G e s t a l t : Der fast kugelige, hochgewölbte Körper bat wie bei Hydrachna glöbosa de Geer
von oben gesehen einen annähernd kreisrunden, breitovalen Umriss, der jede Einbuchtung vermissen
lässt.
F a r b e : Die Hautfarbe is t ein dunkles Bot, das auf Bücken und Bauet d u rc t breite;
symmetrisch angeordnete schwarze Flecken und Streifen teilweise verdrängt wird, deren Form
und Zusammenhang jedoch nicht immer konstant zu sein scheint. Auf der Oberseite des Körpers
bilden sie aber; eine mehr oder weniger zusammengesetzte Figur, als deren Grundform ein aufrechtstehendes
Kreuz unschwer zu erkennen ist. Der Büssel, die Palpen und Beine sehen licht-
ro t aus.
A u g e n : Die beiden ca. 1 mm weit auseinanderstehenden nierenförmigen Doppelaugen
besitzen eine Länge von 0,29 mm und eine grösste Breite von 0,22 mm. Am vorderen Ende
einer jeden Augenkapsel setzt, sich der besonders an der Aussenseite s tark verdickte Band in
einen schief nach vorn, innen und unten gerichteten keilförmig, zitlaufenden Chitinzapfen fort.
(Fig. 122 e, Tafel 42.) Das vom Vorderrande des Körpers weiter abgeriiekte mittelständige Sinnfpj
organ besteht aus einem quergestellten, länglichrunden, feinporösen Hornring, der eine von einer
Chitinlamelle überdeckte unregelmässig geformte, innere Aushöhlung umschliesst, Nahe der Innenseite
des Doppelauges liegt auf jeder Körperhälfte eine ebenfalls längliche Haarplatte u n g d ich t
dahinter ein kleinerer Chitinfleek, der wahrscheinlich als Muskelansatzstelle dient.
H a u t: Die Oberhaut weist einen ähnlichen papillösen Bau auf wie Byikadma glöbosa
de Geer. Auch die Hautdrüsenöffnungen sind so angeordnet wie bei der. V ergleichsart.
M u n d te i le : Das verwachsene Maxillenpaar zeigt eine nur massige Krümmung. Nach
hinten zu ragen die beiden Mandibeln, die übrigens in ihrer Form keine ins Auge fallenden Abweichungen
von dem für die Gattung typischen Bau darbieten, mit mehr als einem Fünftel ihrer
Gesamtlänge über die Basis des Bostrums in die Leibeshöhle hinein. Die Spitzen der Mandibeln
sind auf ihrer Oberseite zackig gesägt.
P a lp e n : An den Palpen, die nur wenig über die Spitze des Bostrums hinausreichen,
kennzeichnet sich das dritte Glied durch eine reiche Behaarung der Aussenseite. Die Endglieder
sind gewöhnlich sehr kurz und der gekrümmte Zahnfortsatz des vierten Gliedes bleibt
hinter der Länge des an der Aussenseite beweglich eingelenkten fünften merkbar zurück. (Fig.
122 c Tafel 42.)
H ü f t p l a t t e n : Das Hüftplattengebiet nimmt ungefähr zwei Fünftel der Bauchseite in
Anspruch. Bezüglich seiner Form is t wenig Charakteristisches anzuführen. Bemerkenswert
erscheint mir vor allem, dass die Verdickung jenes Teils der Umrankung der dritten Epimere,
welche gegen das Geschlechtsfeld gekehrt ist, unterhalb der ziemlich abgestumpften vorderen
Innenecke in einen schmalen, schief nach vorn gerichteten, unbedeutenden Chitinfortsatz ausläuft,
der nur wenig unter der benachbarten Hüftplattenkante he rvortritt. Die den Geschlechtshof
«Mich einfassenden hinteren Verlängerungen des zum Teil eigentümlich genarbten letzten Hüft-
plattenpaares endigen in einer abgestumpften Spitze, die subkutan von einem mehr oder weniger
breiten, in der Form häufig wechselnden Chitinsaume umgeben ist.
B e in e : Sämtliche Fiisse besitzen die schon in der Gattungsdiagnose angeführten charakte-
ristischen Merkmale. Der Borstenbesatz derselben ist reichlicher als bei Hyämdma globosä de
Geer. Das gilt besonders auch vom ersten Paare. Namentlich zeichnen sich die drei ersten
Grundglieder durch zahlreiche, über die ganze Oberfläche verteilte, gefiederte Borsten aus.
