M und t e i l e und P u lp e n : Dem mittelgrossen Maxillarorgan sind auf der Oberseite zwei
Palpen eingelenkt, deren eigenartige Merkmale sieh der Hauptsache nach auf eine etwas andere
Art der Beborsfcung und aut geringe Abweichungen in dem Grössenverhältnis der Glieder unter
sieh beschränken. Die Innenfläche des zweiten Palpengliedes, dessen Streckseite sehr stark ge-
bogen erscheint, hat am Vorderrande fünf kräftige Borsten, von denen zwei der Beugseite am
nächsten stehen. Wie bei ändern Anrnur/ts-Arten ist auch hier das gekrümmte vierte Glied
das längste. Seine abgeplattete, nicht allzukräftig vorspringende vordere Beugseitcnecko entbehrt
der bekannten Ausrüstung mit einer Innenborste und zwei Vorderrandshärchen nicht. Die
erstere ist schwach gebogen und rag t ein ansehnliches Stück über das Vorderende des Gliedes
hinaus. Die Tasthärchen sind gekniet und ähneln, wenn ich recht gesehen, jenen von Arrmurus
mdiatas Piersig. Das augenscheinlich mehrzälinige, krallenartige Endglied zeichnet sich durch
ziemliche Länge und kräftigen Bau aus (Fig. 97 e, Taf. XXXVII).
H ü f t p l a t t e n : Die Epimeren bedecken den grössten Teil der ventralen Rumpffläche.
Das erste Paar legt sich hinter der von ihnen gebildeten Maxillarbucht mit den Innenrändern
so dicht aneinander, dass es sich an dieser Stelle nur durch eine median verlaufende N aht gegenseitig
abgrenzt. Während die Hüftplatten der drei ersten Beinpaare annähernd von gleicher Breite
sind, zeigt die vierte eine viel grössere Flächenausdehnung. Merkwürdig an ih r ist vor allem
die Gestaltung des Hinterrandes. Dieser bildet zunächst mit dem Innenrande eine nach rück-
wärts gerichtete Spitze, verläuft dann in konkavem Bogen bis zur langausgezogenen, krallen-
lormigen, schwach nach innen gebogenen Hinterrandsecke und bricht schliesslich nach der Einlenkungsstelle
der letzten Extremität um, ein Verhalten, das unwillkürlich an gewisse Spezies
aus der Gattung Curvtpes und JHona erinnert, bei welchen ja ebenfalls die winkelförmig gebrochene
Hinterkante der vierten Epimere in einen innern und äussern Teil zerfällt.
B e in e : Die Füsse sind ziemlich lang. Während jedoch das erste Pa a r noch nicht ganz
an die Körperlänge heranreicht, wird diese vom vierten Paare fast um ein Viertel übertroffen.
Der Borstenbesatz nimmt vom ersten bis zum letzten Fusse beständig zu. An den mittleren
Gliedern der drei letzten Paare finden sich Schwimmhaarreihen vor, die sogar doppelt auf-
treten, wie man aus der beigegebenen Abbildung zu ersehen vermag (Fig. 97 a , Taf. XXXVII).
Bei der dritten und vierten Extremität treten an der Beugseite des dritten und vierten, beziehentlich
auch des fünften pnd sechsten Gliedes (beim letzten Fusse) kurze, augenscheinlich
gefiederte Borsten auf, die mehr oder minder lange Reihen bilden. Das letzte Beinpaar weicht
im Bau von denen des Weibchens merklich ab. Es zeichnet sich vor allem durch die Länge des
vierten Gliedes aus, das ausserdem nach dem äusseren Ende zu ein wenig anschwillt, sich jedoch
nicht in einen zapfenartigen Fortsatz oder Sporn fortsetzt. Das folgende Glied erscheint dagegen
stark verk ü rz t: es erreicht nicht einmal die halbe Länge des vorhergehenden. Trotz alledem
ist es reichlich mit Borsten und Schwimmhaaren versehen.
