
Material zur Feststellung der Hydrachnidenfauna der Umgebung Berlins bezw. der Provinz
Brandenburg gesammelt habe und demnächst ein Verzeichnis der aufgefundenen Arten herausgeben
werde. Ausserdem ist von dem gleichen Forscher ein Bericht über eine zoologische Fo rschungsreise
im Kreise Schwetz (Westpreussen) in den Schriften der Naturforschenden Gesellschaft
in Danzig (N. F., Bd. IX, Heft I, 1895) erschienen, in dem er 30 Arten von Susswasser-
milben aufführt. Ausser Hydryphantes helveticus Haller, der meines Wissens noch nicht in Deutschland
aufgefunden wurde, wird auch eine neue Armwnfs-Spezies angeführt (Arr. rugosus 1. c.
S. 269—270, Fig. 1—4), die einer von mir in Nr. 4 7 2 -4 7 3 des Zool. Anzeigers beschriebenen
und abgebildeten Milbe (1. c. Fig. 1) ungemein ähnlich sieht. Abweichend ist nur neben einer
anderen Darstellung des Doppelhöckers über dem hyalinen Anhänge die Beborstung der Gabeläste
und die Gestalt des Petiolus, welch letztere jedoch auch bei meiner A rt variiert und sich
nicht selten der Form nähert, wie sie A. Protz bei seinem Arr. rugosus cf kennzeichnet. Eigena
rtig hingegen ist weiter noch die mit Längsrunzeln ausgestattete Oberfläche der hinteren Epi-
meralgruppen. Was nun die beiden neuen Formen aus der Provinz Brandenburg anbelangt, so
glaube ich, dass Thyas exhnia Protz gleich dem Thyas angusta Koenike, welch letztere ich in dem
hier beigegebenen Verzeichnis ausländischer Wassermilben unter dem Namen Partnunia angusta
Koenike aufführe, nicht in die Gattung Thyas hineingehört, sondern infolge der wesentlich anderen
Ausstattung des Geschlechtsfeldes, sowie der abweichenden Gestaltung und Lagerung der
hinteren Hüftplattengruppen einem neuen Genus zuzuweisen is t, welches ich zu Ehren des Entdeckers
Protzia Piersig benenne. Auch Sperchon verrucosus Protz nimmt eine zweifelhafte Stellung
ein. Will man überhaupt die verschiedenen Hydrachnidengattungen der besseren Übersicht wegen
festhalten und nicht wieder einfach zu der gemeinsamen Miillerschen Bezeichnung zurückgreifen,
was schliesslich doch sonst die letzte Konsequenz wäre, so muss man schon in Rücksicht auf eine
brauchbare Diagnose gewisse Merkmale als für die Gattung typisch festhalten und allen neu
hinzukommenden Zwischenformen, bei denen dieselben teilweise verschwunden sind und durch neu
hinzugetretene ersetzt werden, notgedrungen eine systematische Sonderstellung auch dem Genus
nach zubilligen. Ans diesem Grunde schlage ich für die in Rede stehende Form die Bezeichnung
Sperchonopsis verrucosa Protz vor. Als wesentliches Merkmal der neuen Gattung wäre der Zapfen
auf der Beugseite des vierten Palpengliedes anzusehen, der an Stelle der beiden sogenannten
Taststifte getreten ist.
Die Zahl der mehr oder weniger gründlich erforschten ausserdeutschen Gebiete ist ebenfalls
nicht unbeträchtlich. Schon vor hundert Jahren untersuchte 0 . F. Müller die Gewässer
der dänischen Inseln, während später durch Bruzelius und vor allem durch C. Neuman Schweden
gründlich abgeforscht wurde. Ebenso reichlich war die Ausbeute Barrois’ et Moniez’, welche
beiden französischen Gelehrten ihre Untersuchungen auf weite Gebiete Nordfrankreichs, die
Festungsgräben von Douai, Valenciennes und Saint-Omer, die Sümpfe von Santes, Lens, Pont-a-Vendin,
Saint-Venant und Armentières, sowie einzelne Gewässer bei Groffliers (Pas de Calais) und der
Normandie ausdehnten. Das Verdienst, die erste ausgiebigere Kunde über den Hydrachniden-
bestand eines alpinen Süss Wasserbeckens (Lac Léman) gegeben zu haben, gebührt den Professoren
Forel und Lebert. Die diesbezüglichen Bemühungen derselben wurden später durch Haller fortgesetzt,
der die weitere Umgebung Berns in den Kreis seiner Untersuchungen zog. Ausserdem
wurde ihm auch noch durch Dr. Asper Material aus dem Züricher See zugeschickt.
Neuerdings haben Dr. Steck (70), der wertvolle Beiträge zur Biologie des grossen Moosseedorfsees
lieferte, und Prof. Zschokke durch seine faunistischen Untersuchungen der Rhätikon-
seen (See von Partnun, 1874 m ü. d. M., See von Tilisuna 2102 m, See von Garschina 2189m
und Lünersee 1943 m) die Befunde der vorhergenannten Schweizer Forscher erfolgreich ergänzt.
Wir verdanken denselben eine ziemliche Anzahl neuer Arten, die zum Teil in neue Gattungen
untergebracht werden mussten. Berlese und Canestrini durchforschten die Gewässer Oberitaliens,
Krendowskij die von Südrussland, O. Nordquist die zahlreichen Seen von Finnland (Yli-Kitka-
jävir, Kunsamojävir, Miikulan-lampi, Kallavesi, Sammokko-lampi, der kleinere See bei Kuopio, der
Finnische Busen bei Wiborg und Bottenviken bei der Insel Karlö).
Sehr wenig ist für unsere Zwecke bis jetzt in Österreich-Ungarn gethan worden. Ausser
von Schaub, der sein Untersuchungsmaterial aus dem Wiener P ra te r und dem Adriatischen Meer
bei Triest bezog, sammelten noch, mehr nebenbei, Dr. A. Fritzsch und V. Vävra (85) aus Prag
im Gatterschlager Teiche einige Hydrachnidenformen.
Auch in Afrika haben sich einzelne Forscher bemüht, die Süss Wasseransammlungen auf
ihren faunistischen Bestand zu prüfen. So fand Hipp. Lucas vier Hydrachniden in Algier. Viel
reicher indes ist das Material, was Dr. Stuhlmann in Ostafrika und Dr. Voeltzkow (78) auf der
Insel Madagaskar gesammelt haben.
In dem seenreichen Nordamerika, wo neuerdings dem Studium der Tier- und Pflanzenwelt
der Süsswasserbecken schon aus praktischen Gründen reiches Interesse entgegen getragen wird,
beschränken sich der Hauptsache nach die einzelnen, von Harrington, Fletcher und Tyrell (34)
einerseits und von H. Wolcott (80) anderseits durchgeführten Untersuchungen über das Vorkommen
von Süsswassermilben auf verhältnismässig eng umgrenzte Gebiete. Die erstgenannten Gelehrten
sammelten in den kanadischen Provinzen Quebec und Ontario, während die Ausbeute des letzteren
dem Lake St. Claire (U. St.) entstammt. Zum Schluss sei noch erwähnt, dass 0. Stoll (71) in
Centralamerika (Guatemala), Prof. Ihering aber in Südamerika eine Anzahl Süsswassermilben auffand,
die zum Teil von F. Koenike beschrieben wurden.