kurze, kräftige Säbelborsten, denen nacli der Mitte zu zwei weitere folgen, die aber an Länge
den vorerwähnten modifizierten Schwimmhaaren nichts nachgeben. Das Endglied erreicht ungefähr
zwei Drittel der Länge des vorhergehenden. Es is t nur schwach nach unten gebogen und
verdickt sich kaum nennenswert gegen das abgerundete freie Ende hin. Wie Fig. 29 f, Taf. XI
verdeutlicht, haben die Krallen eine charakteristische Umbildung erfahren. Man vermisst an
ihnen zunächst jede blattartige Verbreitung des Basalstückes. Dann aber sind auch die Zähne
in ihre r Entwicklung bedeutend zurückgeblieben. Soviel ich unterscheiden konnte, besitzt die
eine Kralle nur einen einzigen stark zurückgekrümmten Zinken, während die andere deren zwei
aufweist, die in ihrer gegenseitigen Stellung eine gewisse Ähnlichkeit mit denjenigen von Atax
intermedius Koenike verraten, wennschon ihre Grösse sich in viel bescheideneren Grenzen bewegt.
Das für die Gattung typische Greifglied am vierten Beinpaare h a t die gewöhnliche Form. Sein
nach hinten gerichteter chitinöser Hautfortsatz endet in einer stumpfen Spitze und trä g t meist
neun Schwimmhaare. Auch das nächstfolgende Segment ist an seiner zweiten Hälfte mit einer
Schwimmhaarreihe besetzt (Fig. 29 d, Taf. XI).
G e s c h l e c h t s h o f : Von der Geschlechtsöffnung, welche unmittelbar hinter den Innenrandsecken
der letzten Epimeren beginnt, kann man nur wenig wahrnehmen, da dieselbe steil in
die dahinterliegende Samentasche fällt. Letztere besitzt eine länglichrunde, mit ihre r 0,136 mm
grossen Längsachse quergestellte Öffnung, die mitsamt • der Geschlechtsspalte von zwei Chitinnapffeldern
umschlossen wird. Hinter der Öffnung stehen dieselben durch einen schmalen Steg
in Verbindung. Jede P la tte trä g t ungefähr fünfzehn ungleich grosse, doch im ganzen kleine Näpfe.
Nur die nach vorn ziehenden und mit dem Epimeralgebiet in Zusammenhang stehenden Spitzen
der Napffelder sind frei, dienen aber dafür als Insertionsstelle von je drei bis vier winzigen
Härchen.
Der Anus liegt in der Mitte zwischen dem Hinterrande des Geschlechtsfeldes' und dem
Körperende.
F u n d o r t e : Der Schwanenteich bei Borsdorf (Leipzig), der Rittergutsteich zu Cosbuthen,
die schwarze Lache zu Grosszschocher, Rohlandts Ziegellachen ebendaselbst, die Arnsdorfer Teiche.
G e o g r a p h i s c h e V e r b r e i t u n g : Deutschland (Koch), Südrussland (Krendowskij); •
L e b e n sw e i s e : Gurvipes carneus kommt meist nur in solchen kleineren Tümpeln Vor, die
reichlich mit Wasserpflanzen bestanden sind. E r is t ein gewandter Schwimmer, fler sich lebhaft
umhertummelt nnd sich häufig wie spielend überstürzt. Seine Nahrung besteht aus Daphnienoder
anderen kleinen Krebstierchen, die mit den Palpen geschickt ergriffen, gegen die Mundöffnung
gedrückt und nach der Verwundung mit den dolchartigen Klauengliedern ausgesaugt werden.
Die ersten Vertreter dieser Milbe erscheinen Mitte oder Ende Juni, um einige Monate auszuhalten.
Die reichste Ausbeute wurde meist Ende August gemacht.
E n tw i c k l u n g : Aus den gelblichbraunen Eiern, die an die Wandungen der Aquarien
in Haufen von 20—30 Stück angeklebt wurden, entwickelt sich nach drei bis vier Wochen die
sechsbeinige Larve. Der ovale, plattgedrückte Körper der letzteren ist ungefähr 0,5 mm lang
und 0,28 mm breit. Das Capitulum, meist nach unten gebogen getragen, misst ungefähr 0,048 mm.
