sachen handelt, wird schon durch den Hinweis klar, dass die an den Nepiden befestigten rundlichen
Gebilde nicht Eier, sondern verpuppte Larven von Hydrachna globosa De Geer sind, während
die Eier, wie später Dugés ganz richtig gesehen h a t, von dem Weibchen mit Hilfe der
Mandibeln und einer Legescheide (ovipositor) an Wasserpflanzen (.Potamogetón etc.) und Spongien
abgelegt werden. Die ausgeschlüpften Larven schwärmen anfänglich frei im Wasser umher, um
sich selbständig einen W irt zu suchen. Die neuerdings von Koenike vertretene Ansicht (39 C,
S. 230) Roesels beruht aber auf Irrtum, da man im Monat Juli und August häufig Gelegenheit
findet, solche umherschweifende Larven zu fangen, ganz abgesehen davon, dass man ohne Schwierigkeit
imstande ist, in gut eingerichteten Aquarien Eiablage und LarveneHtwickelung zu erzielen,
ohne dass irgendwelche Wirte {Nepa cinerea, Ranatra linearis, Dißiscus marginalis etc.) zugegen sind.
Ausser der „kleinen roten Wasserspinne mit Zieraten“ (Fig. 24), die aller Wahrscheinlichkeit
nach mit einer Hydrachna-A rt identisch ist, führt Roesel noch „eine schöne hochrote Wassermilbe“
(Fig. 25) an, von der Neuman mit Recht vermutet, dass sie auf Limnochares holosericea Latr.
bezogen werden dürfte.
J o h a n n H e in r i c h S u l z e r (72, S. 147, Taf. 22, Fig. 147) zeichnete und beschrieb nnr-
eine einzige Wassermilbe mit „wolligem, gedrücktem Hinterleibe“ und „blaugrüner Färbung“,
welche möglicherweise ein Arrenurus-W eibchen vor stellt.
Bei M a r t i n F r o b e n L e d e rm ü l l e r (46, S. 164, Tafel 83 a— d) finden wir wieder zwei
Hydraehniden angeführt, von denen die eine vielleicht auf Atax crassipes Müller bezogen werden
könnte, während die zweite als völlig unbestimmbar anzusehen ist.
Auch É t i e n n e L o u i s G e o f f r o y (28, S. 625, Tafel 20, Fig. 7 m und 1) kannte zwei
Hydraehniden, von denen er selbst die eine „Acarus aquaticus ruber, abdomine depressa“ mit der
von Linné kurz beschriebenen A rt identifiziert. Die zweite „Acarus aquaticus niger, abdominis
medio lateribusque flavis“ ist infolge mangelhafter Beschreibung und allzu kleiner Zeichnung
nicht wiederzuerkennen. Möglicherweise handelt es sich bei ih r um eine Otirvipes- oder Atax-Art.
F r a n z v o n P a u l a S c h r a n k erwähnt in seinen Schriften (69) gleichfalls zwei Wassermilben,
die beide der Gattung Arrenurus angehören; die eine „Acarus corpore postice attenuato,
elongato“ etc.) is t das Männchen von Arr. globator Müller (sicher nicht von Arr. caudatus De Geer),
die andere ein nicht bestimmbares Weibchen.
Bei C a r l De G e e r , in dessen Werken (27) wir bereits fünf Wassermilben beschrieben
und abgebildet finden, begegnen wir dem ersten Versuche einer Einteilung der Milben und somit
auch einer Sonderstellung der Hydraehniden, indem er sämtliche von ihm angeführten einheimischen
Arten der Linnéschen Gattung „Acarus“ in sieben Gruppen einordnete:
1. Milben in Nahrungsmitteln,
2. Milben in Menschen und vierfüssigen Tieren,
3. Milben an Vögeln,
4. Milben an Insekten,
5. Milben an Bäumen und Kräutern,
6. Milben, die allenthalben zu Hause sind, und
7. Milben, die im Wasser leben.
De Geer blieb jedoch auf halbem Wege stehen, da er es unterliess, den einzelnen Abteilungen
den W ert selbständiger Gattungen beizulegen.
Was nun die angeführten Vertreter der Wassermilben betrifft, so sind zwei davon „Accmts
aquaticus caudatus und Acarus aquaticus maculatus“ das Männchen und Weibchen einer neuen
Arrenurus-Axt {Arr. caudatus De Geer). Von den übrigen drei ist „Acarus globosus“ synonym mit
Hydrachna globosa Dugès und „Acarus aquaticus holosericeus“ mit Limnochares holosericea Latreille.
