F u n d o r t : Bas einzige Exemplar wurde im sogenannten Rohrteich bei Scbonefeld, der
mittlerweile zu einem grossen Badeetablissement umgeschaffen wurde, im Jah re 1892 erbeutet.
(Koenike kam in den Besitz von Weibchen und Männchen burch Prof. Dr. 0. Schneider, der sie
auf der Insel Borkum sammelte.)
16. Curvipes ambiguus Piersig.
1894. Curvipes ambiguus Piersig, Sachsens Wassermilben, Zool. Anzeiger Nr. 449, S. 414, Fig. 4.
N y m p h e :
G rö s s e : Die Länge beträgt ca. 0,6 mm, die Breite ca. 0,49 mm.
G e s t a l t : Der breitovale Rumpf zeigt in ausgewachsenem Zustande keinerlei Einbuchtung;
der Rücken ist hochgewölbt und fällt nach vorn zu allmählich ab.
F ä r b u n g : Die Grundfarbe der Körperdecke ist ein entschiedenes Rotbraun, das auf dem
Rücken des Tieres von dunkleren Flecken und von der gelblich durchscheinenden Excretionsdrüse
verdeckt wird. Palpen und Beine sehen hellbräunlich aus.
H a u t : Die Oberhaut ist grob liniiert. Die Hautdrüsenhöfe haben einen Durchmesser von
0,018 mm und tragen neben der Ausfuhröffnung ein 0,08 mm langes Haar. Auch die nur wenig
gebogenen antenniformen Borsten sind s tark entwickelt.
A u g e n : Die beiden Doppelaugen liegen in mässiger Entfernung vom Stirnrande des
Körpers. Ih r gegenseitiger Abstand entspricht den allgemein geltenden Verhältnissen.
M a x i l l a r o r g a n : Das ziemlich umfangreiche Maxillarorgan besitzt, von unten gesehen,
die bekannte Kelchform. Der nach hinten gerichtete stielartige Doppelfortsatz endigt am freien
Ende in zwei schief nach aussen und rückwärts gerichtete, stumpfe Ecken, zwischen denen eine
mediane, flache Einkerbung liegt, die zum Teil von einem quergestellten Chitinband ausgefüllt
wird. Die Mundöffnung ist normal nach Grösse und Form.
P a lp e n . Wie bei Curvipes aduncopalpis Piersig und Curvipes clavicornis (MiilL) Barrois
et Moniez zeichnen sich die 0,26 mm langen Palpen durch ihre ungewöhnliche Dicke aus. Auf
ein kurzes, stämmiges Grundglied mit einer Borste auf dem Rücken folgt ein an der Streckseite
0,096 mm, an der Beugseite aber nur 0,048 mm langes zweites Glied, das doppelt so dick ist wie
die benachbarten Grundglieder des ersten Beinpaares. Das dritte Glied erreicht nur eine Länge
von 0,04 mm, auch ist es weniger stark. Auf der Beugseite des 0,08 mm langen, noch vorn sich
verjüngenden, auf dem Rücken sichtlich gewölbten vorletzten Gliede erheben sich zwei ansehnliche,
schief nach vom gerichtete Haarhöcker, von denen der mehr nach aussen gestellte weiter
nach hinten gerückt ist als der innere. Der den bekannten Chitinstift tragende Chitinwall liegt
etwas entfernt von dem distalen Innenrande. Das Endglied (0,04 mm lang) lässt insofern eine
charakteristische Formung erkennen, als es, schwach hakenförmig nach unten gekrümmt, in einen
einzigen, weit vorgeschobenen, mittleren Nagel ausläuft, während die beiden anderen, auf dem
Rücken seitlich h a rt auf liegend, nur bis in die Hälfte des Gliedes reichen. In der beigegeberien
Zeichnung (Fig. 52 e, Taf. XX) kann man von derselben nur den einen sehen, da der andere, auf der
gegenüberliegenden Seite des Rückens gelegene von jenem völlig verdeckt wird. Der Haarbesatz
der einzelnen Palpenglieder ist dürftig; am kräftigsten und längsten erscheint die Borste, welche
die Mitte der Aussen seite des dritten Gliedes einnimmt.
