hintere Innenecke jeder Vorderplatte ist in einen über den Hinterrand des Körpers hinausragenden
Fortsatz ausgezogen, auf dessen zugespitztem Ende seitlich ein ziemlich kräftiger Stachel entspringt,
der weiter nach hinten von einem ebenso langen, aber dünneren Nebenstachel begleitet wird.
M ä n n c h e n : Das merkbar kleinere Männchen hat ein Geschlechtsfeld, das in seiner Zusammensetzung
den Regeln entspricht, die wir bei den anderen Ataciden geltend gefunden haben.
Wie bei Atax bonzi Clap., Atax figuralis Koch u. a. m. liegt jederseits der Geschlechtsöffnung nur
eine einzige, nierenförmig gestaltete Napfplatte mit fünf Näpfen, die am Vorder- und Hinterende
mit der gegenüberliegenden zusammentrifft und mit dieser die Geschlechtsöffnung samt ihren Lefzen
herzförmig umschliesst.
Die Nymphe ähnelt stark der entsprechenden Jugendform von Atax crassipes Müller, unterscheidet
sich aber von derselben durch die charakteristische Gestalt des Epidema. Die beiden'
Geschlechtsnapfpaare liegen zuerst am hinteren Körperrande, rücken jedoch mit zunehmendem
Wachstum allmählich von demselben ab.
F u n d o r t : Auf Anodonta cellensis in den toten Armen der Pleisse bei Leipzig-Connewitz.
G e o g r a p h i s c h e V e r b r e i t u n g : Deutschland (Koenike).
7. Atax tricuspis Koenike.
1895. Atax tricuspis Koenike, Über bekannte und neue Wassermilben, Zool. Anzeiger Nr. 485,
XVHI. Jahrg., S. 386, Fig. 12.
W e ib c h e n : Nach dem Berichte Koenikes steht diese Form dem Atax aculeatus Koenike
ungemein nahe. Auch hier besteht das Geschlechtsfeld aus der Schamspalte und vier schwach
chitinisierten, paarig gelagerten Platten, die ihrer Gestalt nach und in der Gruppierung der
Näpfe lebhaft an die entsprechenden Gebilde einer ostafrikanischen A rt, Atax lynceus Koenike,
erinnern. Den vorderen Platten fehlt allerdings die bei dieser ausländischen Form auftretende
Aussenecke. Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal zwischen Atax tricuspis und Atax aculeatus
Koenike bietet die abweichende Ausrüstung des 0,064 mm langen Zahnfortsatzes, in welchen die
hintere Innenecke einer jeden Vorderplatte ausläuft. Die beiden Stacheln am Aussenrande sind
bedeutend kleiner als bei der Vergleichsart und nahe an die Spitze des Fortsatzes gerückt , so
dass derselbe dreispitzig erscheint.
Atax tricuspis lebt parasitisch auf Bivalven. Männchen noch unbekannt.
G e o g r a p h i s c h e V e r b r e i t u n g : Deutschland (Koenike). Bis jetzt in der kleinen Weser,
im Habenhauser Werder bei Bremen und im Schweriner See (Dr. Dröscher) aufgefunden.
II. Genus: C o c h l e o p h o r u s Piersig.
1894. Cochleophorus Piersig, Sachsens Wassermilben, Zool. Anzeiger Nr. 449, S. 415.
Unter dieser Gattung vereinige ich Atax spinipes, Müller, Atax vemális, C. L. Koch, Atax
simulans Koenike und Atax deltoides Piersig. Die Berechtigung zur Abgliederung liegt meines
Erachtens in den auffallenden Unterschieden im Bau des Geschlechtsfeldes, des Epimeralgebietes,
der Maxillen, der Maxillentaster und der Klauen, sowie in der wesentlich abweichenden Ausrüstung
der Beinpaare. Das Gemeinschaftliche beider Gattungen besteht eigentlich nur darin,
dass das erste Beinpaar die nachfolgenden an Dicke übertrifft und in einer Verkürzung der dritten
Extremität. Diese wenigen Berührungspunkte neben einer reichen Summe eigenartiger Merkmale
gaben auch Veranlassung, dass der tüchtige schwedische Hydrachnidologe C. Neaman !) den von
ihm aufgefundenen und ausführlich beschriebenen Atax spinipes nicht als eine Ataxart erkannte,
sondern denselben zugleich mit dem Weibchen von Atax vernalis C. L. Koch der Gattung Nesaea
unter den Namen N. mirabilis und N. despiciens zuzählte. Diesem Irrtum folgen auch Barrois et
Moniez,2) wenn sie neben Atax spinipes Müller auch Nesaea mirabilis anführen.
