die er jedoch auf jede der bei den nachfolgenden Verpuppungen sich bildenden Hüllmembranen
angewendet wissen will. Das erste Apoderm (die zweite Eihaut) ist nach Kramers Auffassung
als Dotterhaut anzusehen. Ausserdem stellte der eben genannte Forscher fest, dass das Apoderma
des Deutovumstadiums auf beiden Seiten von einer ähnlichen Urtrachee oder Urpore durchbrochen
wird, wie sie Henldng (35) in seiner vortrefflichen Arbeit (1882) über die Entwickelung
von Trombidium fuliginosum ausführlich beschreibt. Sie hat bei den Hygrobatiden eine nicht immer
gleiche Form. Ih r Rand is t beispielsweise bei Gurvipes fuscatus Herrn., von oben gesehen, vierlappig,
bei Hygröbates longipalpis Herrn, einfach rund. Der Verschluss der Pore wird durch eine
entweder winzige (bei den Hygrobatiden) oder auffallend grosse, mehr oder weniger flaschenförmige,
nach aussen gerichtete B l a s e verschlossen, deren Hals den Porenrand und das stumpfe
Ende eines Fleischzapfens umfasst, welch letzterer der Schultergegend des Embryos entspringt.
Bezüglich der Bedeutung dieses embryonalen Organs v e rtritt Kramer die Ansicht, dass es sich
dabei wohl um eine Aufhänge- und Stützvorrichtung handle, durch welche der im Vergleich
zum innern Rauminhalt des Eies kleine Embryo in einer bestimmten Lage festgehalten werde.
Jedenfalls sei an eine Atmung mittelst dieser durchweg soliden Gebilde kaum zu denken.
Was nun die ausgeschlüpften Larven betrifft, so h a t Kramer auf Grund seiner Untersuchungen
die Überzeugung gewonnen, dass dieselben nicht einer einheitlichen Gruppe angehören,
sondern mehrere aus verschiedenen Stämmen herzuleitende Hauptformen oder Typen repräsentieren.
Als solche führt er an:
1. den Typus der Hydrachna-Larve (Hydrachna),
2. den Typus der Nesaea-Larve {Atax. Piona, Gurvipes, Hygröbates etc.),
3 a. den Typus der Biplodontus-L&rve {Biplodontus, Hydryphantes etc.),
3 b. den Typus der Eylais-Larve (.Eylais, iÄmnochares etc.).
Im Hinblick auf die grosse Übereinstimmung der wichtigsten embryonalen Anfangsstadien
zwischen den Hydrachniden und den Trombididen und der mehr oder weniger grossen Ähnlichkeit
ihrer Larvenformen kommt Kramer zu dem Schlüsse, dass die ersteren Abkömmlinge der
letzteren seien, die vor kürzerer oder längerer Zeit vom Ufer ins Wasser wanderten und sich
dem neuen Lebenselement anpassten. Unter die jüngsten Einwanderer rechnet er die Stammeltern
jener Hydrachniden, deren Larven dem Typus 3 a und 3 b angehören. Hier is t zwar das adulte
Tier und die Nymphe zu einem echten Wasserbewohner geworden, die Larve jedoch besitzt noch
vollständig die Gestalt ihrer Verwandten auf dem Lande, auch entsteigt sie nach dem Ausschlüpfen
sofort dem Wasser, um an Insekten zu schmarotzen. Andere Prostigmata, vermutlich
ebenfalls Trombidien, haben sich hingegen viel früher ins süsse Wasser begeben, und ihre Larven
sind deshalb im Laufe der Zeit echte Wassertiere (Typus 1 und 2) geworden.
F a st gleichzeitig mit den ersten Arbeiten Kramers erschien in Charkow (1878) eine Abhandlung
M. K r e n d o w s k i j s (41), welche einen wertvollen Beitrag zur Entwickelungsgeschichte
der Süsswassermilben enthält. Während indes Claparede und Kramer ihr Hauptaugenmerk auf
die embryonale und postembryonale Entwickelung richteten, beziehentlicherweise nur die Metamorphose
der einen oder der ändern A rt bis zu ihrem Abschlüsse verfolgten, führt uns der russische
Forscher zahlreiche Larven und Nymphen aus den verschiedenen Hydrachnidengattungen vor.