H ü f t p l a t t e n : Bezüglich der Form und Grösse der einzelnen Epimeren verweise ich
auf die dargebotene Abbildung. Hier sei nur noch bemerkt, dass die Hüftplatten stark umrandet
sind. Die rechtwinkelig vorspringende Hinterrandsecke der letzten Epimere sendet einen
kurzen, nach hinten gerichteten subcutanen Chitinfortsatz aus, dessen Ende stumpf gerundet
abschliesst.
F ü s s e : Die Füsse sind ziemlich lang und kräftig. Ihre Endglieder besitzen ansehnliche
Krallen, deren Form den bei der Gattung Curvipes typischen Bau wiedergiebt (Fig. 52 b und c,
Tafel XX).
G e s c h l e c h t s f e ld : Zu beiden Seiten des chitinösen Körperchens, das übrigens wie bei
der Nymphe von Curvipes conglöbatus Koch etwas weiter nach vorn von einem zweiten kleineren
begleitet wird, liegt je eine annähernd dreieckige, poröse Pla tte mit drei Genitalnäpfen und drei
Härchen. Der eine Napf liegt in der nach vorn und innen gerichteten Spitze der Chitinplatte,
die beiden anderen, enger zusammengerückten fast in gleicher Höhe in den beiden rückwärts
weisenden -Ecken. Die einzelnen Näpfe haben einen Durchmesser von ca. 0,02 mm. An den
Vorderecken beträgt der Abstand der beiden Napfplatten 0,05 mm (Fig. 52 a und d, Taf. XX).
F u n d o r t : Es wurde von mir ein einziges Exemplar in der Umgegend von Leipzig (Burghausen)
erbeutet.
G e o g r a p h i s c h e V e r b r e i t u n g : Deutschland (Piersig).
N a c h b em e r k u n g : Die soeben beschriebene Nymphe repräsentiert vielleicht eine Entwickelungsstufe
von Curvipes clavicornis Barrois et Moniez.
V. Genus: P i o n a C. L. Koch.
Syn. 1842. Piona C. L. Koch, Übersicht des Arachnidensystems, Heft 3, p. 13,
1879. Piona Neuman, Om Sveriges Hydrachnider: Kongl. Sven. Vet. Akad. Handlingar,
Bd. 17, Nr. 3, p. 51 - 52.
1892. Piona Piersig, Beitrag zur Hydrachnidenkunde, Zool. Anzeiger Nr. 389, p. 153.
1892. Piona Koenike, Anmerkungen zu.Piersigs Beitrag zur Hydr.-Kunde, Nr. 396,
Das Geschlecht Piona wurde von Koch aufgestellt. Dass aber die dabei von- ihm angeführten
generischen Unterscheidungsmerkmale, nämlich eine andere Gruppierung der sogenannten
Rückenstigmen und die Abwesenheit des Beugseitenhöckers am vierten Palpengliede, keinen genügenden
und auch zuverlässigen Grund für eine Abgliederuhg vom Geschlechte Curvipes (Nesaea)
abgeben, hat schon der schwedische Hydrachnidologe C. Neuman klargestellt. E r weist darauf
h in , dass gewisse Curvipes-(Nesaea-)Arten einerseits so kleine Palpenhöcker besitzen, dass dieselben
bloss bei starker Vergrösserung erkannt werden können,1) während andererseits gewisse
Pmwa-Arten aufs deutlichste damit ausgestattet sind. Wichtiger und ausschlaggebender erscheint
ihm der an der Spitze des vierten Gliedes sitzende, nach vorn gerichtete innere Zahn, der, zuweilen
halb so lang wie das Endglied, nach seiner Meinung fü r das Genus Piona eigenartig sei.
Ein genaueres Eingehen auf den Bau und die Ausstattung der Palpen der verschiedenen weichhäutigen
Hydrachnidengattungen (mit Cwmjpes-Charakter) bringt jedoch bald die Erkenntnis, dass
i) Vergleiche dazu auch Claparöde, Studien an Acariden, 1868, p. 447—448.