
Durchmesser (18—24), die besonders dicht an dem bogenförmig verlaufenden Rande stehen, während
die Innennäpfe gewöhnlich durch ansehnliche Zwischenräume von einander geschieden sind.
Die nach vorn geschobenen, schmalen Zipfel sind napffrei und tragen einige winzige Härchen.
Gleiche Gebilde (je zwei) bemerkt man an dem schief abfallenden Seitenrand der Geschlechtstasche.
Der breitbehofte, ziemlich grosse Anus liegt ungefähr 0,08 mm hinter dem Geschlechtsfelde
und wird auf beiden Seiten von je einem etwas weiter nach hinten gelegenen breiten Drüsenhofe
und einer dem Geschlechtshofe genäherten Haarplatte begleitet (Fig. 19 c, Taf. IX).
F u n d o r t e : Rohlands Ziegellachen bei Grosszschocher, der Schwanenteich bei Borsdorf,
der Lindenvorwerksteich bei Frohburg.
G e o g r a p h i s c h e V e r b r e i t u n g : Deutschland (Kramer, Koenike), Sehweden (Neuman),
Frankreich (Barrois et Moniez), Finnland (Nordquist) und die Schweiz (Steck).
E n tw i c k l u n n g : Das W eibchen setzt seine gelblichen, im Durchmesser 0,145 mm grossen
Eier in Haufen von 15—30 Stück und eingehüllt in eine durchscheinende Kittmasse an die B lattunterseite
untergetauchter Wasserpflanzen ab.
Bei den angestellten Züchtungsversuchen bemerkte ich zu meiner Überraschung, dass
das erste freie Larvenstadium vollständig unterdrückt w a r , und das Tier in der Kittsubstanz
nach verhältnismässig sehr kurzer Entwicklungdauer (10—12) Tag) die Wandlung vom Ei bis
zur achtfüssigen Nymphe durchmachte. Diese Erscheinung ist allerdings nicht neu. Schon Neu-
man berichtet von seiner Limnesia pardira das gleiche Vorkommnis. Auch bei Brachypoda versicdlor
(Axona) sowie bei sämtlichen schmarotzenden Ataxarten beginnt das Freileben wohl meist erst mit
dem zweiten Larvenstadium und die ganze Bewegungsthätigkeit der sechsbeinigen Larven beschränkt
sich auf das Aufsuchen eines passenden Verpuppungsortes. Trotzdem möchte ich bei
der vorliegenden A rt den eben geschilderten Entwicklungsgang nicht als undurehbrechliche Regel
aufgestellt wissen,' da mit Gurvipes fuscatus Herrn, angestellte Versuche mir aufs deutlichste bewiesen,
dass eine zeitige oder späte Eiablage darauf bestimmend einwirken kann, ob im Freileben
das erste Larvenstadium au ftritt oder nicht. So habe ich, je nachdem ich im Frühjahr oder erst
Anfang Sommer die Weibchen einfing und in kleine Aquarien brachte, das einemal sechsfüssige
Larven, das anderemal Nymphen gezogen. Im ersteren F all gingen die Tiere regelmässig zu Grunde,
weil ihnen die Wirte fehlten, auf denen sie sich nach kurzem Schmarotzertum hätten verpuppen
können, während die anfangs sehr kleinen Nymphen zusehends wuchsen und nach glücklicher Überwinterung
sich in das geschlechtsreife Tier umwandelten. Die Nymphen von Gurvipes rofundes
Kramer sind ebenfalls nach dem Ausschlüpfen recht winzig. Der fast kugelige Leib besitzt eine
Länge von 0,24 mm und eine Breite von 0,22 mm. Die Beine sind natürlich spinnenartig lang.
Im Verlauf von wenigen Wochen ist das Volumen des K örpers um ein mehrfaches gestiegen und
das Ansehen des Tieres h a t sich wesentlich geändert. Es gleicht jetzt in vielen Stücken dem
definitiven Tiere. Den wichtigsten Unterschied bietet das unentwickelte Geschlechtsfeld dar.
