Über die Ausstattung des Epimeralgebietes mit feinen Haarborsten giebt wohl am besten die beigegebene
Abbildung (Fig. 1 a tab. I) Aufschluss. Bei stärkerer Vergrösserung lassen die Hüft-
platten eine feine Körnelung erkennen.
B e in e : Die Längenmasse der vier Füsse sind:
1 . Fnss = 0,576 mm. 8. Fuss = 0,576 mm.
2. Fnss = 0,720 mm. 4. Fnss = 0,768 mm.
Das Grössenverhältnis der anf einander folgenden Beine stellt sich also wie: 12 >15 :12 : 16.
Das erste Beinpaar is t unbedeutend stärker als die übrigen. Die auf der Beugseite inserierten
steifen und langen Haare erinnern lebhaft an die entsprechenden Gebilde von Atax crassipes.
Doch fehlen hier fast vollständig jene ins Auge fallenden Höcker, auf welchen bei der eben angezogenen
Yergleichsart jede Langborste eingelenkt ist. Bei schärferem Zusehen kann dem Beobachter
freilich nicht entgehen, dass manche« Haare nicht endständig, sondern vielmehr seitlich
auf einem allerdings unbedeutenden Haarwall sitzen. Der Borstenbesatz is t im allgemeinen
ziemlich stark; am reichsten sind die Beugseiten der drei letzten Glieder des hintersten Beinpaares
damit ausgestattet. Hier finden sich auch einige lange Schwimmhaare.
Die letzten Internodien haben wie bei Atax ypsilophorus eine kolbige Gestalt, die auch
hier durch eine langgestreckte, zur Aufnahme der zurückgeschlagenen Krallen dienende Vertiefung
auf der Streckseite und durch flügelartige, nach oben auseinander gehende Seitenwandungen
derselben bedingt wird. Auf der Höhe jeder dieser Flügel befindet sich eine Borste inseriert.
Unterhalb des Klauengrundteils, der nicht verbreitert ist, sitzt ein kleines, birnenförmiges Zäpfchen.
Die Bewaffnung des Endgliedes wird durch Krallen gebildet, die aus einem sichelförmig
gebogenen Haupt- und einem diesen äusseren aufgelagerten Nebenzahn bestehen (Fig. Id tab. I)
Über das ungleiche Grössenverhältnis der Krallen an den verschiedenen Fusspaaren gilt das bei
Atax ypsilophorus Gesagte.
G e s c h l e c h t s h o f : Die ca. 0,16 mm lange Vulva kann in der Bauchansicht nicht völlig
gesehen werden und erscheint deshalb etwas kürzer als sie ist. Sie wird von zwei Chitinplatten
umschlossen. Durch eine eigentümlich gekrümmte, von einer doppelten Chitinleiste umfassten
Querspalte ist jede Pla tte in zwei Teile geschieden, deren kleinerer, mehr ventral gelegener zwei,
der hintere jedoch drei Geschlechtsnäpfe besitzt. An den äusseren Bändern der Schamlippen
setzt sich jede Genitalplatte in einen fast dreieckigen Vorsprung fort, der auf seiner Höhe zwei
kräftige Borsten tr ä g t, von denen die hintere,doppelt so s tark ist als die vordere. Dass diese
Stechborsten dem Weibchen beim Ablegen der Eier in die Haargewebe des Mantels und der
Kiemen ihre r Wirte wesentliche Dienste leisten, is t zweifelsohne. Auf der Vorderplatte, am
oberen Bande des Sexualstechapparates, stehen zwei Borsten. Die hintere Pla tte weist eine solche
in dem oberen Innenwinkel auf. Ein oder zwei sehr feine Haare bemerkt man noch am Hinterende
zwischen den Geschlechtsnäpfen.
M ä n n c h e n : Wesentlich kleiner als das Weibchen, unterscheidet sich das Männchen schon
äusserlich durch eine abweichende Gestalt des Geschlechtshofes. Zunächst fällt ins Auge, dass
die quer gestellten chitinösen Doppelleisten fehlen, jede Platte vielmehr ein zusammenhängendes,
ungeteiltes Ganze bildet. Ausserdem sind die gewölbten Geschlechtsklappen viel breiter, sie bilden
ein langgestrecktes Oval, in welchem die Geschlechtsspalte selbst den Längsdurchmesser bildet.
