abgerückt und nimmt fast drei Viertel der Ventralflädie ein. Die einzelnen Hüftplattengruppen
sind näher aneinander gerückt (Fig. 9 g, Taf. VII).
F ii s s e : Von den Beinpaaren, die übrigens in ihrer Reihenfolge nach hinten an Länge zu-
nehmen, besitzen die beiden vorderen und das letzte vollständig normalen Bau, das dritte jedoch
ist in ¡seinem vierten Gliede derartig umgeändert, dass es als Greiforgan Verwendung finden
kann (Fig. 9 i, Tafel VII). Auf einem am äusseren Beugseitenende sich erhebenden Zapfen ent.
springt seitlich eine ca. 0,15 mm lange, schwach säbelförmig nach der Strcckscitc hm gebogene,,
vorwärts gerichtete, auffallend kräftige Borste, die in einer mehr oder weniger scharfen Spitze
ausläuft. Das äussere, verlängerte Streckseitenende is t mit einer noch eigenartiger umgebildeten
Greifborste ausgerüstet, an der besonders auffällt, dass sie im ersten D rittel ¡stark gebogen erscheint
und an dem Wurzelende einen nach unten gerichteten, konisch zugespitzten Zapfen be-u
sitzt. Unmittelbar hinter demselben sind der dorsalen Seite des Gliedes zwei breite,, säbelförmige
Borsten eingefügt, deren Einlenkungsstellen seitlich je einen deutlichen Hocker aufweisen. Die
ventralwärts gekehrte Gliedseite trä g t vier lange M e i f e Degenborstin. ' Dräne Schwimahaar-
büschel findet man nur am fünften Gliede des dritten und am vierten und fünften Gliede des
letzten Beinpaares. ' _ ' ■ CS . W ’
G e s c ih le c h ts f e 1 d : Der in der Hinterrandsbucht des Körpers eingelagerte Geschlechts,
hof setzt sich zunächst zusammen aus einer von schmalen Klappen verschlossenen Gcnitalspalte
und zwei auf beide Seiten-verteilten Napffeldern mit je drei in der Ventrallage'..nur undeutlich „
sichtbaren, dicht aneinander gerückten Genitalnäpfen und einer Anzahl um dieselben gruppierten
langen und M « ., Haaren. Ausserdem ist noch ein chitinöses, stabförmiges Gebilde vorhanden,
das grosse Ähnlichkeit mit dem Petiolus der Ara»ras-Hänncken erkennen lässt und deshalb mit
dem gleichen Namen bezeichnet werden soll, sich aber durch einen weit komplizierteren Bäu
auszeichnet. Bei der vorliegenden A rt endigt der Petiolus in einem quer abgestutzten Mittcl-
stfick und zwei randständigen Spitzen, die durch deutliche Einschnitte von dem erstcre:: geschieden
sind. An jeder Seite des Petiolus befindet sich ein annähernd winkelförmig gebogenes Chitinstück,
das mit seinem längeren, schwach schraubenförmig gedrehten Schenkel sich dicht an eine
seitliche Vertiefung des ersteren anlegt, während der kürzere dem hinteren Körperende aufsitzt
und zur Anheftung von Muskelsträngen dient. Dieser, den beiden Chitinwinkoln eigene Mechanismus
ermöglicht es, dass bei einer Zusammenziehung der Muskeln die dem Petiolus angefugten,
fast löffelförmigen Schenkel in lateraler- Richtung eine spreizende Bewegung ausfuhren. können,,
wobei der Scheitelpunkt zugleich als Dreh- und Unterstützungspunkt dient. Wie ich schon früher
betont, haben wir es Her mit niner hei der Kopulation in Thätigkeit tretenden Vorrichtung zu
tr ä n , die die Einführung des Petiolus in die Schamspalte und die Offenhaltung der letzteren
zum Zwecke der Samenübertragung erfolgreich unterstützt (Fig. 9h, Taf. VII).
F u n d o r t e : In Sachsen sind mir zwei Fundstellen bekannt geworden: der untere Teich
bei der Oberförsterei Hirschsprung (Ältenberg im östlichen Erzgebirge) und die Amsdorfer Teiche.
L e b e n sw e i s e : Eydrochoreutes ungulatus C. L. Koch t r i t t in den Sommermonaten auf (Ende
Ju n i bis August) und gehört zu den seltenen Wassermilben. Wenig schwimmlustig, h ä lt er sich
mit Vorliebe kletternd zwischen den Wassergewächsen oder ruhend am Boden auf. Seme Nahrung
besteht der Hauptsache nach aus niederen Krustentieren.
