M a x i l l a r o r g a n : Der Mundkegel besitzt wie das gleiche Organ von Limnesia undulata
Müller eine auffallende Breite. In zurückgezogenem Zustande werden seine Seitenränder von
dem ersten Hüftplattenpaare verdeckt. Die länglichrunde Mundöffnung befindet sich mehr am
Vorderrande und wird daselbst von zwei an der Spitze gerundeten Vorsprüngen überragt.
P a lp e n : Die Maxillartaster erreichen annähernd zwei Drittel der Körperlänge. Auf
der Mitte der flachen Beugseite des zweiten Gliedes, das ungefähr so lang wie das vierte ist,
bemerkt man einen kurzen Chitinstift, der charakteristischer Weise nicht einem Höcker entspringt,
sondern unmittelbar in die Cutis eingesenkt ist. Auf dem Rücken des zweiten und dritten
Palpengliedes erheben sich eine Anzahl Borsten, die nach vorn zu immer länger werden und
ihren Abschluss in einer kräftigen Säbelborste am distalen Ende des drittletzten Palpensegmentes
finden. Die beiden Haare auf der Beugseite des schlanken vierten Gliedes sind weit nach vorn
gerückt.
H ü f t p l a t t e n : Wie bei Limnesia undulata Müller und Limnesia histrionica Herrn, berühren
sich die vordersten Epimeren in der Medianlinie mit ihren Hinterenden.- Der von dort schief
nach aussen gerichtete Fortsatz ist k u rz ; er reicht kaum bis unter den Rand der dritten Hüft-
platte. Die hintern Epimerengruppen ähneln denjenigen von Limnesia koenikei Piersig. Sie ragen
nach rückwärts nicht über die Mitte der Bauchfläche hinaus (Fig. 58 c, Taf. XXII).
F ü s s e : Sämtliche Beinpaare kennzeichnen sich durch ihre verhältnismässig geringe
Ausrüstung mit Borsten und Schwimmhaaren. Letztere sind spärlich hintereinander geordnet.
Das letzte Fussglied des Hinterfusses trä g t auf der Beugseite ausser einigen Degenborsten nahe
der krallenlosen Spitze zwei Schwimmhaare.
G e s c h l e c h t s f e ld : Der 0,112 mm lange und 0,1 mm breite Geschlechtshof liegt mitten
auf der Bauchfläche. E r setzt sich zusammen aus einer massig langen, von schmalen Schamlefzen
verschlossenen Genitalspalte und zwei sichelförmigen, vorn und hinten miteinander verschmolzenen
Platten mit je drei rundlichen oder länglichrunden, mässig grossen Genitalnäpfen
und einer grösseren Anzahl auf winzigen Höckern stehender, feiner Härchen (Fig. 58 a, Taf. XXII).
W e i b c h e n : Das ca. 0,63 mm grosse, im Umriss breitovale Weibchen gleicht in Bezug
auf Gestalt und Ausstattung der Palpen, des Epimeralgebietes, der Füsse, sowie des Maxillar-
organs im grossen und ganzen dem Männchen. Eigenartig erscheint nur der ca. 0,16 mm lange
Geschlechtshof. Die die Genitalöffnung verschliessenden Platten sind ungefähr 0,048 mm breit.
Sie tragen ebenfalls je drei Näpfe, zwei davon nahe beisammen auf der Hinterhälfte und einen
am Vorderrande, von den ersteren durch einen breiten Abstand geschieden (Fig. 5g b, Taf. XXII).
F u n d o r t u n d g e o g r a p h i s c h e V e r b r e i t u n g : Borkum (Prof. Dr. Schneider) und
der kleine Ukelei-See bei Stadthaide (Koenike).
E n tw i c k e lu n g : Über die Entwickelung der vorliegenden A rt liegen keine Beobachtungen
vor. Sie stimmt wahrscheinlich mit derjenigen von anderen Limnesia-Arten überein. Die
auffallende Grösse der kugelrunden Eier, die man in geringer Zahl bei trächtigen Weibchen vorfindet
(0,144 mm), lässt vermuten, dass der Entwickelungsgang insofern gekürzt erscheint, als die
ausgebildete Larve sofort in eine neue Verpuppung t r i t t und erst als Nymphe ein länger andauerndes
Freileben beginnt, ein Vorgang, der ja von Neuman bei seiner Limnesia pardina in
ähnlicher Weise festgestellt wurde (Om Sveriges Hydrachnider, S. 102).
