1. Curvipes aduncopalpis Piersig.
1894. Nesaea aduncopalpis Piersig, Zool. Anzeiger Nr. 443—444, p. 213, Über Hydrachniden.
Vorstehend benannte Milbe ~wurde;fschon vor Jahren (1886) von mir aufgefunden, doch
zögerte ich mit der Veröffentlichung derselben, da ich über die einzelnen Arten der Gattung
Curvipes lange nicht ins Klare kommen konnte. Diese Unklarheit war eine Folge der grenzenlosen
Verwirrung, die in der Benennung der Arten eingetreten, weil Verschiedene Autoren der
Neuzeit hinsichtlich der Ausdeutung unbestimmter und ungenügender Beschreibungen und Ah,
bildungen älterer Hydrachnidologen selten Übereinstimmung erzielten, sondern ein und dieselbe
Spezies auf ganz verschiedene Tiere bezogen. Ein gewissenhaft ausgefiihrter Vergleich der
Müllersehen und Kochschen Beschreibungen und Abbildungen mit der vorliegenden A rt brachte
mir endlich die Gewissheit , dass wir es im vorliegenden Falle mit einer neuen C«roipes-Spezies
zu thun haben. Am ehesten erinnert Gurvipes aduncopalpis infolge der Dicke seiner Palpen an
die von Müller angeführte und gezeichnete Hydrachna clavkormsJ | Letztere is t jejöch von Bar-
rois et Moniez mit einer Wassermilbe identifiziert worden, von der sie acht weibli«e Exemplare
in der Umgegend von Lille, Armentüires und Groffliers auffanden. Obgleich ich die Richtigkeit
dieser Bestimmung begreiflicherweise nicht beurteilen kann, weil ich mich nicht ¿-im Besitz des
Vergleichsobjektes befinde,- so hin ich doch überzeugt, dass in morphologischer und analomische.r
Hinsicht die Angaben Müllers so unzureichend sind, dass man mit fast demselben Rechte Hy-
drachm clamcornis auf jene mit sehr dicken Palpen ausgestattete Nymphe beziehen kann, deren
Beschreibung ich in Nr. 449 des Zool. Anzeigers vom Jahre 1894 veröffentlichte.
W e i b c h e n :
G rö s s e : Das ausgewachsene Weibchen erreicht eine Länge von 1 ,1 -^ |,3 mm und eine
Breite von 0,9 —1 mm." Letztere liegt in der Höhe des Geschlechtsfeldes.
F ä r b u n g : In der Jugend ist die Grundfarbe ein lichtes Rotbraun, das aber mit dem
zunehmenden Alter der Tiere immer mehr nachdunkelt und schliesslich in Rostbraun übergeht.
Die Rückendrüse schimmert anfangs hellgelb durch die Körperhaut, später wird sie aber fast
vollständig durch die znsammenfliessenden dunkelbraunen Rückenflecke verdrängt. Palpen, Epimeren
und Fiisse sind ebenfalls bräunlich.
G e s t a l t : Der Körperumriss stellt sieh in der Rücken- oder Bauchlage als ein breites
Eirund dar, das an seinem der Stirn zugekehrten Ende eine deutliche., meist breite, etwas eingesattelte
Abstutzung aufweist. Nach hinten zu verläuft die Umgrenzungslinie ^gewöhnlich in
einem breiten, ungestörten Bogen, doch findet sich hei jüngeren Individuen zu beiden Seiten des
Körperrandes je eine schwache Einbuchtung. Der nach vom ab'geflachte Rücken ist ziemlich
hoch gewölbt (Fig. 36 b, Taf. 14);
H a u t : Die Epidermis lässt schon bei nicht allzustarker Vergrösserung eine feine Linienzeichnung
erkennen. Das Unterhautgewebe' h a t dagegen eine mehr zellige Struktur.
Die antenniformen Borsten stehen jederseits an der Stelle, wo die Stimbucht in den
Seitenrand des Körpers übergeht. Sie sind kurz und gedrungen gebaut.
A u g e n : Die beiden dunkelrot pigmentierten kleinen Doppelaugen liegen etwas abgerückt
0 0 . P . Maller, Hydrachna« quas in aqnis Daniae etc. p. XLIV, tab. VI, Pig. 7, Leipzig 1781.
vom Körperrande in einem gegenseitigen Abstande von ca. 0,4 mm. Sie unterscheiden sich wenig
oder gar nicht von denen anderer Gurvipes-Arten.
