Nahrung besteht aus Daphnien und Cypriden. Von Natur e tw as 'trä g e, überfällt Hygrobates
longipalpis niemals andere weichhäutige Hydrachniden und kann daher getrost mit denselben in
einem Gefässe auf bewahrt werden. Die definitiven Männchen und Weibchen treten im Frühjahr
und Sommer auf.
E n tw i c k l u n g : Das Weibchen klebt seine zahlreichen, gelbbraunen, mittelgrossen Eier
an die Blätter und Stengel der Wasserpflanzen an, wobei dieselben in eine durchscheinende, hellgelbliche
Kittmasse eingehüllt werden. Nach ungefähr fünf bis sechs Wochen haben sich die
sechsbeinigen Jungen entwickelt und verlassen das Deutovum, um sich lebhaft im W asser umherzutummeln.
Sie sind zum erstenmale von C. Neuman gezüchtet und kenntlich beschrieben worden.
Später h a t Koenike1) die Angaben des vorerwähnten Autors durch eine allerdings kurze
Diagnose ergänzt, während Kramer2) durch eine schematisierende Zeichnung ein Bild von der
Bauchfläche dieser. Tiere gewährt. Auch ich habe versucht, die sechsfüssige Larvenform von
Bauch- und Riickenseite in Fig. 47 k uud 471, Taf. XIX darzustellen. Die Länge beträgt ca. 0,35 mm,
die Breite 0,19 mm. Der Körperumriss ist in dieser Lage länglich oval. Der bläulich gefärbte,
niedergedrückte Leib wird von oben und unten durch gepanzerte Schilder geschützt. Die die
Bauchseite fast ganz bedeckenden Epimeralplatten sind in der Medianlinie des Körpers durch
eine schmale Furche getrennt und lassen nur an den Aussenrändern Spuren einer gegenseitigen
Isolierung erkennen. Das Rückenschild erreicht mit seiner hinteren Spitze das Körperende und
trä g t auf seinen beiden vorderen Seitenrändern die verschmolzenen, schwarzpigmentierten Doppelaugen.
Das sphärische Hautdreieck, mit welchem der ventrale Hinterleib abschliesst, wird zum
grössten Teil von einer Analplatte eingenommen, die einem symmetrischen Trapez gleicht, dessen
eine wesentlich kürzere Parallele, quergestellt zur Medianlinie, hinten liegt. Die Analöffnung,
zu beiden Seiten von je einer Borste begleitet, liegt in der Mitte. Die spitzwinkeligen, abgerundeten
Ecken an der Beugseite reichen bis nahe an den Seitenrand der Körpers heran und
werden durch je eine Borste eingenommen. Ausser einer Anzahl steifer, nicht übermässig langer
Borsten bemerkt man am Hinterrande zwei rückwärts gerichtete, starke und ziemlich lange
Zapfen, auf welchen je ein die Körperlänge erreichendes, kräftig entwickeltes Haar eingelenkt
ist. Das Kapitulum zeigt ganz den Öwryipes-Typus. Den Krallen gegenüber stehen drei Haare,
von denen das äussere die doppelte Länge der ändern erlangt. Bei den kurzen Füssen, deren
Länge folgende Masse aufweisen:
1. Fuss -#= 0,192 mm,
2. Fuss = 0,208 mm,
3. Fuss = 0,256 mm,
fällt besonders auf, dass die mittlere der drei sichelförmig gekrümmten Krallen einen kurzen,
äusseren Nebenzahn besitzt (Fig. 47 m, Taf. XIX).
Z w e i t e L a r v e n f o rm : Nach einem kurzen Schmarotzertum an Wasserinsekten und
deren Jugendformen verpuppt sich die sechsfüssige Larve. Schon anfangs Sommer kann man
in den Besitz der ausgeschlüpften, frei im Wasser umherschwimmenden, achtfüssigen Nyphen
gelangen. Sie gleichen bis auf die Grösse und auf das Geschlechtsfeld schon sehr dem geschlechts*)
Anm. zu Piersigs Beitrag zu r Hydrachnidenk. Zool. Anz. No. 396. 1892,
2). Über die verschiedenen Typen d. sechsf. Larven bei den Süsswassermilb. Archiv für Naturg. Bd. I. Heft 1.