G e s c h l e c h t s h o f : Die kleine, von dünnen Schamlippen umschlossene Geschlechtsöffnung
liegt an der Grenze zwischen Rumpf und Anhang auf der Bauchseite und wird seitlich von je-
einem schmalen langgestreckten Xapffelde begrenzt, das sich in der Bauchansicht genau unter
der Hinterrandsecke der letzten Epimere infolge einer schmalen Einbuchtung des Vorderrandes
verengt und dann, wieder verbreitert, auf die Seitenfläche des Körpers umbiegt. Die einzelnen
Geschlechtsnäpfe, die dichtgedrängt nebeneinander stehen, sind viel kleiner als die Porenhöcker
der Panzerhaut, sodass die Oberfläche der Napfplatten ein ähnliches Aussehen gewinnt, wie die
der Epimeren. An dem lateralen Hinterrande treten jederseits zwei kurze Borsten auf. Der
Anus liegt ungefähr in der Mitte zwischen dem Geschlechtsfelde und der Petioluswurzel in einer
median verlaufenden, flachen Vertiefung.
W e ib c h e n . Nach Neuman ist das Weibchen grösser als das Männchen. Der Körper
ist sehr hoch, von oben gesehen breit eiförmig mit einer Einbuchtung am Stirnrande. Der Hinterrand
ist breit abgerundet mit einer ganz unbedeutenden Einschnürung auf jeder Seite. Hier
stehen zwei kurze Haare, am Hinterrande aber vier längere. Der Rücken ist flach gewölbt und
entbehrt der Höcker. Die geschlossene Rückenfurche trifft in ihrem Verlaufe mit dem Hinter-
rande des Körpers zusammen und umsehliesst ein grosses, beinahe kreisrundes Rückenschild. Das
erste Beinpaar ist kürzer als die Körperbreite, das vierte so lang wie der Körper. Sämtliche
Extremitäten sind wie bei dem Männchen mit zahlreichen Borsten und Schwimmhaaren versehen.
Das vierte und das fünfte Glied des letzten Fusses haben die normale Länge. Die Epimeren
und das Maxillarorgan, die auf ihrer Oberfläche eine feine Granulierung aufweisen, liegen vom
Vorderrande des Körpers weiter abgerückt als beim Männchen. Der Abstand zwischen den
inneren Rändern der beiden hinteren Hüftplattengruppen ist hier breit, beinahe doppelt so breit,
als der Abstand zwischen der zweiten und dritten Epimere. Die letzte Hiiftplatte, die anderthalbmal
so breit ist wie die dritte, hat sowohl am hintern Ende des Innenrandes, als auch in
der Mitte des Hinterrandes je eine stumpfe, wenig vorspringende Ecke. Das Maxillarorgan ist
kurz und breit. Die Palpen stimmen annähernd mit denjenigen des Männchens überem, doch
besitzen sie dünnere Borsten und ein weniger gebogenes fünftes Glied. Das Geschlechtsfeld liegt
auf der Mitte der ventralen Hinterleibsfläche gleich weit entfernt von den Epimeren wie von
dem hintern Körperrande. Die ziemlich kurze Geschlechtsöffnung is t umgeben von zwei glatten,
halbkreisförmigen Scheiben, den Schamlefzen. Von dem Aussenrande derselben gebt jederseits
ein nach innen zugespitztes, nach aussen gleichbreites und am Ende abgerundetes Napffeld, das
infolge der geringen Grösse seiner Genitalnäpfe eine granulierte Oberfläche zu besitzen scheint.
In der Färbung variiert das Weibchen vom Rotbraun bis Gelbrot, gewöhnlich mit zwei dunklen,
dorsalen Flecken. Innerhalb der Rückenfurche tr i t t bei jüngeren Individuen eine hellere Linie
auf (Fig. 97 b, Taf. XXXVII).
F u n d o r t : Im Jahre 1892 fing ich ein Männchen in der sogenannten schwarzen Lache
am Waldrande hinter Rohlandts Ziegelei bei Grosszschocher. Alle später angestellten, regelmässig
wiederholten Nachforschungen waren ergebnislos.
G e o g r a p h i s c h e V e r b r e i t u n g : Dänemark (Müller), Deutschland (Koch). Schweden
(Bruzelius) und die Schweiz (Haller) sind die Länder, in denen bis jetzt das Auftreten von
Arrenurus pustulator Müller festgestellt wurde.
30. Arrenurus fimbriatus Koenike.
1885. Arrenurus fimbriatus Koenike, Einige neubenannte Hydrachniden, Abhandlungen des natur-
wiss. Vereins in Bremen, Bd. IX, S. 220.
1890. Arrenurus fimbriattis id., Holsteinische Hydrachniden, IV. Forsch ongsberieht der Ploner
Biologischen Station, S. 218, Fig. 5 u. 6.