F ü s s e : Bei einem von mir gemessenen 3,0 mm grossen Weibchen waren die Beine von
vorn nach hinten gezählt 1,2 mm, 1,95 mm, 2,1 mm und 2,21 mm lang. Selbst der letzte Fuss
bleibt also immer noch beträchtlich hinter der Körperlänge zurück, trotzdem ein nicht voll ausgewachsenes
Exemplar vorlag. Die Borstenbewaffnung sämtlicher Extremitäten ist mit Ausnahme
des ersten Paares reich zu nennen. Bei den drei letzten Paaren bemerkt man an der
Beugseite der mittleren Glieder zahlreiche, halblange, deutlich gefiederte Borsten. Schwimmhaare
finden sich am vorletzten Gliede des zweiten und am vierten und fünften Gliede des dritten
und vierten Beinpaares. Die auch hier doppelt auftretende Endkralle eines jeden Fusses ist
sichelförmig gekrümmt.
G e s c h l e c h t s h o f : Das äussere Genitalfeld, dessen Lage schon bezeichnet wurde, hat
eine ausgeprägt herzförmige Gestalt. Unter der nach hinten gerichteten, abgestumpften und
schwach ausgerundeten Spitze liegt die Geschlechtsspalte, die sich schief nach hinten und unten
öffnet. Aus ihr stülpt sich unter Umständen ein kurzer, eigentümlich geformter Eileger (ovi-
positor) hervor, dessen Gestalt annähernd mit derjenigen des gleichen Gebildes von Hydrachna
geographica Müller übereinstimmt. Der die Schamspalte umschliessende Saum beider in der
Mittellinie vereinigter Geschlechtsplatten trä g t eine Anzahl steifer Borsten. Ausser dem nimmt
man eine grössere Menge kleiner, im Durchmesser 0,016 mm haltende Genitalnäpfe wahr, die indes
auf jeder Platte nach innen und hinten allmählich verschwinden.
A f t e r : Die Afteröffnung liegt dem Geschlechtshofe um ein merkbares Stück näher als
dem Hinterrande des Körpers.
M ä n n c h e n : Ausser durch geringere Grösse kennzeichnet sich das Männchen noch durch
ein länglicheres Geschlechtsfeld, das, wie Koenike ganz richtig bemerkt, allemal viel besser die
Herzform erkennen lässt, als es beim ändern Geschlechte der Fall ist. Die hier wohlerhaltene,
in der Medianlinie aber gespaltene Herzspitze begrenzt seitlich die dazwischenliegende Geschlechtsöffnung
und trä g t eine grössere Anzahl Borsten, die längs der Innenränder bis zu jener Stelle
hinziehen, wo die letzteren Zusammentreffen.
F u n d o r t : Die nicht seltene Hydrachna globosa de Geer erscheint als Nymphe schon im
zeitigen Frühjahr. Im Juni und Juli hat sich deren Umwandlung vollzogen und das geschlechts-
reife Tier t r i t t auf. Am häufigsten fand ich es in Rohlandts Lehmlachen und in der schwarzen
Lache bei Grosszschocher. Andre Stellen sind der Schwanenteich bei Borsdorf und die Parthe
bei Abtnaundorf, unmittelbar neben dem Parke.
G e o g r a p h i s c h e V e r b r e i t u n g : Bis je tz t ist die vorliegende A rt in Dänemark,
Deutschland, Schweden, Frankreich, Russland, Finnland und Italien nachgewiesen worden.
L e b e n sw e is e : Gleich allen ändern Vertretern der Gattung ist auch Hydrach/na globosa
de Geer eine ruhige, geschickte, aber wenig ausdauernde Schwimmerin, die sich mit Hülfe sämtlicher
Extremitäten durch das Wasser fortbewegt. Sehr häufig saugt sie sich h a rt am Wasserrande
an die Glaswandungen des Aquariums an, um dort mitunter stundenlang unbeweglich zu
verharren. Bei Berührung stellt sie sich oft tot. Trotz ihrer gewaltigen Bewaffnung ist
Hydrachna globosa de Geer doch keine gefährliche Räuberin, und man kann ohne Nachteil auch
andere schwächere Wassermilben mit ih r in ein Bassin setzen.
