G e s t a l t : Von oben gesehen, lässt der Körper zwischen den antenniformen Borsten und
hinter den Augen breite und deutliche Einsattelungen erkennen. Die Augengegend springt deshalb
buckelartig gerundet vor. Hinter der grössten Körperbreite verjüngt sich der Rumpf nur
allmählig bis er schliesslich ziemlich steil zur starkeingeschnürten Basis des Anhangs abfällt.
Der dadurch jederseits entstehende Winkel wird zum grossen Teil durch eine Wulst eingenommen,
die durch lateral übergreifende Genitalnapffelder verursacht wird. Der Körperanhang h a t wie
bei dem Männchen von Arrenurus affinis Koenike schief nach hinten und aussen zeigende Furkal-
äste, doch sind dieselben etwas schmäler, länger und spitzer. Infolgedessen ist auch die von
ihnen seitlich begrenzte Hinterrandsbucht tiefer. Der mehr ventralwärts eingelenkte, auffallend
lange Petiolus (0,208 mm) kennzeichnet sich durch gerade, schwach nach hinten divergierende
Seitenränder und ein fast pla tt abgestutztes freies Ende, dessen Ecken abgerundet sind (Fig. 85 c,
Taf. XXXIII). In der Seitenlage fällt er durch seine ziemlich s tark nach unten gebogene Ges
talt auf (Fig. 85 d, Taf. XXXIII). Über dem Petiolus befindet sich ein hyalines Häutchen mit
scharfen Aussenecken. Die gekrümmten Seitenborsten reichen nicht ganz bis an das Ende der
Petiolusrinne heran. In geringer Entfernung von denselben, nur wenig mehr nach auswärts,
stehen jederseits noch zwei Borsten, von denen die auf den Ventralwülsten gelegene länger aber
schmächtiger ist, als die höher inserierte. Die beiden Haare auf den Furkalästen verteilen sieh
gleichmässig auf den Innen- und Aussenrand. Legt man das Tierchen auf die Seite, so gewährt
dasselbe einen ähnlichen Anblick wie Arrenurus affinis Koenike. Freilich ist der Kulminationspunkt
des aufgewulsteten Seitenrandes und zugleich des Rumpfrückens fast über die Mitte der eigentlichen
Bauchfläche gerückt, aber die vom Rückenbogen eingeschlossenen Höcker an der Grenze zwischen
Körper und Anhang sowie über dem Hinterrande des letzteren verraten in der Form grosse Übereinstimmung.
Wie die auf ihnen eingelenkten, endständigen Borsten verdeutlichen, sind die nebeneinander
gelagerten Paare enger zusammengerückt als bei der Vergleichart (Fig. 85 c, Taf. XXXIII).
F ä r b u n g : Die Körperfarbe ist ein mehr oder weniger schmutziges Rot oder Gelbrot.
Die Beine und Palpen sind etwas lichter mit einem schwachen Anflug ins Bläuliche oder Bräunliche.
P a lp e n : Auf dem ziemlich kleinen Maxillarorgane, das besonders deutlich die hinteren
Fortsätze erkennen lässt, sitzen zwei normal gebaute, ca. 0,195 mm lange, stämmige Palpen, die
in der Ausstattung der Innenfläche des zweiten Gliedes, und in der Gestalt der Tastbörstchen
am Yorderrände des Antagonisten bis auf geringe Abweichungen denjenigen von Arrenurus affinis cf i
gleichen. Hier wie dort ist die der Beugseitenecke genäherte Vorderrandsborste einfacher gebaut,
als die in der Nachbarschaft der Einlenkungsstelle des Krallengliedes. Bei letzterer scheint
die dem Knie gegenüberliegende Verdickung des Aussenrandes keilförmig ausgezogen zu sein. Die
auf der Innenfläche inserierte, schwach gebogene Schwertborste des Antagonisten ist lang und
rag t nicht unbedeutend über den vorderen bezw. unteren Palpenrand hinaus. Ausser der bekannten
Borste der Beugseite besitzt die zusammengesetzte Endkralle auch auf dem Rücken eine
solche. Diese liegt der Streckseite h a rt auf. Über den Stand und die Grösse aller ändern, teilweise
gefiederten Borsten und Haare auf den übrigen Palpengliedern orientiert man sich am
schnellsten mit Hilfe der von mir entworfenen Zeichnung (Fig. 85 e, Taf. XXXIH).
