Das Verhältnis der Körperlänge zur Länge der Beinpnare erleidet hei trächtigen Weibchen
zu Gunsten des ersteren eine nicht unwesentliche Verschiebung.
G e s c h l e c h t s f e l d : Die 0,272 mm lange Geschlechtsspalte liegt unmittelbar hinter dom
Hüftphittongobiot. Die an der unteren Hälfte der Geschlechtsklappen aussen angelegten Genitalnapfplatten
haben dieselbe Form wie bei C. spinipes. Von den zahlreichen 35—‘10 Stigmen jeder
Pla tte heben sich zwei am äusseren Rande gelegene, die anderen etwa um die Hälfte an Grösse
übertreffenden Näpfe besonders hervor. Zwischen der oberen Spitze der Napfplatte und dem oberen
Querriegel der Schamspalte stehen auf jeder Seite drei in die Körperhaut gebettete Härchen. Die
seitlichen Abdominaldrüsenhöfe sind nicht mit den Genitalplatten verschmolzen, sondern stehen
in einer Entfernung, die der Breite der letztgenannten nur wenig nachsteht.
Die Verteilung der ändern Banchdriisenhöfe und der Haargebilde auf den Epimeren, den
Genitalplatten und dem Raume zwischen dem endständigen Anus und dem Gesohlechtsfelde ist,
soweit dieselben bei genauer Untersuchung wahrgenommen werden konnte, auf der Zeichnung
(Fig. 7 a, tab.1V), welche ein Gesamtbild der Ventralseite gewährt, sorgfältig wiedergegeben worden.
M ä n n c h e n : An Grösse kaum Gochl. spinipes cT übertreffend, unterscheidet sich das
männliche Geschlecht der neuen A rt von ersteren bei unbewaffnetem Auge durch die gelegentlich
der Beschreibung des Weibchens schon charakterisierte Färbung der Dorsalseite. Sonstige Abweichungen
sind unbedeutend und beschränken sich auf den Haarbesatz der Epimeren und das
Grössenverhältnis der zahlreichen Gesohlechtsnäpfe, von denen zwei am äusseren Rand der Platte
situierte die ändern an Grösse Ubertreffen, Verhältnisse, die wir sohon beim Weibchen angetroffen
haben. .
F u n d o r t : Gochl. dcltoiäes wurde von mir in einem Eiscnbalmtümpcl bei Barneck (zwischen
der Luppe und dem Wege zur grossen Eiche) und im Schlossteiche zu Grosszsohocher entdeckt.
E n tw ic k lu n g : Das Weibchen legt 30—40 gelblich gefärbte Eier (Durchmesser 0,144 mm).
Die sechsbeinigen Jungen unterscheiden sich kaum von denen der vorhergehenden Art. Die.
Weiterentwicklung derselben konnte ich nicht weiter verfolgen, da dieselben nach ein bis zwei
Wochen abstarben. Jedenfalls heften sich dieselben an irgend welche Wassertierchen an, um zu
schmarotzen und sich dann zu verpuppen. Das gleichzeitige Auffinden der definitiven Tiere, Männchen
und Weibchen mit der zweiten Larvenform, die in der Bildung des Geschlechtsfeldes erheblich
von den Nymphen des G. spinipes abweicht, gab mir erst Gewissheit, dass wirklich eine neue
Spezies vorliegt. Während bekanntlicherweise das zweite Larvenstadium von G. spinipes Müller
auf jeder Seite der unentwickelten Geschlechtsspalte sechs Sexualnäpfe besitzt, beschränkt sich
dieselbe bei der entsprechenden Entwicklungsstufe der neuen A rt auf zwei, deren Durchmesser
0,024 mm beträgt. Die zwei Näpfe einer Seite stehen auf einer chitinösen Platte, die in ihrer
oberen Innenecke durch eine Brücke mit der gegenüberliegenden verbunden ist. Jede Pla tte tra g t
drei Haare (Fig. 7d, tab. IV).
Die Nymphe verpuppt sich nach längerem oder kürzerem Umherschweifen an Wasserpflanzen.
Die geschlechtsreifen Tiere tre ten im Sommer (Juli, August) auf.
3. Cochleophorus vernalis (Müller) O. L. Koch.
Syn. 1776. Hydrachna vernalis Müller, Zool. Dan. Prodr., pag. 189, Nro. 2259.