E n tw i c k l u n g : Die von mir monatelang in kleinen Aquarien gehaltenen Weibchen
leg ten ih re mittelgrossen, lichtgelben oder bräunlichen, in eine gelatinöse Masse eingeMllten Eier,
30—40 an der Zahl, an die Unterseite der Blätter von Elodea ccinadense und Ceratophijllum verbi-
cillatum. Nach ungefähr vier "Wochen krochen die seehsbeinigen Jungen aus. Die Larve, von
der ich eine Dorsal- und Ventralansicht beigegeben habe (Fig. 9n u. 9 p, Taf. VII) wiederholt
im grossen und ganzen den CWyipes-Typus. Die Abgliederung der zweiten Epimere ist bis auf
einen kleinen Raum an der Mittelfurche durchgeführt. Das Analfeld h a t die Gestalt eines
symmetrischen Paralleltrapezes mit abgerundeten Ecken, dessen vordere Parallele kürzer als die
hintere ist. Der hintere Rand der Analplatte ist zu einer keilförmigen Rinne ausgezogen, deren
Spitze über den hinteren Körperrand hinausragt (Fig. 9 o, Taf. VII). Die Füsse besitzen je drei
Krallen, von denen die mittlere unter stumpfem Winkel stärker gebogen ist. Aus der sechs-
beinigen Larve, die eine kurze Zeit an den Jugendformen verschiedener Wasserinsekten schmarotzt,
entwickelt sich, wie ich schon früher nachgewiesen, eine Nymphe, deren Geschlechtsfeld aus zwei
unregelmässig abgerundeten, vorn dachförmig sich zugeneigten Chitinplatten besteht , die nach
innen zu eine grössere Strecke dicht aneinander gelagert und in der Medianlinie mit dem bekannten
Chitinkörper aufs innigste verschmolzen sind. Jede Pla tte umschliesst zwei 0,02 mm
im Durchmesser haltende Näpfe.. Bei schärferer Einstellung des Vergrösserungsglases erkennt
man, dass in der Regel das gesamte Geschlechtsfeld von einer sehr dünnen, chitinösen Randzone
umgehen is t, die sich mehr oder weniger deutlich von dem eigentlichen Plattengebiet ahheht
(Fig. 9 f, Taf. VI). Nachdem die Nymphe (Fig. 91, Taf. VII) die in ihrer Tracht unverkennbare
Ähnlichkeiten mit dem Weibchen aufweist, annähernd eine Länge von 0,7 mm erreicht hat, verpuppt
sie sieh an Wasserpflanzen. Die Umwandlung in das definitive Geschlechtstier vollzieht
sich innerhalb einer Woche. Das frisch ausgeschlüpfte Weibchen zeigt eine Bauchansicht, wie
sie von mir in Fig. 9 b, Taf. VI dargestellt worden ist.
2. Hydrochoreutes krameri Piersig.
Syn. 1895. Hydrochoreutes I I Piersig, Beiträge zur Systematik und Entwickelungsgeschichte der
Süsswassermilben, Zool. Anzeiger Nr. 466, S. 19—25, Fig. 5 8.
W e i b c Ii e n :
Die ungefähr 1,3 mm langen, 1,1 mm breiten und 0,9 mm hohen Weibchen, ähneln denjenigen
der vorgehenden Spezies und unterscheiden sich von diesen ausser durch eine etwas
lichtere, nicht immer gleichbleibende Färbung der Körperhaut, der Dorsaldrüse und der Rückenflecken
nur noch insofern, als die Palpen und das Geschlechtsfeld in der Gestalt, beziehungsweise
in der Ausrüstung einige allerdings nicht stark hervortretende Abweichungen erkennen lassen.
Nicht allein das Längenverhältnis der einzelnen Palpenglieder zu einander is t hier ein anderes
( 3 : 1 3 : 8 : 24 : 7), wie ein Vergleich sofort ergiebt, auch die Borsten und die Haarbewaffnung ist
dürftiger und zeigt eine eigenartige Gruppierung. Der dem basalen Ende nahe stehende Haarzapfen
an der Beugseite des vorletzten Palpengliedes is t besonders kräftig entwickelt (Fig. 10 a,
Taf. VI). Hinsichtlich der sichelförmigen Genitalnapfplatten fällt auf, dass dieselben nach hinten
zu unmittelbar hinter dem dritten Napfe mit einem schmalen Rande abschliessen, der eben nur
Raum genug lässt für die Einlenkung von vier bis fünf Haaren.
M ä n n c h e n : Etwas kleiner als das entsprechende Geschlecht der vorigen A rt, bietet das
Männchen nicht nur in der Formung des ca.. 0,09 mm langen Petiolus, sondern auch in der Ausstattung
des Greifgliedes am vorletzten Beinpaare brauchbare Unterscheidungsmerkmale dar.