H ü f t p l a t t e n : Die Epimeren weisen keine nennenswerten Eigentümlichkeiten auf
(Fig. 85 a, Taf. XXXIH).
B e in e : Die Extremitäten nehmen von vorn nach hinten sprungweise an Länge zu. Bei
einem 1,12 mm langen Individuum stellten sich folgende Masse heraus:
1. Fuss = 0,944 mm.
2. Fuss = 1,04 mm.
3. Fuss = 1,072 mm.
4. Fuss = 1,264 mm.
Während bei den ersten drei Füssen das Endglied am längsten ist, nimmt bei dem vierten
das drittletzte Glied diese Stelle ein. Es trä g t an seiner äusseren Artikulation ebenfalls einen
zapfenähnlichen Fortsatz, dessen abgestutztes Ende mit acht gebogenen Borsten ausgerüstet ist.
Die steifen Borsten an den Gliedenden und der Beugseite, besonders des letzten Beinpaars lassen
eine deutliche Fiederung erkennen.
G e s c h l e c h t s f e ld : Die Geschlechtsöffnung und die beiden flügelförmigen, bis zu den
Seitenflächen übergreifenden Napfplatten ähneln denen von Arrenurus affinis ö\
W e ib c h e n : Länge 1,09 mm, Breite 0,96 mm. In der Rücken- oder Bauchlage ist der
Körper breit eirund. Am Vorderrande t r i t t gewöhnlich eine kaum bemerkenswerte Abstumpfung
auf, auch der Hinterrand zeigt nach den Seiten hin nur äusserst flache Einbuchtungen. Die
Aussenhöcker auf dem Rücken sind wenig entwickelt. Nicht selten h a t der geschlossene Rückenbogen
infolge vorn auftretender, seitlicher Einschnürungen einen fast birnenförmigen Umriss.
Sein Hinterrand fällt beinahe mit demjenigen des Körpers zusammen. Bei erwachsenen Weibchen
bedecken die Hüftplatten kaum die vordere Hälfte der Bauchfläche. Der Sexualhof ist ein Stück
hinter dem Epimeralgebiet situiert. Die die Genitalöffnung verschliessenden Schamlefzen bilden
auch hier eine fast kreisförmige, abgeplattete Scheibe mit vier winkelständigen dreieckigen Chitinplättchen.
Wie bei Arrenurus affinis <P Koenike ziehen die langgestreckten Napffelder schief nach
hinten und aussen, ohne jedoch den Seitenrand des Körpers zu erreichen. Sie sind an ihrem,
den Schamlippen zugekehrten Teile am breitesten, verschmälern sich ein wenig weiter nach der
Mitte zu und schwellen an dem abgerundeten Ende leicht kolbig an. Der Anus liegt in der
Nähe des hinteren Körperrandes.
F u n d o r t : Ein Eisenbahntümpel an der Strasse von Leipzig nach Paunsdorf, unmittelbar
neben der Kreuzung der Dresdener mit der Eilenburger Bahnstrecke, ist die einzige Stelle, wo
ich Arrenurus radiatus Piersig mehrere Jah re hintereinander während des Spätsommers regelmässig
erbeutete.
G e o g r a p h i s c h e V e r b r e i t u n g : Deutschland (Piersig) und die Schweiz (Steck).
E n tw i c k lu n g : Larven und Nymphen sind bräunlichgelb.
17. Arrenurus neumani Piersig.
Syn. 1835/41. Arrenurus emarginator C. L. Koch, Deutschlands Crustaceen etc., Heft 13, Fig. 9—10.
1879. Arrenurus emarginator Neuman, Om Sveriges Hydrachnider, Kongl. Sv. Vet. Akad.
Handlingar, Bd. 17, No. 3, S. 81—83, Taf. VH, Fig. 3.
1882. Arrenurus emarginator Haller, Die Hydrachniden der Schweiz, S. 41.
1884. Arrenurus emarginator Barrois et Moniez, Catalogue des Hydrachnides, S. 25—26.
1884. Arrenurus emarginator Krendowskij, Die Süsswassermilben Südrusslands, Travaux de
la Soc. d. naturalistes ä l’Universitö Imp. de Kharkow, S. 525/27.
1889. Arrenurus emarginator Koenike, Verzeichnis finnländischer Hydrachniden, Abhandl.
d. naturw. Ver. Bremen, Bd, X, S. 426.
Zoologica. H e ft 28. 4 0