In Fig. 29 h, Taf. XI ist die Bauchseite dieses Entwicklungsstadiums dargestellt und verdeutlicht
am besten die verschwindend kleinen Unterschiede, durch welche sich die vorliegende A rt aus
der Summe der ändern heraushebt. Nach einem kurzen, an Wasserinsekten verbrachten Schmarotzertum
verpuppt sich die sechsbeinige Larve. Aus der kugelrunden Puppe schlüpft die
Nymphe (das achtbeinige Larvenstadium) hervor. Diese überwintert. Man kann dieselben schon
im zeitigen Frühjahr erlangen. Gewöhnlich lichter gefärbt als das definitive Tier und mit rö tlichbraunen
oder gelblichen Rückenflecken versehen, ähnelt das Tier in seinem äusseren Habitus
den geschlechtsreifen Weibchen, von denen es sich nur durch geringere Grösse, dürftigere Ausstattung
der Extremitäten mit Borsten und Schwimmhaaren, sowie durch ein Geschlechtsfeld
unterscheidet, das unverkennbare Ähnlichkeit mit demjenigen der Nymphe von Gurvipes nodatus
Müller verrät (Fig. 29 g, Taf. XI),-. Allerdings sind die dachförmig an den Chitinfleck angelegten
Napfscheiben etwas breiter und entbehren eines so ausgeprägten zackigen Randes. Jede Platte
is t ungefähr 0,088 mm lang und 0,056 mm breit. Die daraufgelagerten Genitalnäpfe sind durch
Zwischenräume deutlich von einander getrennt und haben einen Durchmesser von 0,024—0,028 mm.
Die ausgewachsenen Nymphen, bei denen annähernd dasselbe Längenverhältnis zwischen Körper
und Extremitäten bezw. Palpen obwaltet, wie bei den definitiven Tieren, klammern sich an
Wasserpflanzen an und machen innerhalb von ca. acht Tagen das zweite Puppenstadium durch.
Die Begattung der nun auftretenden Geschlechter geschieht der Regel gemäss schon kurze Zeit
nach dem Ausschlüpfen.
4. Curvipes uncatus Koenike.1)
1835—41. ? Nesaea viridis C. L. Koch, Deutschlands Crustaceen etc., Heft 9, Fig. 23.
1842. ? Piona viridis id., Übersicht des Arachnidensystenis, Heft 3, S. 14.
1854. ?Nesaea viridis Bruzelius, Beskrifning öfver Hydrachniden, som etc., S. 19.
1888. Nesaea uncata Koenike, Eine neue Hydrachnide aus schwach salzhaltigem Wasser,
Abhandlungen des naturwiss. Vereins zu Bremen, 1888, X. Band, 2. Heft (Sep.-
Abdruck), S. 1—21, Tafel IH.
1889. Nesaea viridis Barrois, De l’identité des Nesaea uncata Koenike et Nesaea viridis Koch,
Notes hydrachnologiques I I , Revue biologique du Nord de la France, I. année
1889 (Sep.-Abdruck S. 9).
1893. Gurvipes viridis Steck, Beiträge zur Biologie des grossen Moosseedorfsees, Sep.-Ab-
■ druck aus den Mitteilungen der Naturforsch. Gesellschaft in Bern, Jahrg. 1893,
. S. 35 (52).
W e i b c h e n :
G r ö s s e : Der Körper besitzt eine Länge von 1,62 mm und eine Breite von 1,4 mm.
G e s t a l t : Der Körperumriss ist eirund. Wie bei den meisten Gurvipes-Arten fällt der
merkbar hochgewölbte Rücken nach vorn zu wesentlich ab.
F ä r b u n g : In Übereinstimmung mit dem Verhalten des Gurvipes rufus Koch treten verschiedene
Farbenspielarten auf. Bald ist der Körper grün (apfelgrün), bald braun oder rötlich
g efärb t. Die Rückenflecken sehen dagegen stets dunkelbraun, die Beine und Palpen mehr oder
weniger bläulich aus.
H a u t : Die Oberhaut ist undeutlich granuliert. Die einzelnen ChitinhÖckerchen gewinnen
an manchen Stellen ein leistenartiges Ansehen, doch, stehen diese verlängerten, winzigen
Cuticular Schwielen unter sich in keinem Zusammenhänge. Die Mündungshöfe der Hautdrüsen
1) In jüngster Zeit sind mir Zweifel gekommen, ob mit Recht vorliegende Form auf Nesaea viridis Koch- bezogen
werden darf; aus diesem Grunde ist die Koenikesche Bezeichnung in Anwendung gebracht worden.