durch einen ganz geringen Grössenunterschied und durch eine etwas schlankere Form. Bei dem
Zerzupfen einiger so gestalteten Individuen gelang es mir, Drüsengebüde herauszupräparieren,
die ich nach ihrem Inhalte für ausgesprochene Hoden halten muss! Ein Penisgerüste i s t vor-
handen.
G e o g r a p h i s c h e V e r b r e i t u n g : Axonopsis complanata wurde zum erstenmale von 0.
F. Müller im Jahre 1776 in Dänemark aufgefunden. Alle nachfolgenden Forscher erwähnen dieselbe
nicht wieder, bis es mir im Jahre 1892 endlich gelang, sie von neuem aufcufinden S d .-fü r
Deutschland nachzuweisen. In neuester Zeit ist sie auch für Böhmen nachgewiesen worden.
F u n d o r t e : Liebschers Fischteich am Kleinzschocherschen Holze, Rohlandts Ziegellache
und die schwarze Lache bei Grosszschocher. ' Ziemlich selten,
L e b e n sw e i s e : Wie Brachypoda schwimmt sie mit sämtlichen Beinpaaren, wobei sie sich
in ihre r hastigen 'Weise oft überstürzt und Purzelbäume schiesst, Gefangen gehalten, kriecht*
sic häufig am Boden umher. Auch sie schleppt beim Laufen die Hinterbeine unthätig hinten
nach. Nicht selten k le tte rt sie an den nicht ganz steilen Wandungen ihres Gefängnisses empor
und setzt sich der Gefahr aus, zu vertrocknen. Am meisten fängt man sie im Mai und Juni.
E n tw i c k lu n g : Axonopsis complanata legt seine verhältnismässig grossenEier vereinzelt!
an die untergetauchten B lätter von verschiedenen ^Wasserpflanzen, am liebsten an diejenigen der
grundständigen Wasserpest (Elodea canadmse}. Nach Verlauf von ungefähr sechs Wochen schlüpfen
die sechsbeinigen, ca. 0,2 mm langen und 0,15 mm breiten, bläulich gefärbten Larven aus. Von
oben gesehen, erscheint der plattgedrückte K örper länglichrund. Auch heiidieser Larve sind nur
die Epimeren des ersten Beinpaares deutlich abgetrennt. Das sphärische Hautdreieck hinter dem
durch eine mediane Längsfurche in zwei spiegelgleiche Hälften geteilten Bauchschilde ist Mein
und trä g t ein deutliches, nach oben stumpf zugespitztes Analfeld, dessen Basis in der Mitte nach
unten ausgebuchtet ist. Der Borstenbesatz zeigt nichts Auffallendes. Jeder Fuss ist mit drei
Krallen bewaffnet, von denen die mittlere sich durch grössere Krümmung und kräftigeren Bau
auszeichnet. Wie bei vielen anderen Larven nehmen auch hier die Krallen vom ersten bis zum
dritten Beinpaare an Grösse zu, doch büssen sie dafür an Krümmung ein. Neben einer Anzahl
kürzerer Borsten und vereinzelten langen Schwimmhaaren treten an den Beingliedern auch noch
schwach gebogene, dolchartige Domen auf, die besonders an dem mittleren Fusse eine augenfällige
Entwicklung bekunden. Wie die Borsten neben der Afterplatte, so sind auch die mässig
langen Hinterraudsborsten auf kleine Zapfen eingelenkt. Der Haarbesatz unterhalb der Palpenkrallen
ist spärlich und verkümmert (Fig. 65 f, Taf. XXV).
Die achtfüssige Nymphe wurde von mir in mehreren Exemplaren im Mai 1894 gefunden.
Sie is t ca. 0,8 mm lang, 0,26 mm breit und 0,16 mm hoch. Der vom abgestutzte, verkehrt eiförmige,
fast rundliche Körper wird zum grössten Teil von einer wellenförmig liniierten Epidermis
bedeckt, die nur auf dem Kücken durch ein scharf abgegrenztes rundliches, grob poröses
Chitinschild und ventralwärts durch das in der Medianlinie notjh getrennte Hüftplattengebiet
zurückgedrängt erscheint. Die bläuliche Körperfarbe kommt nur an den Rändern voll zur Geltung,
nach der M itte zu t r i t t an ihre Stelle die weissliche Rückendrüse und die sie umgebenden,
grünlichgelben Rückenflecken. Die Beine und Palpen sehen hellgelb aus. Auf der Bauchseite
hebt sich das Epimeralgebiet durch eine dunkle, neutralblaue Färbung besonders scharf ab.
