ansehnliche, schwach sichelförmig gekrümmte Kralle, die zwischen zwei kürzeren, ebenfalls schwach
gebogenen Borsten eingelenkt ist. Sämtliche Glieder sind mehr oder weniger reichlich mit zum
grösstenTeil gefiederten Haaren versehen (Fig. 130 e, Tafel 44). Die kleine, länglichrunde Analöffnung
befindet sich ein Stück hinter der letzten Hüftplatte in der Mitte der Bauchfläche und
wird jederseits von einer kurzen Borste begrenzt.
Die sechsbeinige Larve schmarotzt besonders gern an Stechmücken (Culex-Arten),- die
sie bei deren Ausschlüpfen aus der schwimmenden Puppenhülle befällt. Da die Mückenweibchen
zum Zwecke der Eiablage regelmässig an die Oberfläche irgend eines Wassers zurückkehren, ist
eine ausgebreitete Yersamung von Hydryphantes ruber leicht erklärbar. Nach kurzer Puppenruhe
t r i t t die Larve in das freilebende Nymphenstadium ein. Die Nymphen sind ursprünglich winzig
klein, doch geht ih r Wachstum sehr schnell von statten, so dass sie kurz vor der zweiten Verpuppung
eine Länge von 1 mm und 0,8 mm erreichen. Sie gleichen bis auf das Geschlechtsfeld
dem geschlechtsreifen Tiere. Eine Genitalöffnung ist noch nicht vorhanden, und die nebeneinander
gestellten Chitinplatten weisen an ihrem Vorder- und Hinterende nur je einen ziemlich grossen
Chitinknopf auf (Fig. 130 b, Tafel 44).
L e b e n sw e is e : Hydryphantes ruber de Geer wählt zum Aufenthaltsorte mit Vorliebe schattige
Tümpel und Teiche, auf deren Grunde eine Schicht verrotteten Laubes liegt. In seinen Bewegungen
is t er sehr geschickt und flink und bedient sich beim Schwimmen sämtlicher Beinpaare.
Am liebsten kriecht er jedoch umher, wobei das letzte Extremitätenpaar unthätig hinterhergeschleppt
wird. In Aquarien gehalten, sucht er regelmässig die gegen das Licht geschützten
Unterseiten der am Boden befindlichen Blätter auf. Hier sitzen in den Winkeln und Falten oft
10—12 Exemplare dicht gedrängt nebeneinander. Die geschlechtsreifen Tiere überwintern in
ähnlicher Weise, indem sie sich eine A rt Wohnung bauen, die in ihrem zylindrischen Baue an
die Hülsen der Phryganea-Jj&TYen erinnern. Sie scheinen wenig oder gar nicht unter der Kälte
-zu leiden, da sie sich bei Sonnenschein auch schon in jener Jahreszeit rührig zeigen, in welcher
die Eisdecke von den Wasseransammlungen des Waldes noch nicht ganz geschwunden ist. Im
Frühjahre tre ten sie deshalb auch am häufigsten auf, während sie gegen den Sommer und Herbst
allmählich fast verschwinden.
Die zweite Verpuppung geschieht an Wasserpflanzen im April oder Mai.
2. Hydryphantes dispar von Schaub.
Syn. 1888. Hydrodroma dispar von Schaub, Über die Anatomie von Hydrodroma, S. 10 ff.,
Taf. I, Fig. 1—4; Taf. II, Fig. 4—5, 7 - 9 ; Taf. III, Fig. 1—12; Taf. IV, Fig. 1—3;
Taf. V, Fig. 1, 3, 4, 5; Taf. VI, Fig. 1—7.
1894. Hydryphantes dispar Piersig, Sachsens Wassermilben, Zool. Anzeiger No. 449.
W e ib c h e n .
G rö s s e : Ausgewachsene Weibchen erreichen mit einer Länge von ca. 2 mm und einer
Breite von 1,5 mm annähernd die Grösse der vorigen Art.
G e s t a l t : Der flachgedrückte Körper besitzt in der Dorsalansicht einen ovalen Umriss
mit schwach eckig abgestumpftem Vorderende. Hier und da findet man bei jüngeren Individuen
unbedeutende seitliche Einbuchtungen des Hinterendes.
