fällt (in der Ansicht von unten) durch seine breite ovale Form auf. Wie fast allgemein,
so is t auch hier das basale Glied kurz und unbedeutend, das zweite dagegen sehr dick, mit einem
konischen Zapfen, der von der Beugseite aus schief nach aussen weist. Auf ein schwächeres
drittes Glied, das nach vorn zu etwas kolbig anschwillt, folgt dann ein breites, auf der Unterseite
ausgehöhltes viertes Glied, das länger ist als das zweite. Der äussere Rand der eben erwähnten
Ausbuchtung trä g t ungefähr in der Mitte eine nach vorn geneigte kräftige Borste, der
auf dem tiefer liegenden Innenrande eine merklich schwächere gegenübersteht. Ausserdem entspringen
dem vorderen Streckseitenende eine geringe Anzahl feiner Haare. Über die sonstige
Ausstattung giebt Fig. 64 e, Taf. XXV genügend Auskunft. Das schwach gebogene und nach
vorn verjüngte letzte Glied endlich ist kurz und läuft in drei winzige Krallen aus.
^ H ü f tp l a t t e n : Die Epimeralplatten sind zu einer einzigen Gruppe vereinigt, die zwar
die vordere Hälfte der Bauchfläche in Anspruch nimmt, jedoch auch hier noch breite Seitenränder
freilässt. Das erste Hiiftplattenpaar, das hinter der sehr tiefen Maxillarbucht zusammen-
stösst, streckt sich weit nach hinten und geht schliesslich, wie die anderen auch, ohne sichtbare
Grenzen in einen gemeinschaftlichen Bauchpanzer über, der bis nahe an das hintere Körperende
reicht. Die Abgliederung der zweiten und dritten Epimere geschieht nur durch kürzere Längsspalten,
die von dem Aussenrande schief nach innen und hinten verlaufen. Von der vierten Epimere
bemerkt man nur einen kleinen Vorsprung, der die Gelenkpfanne des dazu gehörigen Beines
verdeckt. Die keilförmig vorspringenden freien Aussenränder der beiden vorderen Hüftplatten-
paare sind mit einer reichlichen Anzahl feiner Spitzen besetzt. Sowohl auf dem Epimeralgebiet
im engeren Sinne, als auch auf dem sich eng anschliessenden Bauchschilde zeigen sich auf der
polygonal schuppigen Oberfläche wellige Unebenheiten, die jederseits einer äusserst flachen Medianrinne,
schwach bogenförmig in einer Reihe geordnet, nach hinten und aussen laufen (Fig. 64 a,
Taf. XXV).
E ü s s e : Sämtliche Füsse nehmen vom ersten bis zum letzten gradweise an Länge zu.
Unter allen Beingliedern ist das vorletzte regelmässig das schlankeste. Das erste Fusspaar trä g t
nur kürzere, zum Teil gefiederte Borsten; das zweite bis vierte ausserdem noch an der äusseren
Artikulation des vierten und fünften Gliedes je ein Büschel von zwei bis fünf Schwimmhaaren
(Fig. 64 a, Taf. XXV).
G e s c h l e c h t s f e l d : Der Genitalhof liegt am äussersten Ende des hinteren Körperrandes
auf einem schmalen Raume, der vom Bauchschild unbedeckt bleibt. Derselbe wird durch
die Schamspalte, die in einem medianen Einschnitt des hinteren Ventralplattenrandes beginnt
und sich am Körperende noch als leichte Einkerbung bemerkbar macht, in zwei seitliche Hälften
zerlegt, deren jede eine dreieckig-ovale, quergestellte, erhabene Scheibe mit drei Haftnäpfen trägt.
Von diesen sind zwei der Vulva zugekehrt, während der dritte mehr auswärts inseriert ist. Bei
schärferem Zusehen erkennt man auch einige feine Härchen.
Der Anus liegt dorsalwärts in der Nähe des hinteren Körperrandes.