Die Angaben endlich über „Acarus aquaticus ruber“ erweisen sich so dürftig, dass es nur schwer
gelingen will, ihn, wie Neuman th u t, mit Hydryphantes (Hydrodroma) ruber zu identifizieren. De
Geer beschäftigte sich auch mit den an Nepiden und Dytisciden sitzenden Larvenpuppen, die
er freilich, in Übereinstimmung mit Linné und Roesel von Rosenhof, irrtümlicherweise für Eier
h ä lt, denen aber nach seiner Ansicht die Fähigkeit innewohne, auf Kosten ihres Wirtes und
Trägers und auf Grund eines allerdings eigenartigen Einsaugungsvermögens zu wachsen und sich
zu entwickeln. Dabei scheinen ihm indes die wirklichen Larven bekannt gewesen zu sein, denn
er erwähnt in seiner Schrift, dass die jungen „acari“ nur drei Beinpaare aufweisen.
Fast gleichzeitig mit De Geer veröffentlichte O th o F a b r i c i u s (23) seine Fauna Groenla
n d ia (1780), in welcher ein Acarus aquaticus angeführt wird, dessen Einordnung schon der
Gattung nach auf Schwierigkeiten stossen dürfte.
In eine neue Phase der Entwickelung tr a t die Hydrachnidenkunde durch 0. F. M ü lle r s
grundlegende Arbeit (55b), in welcher die Wassermilben unter dem Namen ,,Hydrachnau zu einer
besonderen Gattung vereinigt wurden, die sich wiederum nach der Zahl und Stellung der vorhandenen
Augen in drei Unterabteilungen gliederte. Im Besitz einer reichen Ausbeute und begabt
mit einem ungewöhnlichen Beobachtungssinn unterschied 0. F. Müller 49 von ihm abgebildete
und zum Teil treffend beschriebene Arten. Eine grössere Anzahl derselben ist freilich
gar nicht oder doch nur unsicher wiederzuerkennen, weil einesteils die als Einteilungsgründe verwendeten
Merkmale (Zahl und Stellung der Augen, Bildung des Hinterleibes und Färbung)
in vielen Fällen sich als unrichtig aufgefasst oder als unbeständig erwiesen haben, andernteils
aber alle Angaben über diejenigen morphologischen und anatomischen Verhältnisse, welche in
der neueren Systematik als wertvoll für die Unterscheidung und Charakterisierung sowohl der
Gattungen als auch der einzelnen Arten (Bildung der Palpen, der Epimeren, des Geschlechtsfeldes,
Ausrüstung der Gliedmassen) anerkannt werden, fast durchgängig fehlen, ein Umstand,
der sich sehr leicht aus der Unzulänglichkeit der damaligen Beobachtungsmittel erklärt. Trotzdem
ist die Reihe der von den neueren Hydrachnidologen übereinstimmend wiedererkannten
Müllerschen Spezies ziemlich stattlich. Als neu entdeckt und sicher .bestimmt gelten folgende
Arten: 1. Atax crassipes Müller, 2. Gochleophorus spinipes M., 3. Cochl. vernalis M., 4. Gurvipes fuscatus
Herrn., 5. Gur v. nodatus M., 6. Piona latipes M., 7. Piona torris M., 8. Acercus liliaceus M., 9. Midea
elliptica M., 10. Mideopsis orbicularis M., 11. Brachypoda versicolor M., 12, Marica musculus M.,
13. Oxus strigatus M., 14. Limnesia undulata M., 15. Limnesia maculata M., 16. Limnesia calcarea
M., 17. Arrenurus globator M., 18. Arr. maculator M., 19. Arr. albator M., 20. Arr. tricuspidator M.,
21. Arr. emarginator M., 22. Arr. papillator M., 23. Arr. pustulator M., 24. Arr. Integrator M.,
25. Arr. sinuator M., 26. Arr, truncatellus M., 27. Diplodontus despicims M., 28. Eylais extendens M.,
29. Hydrachna geographica M.
Angaben biologischen und entwicklungsgeschichtlichen Inhalts sind in dem Müllerschen
Werke verhältnismässig spärlich enthalten und auch nicht immer zutreffend. So wird die irrtümliche
Ansicht Roesels vertreten, dass die Hydraehniden Spinnorgane besässen. Über die Begattung
und den Geschlechtsdimorphismus hat Müller ebenfalls Beobachtungen gemacht. E r bezweifelt
eine wirkliche Copulation, doch ist ihm nicht entgangen, dass der sogenannte Petiolus