G e s c h l e c l i t s h o f : In Übereinstimmung mit den Arten der Vergleichsgattnng nimmt
der G-esohlechtshof eine mittlere Lage zwischen den hinteren Epimerengruppen ein. E r zeigt
eine ziemlich grosse Sohämspalte, welche jederseits von einer derben, p'Siö^en Chitinplatte-begrenzt
wird, deren Breite vom verjüngten Vorderteil aus nach hinten allmählich zunimmt. Ihre
beiden Enden schliessen mit je einem knopfartigen Chitingebilde ab, während ein drittes, napfartiges,
weit nach hinten gerücktes unter dem Innenrande der Genitalplatte auf einer Haütfalte
sitzt (Fig. 127 i, Tafel 43). Der Anus, wie bei Hydryphantes geformt, befindet sich in der Mitte
zwischen Geschlechtshof und- hinterem Körperrande.
M ä n n c h e n : Das Männchen ist ein wenig kleiner als das Weibchen und unterscheidet
sich von diesem äusserlich so gut wie gar nicht.
F u n d o r t : Thyas venusta Koch hält sich meist in schattigen Tümpeln, Gräben und Teichen
auf. Am häufisten wurden sie von mir im Leipziger Ratsholze bei Connewitz erbeutet. Hier
fand ich sie regelmässig in den sogenannten Frühjahrslachen entweder versteckt zwischen den
modrigen Blättern auf dem Grunde oder auch an Pflanzen herumkletternd. Gelegentlich kamen
mir einzelne Exemplare ins Netz bei Untersuchungen der schwarzen Lache hinter Rohlandts
Ziegelei (Grosszschocher).
G e o g r a p h i s c h e V e r b r e i t u n g : Deutschland (Koch), Schweden (Neuman) und Frankreich
(Barrois et Moniez).
E n tw i c k e l u n g : Die rötlichen, im Durchmesser 0,21 mm grossen Eier werden im Frühjahr,
eingehüllt in eine blasse Kittmasse, besonders gern an die vermoderten Blattreste auf dem
Grunde der Gewässer abgesetzt. Nach vier bis fünf Wochen schlüpfen die rotgefärbten 0,25 mm
langen und 0,19 mm breiten Larven ans und steigen zum grössten Teil auf die Oberfläche des
Wassers empor. Sie gleichen in vielen Stücken den Hydryphantes-Larven. Besonders auffällig
is t vor allem die starke Entwickelung der durchweg gefiederten Borsten auf Rücken und Bauch.
In der beigegebenen Zeichnung (Fig. 127 k, Tafel 43) wird insofern eine leichte Verschiebung
der Teile aus der natürlichen Lagerung dargestellt, als die zweigliedrigen Mandibeln infolge
Druckes aus dem Scheinköpfchen (capitulum) zum Teil heransgetreten sind, sodass man sich
über ihre Gestalt leicht informieren kann. Die fünfgliedrigen Palpen haben je ein breites, stämmiges
Grundglied, während die nachfolgenden allmählich an Stärke abnehmen. Das Endglied
ist an der Spitze hakenförmig gebogen. Wie bei der Hydryphantes-L&rve setzt sich das vorletzte
Palpenglied in einen langen Zapfen fort, der auf dem Rücken eine lange, feine Haarborste trä g t
und nach aussen in vier zum Teil sehr breit gefiederte Borsten ausläuft. Die Extremitäten
sind ebenfalls mit zahlreichen, langen Fiederborsten (Fig. 1271, Tafel 43), besetzt. Das Endglied
eines jeden Fusses verjüngt sich stielartig nach aussen zu und ist mit einer sichelförmigen, einfachen
Kralle bewehrt, die zwischen zwei, an der Spitze kolbig verdickten, schwach gekrümmten
Haaren eingelenkt ist. Die Nymphe ähnelt dem adulten Tiere. Ursprünglich sehr klein, wird
sie kurz vor der zweiten Verpuppung doch ca. 1 mm lang und 0,83 mm breit. Von oben oder
unten gesehen, erscheint sie oval ohne alle Einbuchtungen. Das Geschlechtsfeld besteht aus
zwei mässig langen Chitinplatten, denen vorn und hinten je ein verhältnismässig grösser Chitinknopf
angefügt ist.
L e b en s w e i s e : Thyas venusta C. L. Koch stimmt in ihren Lebensgewohnheiten so ziemlich
mit Hydryphantes ruber de Geer überein. Sie kann nicht schwimmen, ist langsam in ihren Bewegungen,
versteht aber ganz gut zu klettern. Man findet sie am häufigsten im zeitigen Frühjahr.
