Syn. 1896. Arrenurus forpicatus Koenike, Holsteinische Hydrachniden, IV. Forschungsbericht der
Plöner Biologischen Station, VI, S. 215.
1896. Arrenurus Madei id., ibid., S. 215—218, Fig. 3.
V o rm e r k u n g : Ein glücklicher Fund im August des Jahres 1894 bestätigte die von
mir schon früher ausgesprochene Vermutung ‘), dass Arrenurus Madei Koenike synonym sei mit
der vorliegenden Art. Es gelang mir, in einem Eisenbahntümpel, in dem ich schon mehrere
Jah re hintereinander Männchen von Arrenurus forpicatus Neuman acquirierte, zwei rötlichgelbe,
0,54 mm grosse Nymphen zu erlangen, die, in ein kleines mit 'Wasserpflanzen bestandenes
Aquarium gebracht, sich nach einiger Zeit verpuppten. Die ausgeschlüpften Geschlechtstiere
waren beide Männchen der vorliegenden A rt und zeigten einen ebenso abgestutzten Anhang wie
das von Koenike abgebildete Exemplar. Nach einigen Tagen hatten sich die Hinterrandswülste
aber schon so weit ausgebildet, dass der Anhang die von Neuman bildlich festgelegte Form
unverkennbar wiedergab. Arrenurus Madei Koenike is t auf Grund dieser exakten Beobachtung
und im Hinblicke darauf, dass ich mehrmals Individuen erbeutete, die eine Mittelstellung zwischen
Arrenurus forpicatus Neuman und der eben angeführten Jugendvarietät Koenikes einnehmen und
zusammen eine geschlossene Übergangsreihe bilden, als synonym mit der Neumanschen Spezies
zu betrachten.
M ä n n c h e n :
G rö s s e : Ausgewachsene Männchen messen bis zum H inierrande des Anhangs ca. 1,0 mm,
wobei annähernd ein Viertel der Länge auf den letzteren entfällt. Die grösste B r e itj|§ ||?5 mm)
t r i t t in der Gegend der hinteren Grenze des Epimeralgebietes auf. Die . Höhe beträgt 0,64 mm.
G e s t a l t : In der Rücken- oder Bauchlage zeigt der Eörperumriss,,. der übrigens im
grossen und ganzen die eigenartige Form wiederholt, die wir bei den AmOTiM-Männchen fast
allgemein antreffen, zwischen den antenniformen Stirnborsten eine seichte. Einbuchtung;; Auch
die Orbitalgegend erscheint etwas ahgeplattet. Im ersten Drittel nimmt der Rumpf sfihtKeh
nach hinten an Breite zu, dann aber verlaufen: die Seitenränder fast parallel bis zu den gerundeten
Hinterrandsecken.. Diese treten trotz der geringeren Breite'-.des Anhangs (0,42 mm)
nur undeutlich hervor, weil jederseits die laterale Einschnürung zum grössten Teil durch eine
Wulstnng ausgefüllt wird, die ihre Entstehung den seitlich übergreifenden Genitalnapfplatten
verdankt, Dafür t r i t t aber hinter den letzteren eine nicht zu übersehende Winkelhildüng ein.
Die beiden parallelen Seitenränder des Anhangs gehen in sanftem Bogen j,e in einen mit einer
seichten Einbuchtung versehenen, schief nach innen und hinten gerichteten Hinterrand über. In
der Mitte desselben macht sich ein ziemlich tiefer, nach vorn birnenförmig sich erweiternder
Einschnitt bemerkbar, sodass der Anhang ,in zwei Hörner ausläuft, die in ihrer Gestalt an den
Schnabelteil einer Hufzange erinnern. Die Seitenränder sind stark aufgehogen und schliessen
eine tief ausgehöhlte Mulde ein, äuf deren Grunde ein sehr kleiner, meiseiförmiger Petiolus steht
(Fig. 98 b, Taf. XXXVII). Dieser hängt wie bei Arrenurus albator Müller und verwandten Arten
an seiner Wurzel regelmässig mit jenem Teil des Rückenschildes zusammen, das auf den Anhang
Übertritt und mit demselben mehr oder weniger fest ve rkitte t ist. Ansserdem bemerkte ich das
eme Mal bei sorgfältiger Zergliederung des Tieres hinter dem Petiolus, doch etwas tiefer liegend,
ein helles Gebilde, das bis an das zirkelrunde Einschnittsende heranreicht. Jede Anhangshälfte
trä g t drei lange Haare, von denen eins dem Seitenrande, zwei jedoch dem Endhorne angehören,
l) Hydrachnologisclie Berichtigungen, Zool, Anzeiger No, 459, S. 370,
Bringt man das Tier in die Seitenlage, so erkennt man, dass der hochgewölbte Rücken sowohl
ausserhalb, als auch innerhalb des Rückenbogens nur mässig entwickelte, wenn auch deutliche
Höcker aufweist, deren Stellung sich aus den beigefügten Zeichnungen ergiebt (Fig. 98c,
Taf. XXXVH).