1893. Fig. 9.
reifen Tiere. Im Gegensätze zu C. Neumans ’) Behauptung, dass das zweite Larvenstadium, über
welches er übrigens keine weiteren Angaben macht, an der Beugseite des zweiten Palpengliedes
eines Zapfen entbehre, kann ich feststellen, dass derselbe keineswegs fehlt, wenn auch seine En twicklung
keine so auffallende ist, wie bei den adulten Tieren. Ebensowenig vermisst man die
bekannte Zähnelung am Zapfen und der vorderen Beugseitenhälfte des nächstfolgenden Gliedes,
an welch letzterer Stelle, die Anzahl der Spitzhöcker allerdings verschwindend klein ist (Fig. 47 i,
Taf. XIX). Der ziemlich kugelige Körper h a t eine durchschnittliche Länge von 0,7 mm, eine
Breite von 0,624 mm und eine Höhe von 0,53 mm. In der Rückenansicht (Fig. 47 h, Taf. XIX)
stellt sich der Körperumriss fast kreisrund dar und lässt gewöhnlich jede Einbuchtung an der
Stirnseite vermissen. Die Rückendrüse ist ebenfalls stark verästelt, doch zeigt sie weit einfachere
Formen, als diejenige des ausgewachsenen Tieres. Das Geschlechtsfeld besteht aus zwei länglichrunden,
nach vorn zu sich zugeneigten, durch einen Zwischenraum getrennten Platten, welche jede
zwei dicht aneinandergelagerte Näpfe trä g t, deren schmale Trennungsfurche am inneren und
äusseren Rand der Platte mit je einem feinen Börstchen ausgestattet ist. Die einander zugekehrten
Ränder der Näpfe eines Chitinfeldes sind abgeplattet. Zwischen den Genitalplatten, in
gleicher Höhe mit den vorderen Näpfen, schimmert ein kleiner Chitinstützkörper durch die Haut.
Die Nymphe verpuppt sich im Herbste, und nach wenigen Tagen (8—10) schlüpft das geschlechts-
reife Tier aus.
Nach Koenike is t Hygrobates rotundatus C. L. Koch identisch mit Hydraraclma longipalpis,
Hermann (Möm. aptörologique par J. F. Hermann, Strassburg 1804, pag. 55, planche III, Fig. 1
et pl. IX, Fig. P). E r stützt sich hierbei hauptsächlich auf die bildliche Wiedergabe der Palpe
(Taf. IX, Fig. P), die sogar den Zahn unterseits am vorderen Rande des zweiten Tastergliedes
kenntlich darstellt. Nach eingehender Prüfung kann ich nicht umhin, meine volle Übereinstimmung
mit der Ansicht Koenikes zum Ausdruck zu bringen. Bruzelius und C. Neuman folgen in
der Bezeichnung dem Kochschen Werke. C. Neuman bildet eine Hygrobates impressus nov. sp.
ab und charakterisiert dieselbe in ziemlich kurzer Diagnose, Doch genügen seine Angaben, um
erkennen zu können, dass ihm das Männchen seines Hygrobates rotundatus Koch Vorgelegen hat. Ich
verweise dabei auf die Angaben, die er über das Fehlen von Chitinstützkörpern (tvärspringor) an
den beiden Enden der Geschlechtsspalte macht.
2. Hygrobates reticulatus Kramer.
Syn. 1879. NeSaea reticulata Kramer, Wiegmanns Archiv fü r Naturgeschichte, Bd. 1, tab. 1, Fig. 8
(zweites Larvenstadium), pag. 11.
1882. Hygrobates gracilis Haller, Die Hydrachniden der Schweiz, pag. 68—69.
1892. Hygrobates gracilis Koenike, Zool. Anzeiger, Anmerkungen zu Piersigs Beitrag zur
Hydrachnidenkunde, No. 396.
Hygrobates reticulatus Kramer wurde zuerst im zweiten Larvenstadium aufgefunden. Da
dasselbe die spezifischen Unterschiede des geschlechtsreifen Tieres an sich träg t, ist es mit dem
letzteren auch ohne Kenntnis der dazwischen liegenden entwicklungsgeschichtlichen Phasen leicht
identifiziert worden. Haller gab später eine Beschreibung des definitiven Tieres. Dasselbe stimmt
') Om Sveriges Hydrachnider: Svenska Handlingar, Bd. 17, pag. 61, Aam. 1.