4. Thyas thoracata Piersig.
1896. Thyas thoracata Piersig, Einige neue Hydrachnidenformen, Zool. Anz. No. 515, No. 6.
W e ib c h e n .
G rö s s e : Der Körper misst in der Länge 2 mm und in der Breite 1,3 mm.
G e s t a l t : Im Körperumriss gleicht Thyas thoracata nicht der vorhergehendem Form,
sondern der Thyas longirostris Piersig. Der Vorderrand ist breit und geht jederseits unter Bildung
von gerundeten Schulterecken in einen Seitenrand über, dessen Mitte flach konkav eingebogen
erscheint. Das Hinterende des Rumpfes zeigt gewöhnlish keine Einbuchtungen. Dem nur schwach
gewölbten niedrigen Rücken steht ein platter Bauch gegenüber.
H a u t: Die Oberhaut erscheint wie fein getüpfelt. Am Körperrande geben sich diese
Gebilde als stumpf abgerundete, sehr eng aneinander gerückte Zäpfchen zu erkennen. Auf dem
Rücken treten wie bei den Panisus-Arten kleine Chitinschilder auf. Das auf dem Vorderrücken
median hinter den Augen gelegene rundliche Schild h a t einen Längendurchmesser von 0,24 mm
und trä g t ein wenig hinter seinem Mittelpunkt ein Punktauge. Pigmentzellen waren in demselben
nicht zu erkennen. Hinter der Augenplatte folgen nur vier Paar kleine, oft undeutlich umschriebene
Panzerflecke längs des Mittelrückens. Seitenrandschilder zählt man jederseits fünf.
Auch sie haben nicht immer die gleiche Gestalt und Grösse, doch sind sie viel ansehnlicher als
die Mittelschilder. Ihre Umgrenzung hebt sich deutlich ab. Zwischen den Panzerplatten liegen
die Hautdrüsenmündungen. Dicht neben dem Innenrande der Angenkapsel findet sich ein Haar-
plättchen (Fig. 134 c* Tafel 45). Auf der hintern Bauchfläche fallen rechts und links je zwei
kleine, rundliche Panzerschildchen auf. Das eine Paar befindet sich ein Stück hinter dem so-
genannnten After und lässt eine gegenseitige Entfernung von 0,31 mm zwischen sich, das andere
liegt am abdominalen Seitenrande.
A u g e n : Der Abstand der beiden Doppelangen beträgt 0,56 mm. Die Augenkapseln
sind etwa 0,108 mm lang. Das Medianange is t merklich vom Vorderrande des Körpers abgeriickt
und liegt, wie schon erwähnt, in einem Schilde.
M u n d t e i l e : Das Maxillarorgan zeigt wenig Unterschied von demjenigen der Thyas vemsta
Koch. Sein Rüsselteil ist mässig ansgezogen und trä g t vorn die Mundöffnung.
P a lp e n : Bei ausgewachsenen Weibchen erreichen die Maxillartaster noch nicht einmal
ein Viertel der Leibeslänge. Wie bei der vorigen A rt sind sie schwächer als die Grundglieder
der benachbarten Beine. Die Borstenbewaffnung ist im ganzen mässig.
Hü f t p l a t t e n : Die mit zahlreichen Poren versehenen Epimeren weichen in Form und
Gruppierung nicht von denen der vorhin genannten Vergleichsart ab. Der Haarbesatz ist viel
feiner als bei Thyas vigilans Piersig, (Taf. 45, Fig. 134 b).
B e in e : Die vorderen Gliedmassen sind nicht so kurz wie bei Thyas vigilans, sondern
ähnlich gestaltet wie bei Thyas venusta. Während das erste Bein ca. 1,3 mm misst, erreicht das
vierte noch nicht die Körperlänge (1,8 mm). Bezüglich des Haarbesatzes ist zu bemerken, dass
derselbe fast dürftiger ist als bei Thyas venusta. Die Fusskralle h a t keine Nebenhaken.
G e s c h l e c h t s h o f : Eine gewisse Übereinstimmung des änssern Sexualhofes mit demjenigen
von Thyas venusta ist unverkennbar. Hier wie dort sind sechs Genitälnäpfe vorhanden.
Jede Chitinklappe trä g t einen vorn und einen hinten. Der dritte Napf liegt kurz vor dem hintern