mit sind aber die Hydracarina Can. im Grunde aufgelöst, denn die noch übrigen Halacaridae bilden
überhaupt ein, gegen die ändern beiden Familien gehalten, so fremdartiges Element, dass dies
allein hinreichen würde, die Ordnung der Hydracarina Can. zu sprengen.“ Den trefflichen und
überzeugenden Ausführungen Kramers habe ich nur hinzuzufügen, dass ein eingehender Vergleich
zwischen den Larven von Limnochares holosericea L a tr ., Eylais extendáis Müller und Diplodontus
despiciens Müller in der That gemeinschaftliche Merkmale zu Tage fördert, die auf unverkennbar
enge verwandtschaftliche Beziehungen hinweisen.
Der grösste Teil der zahlreichen Arbeiten F. K o e n ik e s , denen wir jetzt unsere Aufmerksamkeit
zuwenden wollen, ist der Beschreibung und Bestimmung in- und ausländischer Hy-
drachniden gewidmet, die dem genannten ausgezeichneten Forscher hauptsächlich von solchen
Gelehrten und Naturfreunden zugeschickt wurden, welche sich mit der Feststellung der Süsswasserfauna
irgendwelchen Gebietes beschäftigten, während eine geringere Anzahl von ihm selbst
erbeutet wurde. E r bereicherte das Verzeichnis der deutschen Wassermilben um folgende A rten :
I. Atax tricuspis Koen., 2. Atax aculeatus Koen., 3. Gochleophorus verrucosus Koen., 4, Cochl. callosus
Koen., 5. Gurvipes neumani Koen., 0. Gurv. longipalpis Krendowskij, 7. Gurvipes alpinas Neuman,
8. Gurvipes coactus Koen., 9. Acer cus (= Pionaccrcus) uncinatus Koen., 10. Piona scaura Koen.,
II . Piona ensiformis Koen., 12. Sperchon glandulosus Koen., 13. Sperchon hispidus Koen., 14. Limnesia
connata Koen., 15. Teutonia primaria Koen., 16. Hygrobates trigonicus Koen., 17. Oxiis longisetus Berlese,
18. Arrenurus zachariae Koen., 19. Arr. crassipetiolatus Koen., 20. Arr. claviger Koen., 21. Arr.
finibriatus Koen., 22. Arr. afßnis Koen., 23. Arr. abbreviator Berlese, 24. Arr. castaneus Neuman,
25. Arr. hiauthei Koen., 26. Hydnyphantes flexaosus Koen., 27. Hyärachna leegei Koen. und 28. Hy-
drachna schneideri Koen. - Atax aculeatus und Atax tricuspis Koen. sind auch von mir in Muscheln
aufgefunden worden und zwar regelmässig als Nymphenpuppen, die, in Schleim eingehüllt, in den
Kiemenfalten verborgen lagen. In ein Gefäss mit Wasser gebracht, entwickelten sich die Puppen
zu geschlechtsreifen Tieren, die nach dem Ausschlüpfen lebhaft und geschickt im Wasser umherschwammen.
Nach monatelangem Freileben glichen diese unverkennbar dem Atax figuralis Koch,
so dass mir noch zweifelhaft erscheint, ob wir Atax aculeatus und Atax tricuspis Koen. mit Hecht
als selbständige und nicht als Spielarten zu betrachten haben. Da die verschiedene Grösse der
Genitalstachel wegen ihrer Variabilität wohl kaum ein sicheres Unterscheidungsmerkmal für die
einzelnen Spezies abzugeben vermag, so bedarf es wohl, ähnlich wie bei meinem Gochleophorus deltoides,
noch der Beibringung entwickelungsgeschichtlicher und biologischer Momente, um in dieser
Sache Klarheit zu schaffen.
Die sonst noch von Koenike beschriebenen, hier nicht zu berücksichtigenden Hydrachniden
entstammen dem Auslande, wo sie von Professor Zschokke (Rhätikon), Dr. Steck (Kanton Bern),
0 . Nordquist (Finnland), Prof. Barrois (Syrien), Prof. Ihering (Südamerika), Dr. Tyrell (Kanada),
Dr. Stuhlmann (Ostafrika), Dr. Voeltzkow (Madagaskar) und Schmacker (Shanghai) neben schon
bekannten Formen zum erstenmale aufgefunden wurden. Über die Zahl und Benennung dieser
ausserdeutschen Hydrachniden giebt eine beigegebene Übersichtstabelle umfassend Aufschluss.