1781. Hydrachna vernalis id., Hydrachnae quas etc., p. 48, tab. V, Fig. 1.
Syn. 1798. Trombiäiwn vernede J. C. Fabricius, Ant. syst. II, p. 404.
1805. Atax vernalis id. Syst. Antliatorum, pag. 870.
1885/41. „ „ Koch, Deutschlands Crust. etc., Heft 7, Fig. 41.
1887. „ „ Barrois et Moniez. Catalogue des Hydrachnides, p. 5.
1893. „ „ Piersig, Beiträge z. Hydrach.-Kunde, Zool. Anz. Nr. 431, p. 396.
W e ib c h e n : Das zu Cochleophorus vernalis Koch gehörige Weibchen ist zuerst von C. Neu-
man unter dem Namen Nesaea ■despiciens beschrieben, aber, wie schon dieser Name beweist, nicht
recht erkannt worden. E rst meinen Untersuchungen glückte es, demselben seinen rechten Platz
anz u weisen.
G r ö s s e : Die Länge des Körpers schwankt zwischen 1,12 mm bis 1,5 mm, die Breite
zwischen 1,06 mm bis 1,33 mm.
G e s t a l t : In Rücken-und Bauchlage erscheint der Körperumriss nahezu kreisrund. Auch
hier fehlt jede Einbuchtung, ln der Lateralansicht zeigt der hochgewölbte Rücken an seinem
Vorderende eine flache Einsattelung. Maxillarorgan und Stirnteil sind ebenfalls durch eine
solche getrennt.
F ä r b u n g : Das Tier fällt besonders durch seine beim Männchen stärker tingierte, rötliche
Rückendrüse auf. Das Vorderende derselben hat an jeder Seite einen nach vorn gerichteten
gewöhnlich kolbig auslaufenden Ast, der sanft nach der Medianlinie zu gebogen ist. Die durchscheinenden
dunkelbraunen Lappen des Lebermagens umschliessen die Dorsaldrüse vollständig. Die
Grundfarbe des Körpers, gewöhnlich ein durchscheinendes Grüngelb oder Gelb, kommt infolgedessen
nur an dem Körperrande voll zur Geltung (Fig. 4c, T. II). Epimeren, Palpen und Beine
variieren in der Färbung zwischen gelbgrün und grünlichblau.
H a u t : Die Oberhaut ist dicht mit feinen Spitzen besetzt, welche, eng aneinander gedrängt,
bedeutend grösser sind als bei Cochleophorus spinipes, so dass man bei mässiger Vergrös-
serung schon imstande is t, dieses Stachelkleid zu beobachten. Das Unterhautgewebe hat eine
maschige Struktur. Die antenniformen Borsten sind kurz und ungemein fein. Die Drüsenhöfe
der Dorsal- (Fig. 4d, T. II) und Ventralseite (Fig. 4 a, T. II) treten infolge ihrer Grösse und
starker Chitinisierung ebenso deutlich hervor wie bei Coclil. spinipes.
A u g e n : Die dunkelrot pigmentierten Doppelaugen stehen unmittelbar am seitlichen Vorderrande
des Körpers und weichen in ihrer Bauart durchaus nicht von denen anderer Cochleo-
phorusarten ab.
M u n d t e i l e : Das Maxillarorgan ist nennenswert länger als bei G. spinipes und C. deltoides.
Es endet in einem keilförmigen Fortsatz, der durch eine wenig sichtbare Mittelrinne geteilt erscheint.
Die kleine Mundöffnung liegt am Vorderende und wird von verhältnismässig kurzen
Vorderhörnern überragt, zwischen denen eine schmale Rinne vom Munde aus nach vom verläuft.
P a lp e n : Die Maxillartaster verleugnen auch hier nicht den für die G-attung typischen
Bau, doch ist es nicht schwer, die spezifischen Eigenheiten aufzufinden. Zunächst fällt eine Verkürzung
des vorletzten Gliedes ins Auge, so dass dasselbe merklich hinter der Länge des zweiten
zurücksteht. Sodann ist die Beborstung eine andere. Die Streckseitenborste des zweiten Gliedes
rag t wenig über das äussere Ende des dritten Gliedes hinaus, wie denn auch die Aussen- und
Innenborste (jene mehr als diese) von bescheidener Länge sind. Das dritte Glied zeichnet sich
durch zwei am Vorderende der Streckseite inserierte, ebenfalls gefiederte lange Haarborsten