Die beigegebene Zeichnung (Fig. l f tab. I) is t nach einem Quetschpräparat gefertigt, bietet deshalb
eine Totalansicht. In Übereinstimmung mit dem Generationsfelde des Weibchens sind auch
hier die Geschlechtsnäpfe einer Platte in zwei Gruppen geschieden, einer vorderen mit zwei und
einer hinteren mit drei. Jede Gruppe steht auf einer chitinösen Verdickung der Platte. Was
die Verteilung des Haarbesatzes anbelangt, so verweise ich auf die vorbenannte Abbildung.
F u n d o r t : ' Atax bonzi Clapar&de wurde von mir in Unio pictorum häufig gefunden. Das
Untersuchungsmaterial stammt aus einem toten Arme der Pleisse bei Leipzig-Connewitz. Ich
kann übrigens durch eigenen Befund die durch Bessels (Bull, de l’Acad. royale de Science de
Belgique 1869, II. ser., tom. XXVII, p. 279) experimentell nachgewiesene Thatsache erhärten,
dass die in Deutschland aufgefundene Schmarotzerspezies sich nicht streng auf eine bestimmte
Muschelgattung beschränken, sondern wechselseitig in beiden gefunden werden. Die Pleisse beherbergt
ausser Unio pictorum noch Anodonta ceUmsis. Wenn nun auch die Schmarotzer in der
Begel auf beide Muschelarten so verteilt waren, dass in der Malermuschel Atax bonzi Claparede,
in der Entenmuschel Atax intermedius Koenike der gewöhnliche Gast war, so tra f ich doch ausnahmsweise
auch die letztgenannte A rt in Unio pictorum, ein einzigesmal auch Atax borni in Anodonta
cellensis.
V e r b r e i t u n g s b e z i r k : Bis jetzt ist Atax bonzi Claparede in Deutschland, in der Schweiz,
in Nordfrankreich und in Südrussland sicher nachgewiesen worden.
L e b e n sw e is e : Wenn auch Atax bonzi Claparede ein ausgeprägter Schmarotzer ist, so
ist doch unzweifelhaft, dass er unter Umständen seinen alten W irt verlässt, um einen neuen aufzusuchen.
Wie man sich leicht überzeugen kann, is t er trotz seines Schmarotzertums gleich der
nachfolgenden A rt ein geschickter Schwimmer geblieben. Vor allem scheinen aber die Larven
zweiten Stadiums sich häufig auf Wanderschaft zu begeben, denn nicht selten tra f ich in einzelnen
Muscheln ausschliesslich diese Entwicklungsstufe an.
E n tw i c k lu n g : Das Weibchen legt, wie schon erwähnt, mit Hilfe des Sexualstech-
apparates seine ziemlich grossen rötlichen Eier in die Hautgewebe seines Wirtes. Die Beobachtung
lehrt, dass nur wenige Eier auf einmal ihre Beife erlangen. Infolgedessen erklärt es sich
auch, warum man fast zu jeder Jahreszeit neben vollständig entwickelten Embryonen frisch gelegte
Eier in der Mantelhaut der Wirte antrifft. Die sich zunächst entwickelnden Jungen, welche
den unverkennbaren Stempel der typischen Hygrobatidenlarve tragen, zeichnen sich vor allem
dadurch aus, dass die lang ausgezogenen unteren Bänder des Bauchschildes zu beiden Seiten des
Analfeldes bis über den hinteren Körperrand hervorragen. Nur die vorderen Epimeren sind
deutlich abgegliedert. Die Ecken, an welchen die Medianrinne der Bauchplatte auf hört und die
inneren Bänder der Seitenstücke bogenförmig ausweichen, um Platz für das Analfeld zu schaffen,
sind nach innen zahnartig ausgezogen. Genau an dieser Stelle zieht sich auf beiden Seiten eine
allmählich sich verschmälernde Querleiste über die hinteren Flügelfortsätze der Ventralplatte. Mitten
auf dem weichhäutigen, eine feine Linienzeichnung tragenden freien Bauchteil steht die runde
Analplatte, deren Ausrüstung mit Borsten von denen anderer Hygrobatidenlarven nicht wesentlich
abweicht. Um die Analplatte, frei in die Haut gebettet, stehen auf warzenartigen Eihöhungen
vier Borstenpaare, von denen das am äussersten Hinterrand gelegene ungefähr ein D iitte l der
Körperlänge erreicht. Die dicken Taster tragen auf einer der Endkralle gegenüberliegenden Erhebung
drei ansehnliche Haarborsten, deren Grösse nach aussen zu abnimmt. Trotz eifrigen
Suchens bin ich niemals imstande gewesen, ein freilebendes Exemplar dieser Entwicklungsstufe
auffinden zu können. Dieser Umstand berechtigt zu der Annahme, dass die ersten Larven nach
ihrem Ausschlüpfen sich sofort wieder verpuppen.