Die Körperform variiert zwischen fast eirund und verkehrt eiförmig ohne jede Einbuchtung
am Vorder- und Hinterende. Die Länge der Beinpaare zeigt bei den verschiedenen Arten nur
geringe Unterschiede; die' Krallen sind in der Regel einfach ohne jeden Nebenzinken. Das erste
Bein übertrifft in der Dicke nur wenig die nachfolgenden. Die ersten beiden Fusspaare tragen
an der Beug- und Unterseite ihrer Mittelglieder zwei Reihen, auf Höcker seitlich eingelenkte
Borsten, die eine um die Längsaxe spiralig nach der abgestumpften Spitze verlaufende Rillung
erkennen lassen. Die Verkürzung des dritten Extremitätenpaares ist wenig auffallend. Das
letzte und längste Beinpaar h a t allgemein auf der Beugseite einen grobgefiederten Borstenbesatz.
Bemerkenswert sind die kurzen, dünnen, spitzzulaufenden Palpen, die gewöhnlich auf der Innenseite
lange Borsten aufweisen. Das Maxillarorgan ist kleiner als bei Atax und entbehrt eines
so wohl ausgebildeten hinteren Prozesses, wie ihn die eben angeführte Vergleichsgattung besitzt.
Das Epimeralgebiet nimmt nach hinten im Gegensatz zu Atax stetig an Breite zu. Das erste,
unten keilförmig zugespitzte Epimerenpaar zeichnet sich dadurch besonders aus, dass das letzte
Drittel des Innenrandes parallel zur Medianlinie verläuft. Die obere Hälfte der etwas breiter
aber kürzeren zweiten Coxalplatte ist durch eine rinnenartige Vertiefung von der ersteren geschieden,
während die untere, dicht anliegende, ebenfalls in einer Spitze endigt. Von den Enden
der oberen Hüftplattengruppen gehen, tiefer in die Haut gebettet, lange Fortsätze bis unter die
hinteren Epimeren. Diese haben gleichfalls fast parallel laufende Innenränder. Die Abgliederung
der vorletzten breiten Hüftplatte ist ausgeprägter als bei der Gattung Atax; die Trennungslinie
zeigt fast winkelrecht auf den Innenrand der Platten. Die hintere Epimere ist verhältnismässig
viel weniger lang.
Der Geschlechtshof liegt bei den Weibchen gewöhnlich etwas abgerückt vom Hinterrande
im letzten Drittel der Bauchfläche, während die Lagerungsverhältnisse desselben bei den Männchen
mit denen der Ataciden so ziemlich übereinstimmen. Die auffallend grosse weibliche Geschlechtsöffnung
fängt unmittelbar hinter dem Epimeralgebiet an, und wird von breiten gewölbten Geschlechtsklappen
(hier Schamlippen) verschlossen. Zu beiden Seiten derselben wird der eigentliche
Geschlechtshof durch je eine zahlreiche Haftnäpfe tragende Platte abgeschlossen, deren Innenrand, mit
der Geschlechtsspalte nach oben zu divergierend, nur ungefähr die unteren zwei D rittel des äusseren
Geschlechtsklappenrandes umfasst. Das männliche Geschlechtsfeld macht auch hier eine Ausnahme,
indem in Übereinstimmung mit den entsprechenden Verhältnissen anderer Hydrachnidengattungen
die kleinere Geschlechtsöffnung in ihrer ganzen Länge von den Napfplatten eingeschlossen wird.
Am bezeichnendsten für die ganze Gattung und ausschlaggebend für ihre Unterscheidung von
Genus Atax ist der Mangel jener Stechborsten, die ihrer Funktion nach das Einbetten der Eier
') 0. Neuman: Om Sveriges Hydrachnider, p. 31—
2) Barrois e t Moniez, Catalogue des Hydraclinides.