M a x il le n : Das 0,225 mm lange und nur wenig schmälere Maxillarorgan fällt auch beim
Weibchen durch seine aussergewöhnliche Grösse auf. Es sendet nach hinten einen Doppelfortsatz.
aus, der bei ansehnlicher Breite nngemein kurz ist. Die am Yorderrand gelegene, 0,064 mm
im Durchmesser grosse Mundöffnung wird durch zwei breite Vorsprünge überragt.
P a lp e n : Die grossen Maxillartaster bieten mehr als eine spezifische Merkwürdigkeit dar.
Zunächst übertreffen sie an Dicke die Grundglieder des ersten Beinpaares um mehr als das
Doppelte. Dann scheinen sie an Streckfähigkeit verloren zu haben, denn sie werden stets, stärk
nach unten gekrümmt getragen. Beim Präparieren zerbricht man eher die Glieder, als dass man
imstande wäre, die Palpen gerade zu biegen. Das Grundglied is t breit und kurz und trä g t auf
seinem Rücken eine kurze, spitzzulaufende Borste. Das zweite Glied zeigt nicht bloss von unten,
sondern auch von der Seite eine ungewöhnliche Dicke. Es ist auf der Streckseite bogenförmig
gekrümmt, während die kaum nennenswert gewölbte Beugseite eine ganz wesentliche Verkürzung
erfahren hat. Dieselben Verhältnisse wiederholen sich auch beim nur wenig schwächeren dritten
Gliede. Der Borstenbesatz an diesem wie dem vorhergehenden is t dürftig, man bemerkt nur
wenige kurze, gefiederte Borsten. Das vorletzte, längste Glied, dessen Einlenkungsstelle besonders
nach unten zu noch sehr massig erscheint, verjüngt sich unmittelbar dahinter sehr schnell,
so-dass es in seinem weiteren Verlaufe dünn und schlank erscheint. Seine nur schwach gebogene
Beugseite besitzt zwei kleine, je ein Haar tragende Höcker, von denen sich der innere nicht weit
vom äusseren Gliedende, der andere aber ein beträchtliches Stück weiter nach hinten erhebt.
Die Streckseite ist stark chitinisiert. Das sehr kurze fünfte Glied endigt in zwei undeutlich
geschiedenen stumpfen Spitzen, die anscheinend die verkümmerten Krallen darstellen sollen
(Fig. 36 c, Taf. 14).
E p im e r e n :. Maxillarorgan und Hüftplattengruppen sind nur wenig vom Vorderrande
des Körpers abgedrängt und bedecken ungefähr die vordere Hälfte der Bauchfläche. Im grossen
und ganzen bieten die letzteren in Anordnung und Gestalt nur wenig spezifische Abweichungen
von dem für die Gattung typischen Bau. . Hervorzuhehen wäre ausser der ziemlich starken Verdickung
der Hüftplattenrändor nur noch, dass die stumpfwinkligen Hinterrandsecken der letzten
Epimere nur wenig vorspringen. Von einer Hinterleibsbucht kann infolgedessen nicht die Rede
sein. Sowohl die inneren Enden der vorderen Epimerengruppen als auch die Hinterrandsecken
senden unter der Haut kurze Fortsätze aus (Fig. 36 a, Taf. 14).
B e in e : Die Füsse, von denen der erste annähernd so lang is t als der Körper breit,
nehmen bis zum. letzten, welcher 1,424 mm misst, gleichm.ässig an Länge zu. Sie kennzeichnen
sich durch ihre nicht allzu reiche Ausstattung mit kurzen, meist gefiederten R-ücken-und Seitenborsten,
sowie ihren spärlichen Besatz mit Schwimmhaaren, deren Zahl an einem Gliede über
sechs gewöhnlich nicht hinauskommt. Jeder Fuss besitzt eine Doppelkralle, die sich nicht wesentlich
von denjenigen anderer Gurvipes-Arten unterscheidet.,
G e s c h l e c h t s f e ld : Der Genitalhof besteht aus einer hinter den letzten Epimeren beginnenden',
0,24 mm langen G'eschlechtsöffnung, die von zwei flach gewölbten Schamlippen verdeckt
wird.
Die Vulva selbst ist, wie bei den meisten verwandten Curvipes-Weibchen, an beiden Enden
sowohl als auch in der Mitte mit wohlausgebildeten Chitinstücken versehen. Zu beiden Seiten
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