Es besteht aus einem Chitinstützkörperchen, das hinter den letzten Epimeren in der Mittellinie
des Körpers liegt und zwei seitlich davon gelagerten durch einen breiten Abstand (0,056 mm)
getrennten, länglichrunden Genitalplatten, die mit ihren vorderen Enden einander dachförmig
zugeneigt sind. Jede Pla tte ist 0,092 mm lang und 0,04 mm breit und trä g t ausser einem feinen
Härchen zwei Genitalnäpfe (Durchmesser 0,032 mm), zwischen denen sich ein ziemlich breiter
freier Raum einschiebt (Fig. 19 h, Taf. IX). Im ausgewachsenen Zustande erreicht die Nymphe eine
durchschnittliche Grösse von 0,6—0,7 mm. Sie überwintert und verpuppt sich schliesslich an
Wasserpflanzen. Im Juni treten dann die geschlechtsreifen Tiere auf.
L e b e n sw e i s e : Gurvipes rotundus Kramer gedeiht besonders gut in grossen Teichen
und Landseen. Man trifft ihn hier sowohl an der Uferzone als auch in der Mitte. Seine Nahrung
stimmt mit derjenigen anderer Hydrachniden überein. Die Männchen sind lebhafter in
ihren Bewegungen als die Weibchen und tummeln sich unermüdlich im Wasser umher. Obgleich
ziemlich raubgierig, greifen sie doch selten ihresgleichen oder sonst eine weichhäutige Hydrach-
nide an. In der Gefangenschaft dauern sie ziemlich lange aus, nur muss man für öftere Erneuerung
des Wassers Sorge tragen.
9. Ourvipes rufus C. L. Koch.
1835—41. Nesaea rufa C. L. Koch, Deutschlands Crustaceen etc., Heft 5, Fig. 15 P.
„ Nesaea varidbilis id. ibid., Heft 8, Fig. 8 P,
„ Nesaea ovata id. ibid., Heft 8, Fig. 13 P.
„ Nesaea convexa, id. ibid., Heft 8, Fig. 14 P.
„ Nesaea dubia, id. ibid., Heft 37, Fig. 12 P.
1875. Nesaea aurea Kramer, Zur Naturgeschichte der Hydrachniden, Wiegm. Archiv für
Naturgeschichte, Bd. I, S. 308, Taf. IX, Fig. 17.
„ Nesaea elliptica id. ibid., S. 304—306, Taf. VIII, Fig. 14.
1880. Nesaea decorata Neuman, Om Sveriges Hydrachnider, Svenska Handlingar, S. 39
bis 40, Taf. 8, Fig. 1.
1881. Nesaea varidbilis Koenike, Beitrag zur Kenntnis der Hydrachnidengattung Midea
Bruz., Zeitschrift für wissensch. Zoologie, Bd. 35, S. 602.
1882. Nesaea variabilis id., Verzeichnis von im Harz gesammelten Hydrachniden, Abhandl.
d. natnrw. Vereins Bremen, Bd. VIII, S. 32.
1887. Nesaea rufa Barrois e t Moniez, Catalogue des Hydrachnides, S. 7.
1892. Gurvipes variabilis id., Anmerkungen zu Piersigs Beitrag zur Hydrachnidenkunde,
Zool. Anzeiger Nr. 396, Anmerkung 2.
1894. Gurvipes variabilis id., Zur Hydrachniden-Synonymie, Zool. Anz. Nr. 453, S. 270.
„ Gurvipes luteolus id. ibid., S. 270.
V o r b em e r k u n g : Die von Neuman unter dem Namen Nesaea decorata Neuman festgelegte
und in den Bereich einer genauen Bestimmung gerückte Hydrachnide Nesaea rufa C. L. Koch ist
keineswegs, wie Koenike behauptet, zugehörig zur männlichen Form von Nesaea variabilis Koch
(Heft 8, Fig. 7), was sich schon daraus ergiebt, dass bei. dieser das Sichelglied des vierten Fusses
am hinteren Innenrande eine grössere Anzahl Langborsten trägt, während das Männchen von Gurvipes
rufus Koch ( = Nesaea decorata Neuman) deren nur d r e i besitzt. Das vermeintliche Weibchen von
Nesaea variabilis Koch (Heft 8, Fig. 8) scheint indes möglicherweise eine Farbenvarietät von Gurvipes
rufus Koch zu sein. Ganz abgesehen davon, dass der von Barrois et Moniez und mir wieder
aufgenommenen Bezeichnung der vorliegenden Hydrachnidenspezies der Zeit nach das unbestreitbare
Recht der P rio ritä t zuerkannt werden muss, verlangt schon der allgemeine Gebrauch die
Aufsparung der Artbenennung „Nesaea variabilis Koch“ für das bis jetzt noch nicht sicher wieder