E n tw i c k e lu n g : Wie schon Duges beobachtet hat, legt das Weibchen im Juni und
Juli seine zahlreichen, ellipsoiden, im Durchmesser ca. 0,3 mm grossen rötlichen Eier einzeln in
die Stengel von untergetauchten Wasserpflanzen. Es bewerkstelligt dies mittelst seiner scharfen
Mandibeln und des Eilegers. Eine Hüllmasse konnte ich nicht beobachten, auch fallen die Eier
verhältnismässig leicht aus ihrer Höhlung heraus auf den Boden, ohne dass dadurch eine Weiterentwickelung
verhindert wurde. Nach Kramer1) t r i t t auch hier ein deutliches Deutovomstadium
auf, doch wird die erste harte Eihaut nicht wie bei Ourvipes, Atax u. s. w. abgeworfen, sondern
sitzt dem Apoderm schalenartig auf, nachdem sie im Laufe der Eierentwickelung durch einen
ringförmigen Riss, der schief zu den Eierpolen verläuft, zersprengt worden ist. Das Apoderm
selbst wird dem beobachtenden Auge nur als eine mehr oder weniger breite Trennungszone
zwischen den beiden Schalenhälften sichtbar. Nach ungefähr sechs Wochen schlüpfen die fertigen
Larven aus. Sie tummeln sich lebhaft im Wasser umher, anscheinend eifrig bemüht, einen
passenden W irt zu finden. Bei ihren Bewegungen überschlagen sie sich oft. Eigentümlicherweise
behält das Capitulum auch jetzt noch meist die Lage und Haltung bei, die es in der Eihülle
eingenommen. Es wird s tark nach der Bauchseite umgeklappt getragen; doch kann es
ohne .Schwierigkeit auch gerade nach vorn gerichtet werden, was regelmässig geschieht, wenn
das Tierchen die Bauch- oder Rückenfläche eines Wasserinsekts (Nepa) absucht, um eine geeignete
Stelle zum Ansaugen ausfindig zu machen. Im Verhältnis zum Rumpfe ist das Scheinköpfchen
ausserordentlich stark entwickelt. Seine durchschnittliche Länge beträgt 0,225 mm und die
grösste Breite 0,15 mm. Es stellt sich als ein von oben mach unten stark zusammengedrücktes
Rohr dar, dessen Unterseite vorn die ziemlich ansehnliche fast kreisrunde Mundöffnung trägt,
in deren Tiefe die kleinen Mandibelkrallen nur undeutlich sichtbar werden. Am Vorderrande
zieht sich eine schmale, fein gerillte Leiste hin, die nach den Seiten allmählich verschwindet.
Wie der Anblick von oben her lehrt, ist das Capitulum wenigstens in seiner hinteren Hälfte
durch eine median verlaufende Furche in spiegelgleiche Hälften zerlegt, ein Zeichen dafür,
dass im Gegensätze zu den Verhältnissen der Unterseite auf dem Rücken eine vollständige
Verwachsung des Scheinköpfchens noch nicht stattgefunden hat. Wie ich schon früher nachgewiesen
habe, sitzt auf der vorderen Hälfte des letzteren eine kappenartige, chitinöse,
mit Poren versehene Umhüllung, unter der die Grundglieder der Mandibeln verborgen liegen.
Der Vorderrand des Capitulums setzt sich in einem ziemlich breiten Hautsaume fort, der mit
seinen Enden noch auf die Seiten übergreift. Ausserdem nimmt man noch an gleicher Stelle
zwei feine Borsten wahr. Die 0,17 mm langen Taster besitzen ein sehr kurzes Grundglied, dem.
ein dickes, stark aufgeblasenes zweites Glied folgt. Das dritte, bedeutend dünnere Glied ist
wieder kurz, das vierte, noch schwächere ungefähr ein Drittel länger. Nach vorn zu enden die
Taster in zwei ziemlich lange Greifkrallen, von denen die eine möglicherweise die Fortsetzung
des vierten Gliedes ist. Letzteres hat auf seiner Beugseite mehrere gefiederte Borsten, die nach
vorn zu merklich an Grösse abnehmen. F ü r gewöhnlich werden die Taster so getragen, dass
sie mehr oder weniger unter dem Scheinköpfchen verborgen bleiben. Der von annähernd parallelen
Seitenrändern eingefasste ungefähr 0,18 mm breite und 0,28 mm lange Rumpf schliesst
nach hinten in schöner Rundung ab. Sein Rücken ist von einer auf die Seiten übergreifenden
porösen Chitinplatte bedeckt. Die einzelnen Poren sind rund und verhältnismässig gross. Hart
am Vorderrande des Rückens in den Schulterecken stehen die beiden grossen Doppelaugen, von
denen jedes aus einem schief nach aussen und vorn gerichteten grösseren und einem ebenso nach
hinten weisenden kleineren Sehkörper zusammengesetzt ist. Die beiden Pigmentkörper derselben
M Kramer, Über die verschiedenen Typen etc., Archiv für Naturgeschichte 1893, Bd. I, H. 1, S. 5, Tafel I, Fig. 5.