Arbeit „Beiträge zur Naturgeschichte der Hydrachniden“ gliedert sich in einen anatomischen
und einen systematischen Teil, von denen der erstgenannte, wie von Schaub bemerkt, nur wenig
neue, meist unzulängliche und unbestimmte Angaben bringt. Wichtig und zutreffend ist jedoch
der Hinweis, dass die Tracheenstigmata bei den Hydrachniden in dem dünnen Häutchen, das den
Mundkegel oben überdeckt, zu suchen seien. Von grösserer'Bedeutung erweist sich der Inhalt des
systematischen Teils, in dem Kramer zwei neue Gattungen und 27 Arten aufführt. Unter den
letzteren werden ebenfalls 17 als neu bezeichnet. Schon Koenike h a t gelegentlich der Veröffentlichung
eines Verzeichnisses von im Harz gesammelten Hydrachniden (39 e) den Beweis erbracht,
dass die grösste Anzahl der letzteren sich entweder auf schon früher entdeckte Spezies zurückführen
lässt oder dem Nymphenstadium angehört. Während die Abgliederung der von Kramer
geschaffenen Gattungen Aturus und Axona ( = Brachypoda) festgehalten werden muss, schmilzt die
Zahl der wirklich neuen Formen bis auf zwei zusammen: Aturus scaber und Arrenurus crassicaudatus.
Die ändern von Kramer aufgestellten Spezies sind wie folgt mit denen älterer Autoren synonym:
1. Atax coenileus Kr. = Gochleophorus spinipes M. P,-
2. Atax loiicatus Kr. ==|. Cochleophorus spinipes M. gT,
3. Nesaea spinipes Kr. = Atractides spinipes Koch 2 St.,
4. Nesaea communis Kr. = eine Cwnüpes-Nymphe,
5. Nesaea striata Kr. = Nymphe von Hydrochoreutes,
6. Nesaea brachiata Kr. = Nymphe von Hydrochoreutes,
7. Nesaea trinotata Kr. = Pionopsis lutescens Herrn. P , •
8. Nesaea tripunctata Kr. = Pionopsis lutescens Herrn. cT,
9. Nesaea dentata Kr. = Hygröbates longipcdpis Herrn. P,
10. Nesaea elliptica Kr. = Curvipes rufus Koch cT,
11. Nesaea stellaris Kr. = ein unbestimmbares Gurvipes-d1, ' (
12. Nesaea mollis Kr. = Gurvipes conglobatas Koch P,
13. Nesaea aurea K r « 8 MCurvipes rufus Koch P~,
14. Nesaea villosa Kr. =§ Nymphe von Biplodontus despiciens Müller,
15. Axona viridis Kr. ==- Brachypoda versicolor Müller P,
16. Limnesia undulata Kr. = Nymplie von Limnesia maculata Müller,
17. Femina Arrenuri Kr. = Arr. maculator Müller P ,
18. Arrenurus reüculatus Kr. = Arr.-Nymphe (Fig. 27 a.),
19. Arrenurus reüculatus Kr. == Arr. globator Müller P (Fig. 27 b.),
20. Arrenurus lineatus Kr. = Unbestimmbare Arr.-Nymphe,
21. Arrenurus tricuspidator Müller = Arr. maculator Müller d
22. Arrenurus bucdnator Müller == Arr. caudatus De Geer cf.
Im Jah re 1877 veröffentlichte Kramer eine Arbeit: „Grundzüge zur Systematik der
Milben“ (40 b.), in welcher er die Wassermilben in vier Unterfamilien zerlegt. Hydrachnidae
(Kieferfühler eingliedrig, stechborstenartig), Ilygrobatidae (Kieferfühler deutlich zweigliedrig,
letztes Glied klauenförmig), Eyldidae (Kieferfühler verkümmert, aus zwei Häkchen bestehend) und
Limnocharidae (Kieferfühler und Unterlippe zu einem festen Kopfstück verwachsen).^ Neuerdings
h a t sich Kramer aus entwicklungsgeschichtlichen Gründen veranlasst gefühlt, die Limnochanden
als selbständige Gruppe fallen zu lassen, und giebt unter Berücksichtigung der nächstverwandten
Prostigmata folgendes Schema:
Gattung:
Hydrachna
Hyctrodroma
Eylais
Biplodontus
Limnochares
_ Bradybates
Nesaea
Atax
Piona
Hygröbates etc.
Trombidium etc.
Familie:
Hydrachnidae
Eyldidae
Hygrobatidae
Trombididae
Ordnung:
Prosügmata.
Die in der zweiten Abhandlung erwähnten neuen Gattungen und Arten wurden später,
gelegentlich der Bekanntgabe einer Anzahl neuer Acariden (40 c.) näher beschrieben und abgebildet.
Das aufgestellte Genus Sperchon nähert sich seiner Tracht nach der Gattung Limnesia,
unterscheidet sich von derselben aber durch den Besitz von Krallen am letzten Fusspaare und
durch die Verlegung der Geschlechtsnäpfe auf die Innenseite der Geschlechtsklappen. Die angeführte
A rt Sperchon squamosus Kramer ist wohl charakterisiert und unzweifelhaft neu. Nicht ganz
so einfach verhält es sich mit der zweiten, ebenfalls nur eine A rt aufweisenden Gattung Oxus
Kramer. Ein Blick auf die beigegebene Abbildung macht sofort klar, dass wir es mit der
Nymphenform einer schon von Müller und Koch angeführten Hydrachnidenspezies zu thun haben,
welche Neuman unter dem neuen Gattungs- und Artnamen Pseudomarica formosa N. (==| Marica
strigata Müller) dem System einordnete. Nach dem Rechte der P rio ritä t muss man nun freilich
die Neumansche Bezeichnung zu Gunsten der Kramerschen fallen lassen, wenn man, wie Neuman,
Krendowskij, Berlese und ich überhaupt davon überzeugt ist, dass die Abtrennung von
dem Genus Fronüpoda ( = Marica C. L. Koch) Koenike mit vollem Rechte geschieht. V e rtritt
man jedoch die Ansicht Koenikes, der die Vertreter der beiden ebengenannten Gattungen (Oxus
und Fronüpoda) in ein Genus zwängt, dann darf man auch nur billigerweise die ältere Bezeichnung
Oxus Kramer für dasselbe wählen, nicht aber das jüngere Fronüpoda Koenike.
Unter den weiter noch angeführten und beschriebenen Arten befinden sich zwei neue
Formen, Nesaea reüculata (== Hygröbates reüculatus Kr. 2. St.) und Nesaea rotunda Kr. (— Gurvipes
rotundus Kr.), während alle ändern auf schon bekannte Tiere oder deren Nymphen zurückgeführt
werden können. So ist Nesaea pachydermis Kr. das Männchen von Gurvipes conglobatus Koch,
Nesaea binotata Kr. die Nymphe von Gurvipes nodatus Müller, Limnesia magna Kr. ein stark entwickeltes
Weibchen von Limnesia maculata Müller und Limnesia nigra Kr. das gleiche Geschlecht
von Limnesia undulata Müller.
Sehr eingehend h a t sich Kramer, wie eine Anzahl Von Aufsätzen bezeugt, mit der Entwickelungsgeschichte
der Milben überhaupt und der Hydrachniden insbesondere beschäftigt. Er
weist nach, dass bei allen Hydrachniden (nur die Limnocharidae wurden nicht in den Kreis der
Untersuchung gezogen) ein sogenanntes Deutovumstadium auftritt. Die auf dieser Entwickelungsstufe
eine wichtige Rolle spielende Zwischenhaut Clapar&des nennt er Apoderma, eine Bezeichnung