gesehen, überrascht es deshalb durch seine massige Entwickelung. Die Beugseite ist schwach
concav und weist eine nicht unwesentliche Kürzung auf. Das dritte Glied erreicht nur die
knappe Hälfte des vorhergehenden; auch ist es nicht ganz so dick und verjüngt sich mässig nach
vorn. Auf der Beugseite des nach unten gekrümmten, vorletzten Gliedes, das übrigens von der
Basis nach dem distalen Ende schnell an Stärke abnimmt, sitzen schief neben einander zwei feine,
schwach nach vorn gebogene Haare, die je einem weit nach vorn gerückten winzigen Höcker entspringen.
Einen dem äusseren Innenrande eingefügten Chitinzahn konnte ich nicht auffinden,
ich bemerkte an seiner Stelle nur eine chitinöse Erhöhung. Das Endglied ähnelt in seiner Form
demjenigen von Curoipes aduncopalpis Piersig ^ . Es läuft in zwei h a rt aufeinander liegende, undeutlich
getrennte, kuppenförmige Nägel aus. Die Streckseite trä g t nach vorn zu eine schwache
buckelartige Erhöhung zur Schau, die wahrscheinlich das Rudiment eines dritten Zahnes vorstellt.
Der Borstenbesatz ist im ganzen nicht allzureichlich, doch sind, wie man aus der beigegebenen
Zeichnung ersehen kann, einzelne Borsten kräftig entwickelt, auch lassen sie eine deutliche
Fiederung ihrer Ränder erkennen (Fig. 26 c, Taf. X.)
H ü f t p l a t t e n : Das Epimeralgebiet nimmt ungefähr die vordere Hälfte der Bauchfläche
ein. Es ähnelt im allgemeinen demjenigen von Pionacercus leuckarti Piersig p , doch -isfodas letzte
Hiiftplattenpaar am Hinterrande nicht so stark nach hinten ausgezogen, wie bei der Vergleichsart.
Die Genitalbucht fällt infolgedessen ziemlich flach aus (Fig. 26 a, Taf. X).
F ü s s e : Die Beinpaare nehmen in ihrer Reihenfolge von vorn nach hinten stufenweise
an Länge zu; das erste misst etwa 0,5 mm, das letzte 0,71 mm. Während der Borstenbesatz sowohl
auf der Streck- als auch auf der Beugseite besonders der mittleren Fussglieder ziemlich
kräftig entwickelt is t, erweist sich die Ausstattung mit Schwimmhaaren als beinahe dürftig.
Man findet solche nur an den drei letzten Extremitäten, wo sie am Beugseitenende der dritt-
und vorletzten Glieder in geringer Zahl auftreten. Das Endglied des ersten Fusses kennzeichnet
sich durch eine bauchige Verdickung der Unterseite und stimmt in der Form mit dem entsprechenden
Gebilde von Acercus hrevipes Piersig p überein. Seine zweizinkige Doppelkralle, in
ihrer Form sich an den bei den Gurvipes-Arten auftretenden Typus anlehnend, ist grösser als die
des nächstfolgenden Fusses, wie denn überhaupt die Grösse der Fussbewaffnüng nach hinten zu
abnimmt (Fig. 26 a, Taf. X).
G e s c h l e c h t s f e ld : Wie bei dem Weibchen von Pionacercus leuckarti Piersig ist die Geschlechtsöffnung
ungemein gross (0,145 mm). Sie wird von breiten, schwach gewölbten Schamlefzen
umschlossen, deren gemeinschaftlicher Umriss eine am Hinterrand abgestumpfte Ellipse
bildet. Zu beiden Seiten der zweiten Hälfte der Vulva, h a rt am Rande der Lefzen, liegt
je eine mit drei Näpfen ausgestattete Chitinplatte, die schief nach rückwärts und aussen gerichtet,
sich durch ihre unregelmässig dreiseitige, fast nierenförmige Gestalt auszeichnet. Auf
der abgerundeten Vorder- und Innenecke erblickt man je zwei feine Börstchen; zwei äudere
stehen verteilt zwischen den Näpfen. Die Drüsenmündungshöfe zwischen dem Geschlechtsfelde
und den Epimeren und zu beiden Seiten des sogenannten Afters, sowie die gleichen Gebilde schief
hinter den Hinterrandsecken der vierten Hüftplatten sind wie die auf dem Rücken ungemein
entwickelt.