Eine besonders eingehende Behandlung erfuhren hierbei die Jugendformen und Entwickelungsstadien
von Eylais extendens Müller, Gurvipes nodatus Müller {Nesaöa coccinea Koch), Gurvipes coc-
cineus Bruzelius ( = Nesaea longipalpis Krendowskij), Gurvipes cameus Koch, Gochleophorus spinipes
Müller ( = Atax coeruleus Kramer) und Biplodontus despiciens Müller. Hervorzuheben ist an dieser
Stelle, dass Krendowskij schon vor Neuman. feststellte, däss die Vertreter der von letzterem
geschaffenen Gattang Anurania in Wirklichkeit Arremmis-Nymphen sind. Ferner ist er der erste,
der sichere Angaben darüber machte, auf welche Weise die Verschleppung und Verbreitung der
Wassermilben vor sich geht. E r konnte feststellen (1. c. S. 15), dass die Larven von Eylais extendens
M. die aus der Puppenhülle ausschlüpfenden Mücken {Tipula nigra L.) parasitisch befallen
und dabei gelegentlich von denselben anderen Örtlichkeiten zugeführt werden. Zur Unterstützung
seiner eigenen Beobachtungen führt er auch solche älterer Autoren (De Geer, Mém. pour servir
à l’hist. nat. des insectes, Tom. VII, S. 120, pl. 7, flg. 12, Hermann, Mém. aptérol., S. 45—48,
und W. E. Leach, Trans. Linnean Society vol. VII, S. 387ff) an, aus denen hervorgeht, dass
jene Larven schon früher aufgefunden, irrtümlicherweise aber als Trombidium culicis De Geer und
Ocypete rubra Leach in das System eingefügt wurden. Ungemein interessant sind dann weiter
die Aufschlüsse, die Krendowskij über das Verhalten der Larven von Arrenurus papillator Miilier
giebt. E r fand, dass dieselben ausschlüpfende Libelluliden aus den Gattungen Libellula Linné,
Agrion Fabr., Lestes Leach, Galopteryx Leach, Aeschna Fabr. und Anax Leach bestiegen und sich
besonders an den Flügeladern festsetzten, um somit Gelegenheit zu finden, an andere Wasserstellen
zu gelangen. Auch diese Larven waren schon De Geer und Hermann bekannt, welch
letzterer sie unter dem Namen Trombidium Libellulae De Geer in die Abteilung der Trombidia
hexapoda stellte. Latreille, der, wie schon erwähnt wurde, für alle sechsfüssigen Milben eine
besondere Gruppe (Microphtira) bildete, verwies sie in die Unterfamilie der Astoma.
Werfen wir schliesslich noch einen Blick auf die beigegebenen Zeichnungen der hier besprochenen
ersten Arbeit Krendowskij, so finden wir, dass dieselben im allgemeinen die Verhältnisse
gut wiedergeben, wenngleich einzelne Abbildungen ein allzu schematisches Gepräge tragen.
So wird man schwerlich nach Fig. 1, Tafel I eine richtige Vorstellung vom Bau des Scheinköpfchens
einer Eylais-Larve erhalten. Auch ist Krendowskij bei der ersten Jugendform der Arre-
nurusarten die ziemlich deutliche und charakteristische Fiederung der Langborsten des vorletzten
Palpengliedes entgangen, was umsomehr auffällt, als er das Palpenglied in sehr starker Ver-
grösserung bildlich wiedergiebt (Fig. 6, Tafel I).
Die Gesamtergebnisse seiner faunistischen und systematischen Studien liber die Hydrachniden
Südrusslands veröffentlichte Krendowskij im Jah re 1884 in den Abhandlungen der naturforschenden
Gesellschaft an der kaiserlichen Universität zu Charkow (41b.). E r verzeichnet
im ganzen 10 Gattungen mit zusammen 35 Arten. Wie man aus dem nachfolgenden, zugleich
die Synonymie feststellenden speziellen Teil ersehen kann, weicht Krendowskij nicht nur hinsichtlich
der Umgrenzung der beiden Genera Nesaea (Gurvipes) Koch und Biplodontus Dugès
wesentlich von den Anschauungen neuerer Hydrachnidologen ab, sondern auch in der Deutung
der Arten älterer Autoren. Fü r den Gattungsnamen Marica, der schon 1816 bei den Lepidopteren
(Hübner) und später bei den Aves (Swainson) Verwendung gefunden hatte, setzt er die von Kramer
geschaffene Bezeichnung „ Oxus“ ein. In der auf S. 245 gegebenen Liste finden wir folgende in
Südrussland einheimische Arten:
1. Atax crassipes Müller,
2. Atax coeruleus Kramer ( = Gochleophorus spinipes Müller),
■ 3. Atax ypsilophorus van Beneden ( = Atax intermedius Koenike),
4. Atax concharum Baer ( = Atax ypsilophorus Bonz),
Zoologica. H e f t 22. 3