. ÜMIMHHi Die D mir H B Tieie durchweg ein sattes Scharlachrot.
Beine und Palpen sahen lichter aus.
H s p t : Die Körperdocko gleicht der von Hydryphantes ruber de Géer. Auch die Verteilung
der Hautdrüsenöffnungen und der ohitinisierten Muskelansatzstellen weicht nicht nennenswert
yon derjenigen der Vergleichsart ab. Der wichtigste Unterschied bietet sich in der
.charakteristischen Form des -ßückenschüdes dar. Während dasselbe bei Hydryphantes ruber de
Geer am Vorderrande fast bogenförmig abgerundet-'und am Hinterrande zwischen den verhältnismässig
kurz ausgezogenen Seiteneoken massig tief ausgebuchtet erscheint, lässt das Rückenschild
von Hydryphantes dispar von Schaub nach vorn zu in der Mitte, eine’bemerkenswerte Hervor-
wolbung erkennp. Ausserdem sind die hinteren, am Ende zugespitzten Seitenecken fast parallel
zur Medianlinie derart weit ausgezogen, dass nach dieser Seite hin das Rückenschild die Gestalt
eines Hufeisens annimmt;, . Der Hinterrand is t deshalb scheinbar sehr tief ausgeschnitten. Schliesslich
sei noch angeführt, dass infolge des s tark konkaven Verlaufes der Seitengrenzen auch die
stumpf abgestutzten Vorderecken mehr hervorspringen als bei der vorhergehenden A rt (Fig 1 3 1
Tafel 44). ' 6 ’
A u p é : Die Stellung und Bauart der beiden seitenständigen Doppelaugen sowie die Lage
des unpaaren Sehorgans auf dem Rüekenschilde wiederholt die bei Hydryphantes ruber de Geer
angetroffenen Verhältnisse.
P a l p e n : Die dem Säugrüssel seitlich aufsitzenden Palpen sind etwas dicker als bei
Hydryphantes ruber. -Die drei untersten Glieder haben .¿fest die gleiche Länge und Breite, das
vierte Glied jedoch ist um die Hälfte länger und schmäler und läuft in eine Spitze aus, die
Sieh m nichts von der der Vergleichsart unterscheidet. Auch die Ausrüstung der Palpen-
glieder mit Haaren und Fiederborsten kennzeichnet sich nicht durch charakteristische Ab-
weielmngen.
. .H u f t p l a t t e n : Die vorderen zwei Drittel der Bauchseite werden von dem Maxillarorgane
und den Huftplatten eingenommen. Letztere tragen die der Gattung eigentümlichen Merkmale.
B e in e : Bezüglich der Beinpaare herrscht dasselbe Längenverhältnis wie bei Hydryphantes
ruber de Geer.
G e s ü h l e c h t s h o f : Dasselbe gilt auch von dem äusseren Genitalorgan. Hier wie dort
wird die median gelegene Längsspalte der GeschleohtsSffnung von zwei schmalen, fast dreieckigen
Chitmplatten begrenzt, deren vorderen Spitzen und hinteren Aussenecken je ein gewölbter Chitinknopf
seitlich aufsitzt; der dem beborsteten Innenrande benachbarte Genitalnapf einer jeden
Geschlechtsplatte nimmt , die gleiche Stelle ein wie bei der Vergleichsart.
M ä n n c h e n : Das etwas kleinere Männchen besitzt ein ähnliches Penisgerüst wie Hydry-
phantes ruber de Geer cf.
F u n d o r t : Die in Sachsen ziemlich selten auftretende Milbe wurde vereinzelt während
des Frahjahrs m Iiohlandts Lehmlachen und in einem Tümpel des gräflichen Holzes bei Gross-
zschocher gefangen.
G e o g r a p h i s c h e V e r b r e i t u n g : Österreich (von Schaub), Deutschland (Piersig) und
die Schweiz (Steck).
L e b w e is e wie bei der vorhergehenden Art.
Zoologica. Heft 22.