Schliesslich sei noch der unstreitigen Verdienste gedacht, die sich Koenike um die Feststellung
der Hydrachniden - Synonymie, besonders durch die Revision der Lebertschen und
Kramerschen Befunde und durch die Beseitigung schon anderweitig verwendeter Gattungsnamen
erworben h a t, trotzdem man ihm nicht in allen Punkten beitreten kann. Einverstanden
bin ich mit ihm, wenn er den Genusnamen Axona Kramer mit Brachypoda Lebert, Nesaea Koch
mit Gurvipes Koen., Megapus Neuman mit Atracüdes C. L. Koch, Forelia Haller mit Acercus C. L.
Koch, Hydrodroma C. L. Koch mit Hydryphantes G. L. Koch vertauscht, nicht aber, wenn er Ma-
rica C. L. Koch mit Pseudomarica Neuman in ein Genus vereinigt und für beide den von ihm
geschaffenen Namen Fronüpoda einsetzt. Wie ich schon früher ausgeführt, haben wir von Kramer
die ältere Bezeichnung „Oxusu, die nach dem Rechte der P rio ritä t unbedingt an die Stelle des
schon verbrauchten Namens „Marica“ zu tre ten hat, wenn man, wie Koenike, von der Zusammengehörigkeit
der beiden weiter oben genannten Genera überhaupt überzeugt ist. Ich selbst beschränke
jedoch den Namen „Oxusu Kramer auf Pseudomarica Neuman, wobei ich mich an Kreji-
dowskij anlehne.
Nachdem ich in Vorstehendem einen auch die neueste Zeit mit umfassenden Überblick
aller wissenschaftlichen Bestrebungen gegeben habe, die von anderer Seite das umfangreiche Gebiet
der Hydrachnidenkunde in Bezug auf Systematik, Faunistik, Anatomie, Biologie und En twickelungsgeschichte
auszubauen suchten, bleibt mir nur noch übrig, auszuführen, in welchem
Umfange ich selbst bemüht wär, nach dieser Richtung hin thätig zu sein. Zuerst sei angeführt,
dass es mir während einer mehr denn siebenjährigen Beschäftigung mit deutschen Siisswasser-
milben gelang, folgende, teils für die vaterländische Fauna bisher noch fremde, teils völlig neue
Arten aufzufinden:
1. Gochleophorus deltoides Piersig P, cf, 11. Arrenurus conicus Piersig P, cf,
2. Gurvipes aduncopalpis Piersig P, cf, 12. Arrenurus leuckarü Piersig P, cf,
3. Gurvipes thoracifer nov. spec. P, cf, 13. Arrenurus compactus Piersig cf,
(Zool. Anz. 431, S. 396, 26. Zeile v. o.), 14. Arrenurus radiatus Piersig P, cf, •
4. Gurvipes ambiguus (2. Stadium) Piersig, 15. Arrenurus maximus Piersig P, cf,
5. Hydrochoreutes kramen nov. spec. P, cf, 16. Arrenurus cordatus Piersig cf,
(Zool. Anz. Nr. 466, S. 23—25, Fig. 5—9), 17. Arrenurus solidus Piersig P, cf, ^
6. Acercus brevipes Piersig P, 18. Arrenurus bisulcicodulus Piersig cf,
7. Pionacercus leucJcarti Piersig P, cf, 19. Arrenurus oblongus Piersig cf,
8. Wettina macroplica Piersig P , cf, 20. Arrenurus tetracyphus Piersig cf,
9. Axonopsis complanata Müller uP, cf, 21. Ihyas longirostris Piersig P, cf,
10. Limnesia koenikei Piersig P, cf, 22. Hydrachna inermis Piersig P, cf.
Ferner entdeckte ich zum erstenmale die Nymphen von Ihyas venusta Koch (Bradybates
tr. N.), Hydryphantes ruber De Geer, Frontipoda musculus Müller, Hydrochoreutes kramen Piersig,
Pionopsis lutescens Herrn., Piona ornata Koch, Mideopsis orbicularis Müller, Midea elliptica Müller,
Wettina macroplica Piersig, Teutonia prima/ria Koen., Lebertia tau-insignita Lebert, Limnesia koenilcei
Piersig, Gochleophorus deltoides Piersig, Brachypoda versicolor Müller, Axonopsis complanata Müller,
Gurvipes thoracifer Piersig, Gurvipes aduncopalpis Piersig, Arrenurus sinuator Müller, Atax figuralis
Koch und Atax intermedius Koenike. Durch glückliche Züchtungsversuche erhielt ich neben ändern
auch die bisher unbekannten Larven von Gochleophorus spinipes Müller, Gochleophorus deltoides Piersig,
Gurvipes longipalpis Krendowskij, Gurvipes rotundus (im Deutovum eingeschlossen), Atracüdes spinipes
Koch, Pionacercus leuclcarü Piersig, Mideopsis orbiciäaris Müller, Brachypoda versicolor Müller, Axonopsis
complanata Müller, Fronüpoda muscidus Müller, Oxus strigatus Müller, Limnesia Jcoenikei Piersig,
Arrenurus caudatus De Geer, Teutonia primaria Koenike, Lebertia tau-insignita Lebert und Thyas
venusta Koch.
