Die vierte Extremität, die, wie man sieht, allein länger ist als der Körper mitsamt seinem Anhänge,
besitzt am vierten Gliede einen wohlausgebildeten 0,0® mm langen Fortsatz, dessen abgestutztes
Ende fünf bis sechs gebogene Haarö träg t. Die Borstenbewaffnung ist- reichlich, besonders
am letzten Fusspaare. Wirklic^Sebwimmbaarreiben findet man nur an den drei letzten
Extremitäten. Eigentümlich erscheint mir am Hinterfusse die Ausstattung der Streckseite des
fünften Gliedes mit einer grösseren Anzahl kurzer Borsten, dfe-'besonders an der Grundhälfte
dicht gedrängt hintereinander stehen.
G e s c h l e c h t s f e ld : Die kleine, von schmalen Schamlefzen umrahmte Genitalöffnung
wird jederseits von einem langausgezogenen, auf den Seitenrand übergreifenden Napffeldf begrenzt,
das seine grösste Breite unmittelbar neben -den Schamlefzen hat, nach aussen aber sioh um- die
Hälfte verschmälert. Die Genitalnäpfe sind klein, sodass die-Platten ähnlich gekörnclt erscheinen,
wie die Oberfläche der Epimeren.
W e ib c h e n :: Das mit dem Männchen zu gleicher Zelt gefangene Weibchen ist länglich
eirund und ähnelt in vielen Stücken dem Weibchen von Arrenums bifidicodulns Piersig. Von einer
genauen Beschreibung muss ich jedoch absehen, da mir dasselbe verloren gegangen- ist. -
F u n d o r t : Die einzige Fundstelle liegt unmittelbar hinter Gautzsch auf dem Wege nach
der Lauer in einem rechts von der Strasse gelegenen Weidenbruche. Die Zeit ¡des Auftretens
liegt zwischen Juli und September.
G e o g r a p h i s c h e V e r b r e i t u n g : Arrenurus oblongus Piersig ist bis jetzt nur in Deutschland
(Sachsen) und Böhmen erbeutet worden.
42. Arrenurus trunoatellus O. F. Müller.
1776. Hydrachna tmncateMa 0. F. Müller. Hydraohnae quas'ete., S. 57, Taf. VII,
1835*41. Non Arrenurus tmneatellus C. L. Koch, Deutschlands Crustäceeü; Myriapoden^il',
Heft 13, No. 15.
1895. Arrenurus tmncateUus Protz, Bericht über meine vom 11. Juni bis zum 5. Juli 1894
ausgeführte zoolog. Forschungsreise im Kreise Schwefel; Schriften der naturfoigofe
Gesellschaft in Danzig, N. F., Bd. IX, S. 266.
1896. Arrenurus trmcatellus Koenike, Holsteinische Hydrachniden, IV. Forschnngsberioht der
Plöner Biol. Station, S. 213, Fig. 1.
M ä n n c h e n :
G r ö s s e : Einschliesslich des Anhangs misst der Körper in der Länge 0 ,8 5 -8 ,9 mm, in
der Breite 0,53—0,54 mm und in der Höhe 0,38—0,4 mm. Der Anhang hat am Ende etwa eine
Breite von 0,29 mm.
F ä r b u n g : Die Körpergrundfarbe variiert zwischen grünlichgelb nnd bläulichgrün. Die
sehr verschwommenen Bückenflecken sind schwärzlich.
G e s t a 1 ifehl Der Körperanhang ist wie bei Arrenurus oblongus Piersig, mit welchem die
vorliegende A rt eine nahe Verwandtschaft dokumentiert, sehr undeutlich vom Rumpfe abgesetzt.
E r verjüngt sioh nach hinten nur allmählich.. Das Stirnende is t entweder ganz abgeflacht oder
mit einer kaum nennenswerten Einbuchtung versehen. Au den Seiten bemerkt man vor und
hinter dem Geschlechtsfelde je eine schwaohbauehige Hervorwölbung. Der geradlinige Hinterrand
des Anhangs geht unter stumpfer Rundung in die Seitenränder über. Der Rücken des
Tieres ist von fast gleicher Höhe. Die Anhangsmulde erscheint sehr kurz, weil der dem Rücken
zugekehrte Teil durch eine doppelkuppige Anschwellung vollständig ausgefüllt wird. Am Anhänge
zählt man 8 Borsten von verschiedener Länge, die gleichmässig auf beide Seiten verteilt sind.
