in der Mittellinie des
Körpers durchbricht die 0,32 mm lange Geschlechtsöffnung die Hautdecke. Sie wird seitlich von
zwei fast dreieckigen Platten begrenzt, deren nach vorn gerichtete Spitzen mit je einem Chitinknopfe
von 0,032—0,042 mm Durchmesser abschliessen. Ein gleiches, etwas grösseres Gebilde
(Durchmesser 0,048—0,052 mm) findet sich auch an der Aussenecke des verbreiterten Hinterrandes
einer jeden Genitalplatte. Endlich bemerkt man noch unter dem Innenrande der letzteren,
etwas von der Mitte nach hinten gerückt, auf einer weich chitinisierten Hautfalte einen Chitinring
von ausgeprägter Napfform, dessen Durchmesser 0,032—0,035 mm beträgt. Sowohl der
Innen- als auch der Hinterrand der Geschlechtsplatten ist dichtgedrängt mit kurzen Haarborsten
besetzt (Fig. 130 a, Tafel 44).
Der Anusring liegt ungefähr gleichweit vom Geschlechtshofe und dem Hinterrande des
Körpers entfernt. E r umschliesst, wie von Schaub überzeugend nachgewiesen, vorn die ungemein
kleine Afteröffnung, weiter hinten aber die wesentliche grössere Mündungsspalte des dorsalen
Excretionsorganes (Rückendrüse). In Übereinstimmung mit den von dem eben angeführten Forscher
bei Eydryphantes dispar von Schaub festgestellten Verhältnissen ist der Anusring an seinem vorderen
Rande knopfförmig gewölbt und setzt sich an dieser Stelle nach innen in einen 0,037 mm
langen, fein durchbohrten Zapfen fort, an welchem das trichterförmige Ende des Enddarms angewachsen
ist.
M ä n n c h e n : Das Männchen unterscheidet sich vom Weibchen nur äusserlich durch
seine etwas geringere Grösse. Ein Penisgerüst ist vorhanden und besteht aus zwei starken,
kuhhornförmig gegeneinander gebogenen Chitinleisten.
F u n d o r t : Eydryphantes ruber ist in Sachsen weit verbreitet. Am häufigsten fand ich
ihn in Waldtümpeln in Gesellschaft mit Bradyhates truncatus (— Thyas venusta Koch) Neuman.
Besonders reich war die Beute in den Wasseransammlungen des Leipziger Ratsholzes bei Connewitz.
G e o g r a p h i s c h e V e r b r e i t u n g : Vorliegende A rt gehört nach den jetzigen Befunden
der Fauna Schwedens, Deutschlands, Südrusslands, Frankreichs, der Schweiz und Italiens an.
E n tw i c k e lu n g : Die geschlechtsreifen Tiere legen schon im Frühjahre ihre rötlichen
Eier, die sie mittelst einer gallertartigen Kittmasse entweder an im Wasser vermoderte Blätter
oder auch an die Stengel und Blattunterseiten von Wasserpflanzen (Sphagnum etc.) eng nebeneinander
gelegt befestigen. Nach fünf bis sechs Wochen schlüpfen die sechsbeinigen, schön ro t
gefärbten Larven aus und steigen sofort auf die Wasseroberfläche empor, wo sie gewandt und
flink umherlaufen, oder auch durch kräftige Sprünge den Nachstellungen auszuweichen wissen.
Sie sind ungefähr mit Einschluss des Capitulums 0,272 mm lang, wobei auf das letztere 0,096 mm
entfällt, und 0,144 mm breit. Die Haut lässt eine deutliche, wellenförmige Linienzeichnung erkennen
und ist auf Rücken und Bauch mit zahlreichen, mässig langen, aber kräftigen Borsten
besetzt, die in je vier Längsreihen geordnet sind. Auf dem Vorderrücken stehen auf jeder Seite
zwei durch einen schmalen, aber nicht zu übersehenden Zwischenraum geschiedene Augen, von
denen das vordere und grössere einen Durchmesser von ca. 0,016 mm aufweist. Ein fünftes
punktartiges Auge befindet sich zwischen den beiden Augenpaaren in der Medianlinie auf einer
schwachen Aufwölbung des Rückens. Hinter demselben bemerkt man ein einziges Borstenpaar
(Fig. 130 f, Tafel 44). Das an seiner Basis 0,48 mm breite Scheinköpfchen (Capitulum) verjüngt
sich mässig nach vorn. Am Vorderrande desselben ist die Mundöffnung, aus der sehr oft die
hakenförmigen Endglieder der zweigliedrigen Mandibeln herausschauen. Der Mundsaum gewinnt
nach vorn besonders dadurch ein eigentümliches Aussehen, dass derselbe mit verschieden geformten
Hautfortsätzen franzenartig versehen ist. Dem Scheinköpfchen sind seitlich die fünfgliedrigen
Palpen eingelenkt, deren Glieder nach aussen allmählich immer dünner werden. Das
kleine Endglied is t schwach krallenförmig gebogen und artikuliert gegen einen zapfenartigen
mit zum Teil gefiederten Borsten reichlich bestandenen Fortsatz des vorangehenden Gliedes.
Ausser je einer kräftigen Borste auf der Aussenseite und dem Rücken des zweiten Palpengliedes
finden sich weiter nach vorn noch einige feine Härchen, über deren Stellung die beigegebenen
Zeichnungen am schnellsten Aufschluss geben (Fig. 130 e, Tafel 44). Die nach einem keilförmig
sich verschmälemden, eng aneinander gerückten aber durch enge Zwischenräume deutlich getrennten
Hüftplatten einer jeden Seite liegen h a rt an dem lateralen Rande der vorderen Baueh-
fläche, so dass von der letzteren in der Mitte ein Streifen freibleibt, dessen Breite annähernd
einem Drittel des grössten Querdurchmessers gleichkommt. Auf der inneren Spitze der ersten
und dritten Epimere ist je eine Borste inseriert. Wie bei allen ändern Hydrachnidenlarven tr i tt
auf dem schmalen Raume zwischen der ersten und zweiten Hüftplatte eine von einem Chitinringe
napfartig umgebene Öffnung auf, die nach Kramers ausgezeichneten Untersuchungen im
embryonalen Entwicklungsstadium mit der sogenannten Urpore in Verbindung steht und von
dem genannten Autor für eine einfache Narbenbildung erklärt wird, da er wahrscheinlich die
jederzeit auftretende Perforation nicht beobachtet hat. Meines Erachtens nach haben wir es hier
doch wohl mit Organen zu thun, die bei den Atmungsvorgängen eine ganz bestimmte Rolle spielen.
Deshalb glaube ich auch, dass die schon erwähnte Urpore mit samt der aus ih r hervorgestülpten
flaschenförmigen Blase und dem von dieser nach dem Embryo hinziehenden, anscheinend hohlen
Verbindungsstrange nicht nur eine Aufhänge- und Stützvorrichtung darstellt, sondern vielmehr
ähnlich wie die geschlossenen Tracheenkiemen der im Wasser lebenden Insektenlarven den Austausch
der mit den Lebensvorgängen in enger Beziehung stehenden Luftarten auf energischere
Weise zu vermitteln hat, als dies etwa durch die Deutovumhaut und die den Embryo umspülende
Flüssigkeit geschehen könnte. — Die starkgliedrigen, kräftigen Beine nehmen eigentümlicherweise
in ih re r Reihenfolge nach hinten an Länge und in geringerem Masse an Stärke ab. Der erste
Fuss misst 0,24 mm, der zweite 0,192 mm und der dritte 0,176 mm. Das Endglied trä g t eine