Die Zahl der überhaupt von mir in Sachsen gefundenen Hydrachnidenarten beläuft sich
auf 84, die sich auf 28 Gattungen verteilen. Von diesen treten fünf als neu auf. Die Gründe
für die Abgliederung derselben habe ich schon in früheren Publikationen erwähnt, doch komme
ich bei den Gattungsdiagnosen noch einmal darauf zurück.
Obgleich im Vorhergehenden schon hin und wieder kurz angedeutet wurde, an welchen
Lokalitäten die'einzelnen Forscher gesammelt und beobachtet haben, so halte ich es doch der
Übersichtlichkeit wegen für angebracht, die einzelnen hier in Frage kommenden Gebiete zusammenzustellen,
zumal uns dadurch Gelegenheit geboten wird, eine Anzahl rein faunistischer Arbeiten
kennen zu lernen, die in dem gegebenen historischen Überblick noch nicht erwähnt wurden. In
Deutschland wurden die Gewässer der Umgebung von Regensburg, des Isarkreises (Greifenfeld),
des Regenkreises (Strassberg), der Oberpfalz (Wernberg) und Rheinbayerns (die Schwarzbach bei
Zweibrücken) durch Koch, diejenigen in der Nähe Münchens durch P e rty (58) mehr oder weniger
eingehend abgeforscht. Der weiteren Umgegend Bremens und dem Harze wendete Koenike sein
Augenmerk zu. Zacharias (81) sammelte ausgiebiges Material in dem Glatzer-, Iser- und Riesengebirge
(die Seefelder, die beiden Isermoore, der Iserfluss, die kleine Iserwiese, der grosse und
kleine Koppenteich, die stehenden Gewässer des Hirschberger Thals), in den westpreussischen
Seen (28 an der Zahl), in Holstein (Plöner See), im süssen und salzigen See bei Mansfeld, in der
Umgebung von Frankfurt an der Oder (Müllroser See, Fauler See) ,, in Hessen (bei Gelnhausen)
und in den Kraterseen der Eifel (Laacher See, Gemundener Maar, Holzmaar, Maar bei Schalkenmehren,
See von Obermoos und Niedermoos). Ich selbst habe versucht, die im Königreich Sachsen
vorkommenden Hydracknidenformen festzustellen. Die ausserordentliche Verschiedenheit in der
Bodenbeschaffenheit dieses Landes und die dadurch gebotene Abwechslung in den Lebensverhältnissen
erklärt die hohe Zahl der aufgefundenen Arten. Dabei erhebe ich indes keineswegs den
Anspruch auf eine gewisse Vollständigkeit, sondern bin im Gegenteil bei der weiten Verbreitung
der meisten Süsswassermilben fest überzeugt, dass bei erneuten Forschungen noch mancher neuer
oder bisher nur fremdländischer V ertreter in die von mir aufgestellte Liste eingereiht werden muss.
In den siebziger Jahren wählte sich Kramer die Gewässer Thüringens als Forschungsgebiet, doch
h a t derselbe später auch der Umgegend von Halle a. d. S. seine Aufmerksamkeit zugewendet.
Herr Lehrer Leege bemühte sich um die Feststellung der Hydrachnidenfauna der Nordseeinsel
Juist, wobei er eine von Koenike dann beschriebene neue Hydrachna-Spezies (Hydrachna leegei Koen.)
erbeutete. Durch die Thätigkeit des Dr. Made gelangte Koenike in den Besitz einer reichen
Ausbeute von Süsswassermilben, die bei Langen unweit Frankfurt a. M., bei Mainz, Giessen und
Darmstadt gesammelt wurden. W. Dröscher (19) konnte im Schweriner See das Vorkommen von
24 auf 13 Gattungen verteilter Hydrachnidenarten feststellen. Dr. 0. Schneider (Blasewitz)
untersuchte die Gewässer auf Borkum, K. Knauthe einige Sümpfe und Teiche in Schlesien (Lauterbach
und Schlaupitz bei Reichenbach).
In allerneuester Zeit hat A. P r o t z in Königsberg im Zoologischen Anzeiger (Nr. 493,
Beiträge zur Hydrachnidenkunde) gelegentlich der Veröffentlichung zweier neuer Hydrachnidenarten,
Sperchon verrucosus und Tliyas eximia Protz, bekannt gegeben, dass er seit mehreren Jahren