Weiter nach vorn werden dieselben kürzer und breiter. Man bemerkt hier doppelte und dreifache
Reihen von ganz kleinen Dornen, die oft auf einem kleinen Höcker sitzen. Auch das letzte
Glied besitzt auf der Streckseite seitlich zwei Reihen kurzer, gefiederter Haargebilde. Mit Ausnahme
des ersten Beinpaares tragen alle Extremitäten Schwimmhaare, über deren Verteilung
die beigegebene Abbildung am schnellsten und sichersten Aufschluss giebt. (Fig. 122 b, Tafel 42.)
Die Doppelkralle eines jeden-Fusses ist einfach, schwach sichelförmig gebogen und endigt in einer
stumpfen Spitze.
G e s c h l e c h t s h o f : Das ca. 0,835 mm breite und 0,61 mm lange äussere Genitalorgan,
das die gewöhnliche Lage einnimmt, besitzt die bekannte Herzform. Wie man aus Fig. 122 f
Tafel 42 ersehen kann, sind die beiden mässig gewölbten Napf platten in der Mittellinie miteinander
verwachsen. Unter dem abgestutzten, gemeinschaftlichen Hinterende derselben liegt die
Schamspalte, aus der ein seltsam geformter, kurzer, zum Teil mit höckriger Chitinhaut bekleideter
Eileger (Länge 0,58 mm, Breite am Ende 0,368 mm) hervorgestülpt werden kann, wobei die
Napfscheibe hinten auffallend in die Höhe gehoben wird, ohne dass sie jedoch den Zusammenhang
mit der Bauchwand verliert, wie Koenike1) irrtümlicherweise annimmt. Die grosse Verschiebungsfähigkeit
wird vielmehr durch Hautfalten ermöglicht, die bei geschlossener Geschlechtsspalte
an und in derselben verborgen liegen. In die chitinöSe, feinporöse Masse der Genitalplatten
sind zahlreiche Näpfe (grösster Durchmesser derselben 0,025 mm) eingelagert, die nach
der Mittelrinne und nach hinten zu allmählich verschwinden. Ausserdem findet man am H interrande
jederseits ungefähr zwanzig Haarborsten, einige andere stehen verstreut auf den beiden
Plattenrücken.
Der After h a t die gewöhnliche Lage.
M ä n n c h e n.
Das Männchen ist merkbar kleiner als das Weibchen und besitzt ein gestreckteres Geschlechtsfeld,
dessen gespaltene Spitze die Genitalöffnung umschliesst. Hier sowohl als auf den
Napfplatten zeigt sich ein etwas reichlicherer Borstenbesatz.
F u n d o r t : Die vorliegende, seltene Hydrachna-Species t r i t t nur in vereinzelten Exemplaren
auf. Ich acquirierte sie in einem Eisenbahntümpel bei Leipzig-Sellerhausen, in einer Lache am
Wiesenwege zwischen Grosszschocher und Schleussig und in einem den Elsterflutkanal in der
Mitte teilenden schmalen Graben auf Knauthainer Flur.
G e o g r a p h i s c h e V e r b r e i t u n g : Dänemark, Deutschland und Schweden sind die
Länder, in denen allein Hydrachna geographica Müller sicher nachgewiesen wurde.
L e b e n sw e is e : Entsprechend der auffallenden Körpergrösse und der verhältnismässigen
Kürze der Beine bewegt sich das Tier nur langsam durch das Wasser. Am liebsten hält es sich
am Rande der Gewässer auf, wo es sich zwischen Wasserpflanzen verborgen hält. Wie seine
Verwandten kann es stundenlang wie to t an einer Stelle festsitzen. Ara lebhaftesten wird es
noch im Sonnenscheine.
E n tw i c k e lu n g : Trotz wiederholter Züchtungsversuche is t es mir noch nicht gelungen,
aus den ca. 0,28 mm im Durchmesser grossen Eiern Larven zu erzielen. Mir ist nur bekannt,
dass die letzteren die grossen Wasserraubkäfer (Dyücidm) aufsuchen, um sich unter den Flügeln
i) I*. Koenike, Die von Herrn Dr. F. Stahlmann in Ostafrika gesammelten flydrachniden etc., S. 58.