Sämtliche Drüsenhöfe, von denen einige auf dem Rückenschilde liegen, charakterisieren sich nioht
nur durch eine aussergewöhnliche, allerdings einseitige Entwicklung, sondern vor allem durch
einen kräftigen Haarbesatz. Die auf Papillen entspringenden antenniformen Stirnborsten sind
gekrümmt und verlaufen nach aussen und oben (Fig. 65 d, Taf. XXV). Wie bei dem erwachsenen
Tiere liegen die beiden grossen, dunkel pigmentierten Doppelaugen mit einem gegenseitigen
Abstand von 0,112 mm unmittelbar hinter den-Schulterecken. Das Gesohlechtsfeld besteht der
Hauptsache nach aus zwei ca. 0,036 mm von einander entfernten, quergestellten Platten von
ovaler Gestalt, deren jede, zwei länglichrunde, 0,02 mm groSse Genitalnäpfe umschliesst. Ausser-
dem bemerkt man in der Mittellinie zwei Chitinkörperchen, das eine am Ende der Epimeren, das
andere zwischen den Genitalplatten, Die Beine sind k u rz , die vierten noch nichtt'so lang wie
der Körper. Entsprechend der bei den Nymphen fast allgemein geltenden Regel is t' die Ausstattung
der einzelnen Fussglieder mit Borsten bezw. Sehwimmhaaren dürftiger als bei den ge-
schlechtsreifen Tieren. Der Anus t r i t t zäpfchenförmig über den Hinteirand des Körpers hervor
(Fig. 6 | | ; Taf. XXV).
Die zweite Verpuppung geschieht im Laufe des Sommers, wobei die Nymphe sich an die
Stengel von Wasserpflanzen anklammert.
Syn. 1875. Axona P. Kramer, Beiträge zur Naturgeschichte der Hydrachniden, Wiegm. Archiv
für Naturgesch., Bd. I, p. 310.
’¡«‘■ Brachypoda Lebert, Bull, de la Soc. vaud. ;|!gliisciènc. nat., p. 374.
1879, Axona Néuman, Om Sveriges Hydrachnider, Svenska Vät. Akad. Handlingar, Bd. 17,
Nr. B, p. 74.
1882. Axona G. Haller, Die Hydrachniden der Schweiz, p. 50- • 56.
1884. Axona Krendowskij, Les acariens d’eau dou^v(Hydrachnides) de la Russie méridionale
: Travaux de la Société des naturalistes à l’Université Impériale de Kharkow
(russisch), 18. Bd., p, 310—11.
1891. Brachypoda Koenike, Nomenklatorische Korrektur innerhalb der Hydrachnidenfamilie,
Zool. Anzeiger, 14. Jahrg., p. 19 -20.
1895. Brachypoda Piersig, Beiträge zur Kenntnis der in Sachsen einheimischen Hydrach-
nidenformen, Sitzungsberichte iÿ f Naturfôrsch. Gesellschaft zu Leipzig, Jahrgang
1895—96, S. 55 (Sep.-Abdr.).
Die Gattung Brachypoda L ebert, deren Vertreter man noch bis 1875 dem Genus Arrmurm
beizählte,» ist von Kramer berechtigterweise unter dem Namen Axona abgetrennt worden. Der
letztgenannte Gattungsname musste schliesslioh nur deshalb fallen, weil derselbe schon früher an
anderer Stelle Verwendung gefunden hatte, wie Koenike in seiner nomenklatorisohen Korrektur
überzeugend nachweist.
Der verkehrt eiförmige, niedergedrückte Körper wird von einem harten, s tark chitini-
sierten, porösen Hautpanzer geschützt, der in ein Rücken-und Bauchschild zerfällt. Beide treffen
am Seitenrande des Körpers mit ihren Rändern zusammen und werden hier durch eine weiche
farblos durohsichtige Epidermis mit äusserst feiner Linienzeichnung, die auch sonst die Körper-
oberfläohe bedeckt, ziemlich lose zusammengehalten, so dass unter Anwendung von Druck-leichte
Verschiebungen stattfinden können. Die beiden Doppelaugen stehen in grösserem Abstande nahe
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