Koenike selbst fand noch das d von Midea elliptica Müller, sowie die Nymphe von Acercus lilia-
ceus Müller. Ausserdem beschrieb er noch die zweite Jugendform (Nymphe) von Sperchon glandulosus
Koen., die Dr. Zacharias mitsamt den geschlechtsreifen Weibchen in den Sudeten erbeutete,
und das gleiche Stadium von Aturus scaber, das dem Materiale Tyrells entstammt. In Bezug auf
die anatomischen Verhältnisse der Hydrachniden bietet Koenike im Vergleich zu den vortreffliehen
Arbeiten Cronebergs (1878) und von Schaubs (1888) nichts wesentlich Neues. Seine Untersuchungen
beziehen sich hauptsächlich auf das Hautskelett, die Steissdrüse (von Atax crassipes
Müller), die Geschlechtsorgane (oviduct, vas deferens, penis und dessen Chitingerüst, Samentasche
des Männchens bei Gurvipes), doch ist ein Teil derselben, weil an lebenden Tieren in toto gemacht,
mehr als Vermutungen aufzufassen. Nur Gurvipes viridis Koch ( = G. uncatus Koenike) ist
nach dieser Richtung hin etwas eingehender behandelt. Als völlig unrichtig erweisen sich die
Angaben, die Koenike über das Lagerungsverhältnis der Mandibeln innerhalb des Mundkegels
(Säugrüssels) bei' der eben genannten A rt, sowie bei Sperchon glandulosus und Teutonia primaria
macht. Das Mandibelpaar t r i t t nicht durch den sogenannten Mandibulardurchlass, sondern liegt
dem eigentlichen Maxillarorgan obenauf, eine Thatsache, die der genannte Forscher neuerdings
in seiner Arbeit über nordamerikanische Hydrachniden (1. c. S. 205) selbst zugiebt.
Was nun die Entwickelung der Hydrachniden anbelangt, so fasst Koenike die von ihm
durch Beobachtung gewonnenen Resultate in folgende Sätze zusammen: 1. In den Entwickelungsstadien
geben die Geschlechter sich durch Grössenunterschiede zu erkennen. 2. Nach der letzten
Häutung findet mit Ausnahme der Palpen, des Maxillarorganes, der Hüftplatten und Füsse, sowie
des Geschlechtsfeldes noch ein Grössenwachstum statt. 3. Der poröse Chitinpanzer der Arrenurus-
Gattung entwickelt sich erst allmählich nach der letzten Häutung. 4. Der Körperanhang der jugendlichen
Arrmmis-Männchen ist noch unentwickelt oder rudimentär vorhanden. 5. Alle achtfüssigen
Nesaea (Cwry,_)-Nymphen besitzen vier Geschlechtsnäpfe, die zu je zwei gruppiert sind. Hierzu möchte
ich bemerken, dass nach meinen Wahrnehmungen an Arrenurus-, Gurvipes- und Piowa-Nymphen,
die sich in meinen Aquarien zu definitiven Tieren entwickelten, ein das Geschlecht schon in dieser
Jugendform andeutender Grössenunterschied sich nicht feststellen liess. Ferner zeigen ausser dem
Körperanhang auch die Rückenhöcker der Männchen aus der Gattung Arrenurus eine -unfertige
Gestalt. Endlich besitzen einzelne Cwrapes-Nymphen jederseits der noch nicht entwickelten Geschlechtsspalte
nicht zwei, sondern drei Genitalnäpfe, eine Ausnahme, die schon Kramer bekannt war.
Interessant sind die Mitteilungen, die Koenike über die Begattung von Gurvipes fuscatus
Herrn, macht (39 u). Nach ihnen erfolgt bei dieser Hydrachnidenart die Übertragung des männlichen
Samens nicht durch einen eigentlichen Coitus, sondern mit Hilfe des dritten Beinpaares.
Das Männchen trä g t dieses letztere in der Brunstzeit nach der Bauchseite zu eingeschlagen, so
dass der vordere Teil der eigentümlich umgestalteten Endglieder und deren Krallen in ein taschenartiges
Gebilde hineinragen, das hinter der Geschlechtsöffnung liegt. Mit dem letzten Extremitätenpaar
erfasst dann das Männchen das meist sich sträubende Weibchen und reibt so lange in der
Samentasche, bis ein Samenerguss erfolgt. Dann zieht es mit den Krallenenden des dritten Fuss-
paares ein eigentümliches Gebilde aus der Vertiefung heraus, das sich aus schlauchförmigen
Spermatophoren und einer Anzahl dünner, scharfer Stacheln zusammensetzt, und betupft damit
das- Abdomen des Weibchens, ohne immer die Geschlechtsöffnung zu treffen. Die Anwesenheit
jener harten Stacheln dient vermutlich dazu, die Spermatophoren zu sprengen, um den Samen zu
befreien. In Übereinstimmung mit Schaub und entsprechend meinen Beobachtungen konnte Koenike
einen Samenfaden nicht entdecken. Das Bedenken des zuletzt erwähnten Forschers, die bei nur
einer A rt festgestellte Begattungsweise auch bei allen anderen Cwm^es-Spezies als Regel anzunehmen,
teile ich nicht, da ich im Verlauf mehrerer Jahre häufig Gelegenheit hatte, den gleichen
Vorgang nicht nur bei zahlreichen Vertretern der Gattung Gurvipes, sondern auch bei zwei Piona-
(P. ornata Koch und P. latipes Müll.) und einer Pionacercus-A rt (P. leuckarü Piersig) zu beobachten.