Deutschlands Hydraehniden.
i. Allgemeiner Teil.
H i s t o r i s c h e r Ü b e r b l i c k .
Die erste Kunde über Hydraehniden verdanken wir, wenn wir von einer dürftigen, bildlichen
Darstellung des Holländers S t e p h a n B l a n k a a r t in seiner „Schou-Burg der Rupsen,
Wonnen, Maden en Vliegende Dierkens daar n it voortkomende. Tot. Amsterdam 1688“ absehen,
dem Naturforscher J o h a n n e s L e o n h a r d t F r i s c h (25)*). dessen rote Wasserspinne (Arancus
aquaticus, ruber parvus) nach Müllers Meinung mit Bydrcichria (= Diplodontus) despicims identisch
sein soll.
Ungefähr zwei Jahrzehnte später (1752) beschrieb J o h a n n e s S w am m e rd am (73) ein
nach seinen Worten spinnenähnliches Tier, das er aus den an Nepiden festsitzenden, vermeintlichen
„Eyern“ herauspräparierte, und lieferte damit die erste entwickelungsgeschichtliche Nachrich
t über Hydrachna gldbosa De Geer.
F a st um die gleiche Zeit (1746) gab L in n é in seiner Fauna.Suecica (S. 348, Nr. 1199)
einen Acarus aquaticus bekannt, dessen knappe Beschreibung „Corpus ovatum, parvum, in dorso
depressum, coccineum“ zwar von ihm in einer zweiten Auflage des gleichen Werkes (1761) durch
die etwas genauere und weitere Definition „ Acarus aquaticus, ab domine depresso, tomentoso, postice
obtuso. Grlobum saepe trahens post se. Ova rubra in Nepis ponens“ (S. 617) ergänzt wurde, die
indes auch in dieser Form immer noch so allgemein gehalten ist, dass sich kaum bestimmen lässt,
welche Hydrachnide ihm wohl Vorgelegen haben mag.
A u g u s t J o h a n n R o e s e l v o n R o s e n h o f (63) erzählt uns von seinen Beobachtungen
liber eine Wassermilbe, die er aus den an Wasserskorpionwanzen (Nepa cinerea L.) gehefteten
Puppen sich entwickeln sah. E r rechnet sie irrtümlicherweise zu den Spinnen. Zu dieser Annahme
wurde er verleitet, weil er glaubte, bemerkt zu haben, dass dieselbe aus ihrem Hinterleibe
kürzere oder längere Fäden spänne, die sie lange mit sich herumschleppte. Es handelt sich
dabei wahrscheinlich um Fadenalgen, wie solche nicht selten an Hydraehniden angeheftet sind.
Weiter will Roesel gesehen haben, dass nach der Paarung der Geschlechter sich die dicksten
oder grössten Spinnen zu wiederholtenmalen an die Wasserwanzen ansetzten und solche mit Eiern
belegten, „so, dass sie ganz fest an selbigen behängen blieben und weder abgestossen, noch vom
Wasser abgeschwemmt werden konnten“. Dass es sich auch hier um eine Verkennung der That-
*) Die eingeklammerten Zahlen verweisen auf die Nummern des Litteraturverzeichnisses.
Zoologica. H eft 22. 1