XIII. Genus: T e u t o n i a Koenike.
1890. Ein neues Hydrachniden-Genus (Teutonia), Archiv für Naturgeschichte, Band I, Heft I,
Seite 75—80, Tafel V.
Der Körper ist weichhäutig und von eirunder Gestalt. Die zwei Augen einer jeden
Seite sind wie bei der Gattung Ourvipes eng mit einander verschmolzen. Das verwachsene, trichterförmige
Maxillenpaar erscheint nach der Mundöffnung zu schnabelartig verlängert. Das zweite
Palpenglied besitzt auf der Unterseite einen spitzzulaufenden Zapfen. Die Mandibeln sind ziemlich
klein und schwach. Unter den Epimeren, die sich auf drei deutlich getrennte Gruppen verteilen,
zeichnet sich das letzte Paar durch seine viereckige Gestalt aus. Es umschliesst eine in
der vorderen Innenecke gelegene Drüsenöffnung, von deren rundem Hofe beim Weibchen eine
Rinne nach dem Innenrande der Hüftplatte sich öffnet. Einzelne Glieder, besonders die beiden
hinteren Füsse, sind mit Schwimmhaaren besetzt. Das Endglied des vierten Fusses verläuft wie
bei Limnesia in eine krallenlose Spitze. Die Geschlechtsöffnung trä g t jederseits drei in die Körperhaut
eingebettete, hintereinander gestellte Genitalnäpfe, die durch bewegliche Klappen vollständig
verdeckt werden. Das Männchen unterscheidet sich äusserlieh vom Weibchen durch geringere
Grösse, einen geschlossenen Drüsenhof auf der vierten Hüftplatte und einer wenig auffallenden
Abweichung im Bau des Geschlechtsfeldes.
Die Hydrachnidengattung Teutonia Koenike mit nur einer bekannten A rt wurde von mir
im Jah re 1888 im Erzgebirge aufgefunden. Wegen ungenügender Kenntnis der einschlägigen
L itteratu r unterliess ich eine rechtzeitige Publikation, so dass die von Dr. Zacharias fast gleichzeitig
erbeutete Milbe mittlerweile von Koenike bekannt gegeben werden konnte.
Teutonia primaria Koenike.
1890. Teutonia primaria Koenike, Ein neues Hydrachniden-Genus (Teutonia), Archiv für Naturgeschichte,
Bd. I, Heft I, p. 75—80, tab. V.
1892. Teutonia primaria Piersig, Beitrag zur Hydrachnidenkunde, Zool. Anzeiger Nr. 389, p. 155.
1892. Teutonia primaria Piersig, Eine neue Hydrachnidengattung aus dem sächsischen Erzgebirge,
Zool. Anzeiger Nr. 405, p. 410—411 (erstes und zweites Larvenstadium).
1894. Teutonia primaria Koenike, Mitteldeutsche Hydrachniden, gesammelt durch Herrn Dr.
Ph. Made, Zool. Anzeiger Nr. 452, p. 262.
W e i b c h e n :
G rö s s e : Das Durchschnittsmass beträgt in der Länge 1,5 mm und in der Breite 1,2 mm.
G e s t a l t : Der Körper zeigt, von oben oder unten gesehen, einen eiförmigen Umriss,
dessen reine Linie nur durch eine schwache Einsattelung am Vorderrande zwischen den Augen
gestört wird. Auf der Dorsalseite macht sich eine ziemlich starke Wölbung bemerkbar.
F ä r b u n g : Die Grundfarbe der Körperdecke, ein lehmiges Gelb, kommt nur am Stira-
teil und an den seitlichen Rändern zur Geltung; nach der Mitte zu wird sie durch die kastanienbraun
durchschimmernden seitlichen Blindsäcke des Magens sowie die gelbliche Rückendrüse voll