
F ä r b u n g : Wie Fig. 6b tab. IV veranschaulicht, t r i t t aus den oft zusammenfliessenden
schwarzbraunen Rückenflecken die mehr oder weniger gelb gefärbte Rückendrüse hervor. Die
eigentliche Grundfarbe des Körpers ist ein sehr lichtes, durchsichtiges Gelb. Epimeren, Palpen
und Beine sind vorzugsweise von bläulicher Färbung; doch trifft man nicht selten Exemplare,
denen dieses Merkmal abgeht.
A u g e n : Der gegenseitige Abstand der beiden Doppelaugen misst 0,416 mm. Das ursprünglich
rötlich-violette Augenpigment wird mit dem Alter vollkommen schwarz. Das eigentümliche
Zucken der Augen vermisst man auch bei dieser A rt nicht. Es wird durch einen vom
Auge schief nach hinten und innen verlaufenden Muskel hervorgerufen, der seinen zweiten Anheftepunkt
an der Leibeswand findet.
P a lp e n : Die Maxillartaster, Fig. 6e tab. IV, sind für diese A rt besonders kennzeichnend.
Abgesehen davon, dass die Palpen in ihrer Grösse (0,416 mm) nicht unbedeutend hinter denen
des gleich grossen Weibchens von Atax crassipes Müller (0,544 mm) Zurückbleiben, bietet die abweichende
Ausstattung derselben mit Zapfen und Borsten eine Summe gut verwertbarer Unterscheidungsmerkmale.
So zeichnet sich die Aussenborste am dritten Gliede durch ihre Länge
(0,12 mm) aus. Noch grössere Abweichungen weist das vorletzte Glied auf. Die inneren Zapfen
der Beugseite, von denen der weiter rückwärts stehende in der Grösse auffallend reduziert ist,
sind derart aneinandergerückt, dass sie aus einer gemeinschaftlichen Basis herauszuwachsen scheinen.
Das letzte Glied ist undeutlich gezähnelt.
H i i f t p l a t t e n : Mit Ausnahme des Haarbesatzes und des Mangels eines Chitinstreifens um
die untere Innenecke der vierten Epimere stimmen die Epimeralplattengebiete von Atax crassipes und
A. figuralis überein. Infolge des Wegfalls jener Chitinleiste is t die bei der Vergleichsart von ih r getragene
und umschlossene Pore und das daneben situierte Haar in die weiche Körperhaut eingebettet.
B e in e : Das Längen Verhältnis d e r Beine s te llt sich wie fo lg t:
1. Fuss = 1,760 mm.
2. Fuss = 2,624 mm.
3. Fuss = 1,888 mm.
4. Fuss ==. 2,480 mm.
Aus einem Vergleiche mit der vorhergehenden A rt erhellt, dass zwar dasselbe Grössenverhältnis
der Beinpaare unter sich obwaltet, dass aber im allgemeinen die Extremitäten an
Länge etwas eingebüsst haben. Auch das erste Beinpaar steht in der Dicke seiner Mittelglieder
entschieden zurück. Sämtliche Borsten der Streck- und Beugseite mit Ausnahme der Schwimmhaare
sind fein gefiedert. Krallen wie bei voriger Art.