A u g e n : Die beiden Doppeläugen liegen am seitlichen Vorderrande des Rumpfes.
H a u t : Der nach hinten offene Rückenbogen tr i t t auf den Anhang über, auf dessen
kurzen Seitenwülsten er allmählich verschwindet.
H ü f t p l a t t e n : Die Hüftplatten ähneln denjenigen von Arrenums oblongus Piersig.
F ü s s e : Wie bei der eben angezogenen Vergleichsart besitzt das vierte Glied des Hinter-
fusses einen kräftigen Fortsatz oder Sporn. Die Verbreiterung des distalen Endes der vier mittleren
Glieder der eben genannten Extremität ist eine Erscheinung, die Arrenurus truncatelkis mit vielen
ändern Arten seiner Gattung gemein hat.
G e s c h l e c h t s f e ld : Auch das Geschlechtsfeld gleicht demjenigen von Arrenurus oblongus
Piersig. Bei den mir zur Verfügung stehenden Individuen biegen entgegen der bildlichen Darstellung
Koenikes die seitlichen Enden der Napffelder leicht nach vorn um.
Der Anus befindet sich in mässiger Entfernung vom Hinterrande des Anhangs (Fig. 111,
Taf. XL).W
e ib c h e n : Das von A. Protz aufgefundene Weibchen weist eine Länge von 1,04 mm
und eine Breite von 0,8 mm auf. Es zeigt in der Bauchlage einen annähernd eirunden Umriss.
Das Vor der ende ist breit gerundet ohne irgend welche Einbuchtung oder Abstumpfung, der seitliche
Hinterrand kaum nennenswert abgeflacht. Die vom Stirnrande ca. 0,115 mm abgerückte
Ringfurche umschliesst ein länglichrundes Rückenschild, das nicht ganz bis an das hintere Körperende
heranreicht. In der Körperfarbe stimmt das Weibchen wohl meist mit dem Männchen überein,
wenngleich das in meinem Besitz befindliche Exemplar entschieden blau gefärbt ist. Der
mässig gewölbte Rücken h a t einen bräunlichen Anflug. Um die Augen macht sich ein lichter
Hof bemerkbar. Palpen nnd Füsse tragen den typischen ArrenwniS-Charakter zur Schau. Uber
die Form der Epimeren und des Geschlechtsfeldes orientiert am schnellsten und besten die beigegebene
Abbildung (Fig. 111c, Taf. XL). .
F u n d o r t : Neumünster (Tümpel hinter dem Tivoli), Stadthaide unweit Plön (Koenike),
Sumpf mit eisenhaltigem Wasser bei Schlaupitz (K. Knauthe), Chausseegraben zwischen Lehe
und Borgfeld bei Bremen (Koenike), Tote Weichsel bei Schwetz, Gräben bei Osche und Warlubien
nnd die Umgegend von Berlin (A. Protz).
G e o g r a p h i s c h e V e r b r e i t u n g : Dänemark und Deutschland.
XXVI. Genus: F e l t r i a 1) Koenike.
Syn. 1892. Feltria, Koenike in: Zwei neue Hydrachniden-Gattungen aus dem Rhätikon, Zool.
Anz. Nr. 399, p. 323.
Körper mehr oder weniger eirund, auf Rücken und Bauch nur flach gewölbt, am Hinterende
zuweilen mit einer flachen mittleren Einkerbung. Unter der meist deutlich liniierten Epii)
Nicht m it in dem der Bestimmung d e r Gattungen dienenden Schlüssel aufgeführt, d a dieses Genus erst in
jü n g s te r Zeit im deutsohen Alpengebiet und im E rzgebirge aufgefunden wurde.
Zoologica. Heft 22. ^