M ä n n c h e n : Das Männchen unterscheidet sich zunächst schon durch seine langgestrecktere
Körperform. Der Vorderrand ist breit abgerundet, das Hinterende verschmälert und ohne
jede Einkerbung (Fig. 64o und h, Taf. XXV). Wie schon Kramer erwähnt, weist der Körper
des Männchens, von der Seite gesehen, nach hinten eine leichte Depression auf.i Das Längenverhältnis
zwischen Palpen und Körper h a t hier ebenfalls eine Verschiebung zu gnnsten der
erBteren erfahren. Eigentümlicherweise setzt sich das epimerale Bauchsohäld nicht bis an das
Körperende fort, sondern lässt, ungefähr das letzte Drittel der Ventralfläche unbedeckt, indem es
plötzlich in einem nach hinten gerichteten konvexen Bogen abschliesst (Fig. 64 b, Taf. XXV). Unmittelbar
hinter demselben beginnt das Geschlechtsfeld, dessen kurze Schamspalte jederseits von
einer Lefze und einer gewölbten Genitalplatte begrenzt wird, welch letztere drei verschieden
gerichtete und durch Einbuchtungen getrennte Näpfe trä g t (Fig. 64 d, Taf. XXV). Die hinter
dem Geschlechtshof gelegene Bauchfläche hat ebenfalls eine erhärtete chitinöse Unterhaut. Unter
den Beinpaaren stimmen die beiden ersten mit denen der Weibchen überein; jedoch das dritte
zeigt sich beim Männchen insofern umgeändert, als sein letztes Glied gegen das freie Ende hin
leicht kolbig angeschwollen ist. Auch in der Ausrüstung desselben machen sich kleine Abweichungen
geltend. Am stärksten ist jedoch der vierte Fuss modifiziert. Nicht nur, dass sich derselbe
schon, auf den ersten Blick durch seine beträchtliche Stärke auszeiehnet, sondern sein viertes
Glied ist auch zu einem Greif- und Klammerorgan umgewandelt, das hei der Begattung in Anwendung
kommt. An seinem vorderen Ende läuft seine Streckseite in einen langen, allmählich
sich verjüngenden Fortsatz aus, der weit über die Einlenkungsstelle des fünften Beinpaares hinausragt.
An der abgestumpften Spitze dieses Prozesses sind zwei schwertförmige, breite Dornen
inseriert, von denen die äussere in der Entwicklung zurücksteht. Unterhalb der Einlenkungsstelle
dieser Haargebilde bemerkt man eine dreieckige Pla tte , die in der Mitte eine napfartige
Vertiefung trägt. Dem kegelförmigen Fortsatze gegenüber und durch eine flache Aushöhlung der
Beugseite von demselben getrennt, liegt eine Verdickung, der drei breite, an den Rändern unregelmässig
umgebogene Greif borsten entspringen, von denen die grösste, ungefähr 0,052 mm
lange, scharf gebogen erscheint. Ausserdem ist noch die Dorsalseite der Verdickung mit zwei
langen Haaren und einem kürzeren besetzt. Das fünfte, ca. 0,1 mm lange Glied nimmt nach
seinem freien Ende gleichmässig an Dicke zu. Seine Beugseite“ dient, zahlreichen, nach dem
äusseren Ende hin immer länger und kräftiger werdenden Borsten als Ursprungsstelle. Am Vorderrande
sind drei auffallend lange Schwimmhaare vorhanden. Die sehr grossen Krallen am letzten
Beinpaare kennzeichnen sich durch ihre unansehnliche Krümmung und den einfacheren Bau. Es
sind schlichte Sichelkrallen mit verbreiterter Basis und nur rudimentärer Andeutung eines Innenzahns.
Jede Krallenspitze endigt in zwei kleinen, winzigen Zähnchen (Fig. 64 g, Taf. XXV).
F u n d o r t : Brachypoda versicolor gehört unter die am häufigsten auftretenden Hydrachniden.
Ich fing sie in den Ziegellachen bei Grosszschocher, in der schwarzen Lache an der F lu trinne
hinter Rohlandts Dampfziegelei, im wüsten Teiche bei Rehefeld (östliches Erzgebirge), im
Schlossteiche zu Baruth nördlich von Bautzen.
G e o g r a p h i s c h e V e r b r e i t u n g : Vorliegende A rt ist bis jetzt in Dänemark, Deutschland,
Russland, Frankreich, Schweden, Italien, Böhmen und der Schweiz nachgewiesen. Aller
Wahrscheinlichkeit nach ist sie sehr weit verbreitet.
L e b e n sw e is e : Obwohl eine gewandte Sehwimmerin, zieht sie es doch vor, zwischen
und an den grundständigen Wasserpflanzen umherzuklettern. Beim Laufen benutzt sie nur die
drei vorderen Beinpaare, während das vierte unthätig nachgeschleppt wird. Man trifft sie vom
Frühjahr bis zum Herbst.
E n tw i c k lu n g : Brachypoda versicolor Müller setzt seine im Durchmesser 0,04 mm grossen
gelblichen Eier einzeln an versteckte Stellen von Wasserpflanzen. Die nach 4—5 Wochen ausschlüpfenden
Larven verpuppen s ich . sofort wieder, so dass ich nie Gelegenheit fand, ein frei
umherschwimmendes Exemplar zu beobachten. Nur durch mühseliges Absuchen der einzelnen