
G e o g r a p h i s c h e V e r b r e i t u n g : Deutschland (Koenike), Dänemark (Müller), Südrussland
(Krendowskij).
L e b e n sw e i s e : Die gefangen gehaltenen Tiere hielten sich nur kurze Zeit in Aquarien.
Die Männchen schwammen meist unruhig umher. Die Hauptnahrung besteht aus kleinen Krebstierchen.
Eine Eiablage habe ich bisher nicht erzielen können. Infolgedessen geht mir jede
Kenntnis des ersten Larvenstadiums ab; ich vermute aber, dass sich dasselbe wenig oder gar
nicht von den entsprechenden Entwicklungsstufen anderer Piona-Arten unterscheidet. Auch über
die zweite Larvenform weiss ich nichts Sicheres zu berichten.
5. Piona scaura Koenike.
1892. Piona scaura Koenike, Anmerkungen zu Piersigs Beiträgen zur Hydrachnidenkunde, Zool.
Anzeiger Nr. 396, Fig. 1.
Vorliegende A rt steht der Piona torris Müller ungemein nahe, sodass sie möglicherweise
nur eine Spielart derselben repräsentiert. Wie bei der Vergleichsart befindet sich die Einlenkungsstelle
des vorletzten Gliedes bei dem Hinterfusse nicht am Hinterende des plattenförmig
verbreiterten vierten Gliedes, sondern liegt am äusseren Ende des Beugseitenrandes. Das vierte
Glied selbst zeigt insofern eine Abweichung von dem gleichen Gebilde der nahestehenden Form,
als an die Stelle eines fast quadrangulären Umrisses ein mehr abgerundeter, annähernd breitovaler
getreten ist. Auch die Beborstung der einzelnen Glieder des Hinterfusses lässt verschiedene
Unterschiede erkennen. Während das Plattenglied bei Piona torris Müller cf neben der
Einlenkungsstelle des nachfolgenden Gliedes zwei dolchartige, kräftige Borsten trä g t, vermisst
man dieselben in gleicher Entwickelung bei Mona scaura Koenike cf. Erwähnenswert erscheint,
dass die vorletzten und letzten Glieder des hinteren Beinpaares auf der Streckseite viel stärker
und dichter behaart sind als bei der Vergleichsart. Dafür scheint jedoch das fünfte Glied beug-
seitenwärts dürftiger beborstet und ohne Schwimmhaare. Auf der fortsatzartigen Verlängerung
seines distalen Endes sitzt ein kurzer, keilförmiger Stachel, der grosse Ähnlichkeit mit jenem
dornenähnlich zugespitzten, fast farblosen Chitingebilde hat, welchem wir bei dem Männchen von
Piona torris Müller fast an gleicher Stelle begegnet sind (Fig. 28, Taf. X [nach Koenike]),
F u n d o r t : Piona scaura wurde in beiden Geschlechtern von Koenike in einem Moorgraben
bei Rotenburg (Bahnstrecke Bremen-Hamburg) erbeutet. Bis jetzt ist es noch nicht gelungen,
eine zweite Fundstelle ausfindig zu machen.
VI. Genus: P i o n o p s i s Piersig.
Syn, 1894. Pionopsis Piersig, Sachsens Wassermilben, Zool., Anzeiger Nr. 449.
Unter den früher angeführten Piona-Arten befindet sich auch eine von Hermann zuerst
beschriebene Piona lutescens {Piona flavescens Neuman), die unter dem Gesichtspunkte, dass die
männlichen Geschlechtscharaktere vor allen ein vorzügliches Hifsmittel für eine übersichtliche
Abgliederuug und Umgrenzung der Genera abgeben, in der eben erwähnten Gattung nicht mehr
weiter geführt werden darf, weil eben der wesentlich andere Bau der männlichen Hinterbeine
ihre Einordnung als nicht mehr berechtigt erscheinen lässt. Ich habe für dieselbe im Hinblick
auf ihre nahe Verwandtschaft mit dem Genus Piona den Gattungsnamen Pionopsis gewählt.