G e s c h l e c h t s h o f : Bei flüchtigem Anblick gewährt das Geschlechtsfeld (ca. 0,2 mm breit)
grösse Ähnlichkeiten mit dem von Atax bonzi und Atax intermedius. Es h a t wie dieses auf jeder
Seite der Geschlechtsspalte auf zwei Gruppen verteilt fünf Genitalnäpfe. Ein näheres Zusehen
offenbart jedoch manche Verschiedenheit. An Stelle der dreieckig vorspringenden oberen Schamlippe
sind solche von bescheidener Entwicklung getreten. Auf der Höhe derselben is t das ungleiche
Stechborstenpaar verschwunden. An ihre Stelle sind auf jeder Seite zwei lange, kräftige
Borsten getreten, die ihrer Stellung und Beschaffenheit nach lebhaft auf die gleichen Verhältnisse
von Atax crassipes, hinweisen. Diese Ähnlichkeit wird aber noch frappanter, wenn wir die Ausrüstung
der durch eine Querspalte abgetrennten unteren, mit drei Näpfen ausgestatteten Plattenhälfte
in Augenschein nehmen, denn auch hier findet sich in dem oberen Innenwinkel eine auf
einem Höcker inserierte kräftige Borste. Die zwei langen, feinen Haare der Oberplatte sind einander
genähert und stehen an dem oberen Rande. Rechts und links von den unteren Napfplatten
liegen die beiden Steissdriisen, deren Mündungshöfe jedoch nicht zapfenförmig vorspringen, sondern
dieselbe Entwicklung aufweisen, wie wir sie bei den auf Rücken und Bauch verteilten Hautdrüsen
beobachten-
M ä n n c h e n : Bei dem männlichen Geschlecht walten ähnliche Verhältnisse ob wie bei
Atax crassipes. Die beiden Napfplatten des Geschlechtshofes hängen oben und unten mit einander
zusammen und umschliessen die von breiten, gewölbten Klappen umsäumte Geschlechtsöffnung
(Fig 6 c tab. IV). Die Verteilung der feinen Haare auf jeder Genitalplatte weicht wesentlich
von der der vorhergehenden A rt ab. Das zwischen dem Steissdrüsenhof und der oberen Platte
in die weiche Körperhaut inserierte ziemlich lange Haar fehlt auch hier dem männlichen Geschlecht
nicht.
F u n d o r t : Atax figuralis wurde von mir nur bei Arnsdorf und Cosbuthen (Leipzig) gefunden.
V e r b r e i t u n g s b e z i r k : Bis jetzt ist die ebengenannte Milbe nur in Deutschland aufgefunden
worden.
L e b e n sw e is e und E n tw i c k lu n g gleichen fast völlig der von Atax crassipes. Erwähnt
sei n u r, dass der von mir äufgefundenen Nymphe (Fig. 61 tab. IV) in Übereinstimmung mit
dem zweiten Larvenstadium von Atax crassipes am zweiten Gliede des ersten Beinpaares ebenfalls
die auf einem Höcker seitlich eingelenkte Degenborste fehlt. Beide Nymphen unterscheiden sich
nur durch das Vorhandensein oder Fehlen der zapfenförmigen Steissdriisenmiindungen und durch
eine bei den adulten Tieren erwähnte Abweichung in der Palpenbildung und -Ausrüstung.
6 . Atax aculeatus Koenike.
1890. Atax aculeatus Koenike, Ein neuer Bivalven-Parasit, Zool. Anzeiger Nr. 330, XIII. J a h rgang,
S. 138—140.
1895. Atax aculeatus Koenike, Über bekannte und neue Wassermilben, Zool. Anzeiger Nr. 485,
XVIII. Jahrg., S. 386, Fig. 13.
W e ib c h e n : Die etwas über 1mm grossen Weibchen ähneln in ihrem Körperumriss ganz
ungemein dem Atax crassipes Müller. Wie bei diesem springen die sogenannten Steissdrüsen fast
zapfenartig vor und bilden dadurch deutliche Hinterrandsecken. Auch die Beinpaare zeigen einen
mit denen der Vergleichsart übereinstimmenden Bau. Der erste Fuss is t dementsprechend mit
den bekannten, auf Zapfen seitlich eingelassenen Degenborsten versehen und dicker als die nächstfolgenden
Extremitäten. Abweichend ist die Bildung der Palpen. Während dieselben bei Atax
crassipes eine auffallend schlanke Form erkennen lassen , erweisen sie sich bei der vorliegenden
A rt kurz und gedrungen, so dass sie gewissermassen eine Mittelstellung zwischen denen der frei-
lebenden Ataciden und jenen von Atax bonzi Claparede und Atax intermedius Koenike einnehmen.
Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal bildet das eigenartig gestaltete Epidema der zweiten Hüft-
platte, das sich sehr weit nach hinten streckt und so dicht an die Treu nungsfurche zwischen den
beiden hinteren Epimerenpaaren heranrückt, dass die beiden mittleren Hiiftplattenpaare jederseits
scheinbar ein zusammenhängendes Ganze zu bilden scheinen. Das Geschlechtsfeld besitzt wie bei
Atax figuralis Koch zu beiden Seiten der Schamspalte vier schwach chitinisierte Platten, von denen
die beiden vorderen je drei, die beiden hinteren jedoch nur je zwei Genitalnäpfe tragen. Die