F a r b e : Die Grundfarbe des Körpers is t ein mehr oder weniger tiefes Braunrot, das
.auf dem Rücken durch dunklere Flecke verdrängt wird. Der Anhang h a t gewöhnlich eine lichtere,
rotgelbe Färbung. Palpen und Beine sehen bräunlich aus; doch findet sich häufig ein bläulicher
Anflug.
H a u t : Die starkgepanzerte Haut besitzt mittelgrosse Poren. "Wie bei Arrenurus sinuator
Müller greift der Bauchpanzer weit über den Rücken über, sodass für das Rückenschild nur
wenig Platz bleibt. Letzteres beginnt ungefähr auf der Mitte des Rückens und wird von einer
Grenzfurche umschlossen, deren Enden in Übereinstimmung mit den Verhältnissen der soeben
angezogenen Vergleichsart nicht auf die Seitenfläche des Anhangs übergehen, sondern in dessen
muldenartige Vertiefung hinabsteigen. Das Dorsalschild gewinnt dadurch- eine fast birnenförmige
Gestalt. In der Nähe des Petiolus werden die Enden des Rückenbogens ziemlich undeutlich, so
dass, wie schon erwähnt, ein etwas inniger Zusammenhang zwischen Anhang und Rückenpanzer
.hergestellt wird. Die einzelnen Hautdrüsenmündungen und die dazu gehörigen Borsten sind schwer
zu erkennen (Fig. 98 b, Taf. XXXVII). Besonders kräftig sind die antenniformen Stirnborsten.
P a lp e n : Die Ausrüstung der übrigens normal gebauten Palpen stellt Arrenurus forpicatus
.Neuman in unmittelbare Nähe von Arrenurus sinuator Müller. Wie bei diesem ist die erhöhte
Innenfläche des zweiten Gliedes mit einer grossen Anzahl dichtgedrängter Börstchen besetzt, die
jedoch hier einen grösseren Raum beanspruchen. Der dem krallenförmigen Endglied entgegenstehende,
keulenförmige Beugseitenfortsatz des vierten Gliedes besitzt eine viel längere und breitere
Innenborste als die Vergleichsart. Beide Tasthärchen am Vorderrande sind gekniet und zeigen
mit ihren fein ausgezogenen Spitzen nach dem Krallengrunde hin (Fig. 98 d, Taf. XXXVII).
H ü f t p l a t t e n : Das Epimeralgebiet breitet sich über mehr als zwei Drittel der Bauchfläche
aus. Im Gegensatz zu Neuman beobachtete. ich an den meisten der von mir untersuchten
Individuen an der Stelle, wo das erste Hüftplattenpaar mit seinen Innenrändern zusammenstösst,
eine geradlinig nach hinten verlaufende Naht, die jedoch mit dem zunehmenden Alter der Tiere
zu verschwinden scheint (Fig. 98 a, Taf. XXXVII).- Die letzte Epimere ist kaum grösser als die
dritte. Ih r lateral gerichteter Hinterrand bildet eine stumpfe, wenig auffallende Ecke und geht
dann schief nach vorn und aussen bis an die Einlenkungsstelle der letzten Extremität.
F ü s s e : Die Gliedmassen sind von gewöhnlicher Dicke und Länge. Das erste Beinpaar
ist nicht ganz drei Viertel, das letzte annähernd so lang wie der Körper (mitsamt dem Anhänge).
Die mittleren Extremitäten haben fast gleiche Grösse (0,768 mm und 0,752 mm). Ausstattung
und Form der Glieder ist ähnlich wie bei Arrenurus sinuator Müller. Dem vierten Gliede des
letzten Fusspaares fehlt der Fortsatz oder Sporn. In Fig. 98 e, Taf. XXXVH habe ich das Ende
des dritten Fusses abgebildet, um die Formung der Krallen z a verdeutlichen.
G e s c h l e c h t s f e ld : Der äussere Sexualhof liegt am ventralen Hinterrande des Rumpfes.
Obgleich die von schmalen, sichelförmigen Lefzen verschlossene Geschlechtsöflhung ziemlich klein
ist, wird sie doch auf jeder. Seite von einer lateral gerichteten, auf die Seitenfläche wulstartig
.'übergreifenden Napfplatte begleitet, die in ihrer , inneren Hälfte ungemein breit ist, nach aussen
aber sich etwas verschmälert (F-ig. 98 a, Taf. XXXVII).