Der weichhäutige Körper ist breit eiförmig und gewöhnlich ohne alle Seiteneinbuchtungen.
Die beiden Doppelaugen haben den bei Piona und Ourvipes üblichen Bau. Das vorletzte Palpenglied
besitzt ebenfalls auf seiner Beugseite zwei ungleich hohe, je ein Haar tragende Höcker und am
inneren Ende einen kräftigen, zugespitzten Chitinzapfen, der jedoch nicht halb so lang ist als das
mit drei Krallennägeln versehene fünfte Glied. Das Epimeralgebiet und der Geschlechtshof ähneln
in Gestalt und Ausstattung denjenigen der Gattung Piona. Die Verkürzung der dritten männlichen
Extremität ist unbedeutend. Das vierte, gedrungen gebaute Glied des letzten Fusses weist
keine plattenartige Verbreiterung auf, sondern gleicht in seiner Form den vorhergehenden. Ganz
eigenartig ist jedoch das vorletzte Glied beschaffen. Nicht nur, dass es, von der Seite gesehen,
ziemlich gekrümmt erscheint, auch die Ausstattung mit Borsten ve rrä t eine unverkennbare Sonderstellung.
Ausserdem findet sich noch etwas abgerückt vom Gliedende an der eingebogenen Rückenseite
ein durchscheinendes Chitingebilde, das aus verengter Basis kolbig anschwillt und schliesslich
in einer zipfelförmigen Spitze endete. Nur eine einzige, zugleich deutsche Art.
Pionopsis lutescens Hermann.
Syn. 1804. Hydrachna lutescens Hermann, Möm. aptör., p. 57, tab. VI, Fig. 7.
1834. Atax lutescens Duges, Ann. scienc., tom. I, 2. sör., p. 146—147.
1835—42. Non Hygrobates lutescens C. L. Koch, Deutschlands Crust. etc., Heft 37, Fig. 13.
„ ? Tiphys decoratus id. ibid., Heft 5, Fig. 19 (jugendliches Weibchen).
„ ? Tiphys chloropus id. ibid., Heft 10, Fig. 11 (desgl.).
„ ? Tiphys novemmaculatus id. ibid., Heft 10, Fig. 13.
1875. Nesaea trinotata Kramer, Wiegm. Archiv für Naturgesch., Bd. I, p. 302, Taf. VIII,
Fig. 10.
1875. Piona flavescens Neuman, Gotlands och Ölands spindlar och vattenqualster, i Öfvers.
a f Kongl. Vet. Akad. Förhandl. Nr. 2, p. 102.
1879. Piona flavescens Neuman, Om Sveriges Hydrachnider: Svenska Handlingar Bd. 17,
Nr. 3, p. 54—55, tab. II, Fig. 4.
1879. Piona lappanica Neuman, Om Sveriges Hydrachnider, i Kongl. Svensk Vet. Akad.
Handl. Bd. 17, Nr. 3, p. 55 (junges P).
1881. Nesaea lutescens Koenike, Revision von H. Leberts Hydrachniden des Genfer Sees,
Zeitschrift für wissensch. Zoologie, Bd. XXXV, p. 621, Anm. 5.
1882. Piona lutescens Koenike, Verzeichnis von im Harz gesammelten Hydrachniden., Ab-
handl. des naturw. Vereins Bremen, Bd. VIII, p. 35, Anm. 2.
1887. Piona lutescens Barrois et Moniez, Catalogue des Hydrachnides, p. 15 — 16.
1894. Pionopsis lutescens Piersig, Sachsens Wassermilben, Zool. Anzeiger Nr. 449, p. 2
(Sep.-Abdr.).
W e i b c h e n :
G r ö s s e : Ausgewachsene Weibchen erreichen eine Länge von 1,8—2,0 mm und eine
Breite von 1,3—1,4 mm. Letztere liegt ungefähr in der Höhe des Geschlechtsfeldes.