M ä n n c h e n :
G rö s s e : Der Körper misst in der Länge 0,41 mm, in der Breite 0,365 mm.
G e s t a l t : In der Dorsal- oder Ventralansicht erscheint der Umriss des Rumpfes breiteiförmig,
beinahe kreisrund.
F a r b e : Die Farbe der Haut, der Palpen und des Maxillarorgans ist blaugrün. Mit
Ausnahme der gelblich bis bräunlich gefärbten Endglieder sehen die Beine grünlich aus.
A u g e n : Die Doppelaugen fallen durch ihre aussergewöhnliche Grösse auf.
H ü f t p l a t t e n : Wie bei dem Männchen von Pionacercus leuckarti Piersig ist das gesamte
Epimeralgebiet zu einer einzigen Bauehplatte verwachsen, die drei Viertel der Unterseite des
Körpers einnimmt. Während nach aussen hin die einzelnen Hüftplatten durch dunkler gefärbte
Nähte deutlich von einander abgegrenzt sind, gehen sie nach innen zu ohne Grenzen in ein hinter
dem Maxillarorgan beginnendes Sternalstück über. Die sogenannten Hinterrandsecken der grossen
vierten Epimeren springen breit gerundet vor und bilden eine viel breitere aber auch flachere
Bucht als bei dem Männchen der Vergleichsart.
F ü s s e : Die Vorderfüsse zeigen in noch ausgeprägterer Weise die bei dem Weibchen
Vorgefundene, charakteristische Gestaltung der Endglieder. Der dritte Fuss ist im allgemeinen
etwas gekürzt; sein Samenüberträger (das sechste Glied) kennzeichnet sich durch eine dichte
Behaarung. Die vierte Extremität besitzt dieselbe Formung der Glieder, wie bei Pionacercus
leuckarti Piersig .. Abweichend ist nur die Behaarung des vierten und fünften Gliedes. An
dem ersteren fehlen die zahlreichen Schwimmhaare auf der Seitenfläche, das letztere ist an der
Beugseite dürftiger damit besetzt (6—7 Stück). Ebenso eigenartig erscheint die Bewaffnung und
Ausstattung des Endgliedes. Es h a t auf der tief ausgebogenen Streckseite und zwar auf dem
der Basis benachbarten Abfalle vier kurze, kräftige, stumpf endigende Dornborsten. Wie bei
dem Männchen der Vergleichsart sind die Krallen dieses Gliedes verkümmert.
G e s c h l e c h t s h o f : Ganz charakteristisch ist die Bildung des Geschlechtsfeldes. Zu
beiden Seiten der 0,044 mm langen und ziemlich breiten Geschlechtsöffnung liegen drei, ein rechtwinkliges
Dreieck bildende Genitalnäpfe, die im Gegensätze zu Pionacercus leuckarti Piersig d
augenscheinlich in die weiche Körperhaut gebettet sind,
Der After befindet sich ungefähr gleich weit von der Geschlechtsöffnung und dem Hinterrande
des Körpers entfernt.
• F u n d o r t : Vorliegende A rt gehört zu den seltenen Arten und wurde von Koenike in der
Umgegend von Bremen und im Mühlenteiche bei Varel (Grossherzogtum Oldenburg) aufgefunden.
Ich selbst fand zwei Weibchen in einem Teiche des Pulsethaies bei Ziegenrück in Thüringen.
VIII. Genus: A c e r c u s C. L. Koch.
1835—41. Tiphys C. L. Koch, Deutschlands Crust., Myriap. u. Arachniden. Heft 10.
1842. Acercus C. L. Koch, Übersicht des Arachnidensystems, Heft 3, Pag. 23.
1882. Forelia Haller, Die Hydrachniden der Schweiz, Pag. 58.
C. L. Kbch verwendete für die oben benannte Gattung zuerst den Namen Tiphys und
vereinigte unter demselben mehrere Arten, von denen einzelne schon längst in andere Gattungen
eingefügt werden mussten. Als der Autor später erfuhr, dass der gewählte Name bereits bei
den Grustaccen Verwendung gefunden, ersetzte er ihn durch Acercus. Die hierbei in der Übersicht
des Arachnidensystems gegebene Diagnose entbehrt jedoch jeden wissenschaftlichen Wertes,
und nur wenige Zeichnungen geben annähernd Aufschluss, welche Hydrachniden dem Beobachter
Zoologica. Heft 22. 2 2